Game over: Früh gestrauchelte Titelanwärter

Die Bundesligasaison ist gerade einmal acht Spieltage alt und schon kann Borussia Dortmund die führenden Bayern nur noch durchs Fernglas erspähen. 13 Punkte beträgt der Rückstand! Im Oktober! Nach einem Viertel der Saison! Die Dortmunder sind indes nicht der einzige Topklub Europas, der seine Saisonziele frühzeitig aus dem Blick verloren hat.

Jürgen Klopp wird sich vorkommen wie im falschen Film. Da bläst er vor dem Gastspiel in Köln angesichts hochkarätiger Rückkehrer wie Marco Reus, Ilkay Gündogan und Henrikh Mkhitaryan zur Aufholjagd, und erlebt beim Aufsteiger prompt die nächste Pleite. Die Borussen hinken ihren hohen Ansprüchen meilenweit hinterher. Schon nach dem 8. (!) Spieltag sind sie kein ernsthafter Anwärter mehr auf den Meistertitel. Der BVB hat weniger als ein Viertel aller möglichen Zähler errungen und liegt bereits 13 Punkte hinter den Bayern, neun hinter dem Tabellenzweiten aus Mönchengladbach und immer noch sieben hinter der TSG 1899 Hoffenheim und dem 1. FSV Mainz 05, die beide punkt- und torgleich die restlichen Champions-League-Plätze belegen. Der zweimalige Meister und Vizemeister der vergangenen vier Spielzeiten muss sich langsam anstrengen, will er seine Champions-League-Teilnahme nicht gefährden. Alarmstufe rot also bei den Schwarz-Gelben aus dem Pott, die bereits fünf Saisonniederlagen auf ihrem Konto haben. Zwei mehr als in ihrer gesamten Meistersaison 2011/12 und vier mehr als die Bayern in der Saison 2012/13. Schuld an der Misere ist eine sich immer wieder füllende Verletztenliste, gepaart mit haarsträubenden individuellen Fehlern und einer unzureichenden Chancenverwertung. Aufwand und Ertrag stehen in einem krassen Missverhältnis.

Bundesliga, 8. Spieltag 2014/15

Arsenal und Manchester United treten auf der Stelle
Krass sind auch die Rückstände anderer europäischer Topklubs in ihren jeweiligen Ligen. Der Arsenal FC hatte im Frühjahr nach einer neunjährigen Durststrecke mit dem FA-Cup endlich wieder einen Titel geholt. In diesem Jahr sollte eigentlich das Unternehmen Meisterschaft in Angriff genommen werden. Doch nach nur acht Spieltagen mutiert das Ansinnen zum Rohrkrepierer. Der Abstand zum Klassenprimus Chelsea beträgt stolze elf Punkte. Fünf Unentschieden in acht Partien lassen die Gunners nicht so recht vom Fleck kommen. Dabei mussten sie gegen Everton und am vergangenen Wochenende gegen Hull sogar dankbar sein, mit Last-Minute-Toren wenigstens noch einen Punkt gesichert zu haben. Der Mannschaft fehlt nach wie vor ein inspirierender Mesut Özil, der sich unlängst auch noch in den Verletztenstand verabschiedet hat. Ähnlich schwer wog der monatelange Ausfall von Theo Walcott sowie die jüngsten Ausfälle weiterer Leistungsträger wie Olivier Giroud und Mathieu Débuchy. Kein Wunder, dass Coach Arsene Wenger angegriffen wirkt und sich zu einem Handgemenge mit José Mourinho hinreißen ließ. Seinem Intimfeind vom enteilten Chelsea FC.
Nur einen Rang und einen Punkt besser steht Manchester United da. Dabei sollte Louis van Gaal der Erfolgsgarant sein und den englischen Rekordmeister wieder in sein angestammtes Revier zurückführen. Dafür durfte er auf dem Transfermarkt ordentlich zugreifen: Angel di María, Falcao, Daley Blind, Marcos Rojo und Ander Herrera stießen für ordentlich Geld zu United. Doch immer noch scheint sich das Team aneinander gewöhnen zu müssen. Aus einem eigentlich leichten Auftaktprogramm, in dem sie nur einmal gegen ein Team aus der ersten Tabellenhälfte antreten mussten, resultierten nur drei Siege. Die anstehenden Duelle gegen Chelsea und bei ManCity werden zeigen, ob doch noch was nach vorne geht.

