Dass der ein oder andere EM-Spieler in kleineren Ligen wie der schweizerischen, schottischen oder gar israelischen beschäftigt ist, mag noch nicht so sehr verwundern. Dass der irische Altstar Robbie Keane mittlerweile in der US-amerikanischen Major League Soccer auf Torejagd geht, mutet schon ein wenig exotischer an. Dass ein EM-Fahrer jedoch unter der Sonne Arabiens kickt – und das schon seit vier Jahren –, überrascht nun doch.
Christian Wilhelmsson gehört mit seinen 32 Jahren zu den Routiniers im ohnehin sehr erfahrenen schwedischen Team. 74 Länderspiele hat der in Malmö geborene Blondschopf mittlerweile auf dem Buckel, darunter vier WM-Einsätze und fünf Partien bei Europameisterschaften. Pendelte der Außenbahnspieler bei den vorherigen Turnieren noch zwischen Stammelf und Ersatzbank, so dürfte er in den nächsten Tagen kaum mehr als eine Jokerrolle einnehmen. Vielleicht liegt es daran, dass der einstige Wandervogel, der bereits in Schweden, Norwegen, Belgien, Frankreich, Italien, England und Spanien spielte, seit vier Jahren beim saudischen Erstligisten Al-Hilal unter Vertrag steht? In der vergangenen Saison ließ sich der dribbelstarke Flügelspieler für ein halbes Jahr ausleihen, allerdings nicht zurück nach Europa, sondern zum katarischen Klub Al-Ahly. Wilhelmsson spielt also seit 2008 in Ligen, die eher im Verdacht stehen verdienten Profis einen letztes lukratives Einkommen zu bescheren. Die Wettkampfhärte des europäischen Vereinsfußballs geht Wilhelmsson folglich seit längerem ab, selbst wenn er regelmäßig in der asiatischen Champions-League gefordert ist, die ein größeres Renomee besitzt.
Wilhelmssons Stärke ist seine Unberechenbarkeit
Umso erstaunlicher ist es, dass Nationaltrainer Erik Hamrén weiterhin auf die Dienste Wilhelmssons zählt. Doch die Nominierung des Offensivspielers ergibt durchaus Sinn. Der 32-jährige überrascht immer wieder mit kreativen Momenten. Sollte es in der Schlussphase eines Spiels darauf ankommen durch Einzelaktionen das gegnerische Tor in Gefahr zu bringen oder über außen die Stürmer in Szene zu setzen, dann ist Wilhelmsson rechts wie links ein Ass im Ärmel. Ansonsten vertraut Schweden-Coach Hamrén auf den Halbpositionen im Mittelfeld vorrangig Rasmus Elm (AZ Alkmaar), Sebastian Larsson (AFC Sunderland) oder Emir Bajrami (FC Twente), die diese Rolle ebenso laufstark wie diszipliniert ausfüllen. Elm und Larsson sind zudem in der Lage gefährliche Standardsituationen heraufzubeschwören. Wie auch immer, sollten diese Kollegen einmal mit ihrem Latein am Ende sein, dann kann der ebenso flinke wie ballgewandte Wilhelmsson jedem Gegenspieler Rätsel aufgeben. Erst recht, wenn diese bereits mehr als 75 Minuten in den Knochen haben sollten.
Dass Wilhelmsson also nurmehr als reiner „Joker“ im Nationalteam agiert, ist nicht so sehr seiner Ligazugehörgigkeit geschuldet, sondern ganz im Gegenteil seinen Fähigkeiten, die dem schwedischen Spiel zusätzliche taktische Optionen eröffnen.
Ein kleines Beispiel für Wilhelmssons Trickreichtum: