Die traurige Geschichte des Europameisters Ruben de la Red

Am Freitag (02.12.) wird in Kiew ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zur Euro 2012 zurückgelegt: Die Auslosung der Vorrundengruppen. Der amtierende Europameister Spanien gehört dabei zu den gesetzten Teams. Das Projekt „Titelverteidigung“ wird Ruben de la Red im kommenden Sommer sicher nicht in Angriff nehmen können. Der Mittelfeldspieler gehörte 2008 als 23-jähriger zum EM-Kader der Iberer und erzielte ein Tor gegen Griechenland. Vier Monate später brach der Akteur von Real Madrid während einer Partie in der Copa del Rey zusammen. Er sollte nie wieder auf den Platz zurückkehren.

Jugend bei Real, Durchbruch bei Getafe
De la Red erfuhr seine fußballerische Ausbildung in der Jugendakademie von Real Madrid und gehörte 2004 zur U19-Nationalmannschaft, die den EM-Titel für Spanien einfuhr. Nachdem er in seinen ersten Profijahren nur selten für Real zum Zug kam, veräußerten ihn die Königlichen zum Ligakonkurrenten Getafe CF, handelten allerdings ein Rückkaufsrecht aus. Der Wechsel sollte sich für de la Red auszahlen, denn er agierte überaus erfolgreich als Taktgeber im Mittelfeld des Madrider Vorstadtklubs. Unter Getafe-Coach Michael Laudrup absolvierte er in der Saison 2007/08 in Liga, Pokal und UEFA-Cup 49 Spiele, in denen er neun Tore erzielte und weitere vier auflegte. Am Ende einer erfolgreichen Saison stand er mit Getafe im UEFA-Cup-Viertelfinale gegen Bayern München und im Finale des spanischen Pokals gegen Valencia CF. Letzteres ging mit 1:3 verloren.

Überraschung: De la Red für die Furia Roja bei der Euro 2008
Die herausragenden Leistungen de la Reds blieben auch Spaniens Nationalcoach Luis Aragones nicht verborgen. Er berief ihn im März 2008 erstmals zu einem Länderspiel in den Kader, bot ihn gegen Italien aber nicht auf. Umso größer war die Überraschung, als der talentierte Madrilene tatsächlich auf den EM-Zug aufsprang. Im Vorfeld der Europameisterschaft absolvierte er noch seine ersten beiden Kurzeinsätze für die spanische Nationalelf, die Furia Roja. Es war klar, dass de la Red – angesichts des Überangebots an herausragenden Mittelfeldspielern – keine tragende Rolle im spanischen Team spielen würde. So kam der kurz vor dem Turnier 23 Jahre alt gewordene de la Red auch nur zu einem Einsatz bei der Euro, dabei wusste er allerdings zu überzeugen. Er agierte gegen Griechenland über die vollen 90 Minuten und trug mit seinem Ausgleichstreffer zum 1:1 maßgeblich dazu bei, das Spiel noch in einen 2:1-Sieg zu verwandeln. Für den „kicker“ war de la Red nach seinem Mannschaftskollegen Xabi Alonso der zweitbeste Akteur auf dem Feld. Nach diesem viel versprechenden Auftritt war nicht absehbar, dass dies der letzte Einsatz de la Reds in der spanischen Auswahl gewesen sein würde.

Vielversprechende Rückkehr zu Real
Bereits vor der Euro 2008 hatte Real bekannt gegeben, dass de la Red wieder zum Hauptstadtklub zurückkehren wird. Dort sollte er unter Bernd Schuster spielen, der verlautbaren ließ, dass er dem Heimkehrer eine faire Chance im hochkarätig besetzten Kader geben würde. Schuster hielt Wort und nachdem de la Red in den ersten beiden Ligaspielen nur eingewechselt wurde, gehörte er fortan zur Stammelf. Im Supercup zwischen Meister und Pokalsieger steuerte er gegen Valencia einen Treffer zum Gewinn bei und nahm somit persönlich Revanche für die mit Getafe erlittene Pokalniederlage. Auch in der Champions League kam der 23-jährige zum Zug und spielte bei Zenit St. Petersburg durch. So verwundert es nicht, dass Schuster Anfang Oktober das Zwischenfazit zog, dass sich Real – unter anderem dank de la Red – im Mittelfeld verbessert habe.

Der Tag, der alles änderte
Die Entwicklung von Ruben de la Red kannte im Jahr 2008 also nur eine Richtung: steil ansteigend. Doch dann gastierte Real Madrid am 30. Oktober beim baskischen Drittligisten Real Union Club de Irun zum Erstrundenspiel in der Copa del Rey. De la Red agierte auf der Position, die heute Sami Khedira bei den Königlichen einnimmt. In der 14. Spielminute bot sich de la Red bei einem Angriff der Madrilenen im gegnerischen Strafraum an. Nachdem ein Mitspieler den Ball über das Tor geköpft hatte, orientierte er sich wieder nach hinten. Nur wenige Schritte später sackten ihm die Beine weg und er schlug mit dem Gesicht auf dem Boden auf. Sofort wurde die Partie unterbrochen und die Betreuer spurteten zum bewusstlosen Spieler mit der Rückennummer 18. Zwar erlangte de la Red wieder sein Bewusstsein, er wurde dennoch sofort in eine Klinik eingeliefert. Nach ersten Untersuchungen gingen die Ärzte noch von einem schnellen Absinken des Blutdrucks aus, das den Zusammenbruch verursacht hatte.

Point of no return
Verein und Spieler waren denn auch zunächst optimistisch, dass der Mittelfeldakteur dem Team bald wieder zur Verfügung stehen würde. Sensibilisert durch den Tod des Sevilla-Profis Antonio Puerta nur ein Jahr zuvor, ließ Real de la Red dennoch auf Herz und Nieren untersuchen, wobei ein Herzproblem entdeckt wurde, ohne es genauer benennen zu können. Reals medizinische Abteilung wertete die umfangreichen Tests mit weltweit führenden Kardiologen aus, die empfahlen de la Red keiner physischen Belastung auszusetzen. Konsequenterweise beendete er die Saison 2008/09 vorzeitig, unterzog sich aber weiteren Untersuchungen.
Real gab im Juli 2009 bekannt, dass de la Red vorerst nicht mehr zum Profi-Kader zählen würde, da die Ärzte weiterhin kein grünes Licht für einen Einsatz gaben. Nach wie vor war die Ursache des Herzproblems nicht gefunden. Nach einer weiteren Saison, in der de la Red zur Untätigkeit verdammt war und dennoch verzweifelt an ein Comeback glaubte, hatte der amtierende Europameister ein Einsehen und gab im November 2010 unter Tränen seinen Rücktritt vom Profisport bekannt. Seit Juli 2011 verstärkt der mittlerweile 26-jährige den Trainerstab in der Jugendakademie von Real Madrid, aus der er selbst als Spieler hervorgegangen war.