Premier League, 8. Spieltag (2014/15)

AS Monaco schon ohne Titelchancen
Auch Verantwortliche und Spieler des AS Monaco schauen in diesen Tagen recht sparsam drein. Vier Siege, zwei Unentschieden und vier Niederlagen reichen lediglich für Platz zehn. Zwar ist Paris St. Germain, der große Rivale der letzten Saison, auf Rang zwei nur vier Punkte entfernt. Vom Platz an der Tabellenspitze, den Olympique Marseille innehat, trennen sie hingegen elf Punkte. Der Verlust der Offensiv-Feuerwerker Falcao und James Rodriguez wurde nicht adäquat aufgefangen. Geld nahmen die Monegassen nur für Defensivspieler in die Hand, und dies vergleichsweise moderat. Vereinspräsident Dmitry Rybolovlev scheint jedenfalls nicht gewillt, weiterhin irrwitzige Summen in den Klub zu pumpen. Der Angriff auf den Hauptstadtklub und den Lokalrivalen aus Marseille fällt in dieser Saison wohl aus.

Ligue 1, 10. Spieltag (2014/15)

Inter und Neapel lassen bereits abreißen
Zwischen 2006 und 2010 lautete der italienische Meister immer Intern Mailand. Gekrönt wurde diese Serie vom Gewinn der Champions League 2010. Seither blieb Zählbares aus: Zweiter, Sechster, Neunter, Fünfter. Sicher mit ein Grund: Der Einzug solideren Wirtschaftens durch eine neue Vereinsführung. Mit Nemanja Vidic (Man United), Gary Medel (Cardiff), Yann M’Vila (Kazan) und Pablo Osvaldo (Southampton) wollte man sich dennoch für bessere Zeiten positionieren, doch erneut droht eine ernüchternde Saison. Rang zehn und zehn Punkte Rückstand auf Juventus Turin sowie neun auf AS Rom haben den Champions-League-Träumen nach gerade einmal sieben Spieltagen einen Dämpfer versetzt.
Noch enttäuschter vom bisherigen Saisonverlauf wird der SSC Neapel sein. In drei der letzten vier Spielzeiten landeten die Süditaliener unter den besten drei Teams. Da kann das Saisonziel eigentlich nur die Vizemeisterschaft oder gar die Meisterschaft lauten. Umso mehr, als der hochkarätig besetzte Kader in der Nach-WM-Saison zusammenblieb. Doch Juve ist bereits acht Punkte enteilt, AS Rom sieben. Zudem scheiterte der ehemalige Maradona-Klub in der Champions-League-Qualifikation an Athletic Bilbao und bleibt somit ohne die lukrativen Einnahmen aus der europäischen Königsklasse.

Serie A, 7. Spieltag (2014/15)

Bilbaos Alptraum
Bilbao wiederum ist selbst desaströs in die aktuelle Spielzeit gestartet. Seit dem erfolgreichen Duell gegen Neapel läuft wenig zusammen. Nur ein Saisonsieg, zwei Unentschieden und fünf Niederlagen unterbieten sogar Dortmunds Bilanz. Selbst bei Weißrusslands BATE Baryssau setzte es in der Champions League eine Niederlage. Der letztjährige Viertplatzierte in Spaniens Primera División liegt dort mit lediglich fünf Zählern auf Rang 17. Gleichbedeutend mit unglaublichen 17 Punkten Rückstand auf den FC Barcelona. Bilbao war zwar kein ernsthafter Anwärter auf den Meistertitel, aber im Rennen um die Champions-League-Plätze durfte man die Basken doch erwarten. Selbst Platz 4 scheint nach nur acht Saisonspielen schon außer Reichweite. Der FC Valencia hat zwölf Punkte Vorsprung.

Primera Division, 8. Spieltag (2014/15)