WM-Spieltag 12: Eto’os bester Schüler

Kamerun verabschiedet sich heute nach zwei ernüchternden Auftaktspielen gegen Brasilien aus dem Turnier. Womöglich erhält der jüngste Spieler im Kader der Afrikaner eine Chance sich gegen den Gastgeber zu bewähren. Umso mehr als der gerade erst 18 jahre alt gewordene Fabrice Olinga ein Spieler ist, der gerne bei seinen Premierenauftritten trifft. Sollte Olinga zudem mit Samuel Eto’o auf dem Platz stehen, würde sich ein äußerst bemerkenswerter Kreis schließen.

Am 12. Mai feierte Fabrice Olinga seinen 18. Geburtstag. Damit ist er der jüngste Teilnehmer der aktuellen WM, wenngleich er bislang nur auf der Bank Platz nehmen durfte. Sollte er gegen Brasilien ran dürfen, wäre er der neuntjüngste Spieler, der jemals bei einer WM-Endrunde auflief. Zweitjüngster Spieler in dieser Statistik ist sein Landsmann Samuel Eto’o, der 1998 als 17-jähriger bei der Weltmeisterschaft in Frankreich spielte. Mit Eto’o, der auch bei dieser WM dabei ist, verbindet Olinga eine besondere Beziehung. Der Superstar des kamerunischen Fußballs gründete in seiner Heimat die Fundación Eto’o, die sich der Förderung von Jugendlichen und Kindern widmet. Zur Fundación zählt eine Fußballschule, die Olinga besuchte und mit ihr an einem Turnier im spanischen León teilnahm. Er fiel den Spähern des RCD Mallorca auf und wechselte 2009 als 13-jähriger in die Nachwuchs-Akademie des Inselklubs. Für Mallorca hatte Eto’o einst selbst gespielt und dort seinen Durchbruch in Spaniens Primera División geschafft. 2011 wechselte Olinga in die Jugendabteilung des FC Malaga, der damals mithilfe von arabischen Millionen eine größere Nummer im spanischen und europäischen Fußball werden wollte.

Mit 16: Erfolgreiche Debüts in Malaga und Kameruns Nationalelf
Nach einem Jahr im Juniorenteam durfte Olinga erste Erfahrungen im Profiteam sammeln. Sein Erstliga-Debüt sollte gleich Eingang in die Geschichtsbücher finden. In der 58. Minute des ersten Spieltages der Saison 2012/13 kam er als Einwechselspieler ins Spiel und 26 Minuten später traf er zum 1:0-Sieg. Dieses Tor machte ihn mit 16 Jahren und 98 Tagen zum jüngsten Torschützen in der Primera División überhaupt. Im selben Monat zählte er in der Champions-League-Qualifikation gegen Panathinaikos Athen zur Startelf, bevor er fürs Erste wieder ins zweite Glied rückte. Doch das Jahr 2012 hielt noch ein weiteres Highlight für den Youngster bereit. Am 14. Oktober feierte er sein Debüt in der Nationalelf seines Heimatlandes. Im Play-off um die Africa-Cup-Teilnahme ging es gegen Kap Verde. 21 Minuten nach seiner Hereinnahme durfte er erneut seine Torpremiere feiern, wenngleich sein Treffer das Ausscheiden Kameruns nicht verhinderte.

Wechsel nach Belgien und Sprung auf den WM-Zug
Seit diesen aufregenden Tagen hat sich die Karriere Olingas etwas beruhigt, sofern man das über einen Spieler im Teenageralter überhaupt sagen kann. In der vergangenen Saison kam er für Malaga auf acht Einsätze. Der spanische Verein, dessen omnipotenter Geldgeber Ende 2012 unvermittelt den Geldhahn zudrehte, veräußerte ihn jedoch im Januar 2014 an den damaligen zyprischen Pokalsieger Apollon Limassol. Von dort ging es per anderthalbjähriger Leihe umgehend weiter zum belgischen Vizemeister SV Zulte Waregem. Vielleicht nicht die schlechteste Adresse, denn die belgische Liga hat sich mittlerweile einen guten Ruf als Ausbildungsliga erarbeitet. In Waregem spielten im vergangenen Jahr mehrere Leihspieler großer Vereine. Etwa Thorgan Hazard, der – wie sein älterer Bruder Eden – bei Chelsea unter Vertrag steht. Oder Junior Malanda, den der VfL Wolfsburg im Winter dann doch fest in die Bundesliga holte. Nach verhaltenem Start kam Olinga in den entscheidenden Play-offs, in dem die besten sechs Teams den Meister ausspielen, vermehrt zum Zug. Das genügte Volker Finke offenbar, um ihn in Kameruns WM-Kader zu berufen und stattdessen den arrivierten Mohamadou Idrissou zu Hause zu lassen. Ein WM-Einsatz gegen Brasilien würde Olingas junger Karriere ein weiteres Highlight hinzufügen. Im Beisein Eto’os umso mehr.