Deutschland vs. Griechenland: Papas ante portas

Im Grunde kann kein Beitrag über die griechische Nationalmannschaft ohne Otto Rehhagel auskommen. Er ist und bleibt der Erfolgscoach der Hellenen, mit dem Höhepunkt des EM-Titels 2004. Bei seinen Erfolgen vertraute er gerne erfahrenen Spielern, wie dem George Clooney der Torhüter-Gilde Antonios Nikopolidis oder den Routiniers Theodoros Zagorakis und Angelos Basinas. Gegen Ende seiner Amtszeit waren Georogios Karagounis und Konstantios Katsouranis seine verlängerten Arme auf dem Spielfeld. In der Defensive bestimmten Spieler wie Sotirios Kyrgiakos und der „Koloss von Rhodos“, Traianos Dellas, das Geschehen. Was dabei gerne übersehen wird, Rehhagel baute zuletzt auch junge Spieler in sein Team ein.

Zwei von ihnen – Avraam Papadopoulos (27) und Sokratis Papastathopoulos (24) – bilden heute das Herzstück der Abwehrzentrale und werden mittlerweile ergänzt vom großen Nachwuchstalent Kyriakos Papadopoulos (20). Die drei „Papas“ riegeln in letzter Konsequenz das eigene Tor ab. Sie zeichnet im Gegensatz zu ihren Vorgängern ein guter Umgang mit dem Ball aus. Während Dellas und Kyrgiakos zweifelsohne kämpferisch herausragten und im Kopfballspiel überzeugten, waren sie am Boden weniger gut geschult.  Bei der abgelaufenen WM in Südafrika wirkten die beiden älteren „Papas“ schon mit. Dabei konnten sie den ersten Sieg der griechischen WM-Geschichte feiern, das Aus nach der Vorrunde jedoch nicht verhindern.

Junge und starke Innenverteidigung
Mit Avraam Papadopoulos musste sich der erste „Papa“ schon während des ersten EM-Spiels mit einem Kreuzbandriss verabschieden. Den in Australien geborenen Spieler von Olympiakos Piräus ersetzte Namensvetter Kyriakos von Schalke 04. Zusammen mit Papastathopoulos hält der nun den Laden der Griechen dicht. Papastathopoulos spielt bei Werder Bremen und ist nicht nur dort unter seinem Vornamen Sokratis bekannt. Die Aussprache seines Nachnamens überfordert schlichtweg die meisten Europäer. Überfordert waren auch einige seiner Gegenspieler in der Bundesliga. Der junge Grieche war einer der wenigen Lichtblicke im Bremer Spiel und benötigte als Neuzugang keinerlei Eingewöhnungszeit. Der „kicker“ bewertete ihn als sechstbesten Abwehrspieler in der vergangenen Bundesliga-Saison und zählte auch seinen Schalker Landsmann zum oberen Drittel der Verteidigergarde. Der wuchtige Papadopoulos kann auch auf der „Sechs“ agieren und strahlt bei Standards Torgefahr aus.

Ninis einer für die offensiven Akzente
In der weniger beachteten Offensive verfügt Griechenland mit Sotirios Ninis über einen weiteren äußerst talentierten „Jungspund“. Der 22-jährige absolvierte bereits mit 18 sein erstes Länderspiel und spielte unter Otto Rehhagel zweimal bei der WM in Südafrika. Bei dieser EURO kam er bisher noch nicht in Fahrt. Im Auftaktspiel wurde der technisch beschlagene Ninis nach 45 Minuten ausgewechselt, da er keinerlei Akzente setzen konnte. Gegen Russland kam er erst auf den Platz, als es darum ging etwas Zeit zu gewinnen. Manch einer traut dem in Albanien geborenen Ninis nach wie vor eine große Karriere zu, die er womöglich in Italien fortsetzen wird. Sein Passspiel gilt als exzellent, seine Dribblings als gefährlich. Dennoch stagnierte seine Karriere zuletzt, was einer Kreuzbandverletzung geschuldet sein dürfte. Mit Ioannis Fetfatzidis und Konstantinos Fortounis stehen zwei noch jüngere Offensivkräfte im EURO-Kader, die als sehr dynamisch, technisch stark und mit großem Zug zum Tor beschrieben werden.

Das Turnier bisher: Griechenland
Was soll man sagen? Das griechische Team ist ein Meister der Effizienz. In drei Spielen gaben sie 16 Torschüsse ab. Aufs Tor kamen nur sechs, von denen allerdings drei drin waren. Eine absolute Topquote. Die drei Tore reichten, um vier Punkte einzufahren und Russland überraschend aus dem Turnier zu kegeln. Gegen Polen zeigten sie Courage, als sie zurücklagen und ein Mann weniger waren. Gegen Tschechien verschliefen sie den Start und rannten letztlich vergeblich dem frühen Rückstand hinterher. Dabei trat auch die ganze Malaise des griechischen Offensivspiels zutage. Wenn sie das Spiel machen müssen, gehen ihnen schnell die Ideen aus. Erst recht, wenn ihnen gegen kompakt stehende Gegner die Räume fehlen und die Sturmspitze zugedeckt ist. Gegen Russland zeigten sie sich schließlich von ihrer starken Seite. Sie hatten nichts zu verlieren und agierten entsprechend. Das 1:0 spielte ihnen in die Karten und zeigte jedem potentiellen Gegner, wie schwer es ist, kompakt stehende Griechen auseinanderzudividieren. Dass Karagounis im Viertelfinale gesperrt ist, könnte sich als schwere Hypothek erweisen. Ist er doch das Schwungrad für das Spiel nach vorne und ein giftiger Störer des gegnerischen Spiels.

Das Turnier bisher: Deutschland
Drei Siege in der schwersten Gruppe sagen eigentlich alles. Dennoch fällt es dem jungen deutschen Team nicht mehr so leicht zum gegnerischen Tor vorzudringen wie noch bei der WM. Die Gegner haben sich auf das deutsche Spiel eingestellt und verdichten – wie Portugal und Dänemark – durch laufintensives Spiel früh die Räume, wodurch der Zugang zum Tor versperrt wird. Dass es die Mannschaft von Jogi Löw dennoch geschafft hat alle Spiele zu gewinnen, ist Beleg ihrer Klasse. Löw hat seine Stammelf bereits gefunden, die Wechsel sind vorhersehbar. Das bedeutet, eine Vielzahl der Spieler aus der zweiten Reihe ist noch ohne Spielpraxis. Dies könnte ins Auge gehen, wenn es darauf ankommt, dass ein Joker stechen muss. Sollte Deutschland gegen Griechenland in Rückstand geraten, wird es also auf Schürrle, Reus oder gar Götze ankommen sofort von Null auf Hundert durchzustarten. Die oben erwähnte Trefferquote der Griechen zeigt, worauf es für die deutsche Abwehr ankommen wird. In den wenigen gefährlichen Situationen muss sie hellwach sein. Andernfalls könnte ein griechischer Geistesblitz dem deutschen EM-Traum ein jähes Ende bereiten.

Wie das aussehen könnte, haben die Jungs von Monty Pyhton in bestem britischen Humor in Szene gesetzt: