WM-Spieltag 14: Schweizer Nagelprobe

Schweiz gegen Honduras? Da war doch was! Richtig, auf den Tag genau vor vier Jahren rissen die Mittelamerikaner die Schweizer im letzten WM-Gruppenspiel unsanft aus allen Achtelfinalträumen. Wiederholt sich die Geschichte heute? Für die Kicker der Eidgenossen wäre es jedenfalls mal wieder an der Zeit Nervenstärke zu zeigen und sich in einem enorm wichtigen Spiel durchzusetzen.

Wenn man etwas ketzerisch sein möchte, dann könnte man sagen der letzte große Sieg einer schweizerischen Nationalelf war eine Niederlage. Am 16. November 2005 verloren die Schweizer das Play-off-Rückspiel zur WM in Deutschland im Hexenkessel des Sükrü-Saracoglu-Stadions mit 2:4. Aufgrund der Auswärtstorregel behielt die Nati aber letzlich gegen die Türken die Oberhand. Bereits im Hinspiel waren die Emotionen hochgekocht. Der Empfang der Schweizer am Istanbuler Flughafen war entsprechend hitzig. Dennoch hatten die Eidgenossen im Spiel ihre Nerven im Griff und bestanden die Bewährungsprobe mit Bravour.

2006: Die Sache mit den 11 Metern
Bei der anschließenden Weltmeisterschaft setzten sie sich in einer machbaren Gruppe gegen Frankreich, Südkorea und WM-Neuling Togo als Gruppenerster durch. Nun hätte das Team eigentlich getreu dem Motto „nichts muss, alles kann“ verfahren können. Doch die Spieler mit dem roten Trikot zeigten sich außerstande die Gunst der Stunde zu nutzen und gegen die Ukraine ins Viertelfinale einzuziehen. In den 90 Minuten Spielzeit plus Verlängerung war die Verkrampfung förmlich mit Händen zu greifen. Was dann im Elfmeterschießen folgte, stellte ein Novum in der WM-Historie dar. Mit Marco Streller, Tranquillo Barnetta und Ricardo Cabanas scheiterten alle Schützen vom Elfmeterpunkt.

2008: Traumatische Heim-Euro
Das Negativerlebnis galt es schnell abzulegen, denn das nächste Großereignis stand schon vor der Tür. 2008 luden die Schweiz und Österreich gemeinsam zur Europameisterschaft in die Alpen. Auf das Turnier hatte der eidgenössische Verband seine Planungen ausgerichtet und dort sollte Zählbares erzielt werden. Doch: Die Schweizer blieben bereits in der Vorrunde hängen und taten es ihren Co-Gastgebern Österreich gleich. Der Auftakt gegen Tschechien mündete trotz spielerischer Überlegenheit in einer unglücklichen 0:1-Niederlage. Zudem verlor das Team von Köbi Kuhn seinen Kapitän Alexander Frei aufgrund einer Knieverletzung für den Rest des Turniers. Im zweiten Spiel gegen die Türken folgte dann bereits der K.o.-Schlag. Wieder hatte die Schweiz lange Zeit mehr Spielanteile, verlor dann jedoch den Zugriff auf das Spiel und erlitt in der Nachspielzeit den 1:2 Gegentreffer. So war das ernüchternde Ausscheiden beim lange ersehnten Heimturnier eine Mischung aus Pech und Unvermögen.

2010: Vom Favoritenbesieger zur Pleite
2010 in Südafrika ließ die Schweiz dann im ersten Spiel mit einem Paukenschlag aufhorchen. Dieses Mal hatte der Gegner – Europameister Spanien – das Spiel im Griff, doch die mittlerweile von Ottmar Hitzfeld trainierte Nati spielte diszipliniert und schlug im richtigen Moment zum entscheidenden 1:0 zu. Bei den noch ausstehenden Partien gegen Chile und Honduras schien die Tür zum Achtelfinale schon weit offen zu stehen. Nicht zuletzt aufgrund einer einstündigen Unterzahl blieb der erste Matchball beim 0:1 gegen Chile ungenutzt. Doch es blieb ja noch das Aufeinandertreffen gegen die bis dato punktlosen Honduraner. Ein Sieg mit zwei Toren Unterschied hätte das Weiterkommen garantiert, aber es folgte eine durch und durch enttäuschende Nullnummer. Blockierte Schweizer fanden gegen den spielerisch limitierten – aber unangenehmen und sehr defensiv eingestellten – Underdog nie zu ihrem Spiel. Die von ihnen geschlagenen Spanier zogen in der Tabelle noch an den Schweizern vorbei. Die Eidgenossen hatten es fertig gebracht, in den sieben WM-Partien 2006 und 2010 nur einen Gegentreffer zu kassieren. Eigentlich eine Quote die Weltmeistern zur Ehre gereicht. In den entscheidenden Spielen – gegen keinesfalls stärkere Kontrahenten – versäumte es das Team hingegen immer wieder den Sack zuzumachen. Sie spielten schlichtweg nicht mit der notwendigen Vehemenz, um ein Weiterkommen zu erzwingen.

Auf sie und ihre Nati-Kollegen wird es heute ankommen: Diego Benaglio, Valentin Stocker und Xherdan Shaqiri, so wie sie das grandiose tschuttiheft.li sieht. (Quelle: Kickschuh-Blog)

Auf sie und ihre Nati-Kollegen wird es heute ankommen: Diego Benaglio, Valentin Stocker und Xherdan Shaqiri, so wie sie das grandiose tschuttiheft.li sieht. (Quelle: Kickschuh-Blog)

Wiederholt sich 2010?
Nach einer von Anfang an verkorksten Qualifikation fand die Europameisterschaft 2012 ohne die Schweiz statt. Umso souveräner spielte sich das Team zur aktuellen WM. Das Turnier begann wie 2010 positiv. In einem Willensakt drehte das Team um Kapitän Gökhan Inler das Spiel gegen Ecuador und stellte mit dem letzten Angriff den 2:1-Sieg sicher. Angesichts dieses Erfolgserlebnisses kam das 2:5 im Topspiel gegen Frankreich vollkommen überraschend. Das Resultat setzt die Schweiz doppelt unter Druck. Ihr schlechtes Torverhältnis macht sie von den Franzosen abhängig, die im Parallelspiel Ecuador in Schach halten müssen. Zuallererst muss die talentierte Elf aus der Schweiz aber auf sich schauen und ihre Hausaufgabe gegen Honduras erledigen. So folgt heute entweder die Fortsetzung der 2006 begonnenen unglückseligen Serie oder die Nati besteht ihre Nagelprobe im schwülen Manaus.