Profifußballer: Wie der Vater, so der Sohn

In diesen Tagen sorgt der Name Zidane wieder für Schlagzeilen. Zinédines‘ Söhne Enzo (18) und Luca (15) spielen seit Jahren in den Nachwuchsteams von Real Madrid und wurden zuletzt für die französischen Juniorennationalmannschaften nominiert. Schicken sich die beiden also an, ihrem Vater nachzufolgen? Das Talent ist offensichtlich vorhanden. Derzeit gibt es zahlreiche weitere Beispiele von Söhnen, die wie ihre Väter im Profifußball gelandet sind. Im Sommer könnte einer von ihnen gar seinen Vater als Weltmeister beerben.

Mit dem WM-Titel wird es aller Voraussicht nach nichts werden für Roman Neustädter, doch der 26-jährige Schalker hat es immerhin bereits auf ein Länderspiel für Deutschland gebracht. Sein Vater Peter absolvierte in den 1990er Jahren deren drei für Kasachstan. Nach einer Karriere in der ehemaligen Sowjetunion wechselte der Russlanddeutsche zum Karlsruher SC und von dort weiter nach Chemnitz und schließlich Mainz. In Hannover schickt sich Leonardo Bittencourt an die Karriere seines brasilianischen Vaters Franklin in den Schatten zu stellen. Der 20-jährige hat bereits 28 Bundesligapartien absolviert, in denen er fünf Tore selbst erzielte und ebenso viele auflegte. Sein Vater benötigte für seine sechs Tore und sechs Vorlagen 61 Bundesligaspiele für Energie Cottbus und den VfB Leipzig. Leonardo, aktueller deutscher U21-Nationalspieler, könnte seinen Vater bald noch in einer anderen Rubrik übertrumpfen. Zuletzt hat die Olympia-Auswahl Brasiliens bei ihm angefragt, ob er nicht für sie auflaufen wolle. Somit könnte er bald das berühmte gelbe Leibchen tragen, was seinem Vater verwehrt blieb. Für welche Nationalelf er sich letztlich entscheiden wird, ist freilich noch offen.

Für die deutsche U19-Auswahl läuft Arsenals Serge Gnabry (18) auf. Der junge Schwabe hat bereits einen Medienhype um seine Leistungen beim Premier-League-Klub ausgelöst. Ihm wird jedenfalls eine große Karriere prophezeit, A-Nationalelf inklusive. Sein Vater Jean-Hermann spielte für die Elfenbeinküste international. Wie Gnabry ist auch Levin Öztunali von Bayer Leverkusen ein Bestandteil der U19-Nationalelf. Bei genauerer Betrachtung muss man feststellen, dass ihm ein Übermaß an Fußballgenen in die Wiege gelegt wurde. Er ist der Enkel von HSV-Legende Uwe Seeler, der zugleich einer der vier Ehrenspielführer des Deutschen Fußball-Bundes ist. Dessen Vater Erwin trug ebenso wie Uwes Bruder Dieter lange Jahre das Trikot des Hamburger SV. Der 18-jährige Öztunali tritt also in riesige Fußstapfen, absolvierte in dieser Saison aber immerhin schon sechs Kurzeinsätze in der Bundesliga.

Zum deutschen U20-Nationalteam zählt Mitchell Weiser (19) von Bayern München. Beim Rekordmeister darf er freilich aufgrund des Überangebots an Topqualität im Kader keine Bundesligaminuten sammeln, kam aber immerhin auf einen Kurzeinsatz in der Champions League. Seine Bundesligapremiere erlebte er bereits als 17-jähriger, damals noch beim 1. FC Köln, für den auch sein Vater Patrick gespielt hat. Dieser brachte es für den FC, den VfL Wolfsburg und Stade Rennes auf über 300 Erstligaeinsätze.

