Bei der EURO handelt es sich ja eigentlich um eine Meisterschaft für gestandene Profis. Dennoch waren schon immer die jungen Shootingstars das Salz in der Suppe eines jeden Turniers. Derzeit schickt sich beispielsweise der 21-jährige Alan Dzagoev an, dem Turnier seinen Stempel aufzudrücken. Neben ihm sind 34 weitere EURO-Kicker immer noch für Juniorennationalteams spielberechtigt, da sie Jahrgang 1990 oder jünger sind. Die meisten Youngster stellt überraschenderweise England.
Vor zwei Jahren fuhren die „Three Lions“ noch mit dem ältesten Kader zur WM. Und sie sahen im Achtelfinalspiel gegen die flinke deutsche Auswahl wirklich verdammt alt aus. Nicht ein einziger Spieler wurde damals vor dem Turnier aus der eigenen U21-Auswahl hochgezogen. Heute stellt sich die Sache schon anders dar. Mit Alex Oxlade-Chamberlain (Jahrgang 1993) und Danny Welbeck (1990) schickte der neue Nationalcoach Roy Hodgson gleich zwei Jungspunde im Auftaktspiel gegen Frankreich in die Startformation. Mit Jordan Henderson (1990) kam der nächste als Einwechselspieler zum Zug. Ersatztorhüter Jack Butland (1993) und Phil Jones (1992) blieben auf der Bank, Martin Kelly (1990) mit einem Virus im Hotel. Die sechs Junioren tragen maßgeblich dazu bei, dass England bei der EURO die viertjüngste Auswahl stellt.
Abtritt der nächsten großen Generation deutet sich an
Zugegeben, der englische Jugendstil kam nicht ganz freiwillig. Butland, Kelly und Henderson wurden nachnominiert, da sich John Ruddy, Gary Cahill und Frank Lampard in der Vorbereitungsphase verletzten. Hodgson ließ allerdings auch einige Altgediente von vorne herein links liegen. Neben Stürmer Peter Crouch erwischte es Verteidiger Rio Ferdinand von Manchester United. England scheint sich also langsam von der zweiten Generation zu verabschieden, von der es sich so viel versprochen hatte und von der es Turnier für Turnier aufs Brutalste enttäuscht wurde. Schon die glorreiche „Class of ’92“, wie Manchester Uniteds Jahrgang um David Beckham, Nicky Butt, Paul Scholes, Gary und Phil Neville genannt wurde, konnte mit der Nationalelf nicht annähernd Hand an eine Trophäe legen. Die nachfolgende Generation mit Steven Gerrard, John Terry, Ferdinand und Lampard enttäuschte ebenfalls maßlos. Zuletzt beim Weltturnier in Südafrika. Und das, obwohl alle in ihren Vereinen unumstrittene Leader sind und dort auch große Erfolge feiern konnten.
Potentielle junge Hoffnungsträger
Es wird also höchste Zeit für einen Umbruch. Andernfalls wird die Hymne „Football’s coming home“ bald schon die Liedzeile „50 years of hurt“ beinhalten. In Anlehnung an den letzten und einzigen internationalen Titel 1966 und die seither erlittenen Enttäuschungen. Und die Zeichen stehen gut für einen Neuanfang. Umso mehr, sollte Hodgson mit dem relativ jungen Kader bei der EURO respektable Leistungen abliefern. Neben der Verjüngung des Kaders muss der Coach aber auch das Spielsystem modernisieren. Das schnelle und laufintensive Umschaltspiel, wie es der englischen Premier League nachgesagt wird, praktiziert die Nationalmannschaft nicht in vergleichbarer Manier. Sollte Hodgson Verjüngung und Taktikumstellung gelingen, könnte England am Ende seiner Vertragslaufzeit 2016 vielleicht über ein schlagfertiges Team verfügen. Dann stünde die EURO vor Englands Haustür in Frankreich an, und es wäre ein ambitioniertes, aber nicht unmögliches Ziel, dann um den Titel mitspielen zu können. Korsettstangen könnten aus heutiger Sicht die beiden Flügelflitzer Oxlade-Chamberlain und Theo Walcott von Arsenal sein. Mit Welbeck, Jones und dem unwiderstehlichen Wayne Rooney wäre eine starke Fraktion von Man United vertreten, zu der noch Tom Cleverly hinzukommen könnte, wenn er endlich einmal von Verletzungen verschont bliebe. Mit Daniel Sturridge und Cahill stünden zwei Chelsea-Spieler zur Verfügung und Manchester City könnte Micah Richards und James Milner sowie den zuverlässigen Torhüter Joe Hart beisteuern. Der verletzt ausgefallene Jack Rodwell vom Everton FC wäre ein weiterer Hoffnungsträger.
„Sie kennen die Enttäuschungen nicht“
Der 26-jährige Milner vom englischen Meister Manchester City sieht die zur diesjährigen EURO erfolgte Blutauffrischung im englischen Team jedenfalls positiv. Die jungen Spieler würden die Enttäuschungen der vergangenen Jahre nicht kennen und könnten deshalb unverbraucht an die Sache herangehen. Bleibt nur zu hoffen, dass die Hoffnungsträger von heute nicht in sechs oder acht Jahren dasselbe über die dann folgende Generation sagen müssen.
Schöner Blog! Lese sehr gerne mit 😉