Heute trifft Mexiko zum Auftakt seines WM-Abenteuers auf Kamerun. Das Spiel wird zugleich das 50. der WM-Historie für die Mittelamerikaner sein. Damit haben sie nur unwesentlich weniger Spiele auf der Weltbühne bestritten als Frankreich, die Niederlande oder England. Doch in der zurückliegenden Quali hatte „El Tri“ mehr Glück als Verstand.
Am 15. Oktober 2013 zeigte die Anzeigentafel in San Joses Estadio Nacional des Costa Rica: Costa Rica – Mexico 2:1. Mexiko hatte in einer unfassbar schlechten Kampagne die letzte Chance vertan, sich aus eigener Kraft für die WM zu qualifizieren. Noch bestand jedoch Hoffnung für die stolzen Mittelamerikaner, denn das Parallelspiel Panama gegen die USA war noch in vollem Gange. Doch nach 90 gespielten Minuten führte Panama gegen die USA mit 2:1 und hatte die Mexikaner damit vom wichtigen vierten Rang verdrängt. In der Nachspielzeit überschlugen sich dann die Ereignisse und die US-Boys drehten das Spiel noch zu einem 3:2-Erfolg. Panamas historische Chance auf die erste WM-Teilnahme war dahin. Mexiko hatte sich als Gruppenvierter in die letztlich souverän gemeisterte Relegation gegen Neuseeland gerettet.
Nur zwei Siege, aber vier Trainer
Mexiko präsentiert sich also zum 15. Mal auf der Weltbühne des Fußballs. Doch die peinliche WM-Qualifikation lässt an der Stärke der Mexikaner zweifeln. Gegen die USA, Costa Rica, Honduras, Panama und Jamaika reichte es in zehn Partien zu lediglich zwei Siegen: in Jamaika und zuhause gegen Panama. Der Rest war das oben beschriebene große Zittern. Rekordverdächtige vier Trainer versuchten sich während der vergangen zwei Jahre auf dem Trainerstuhl.

Mexikos ausbaufähige WM-Bilanz: 49 Spiele – 12 Siege – 13 Remis – 24 Niederlagen (Bildquelle: Kickschuh-Blog)
Lange WM-Historie ohne durchschlagenden Erfolg
Mehr WM-Teilnahmen als die Mittelamerikaner haben lediglich Brasilien, Deutschland, Italien und Argentinien. Selbst bei der Anzahl der gespielten Partien belegen sie immer noch Rang acht. Bei den gewonnenen Punkten rangieren sie hingegen nur auf Platz 15. Sie haben bei weitem mehr Spiele verloren (24) als gewonnen (12). Aus diesen Daten lässt sich das Dilemma des mexikanischen Fußballs ablesen. Auf dem heimischen Kontinent lange Zeit konkurrenzlos, fehlte ihnen beim Vergleich mit der Weltelite immer wieder die nötige Qualität. Einzig bei den Weltturnieren im eigenen Land 1970 und 1986 zogen sie bis ins Viertelfinale ein. Bei den anderen zwölf Anläufen scheiterten sie spätestens im Achtelfinale. Immerhin schafften sie es seit 1994 immer die Gruppenphase zu überstehen. Dabei ließen sie zweimal Italien hinter sich und einmal Frankreich. Doch sobald es zu den Do-or-die-Duellen kommt, streichen sie die Segel. In der aktuellen Kampagne wird ihnen wenig zugetraut. Brasilien scheint in Gruppe A unangefochten vorneweg zu marschieren und auch Kroatien ist stärker einzuschätzen. Dass Kamerun kein selbstverständlicher Punktelieferant ist, zeigte deren Test Anfang Juni gegen die DFB-Elf.
Drei Generationen WM-Geschichte
Chicharito (Man United), der ehemalige Jungstar Giovani dos Santos und Routinier Rafael Marquez (beide ehemals Barca) sind die international namhaftesten Akteure im mexikanischen Kader. Stürmer Chicharito – bürgerlich Javier Hernández Balcázar –, ist trotz seiner gerade einmal 26 Jahren auf dem Weg erfolgreichster Nationalstürmer in der mexikanischen Nationalelfhistorie zu werden. Mit 35 Toren fehlen ihm nur noch elf Tore um zu Jared Borgetti aufzuschließen. So ganz nebenbei verkörpert Chicharito die mexikanische WM-Historie. Sein Großvater Tomás Balcázar stürmte 1954 in der Schweiz für die Mexikaner. 1986 war sein Vater Javier Hernández Gutiérrez Bestandteil des WM-Kaders, ohne jedoch Einsatzzeiten zu erhalten. 2010 schloss sich fürs Erste der Kreis mit dem jüngsten Spross der Fußballerfamilie. Genauso wie sein Opa ging er mit einem Treffer gegen Frankreich als Torschütze in die WM-Historie ein.
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