In den Vereinen der A-Junioren-Bundesliga tummeln sich gleichfalls ein paar große Namen. Kim Sané (19) und Leroy Sané (18) spielen bei Schalke 04 und sind die Söhne von Souleyman Sané, der stets mit den Bundesligajahren von Wattenscheid 09 in Erinnerung bleiben wird. Pascal Köpke (18) zog es im Gegensatz zu Vater Andreas vom Tor aufs Spielfeld. Er stürmt für die Spvgg Unterhaching. Gianluca Gaudino und Lucas Scholl (beide 17) tragen die Farben von Bayern München und sind – wie unschwer zu erraten ist – die Söhne von Maurizio beziehungsweise Mehmet. Jesper Verlaat (17), Sohn des ehemaligen niederländischen Nationalspielers Frank Verlaat versucht über Bremens U19 den Sprung in den Profifußball zu bewältigen.

Englands Fußball kennt ebenfalls zahlreiche innerfamiliäre Erfolgsgeschichten. Chelseas Frank Lampard (35) spielte über 100-mal für England und erzielte über 200 Tore für Chelsea. Hinzu kommen bisher 575 Einsätze in der Premier League, womit er seinen Vater Frank überflügelt hat, der für West Ham über 500 Partien bestritt. In der direkten Verwandtschaft der beiden tummeln sich im Übrigen noch Harry Redknapp und dessen Sohn Jamie, die es beide zu langjährigen Erstligaspielern brachten. Die beiden sind Schwager sowie Neffe, beziehungsweise Onkel und Cousin der beiden Franks.

Geschichte geschrieben haben Arsenal-Stürmerikone Ian Wright und Shawn Wright-Phillips (32). Gewann der Vater mit dem Arsenal FC die Premier League, so tat es ihm sein Stiefsohn nur acht Jahre später mit dem Chelsea FC gleich. Beide liefen zudem über 30-mal für die englische Nationalelf auf. Auch Arsenals 20-jähriger Flügelflitzer Alex Oxlade-Chamberlain verfügt über einen berühmten Vater. Mark Chamberlain stand in den 1980er Jahren über 150-mal in der ersten englischen Liga auf dem Platz und absolvierte acht Länderspiele für England. Sein talentierter Sohn kommt bereits heute auf 14 Partien für die Three Lions. Der ehemalige englische Mittelfelddauerbrenner Paul Ince scheint ebenfalls ausreichend Talent und Willen weitergegeben zu haben. Sein Sohn 22-jähriger Sohn Thomas Ince spielt derzeit in der englischen U21-Auswahl und verfügt mit 100 Zweitligaeinsätzen bereits über reichlich Profierfahrung. Folglich wechselte er Ende Januar 2014 zu Crystal Palace in die Premier League. Eine Liga tiefer, in der englischen Championship, macht derzeit ein 18-jähriger von sich reden, der zwar für Englands Juniorenteams spielt, dabei jedoch einen so gar nicht britischen Namen trägt: Diego Poyet (18). Bei seinem Vater handelt es sich um Gustavo (Gus) Poyet, den langjährigen uruguayischen Nationalspieler, der in der Premier League viele Jahre bei Chelsea und Tottenham unter Vertrag stand. Mittlerweile ist er Trainer und auch hier in der Premier League angekommen. Seit Oktober 2013 versucht er den AFC Sunderland aus dem Tabellenkeller zu führen.

Ebenfalls in der englischen Premier League reüssiert Belgiens Romelu Lukaku (20). Der treffsichere Angreifer des FC Everton kann auf prominente Fußballgene verweisen, spielte sein Vater Roger doch Anfang der 1990er Jahre selbst in der Nationalmannschaft, allerdings in der von Zaire. Romelus‘ ein Jahr jüngerer Bruder Jordan Lukaku zeigt ähnlich vielversprechende Ansätze und läuft sowohl in der belgischen 1. Liga auf, als auch für die U21 des Beneluxlandes.

In den benachbarten Niederlanden hat es der 24-jährige Daley Blind geschafft seinem Vater nachzueifern. Der Verteidiger von Ajax Amsterdam zählt mittlerweile zum Kader der Nationalelf, ebenso wie es sein Vater Danny in den 1990er Jahren. In diesen gewann er mit Ajax alles, was es zu gewinnen gab. In der Nachwuchsakademie des Klubs spielt inzwischen Joe van der Sar, 16-jähriger Sohn des niederländischen Rekordnationalspielers Edwin van der Sar. Wie sein Vater hütet er das Tor.

