Seit heute Abend ist es also amtlich. Cristiano Ronaldo hat sich auch 2014 den Ballon d’Or des weltbesten Fußballers geschnappt. Dabei hätte es doch unser Weltmeister-Torwart Manuel Neuer so sehr verdient. Papperlapapp! Wer ernsthaft mit einer Auszeichnung des Bayern-Keepers gerechnet hatte, dem war nicht zu helfen.
Die Gewinnerliste der bisherigen Weltfußballer liest sich schließlich wie das „Who is Who“ der Kreativen, der Tormaschinen, der Spektakelfußballer. Darin ist schlichtweg kein Platz für Spieler, die sich primär auf das Verhindern von Torerfolgen verstehen, für Torhüter schon gar nicht. In der Siegertafel wirkt Fabio Cannavaro wie ein Exot. Der Kapitän und Innenverteidiger der italienischen Weltmeistermannschaft von 2006 ist der einzige Weltfußballer der letzten 24 Jahre, der kein Spezialist im Kreieren oder Vollstrecken von Torchancen war. Dass Manuel Neuer somit chancenlos bleiben musste, unterstreicht spätestens das Ergebnis der Abstimmung:
- Cristiano Ronaldo: 37,66 Prozent*
- Lionel Messi: 15,76 Prozent
- Manuel Neuer: 15,72 Prozent
Die Siegesserie der Champions-League-Torschützenkönige hält seit 2007 an
Seit 2007 hat immer derjenige Spieler die Wahl gewonnen, der auch in der UEFA Champions League die meisten Tore erzielt hat. Ronaldo hat in diesem Wettbewerb 2013/14 in nur elf Partien unglaubliche 17 Treffer erzielt. Ein Allzeitrekord. Obendrein gewann er noch den Goldenen Schuh für den besten Torjäger einer europäischen Liga. Es wäre fast schon einem Wunder gleichgekommen, wenn er die Wahl der Nationaltrainer und -kapitäne sowie von Journalisten aus 187 FIFA-Mitgliedsländern nicht gewonnen hätte. Zudem stammen nunmehr zwölf der letzten 14 Weltfußballer vom FC Barcelona oder von Real Madrid. Gegen die Strahlkraft der beiden Weltmarken scheint derzeit kein Kraut gewachsen.
Torhüter können fußballerisch zu wenig glänzen
Zudem wird eben der Weltfußballer gekürt. Ein Feldspieler wird im allgemeinen nach seinen Qualitäten in der Ballbehandlung, seiner Schnelligkeit, seiner Laufstärke sowie seinem taktischen Verständnis und seiner Kreativität beurteilt. Ein Torhüter hingegen immer noch primär danach, wie gut er Tore verhindert. Ein Feldspieler ist in der Regel der aktive Part eines jeden Spiels, der Torhüter eher der passive. Sicher, das Stellungsspiel und die Ballfertigkeit der Torhüter ist seit der Einführung der Rückpassregel und der Viererketten komplexer geworden. Und Manuel Neuer hat nicht zuletzt im WM-Achtelfinale gegen Algerien bewiesen, dass er das Torwartspiel extrem offensiv interpretieren und umsetzen kann. Das ändert aber nichts daran, dass ein Torwart sich nur in den allerwenigsten Fällen fußballerisch auszeichnen kann.
Im Fußball geht es darum Tore zu erzielen
Und zuguterletzt geht es im Fußball eben darum, Tore zu erzielen. Es heißt zwar, dass die Defensive Meisterschaften gewinnt. Dennoch kann eine jede Mannschaft nur ein Spiel gewinnen, wenn sie zumindest ein Tor erzielt. Das ist es, worum es in einem Wettbewerb zweier Teams geht. Einen (Tor)Erfolg mehr zu erzielen als die gegnerische Mannschaft. Dabei gebührt dem Torschützen mehr Aufmerksamkeit, als demjenigen, der ein Tor verhindert. Das mag ungerecht sein, ist aber so. Umso mehr in einer Sportart, in der derart wenige Tore fallen. Nach dem WM-Endspiel gehörten Mario Götze die Schlagzeilen, nicht Manuel Neuer. Und wer wie Cristiano Ronaldo im Kalenderjahr 2014 in Champions League und der Primera Division 51 Tore erzielt, dem wird auch eine schwache Weltmeisterschaft und ein unauffälliges Champions-League-Endspiel nachgesehen.
Manuel Neuer stand bei der Wahl zum Weltfußballer folglich dort, wo er in der Regel nur sehr selten steht: auf verlorenem Posten!
* Es wurde nur einmal gewählt. Das heißt, das Wahlergebnis bezieht sich prozentual auf alle gewählten Fußballer, nicht nur die drei Finalisten.
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