Seit heute hat der zuletzt vereinslose Profi Sebastian Boenisch offiziell wieder eine sportliche Heimat gefunden. Der 25-jährige Außenverteidiger heuert bis zum Saisonende bei Bayer Leverkusen an. Aufgrund der Verletztenmisere auf den Außenpositionen sicherte sich der Werksklub die Dienste des ehemaligen Bremers, der einen leistungsbezogenen Vertrag unterzeichnete. Der ehemalige deutsche U21-Nationalspieler, der bei der diesjährigen EURO für sein Geburtsland Polen auflief, war sicher einer der bekannteren Profis auf Vereinssuche. Es stehen aber immer noch zahlreiche Promis ohne Klub da. Ein selektiver Überblick:
Die Torhüter:
Natürgemäß eine „blöde“ Position. Es kann nur einer spielen, die Nummer zwei und drei schauen in die Röhre. Sollte sich auf einer anderen Position die Personallage zuspitzen, können sie daraus dennoch kein Kapital schlagen. Die Torhüter sind nun mal ausschließlich aufs Bälle fangen und wegschlagen spezialisiert und nicht auf das Pass- und Laufspiel. Kein Wunder, dass einige Könner ihres Fachs derzeit ganz ohne Verein dastehen. Allen voran Michael Ratajczak, der der Düsseldorfer Fortuna im Frühjahr noch den Aufstieg in die Bundesliga sicherte. Allein, sein Vertrag wurde nicht verlängert. Im Sommer griff kein anderer Klub zu, so dass sich der 30-jährige Keeper, der 79-mal in der 2. Liga zum Zug kam, momentan bei Borussia Mönchengladbach fit hält. Mit Dennis Eilhoff befindet sich noch ein weiterer sehr prominenter Torhüter im Wartestand. 36-mal parierte der 30-jährige für Bielefeld in der Bundesliga die Schüsse, 122-mal stand er für die Arminia und zuletzt Dresden in der 2. Liga zwischen den Pfosten.
Die Defensiven
Michael Fink (30) hatte einst ebenfalls bei der Arminia seine Erstligatauglichkeit bewiesen. Zwischen 2006 und 2009 entwickelte er sich bei der Frankfurter Eintracht zum Leistungsträger, bevor er bei Besiktas Istanbul das Abenteuer Türkei wagte. Nach einer ansprechenden ersten folgte eine enttäuschende zweite Saison, in deren Verlauf er zur Borussia aus Mönchengladbach ausgeliehen wurde, für die er allerdings auf nur sechs Einsätze kam. In der vergangenen Spielzeit zählte er bei Samsunspor zu den Dauerbrennern, stieg mit dem Verein jedoch ab und war somit ohne Vertrag. Bisher fand sich noch kein Abnehmer für den 137-maligen Bundesligaspieler, weshalb er sich zuletzt beim österreichsichen Zweitligisten SCR Altach fit hielt.
Der Fall Kevin Pezzoni (23) ging deutschlandweit durch die Medien. Nachdem er die ersten Saisonspiele noch für den 1.FC aus Köln bestritten hatte, sorgten Anfeindungen durch „Fans“ für seinen Abschied aus der Domstadt. Ein sich abzeichnender Wechsel zur Berliner Hertha zerschlug sich. Ebenfalls aus der Bundesliga bekannt ist Marko Babic. Der mittlerweile 31-jährige Kroate bestritt zwischen 2000 und 2007 144 Spiele für Bayer Leverkusen, dem 2009 noch acht Einsätze für Hertha BSC folgten. Die letzten beiden Spielzeiten stand er bei NK Osiijek unter Vertrag.
Auf enorme Erfahrung in der ersten und zweiten Bundesliga können Philipp Bönig (32) und der Österreicher Andreas Ibertsberger (30) zurückblicken. Bönig spielte zwischen 2003 und 2010 140-mal für den VfL Bochum erstklassig. Nach dem Abstieg verletzte er sich schwer am Ellenbogen und kam in den vergangenen beiden Zweitligarunden nur noch sporadisch zum Einsatz. Mit dem MSV Duisburg meldete ein ehemaliger Verein Interesse an einer Verpflichtung an, dem standen aber Gerüchten zufolge finanzielle Engpässe entgegen. Mit Ibertsberger scheint für einen weiteren Außenverteidiger das Kapital Bundesliga fürs Erste ad acta gelegt zu sein. 81-Erstligaeinsätze kann der rotblonde Österreicher für den SC Freiburg und 1899 Hoffenheim vorweisen. Abnehmer aus der Bundesliga gab es trotzdem keine. Auch das Sommertraining bei den Blackburn Rovers blieb ohne Erfolg.
Die Offensiven
Auch in der Abteilung Attacke warten noch einige altbekannte Namen auf neue Abnehmer, wenn sich auch kaum noch ein Bundesligist um sie bemühen wird. In Abstiegsnöte geratene Zweiligisten oder ambitionierte Drittligisten wären bei vorhandenen finanziellen Reserven aber immer noch potentielle Arbeitgeber. Allen voran für Benjamin Auer. Der 31-jährige hielt zuletzt vier Jahre für die Aachener Alemannen die Knochen in der 2. Liga hin, mitunter als Kapitän. 306 Spiele und 95 Tore stehen für den Strafraumstürmer in den beiden deutschen Topligen zu Buche. Nachdem er den Abstieg der Alemannen in die Drittklassigkeit nicht abwenden konnte, verließ er den Tivoli in diesem Sommer, ohne jedoch eine Anschlussverwendung zu finden.
