Mit Spanien und Italien bestreiten heute zwei Schwergewichte des Weltfußballs das Endspiel der Europameisterschaft. Beide Auswahlen vertrauen überwiegend auf Spieler aus den heimischen Ligen. Juventus Turin auf italienischer und der FC Barcelona auf spanischer Seite stellen mit jeweils sieben Spielern den Löwenanteil ihrer Teams. Ein Spanier und ein Italiener kennen sich hingegen sehr gut, denn beide verdienen ihr Geld beim aktuellen englischen Meister Manchester City: Mario Balotelli und David Silva.
Sowohl Balotelli als auch Silva stießen 2010 zu den Citizens. Neben Yaya Touré, der vom FC Barcelona losgeeist wurde, waren die beiden im WM-Sommer die Königstransfers des blauen Klubs aus Manchester. Der damals 19-jährige Italiener stieß für satte 29,5 Millionen Euro vom amtierenden Champions-League-Sieger Inter Mailand zu City. Eine enorme Summe für einen so jungen Spieler, der noch nicht einmal zur Stammelf der Mailänder gezählt hatte. Der mittlerweile 26-jährige offensive Mittelfeldspieler Silva, kam zeitgleich für rund 29 Millionen Euro vom FC Valencia. In den zurückliegenden zwei Jahren verhalfen die beiden Manchester City dazu, endlich die lange ersehnten Trophäen einzufahren. Der mit Scheich-Millionen getunte Klub gewann 2011 den FA-Cup, der für City zugleich 35 titellose Jahre beendete. In diesem Jahr folgte schließlich die dramatische Last-Minute-Meisterschaft. Die erste seit 1968.
Die Meisterschaftssaison mit ManCity
Der 1,90m große Balotelli steuerte 13 Tore zum Titelgewinn bei, die er in 23 Einsätzen erzielte. Während er nur 14-mal zur Auftaktelf zählte, ist Silva der Dauerbrenner im Team von Roberto Mancini. In 36 der 38 Saisonspiele wirkte er mit, 33-mal von Beginn an. Dabei gelangen ihm sechs Treffer, 17 weitere legte er auf. Damit zählt er zum besten Vorbereiter des englischen Meisters und nach dem Argentinier Sergio Agüero zum zweitbesten Scorer. Von seiner Vorarbeit profitierte oftmals Agüero, während die Kombination Vorlage Silva, Tor Balotelli nie vorkam. Beim Herzschlagfinale am 13. Mai im heimischen Etihad Stadium mischten dennoch beide entscheidend mit. City benötigte einen Sieg um den Lokalrivalen United auszubremsen. Den 3:2-Erfolg gegen die Queens Park Rangers stellten Silva, Balotelli & Co. jedoch erst in der Nachspielzeit sicher. Den Ausgleich besorgte Edin Dzeko nach einer mustergültigen Ecke von Silva. Der Siegtreffer blieb dann Agüero vorbehalten, der ein Zuspiel von Balotelli verwertete. Im Übrigen die einzige Torvorlage des Italieners in der gesamten Saison.
Silva bester Scorer, Balotelli bester Torjäger
Nachdem Silva bei der WM 2010 nur zwei Einsätze im Nationalteam zu verzeichnen hatte, zählt er bei der aktuellen EURO zur Stammelf der Spanier. In jedem Spiel stand er bisher von Beginn an auf dem Platz und fügte sich nahtlos in das kreative Kurzpassspiel der von Barca-Spielern dirigierten Offensive ein. Und das obwohl Silva, dessen Mutter japanischer Herkunft ist, nie bei Barca gespielt hat, sondern „nur“ bei Valencia und Celta Vigo. Spaniens Nationaltrainer Vicente del Bosque adelte Silva gar vor dem Turnier, indem er ihn den Messi der spanischen Elf nannte. Und Silva startete gut in die EURO. Mit einem Tor und drei Torvorlagen zählt er neben Mario Gomez und Mesut Özil zu den Topscorern des Turniers. Balotelli bestätigt bei der EURO seine Quote aus dem Ligabetrieb. Keiner Torvorlage stehen drei Treffer bei fünf Einsätzen gegenüber. Die gezeigten Leistungen der beiden nehmen jedoch einen unterschiedlichen Verlauf. Während Silva in den ersten Spielen brillierte, dilletierte Balotelli zunächst in einigen Situationen. Dies wurde insbesondere im Auftaktspiel deutlich, in dem sich die beiden heutigen Finalgegner schon gegenüberstanden. Während Silva mit einem genialen Zuspiel den Ausgleich durch Cesc Fabregas auflegte, verpennte Balotelli eine große Möglichkeit zum 1:0.
Balotelli dreht auf, Silva wirkt müde
Jeder deutsche Fan hätte sich gewünscht, dass Balotelli das deutsche Tor vor dem 2:0 im Halbfinale genauso schlafmützig angesteuert hätte. Doch Pustekuchen. Seit seinem Treffer im letzten Vorrundenspiel gegen Irland ist Balotelli im Turnier angekommen, gekrönt von seiner Gala gegen Deutschland. Silva hingegen wirkt nicht mehr so spritzig. Im Halbfinale gegen Portugal lieferte er seine bisher schwächste Vorstellung ab und machte nach 60 Minuten Platz für den etwas offensiver agierenden Jesus Navas. Die beiden Teamkameraden von Manchester City stehen somit sinnbildlich für die Ausgangssituation vor dem heutigen Finale. Italien aufstrebend und vor Selbstbewusstsein strotzend, Spanien solide, aber nicht mehr in der beeindruckenden Verfassung, die sie lange ausgezeichnet hat. Folglich spricht einiges für Italien. Lassen wir uns einfach überraschen, wer von den Silvalotellis heute Abend jubeln darf.