Auch der slowenische Rekordnationalspieler und Rekordtorschütze Zlatko Zahovic hat einen Sohn, der in seine Fußstapfen treten möchte. Luka Zahovic (18) stürmt für die slowenische U19 und zählt zum Kader des slowenischen Erstligisten NK Maribor. In der Europa-League-Partie gegen Rubin Kasan reichten im November 2013 wenige Minuten, um den Treffer zum 1:1-Endstand aufzulegen.

Ein besonders prägnantes Vater-Sohn-Beispiel findest sich in Island. Arnor und Eidur Gudjohnsen (35) war es 1996 vergönnt, gemeinsam für die isländische Nationalelf aufzulaufen. Eidur kam bei seinem Debüt sogar als Einwechselspieler für seinen Vater auf das Feld. Heute stürmt der Junior nach erfolgreichen Jahren in England und Spanien in Belgien. In Frankreichs Ligue 1 agieren André Ayew (24, Olympique Marseille) und Jordan Ayew (22, FC Sochaux), beides Söhne von Abédi Pele, der 1993 mit Rudi Völler die Champions League nach Marseille holte. Alle drei spielen bzw. spielten für Ghana.

Mit Kasper Schmeichel (27) und Peter Schmeichel haben es Vater und Sohn ins Gehäuse der dänischen Nationalelf geschafft. Man-United-Legende Peter hat offensichtlich das Torhütertalent an seinen Sohn weitergegeben, der aktuell bei Leicester City in Englands Championship spielt. Anfang März 2013 hütete Kasper zum dritten Mal das dänische Tor, ausgerechnet gegen England in Wembley und hielt seinen Kasten bis kurz vor Schluss sauber. Ebenfalls in Dänemark gibt es gar eine über drei Generationen reichende Fußballära: die Laudrups. Finn Laudrup jagte außer einem kurzen Intermezzo in Österreich zeit seiner Profikarriere in Dänemark dem runden Leder nach. In den 1960er und 1970er Jahren zählte er zum dänischen Nationalteam. Seine Söhne Michael und Brian taten es ihm gleich, garnierten ihre Profikarrieren aber zusätzlich mit außerordentlich erfolgreichen Auslandsengagements. Die Söhne von Michael haben es ebenfalls in den Profifußball geschafft. Andreas Laudrup (23) spielt derzeit beim FC Nordsjaelland in der ersten und Mads Laudrup (25) beim FC Helsingör in der zweiten dänischen Liga. Zusammen gehörten sie über mehrere Jahre den verschiedensten Junionrennationalteams an. Den Laudrups nachfolgen könnten die Maldinis in Italien. Cesare Maldini und sein Sohn Paolo spielten beide jahrzehntelang für den AC Milan und waren auch in der italienischen Nationalelf zuhause. Paolos 17-jähriger Sohn Christian Maldini versucht die Familientradition fortzuführen. Er spielt derzeit im Juniorenteam von Brescia Calcio, wohin er vom Juniorenteam des AC Milan verliehen wurde.

Fehlt noch der eingangs beschriebene Weltmeistersohn, der in diesem Jahr ebenfalls auf die Jagd nach der Trophäe gehen dürfte: Bayerns Thiago Alcántara (22). Er hat beste Chancen in Spaniens WM-Kader zu stehen und damit 20 Jahre nach seinem Vater Hand an den Weltcup zu legen. Der heißt Mazinho und holte an der Seite von Romario, Bebeto und Carlos Dunga 1994 den WM-Titel nach Brasilien. Auch Thiagos zwei Jahre jüngerer Bruder Rafael Alcántara (Rafinha) ist Profifußballer. Er wurde zuletzt vom FC Barcelona an Celta Vigo ausgeliehen und sammelt dort fleißig Erstligaerfahrung. Im Gegensatz zu Thiago entschied er sich 2013 dem spanischen Verband den Rücken zu kehren und zählt seither zu Brasiliens U20-Team.