134-mal 1.Liga und 132-mal 2. Liga stehen in der Vita von Christian Timm (33). In fünf Jahren beim Karlsruher SC erlebte er zuletzt den Absturz von der 1. in die 3. Liga mit. Trotz der stolzen Anzahl an Profieinsätzen gilt der verletzungsanfällige Timm als ewiges Talent. Nachdem er den KSC nicht in die 3. Liga begleitete, wartet er bislang vergebens auf neue Angebote. Sein letztjähriger Sturmkollege Klemen Lavric (31) teilt das gleiche Schicksal. Der Slowene stürmte in 131 Spielen für den MSV Duisburg, Dynamo Dresden und den KSC. Auch der Ghanaer Isaac Boakye (30) ist in Deutschland wohl bekannt. 141-mal lief er für Arminia Bielefeld, den VfL Wolfsburg, Mainz 05 und den Club aus Nürnberg auf. Zuletzt ging er für Valerenga Oslo in Norwegen auf Torejagd, gleichwohl mit nur einem Treffer wenig erfolgreich. Seit er den Club 2009 in den Relegationsspielen gegen Cottbus in die Bundesliga schoss, scheint ihm der Torinstinkt abhanden gekommen zu sein. Folglich blieben Abnehmer zuletzt aus.
Die guten Tage liegen offenbar auch hinter Bakary Diakité (31), der im Oktober bei einem Probetraining in Aue einen „ordentlichen Eindruck“ hinterließ. Dieser reichte allerdings nicht aus, um einen Platz im Kader der Sachsen zu ergattern. Zwischen 2001 und 2006 stürmte der gebürtige Frankfurter für De Graafschap, OGC Nizza und Mainz 05 in der niederländischen, französischen und deutschen Spitzenklasse. Freilich bestenfalls als Ergänzungsspieler. Bei der Frankfurter Eintracht und Wehen Wiesbaden hinterließ der flinke und trickreiche Stürmer in deren Zweitligaspielzeiten noch den besten Eindruck im Profifußball. Zuletzt kickte der vierfache Nationalspieler Malis im Iran. In eine ähnlich exotische Gegend verschlug es im letzten Jahr den Belgier Emile Mpenza (34), der beim aserbaidschanischen Hauptstadtklub Neftchi Baku anheuerte. Seine gloreichen Schalker-Zeiten liegen definitiv hinter dem Belgier, so dass im Oktober selbst ein Probetraining bei Erzgebirge Aue nichts Zählbares einbrachte.
Während die meisten, der bisher genannten Spieler älter als 30 Jahre sind, befinden sich mit Sascha Dum (26) und Charles Takyi (27) zwei derzeit arbeitslose Akteure noch im allerbesten Fußballeralter. Dum durchlief die Jugendabteilungen von Bayer Leverkusen und absolvierte für seinen Heimatverein und Alemannia Aachen 65 Erstligaspiele, jedoch nur ganze vier über die volle Distanz. 72 Zweitligapartien für Aachen, Energie Cottbus und Fortuna Düsseldorf erlebte er ebenfalls nur äußerst selten die kompletten 90 Minuten auf dem Platz, so dass er nie als uneingeschränkter Leistungsträger betrachtet werden durfte. Die Fortuna nahm ihn jedenfalls nicht mit in Liga 1 und seither steht er ohne Klub da. Auch Takyi „fahndet“ noch nach einem neuen Verein. Dies hätte für den langjährigen Profi des FC St. Pauli Energie Cottbus werden können. Die Lausitzer nahmen jedoch Abstand von einer Verpflichtung des ghanaischen Nationalspielers, der zuvor für zahlreiche deutsche Juniorennationalmannschaften aufgelaufen war. Dem Vernehmen nach waren die finanziellen Vorstellungen Takyis nicht mit denen der Cottbuser in Einklang zu bringen.
Klarer Fall von verzockt könnte man auch im Fall von Abu Bakarr Kargbo (19) sagen. Der deutsche Juniorennationalspieler stürmte bislang lediglich für Herthas Zweite Mannschaft in der Regionalliga Nord. So erschien es verwunderlich, als er vor dieser Saison ein auf die 2. Liga angepasstes Vertragsangebot der Hertha ausschlug. Stattdessen versuchte er sich auf der Insel bei Stoke City, kam jedoch über ein Vorspielen in der Reserverunde nicht hinaus. Im Oktober trainierte er bei Sturm Graz mit, dabei blieb es allerdings auch.
Gründe für die verfahrene Situation
Nach diesem Rundumschlag lassen sich mehrere Gründe festmachen, warum gestandene Profis ohne Verein da stehen. Sie erhielten keinen Anschlussvertrag bei ihrem alten Verein, da sie länger verletzt waren, die Leistung nicht mehr stimmte oder der Klub abstieg und somit der Vertrag seine Gültigkeit verlor. Gegensätzliche Gehaltsvorstellungen verbauen dann so manch Spieler den Weg in einen neuen Verein, oder er fühlt sich zu gut für einen Schritt zu einem kleinen oder niederklassigen Verein bzw. in eine weniger zugkräftige ausländische Liga. Ist dann erst einmal das Transferfenster Ende August geschlossen, so wird es schwer bei einem Verein zu landen. Womöglich fehlt die nötige Fitness, sicher jedoch die Wettkampfpraxis. Manch Kicker zieht dann die Konsequenz und beendet seine langjährige Karriere. Siehe Michael Ballack, siehe Andreas Hinkel, siehe Tim Borowski, siehe Keeper Stefan Wessels.
Unfreiwillig untätige Internationale
Auch international stehen derzeit noch einige große Namen im Schaufenster. Hier eine Auswahl: