Bekanntermaßen blieb dem Hamburger SV der Abstieg in die 2. Bundesliga erspart. Und das, obwohl das Team über weite Strecken der Saison von einer Verlegenheit in die nächste stolperte. Deutlich schlechter als dem Bundesliga-Dino erging es dem Urgestein der französischen Ligue 1. Es stieg ebenso ab, wie der Klub, der den HSV vor vier Jahren im Halbfinale der Europa League ausschaltete. Besonders hart traf es in der abgelaufenen Saison eine europäische Hauptstadt. Durch den Abstieg zweier Klubs, muss sie erstmals überhaupt ohne einen Erstligisten auskommen.
Frankreich
Auf stolze 66 Spielzeiten kommt der FC Sochaux in der Ligue 1. Diese Bilanz wird der Verein von der französisch-schweizerischen Grenze zeitnah nicht ausbauen können. Der eng mit dem französischen Autobauer Peugeot verbandelte Klub stieg im Mai nach längerer Zeit wieder einmal ab. Dabei verlief das vergangene Jahrzehnt mit je einem Erfolg im Ligapokal und im Landespokal einigermaßen erfolgreich. Durch den Abstieg findet die ökonomische Krise des Geldgebers Peugeot – dessen Löwe im Vereinswappen prangt – ihre Entsprechung im sportlichen Niedergang der Ostfranzosen. Obwohl kein französischer Klub mehr Spielzeiten in Frankreichs höchster Spielklasse vorweisen kann, liegt der FC Sochaux in der ewigen Tabelle „nur“ auf Rang fünf. Davor liegen die wahren Schwergewichte des französischen Fußballs: Girondins Bordeaux, Olympique Marseille, AS Saint-Étienne und AS Monaco. Letzterer vor Jahresfrist selbst noch Zweitligist.
Niederlande
Die niederländische Eredivisie muss in der nächsten Saison ohne NEC Nijmegen und Roda Kerkrade auskommen. Dabei zählten beide Klubs zum Inventar der 1. Liga. Kerkrade spielte seit 1973, Nijmegen seit 1994 ununterbrochen in der Eredivisie. Gleichwohl zählten die beiden Klubs von der deutsch-niederländischen Grenze nie zu den Topklubs in unserem Nachbarland und blieben folglich ohne größere Erfolge. Mitabsteiger RKC Waalwijk darf hingegen getrost als Fahrstuhlklub gelten. Der in der Relegation verpasste Klassenerhalt bedeutet den dritten Abstieg seit 2008.
England
Nächstes Jahr wird Swansea City wieder die alleinige Ehre zuteil, Wales in der englischen Premier League zu vertreten. Lokalrivale Cardiff City scheiterte in seiner Premierensaison am Unternehmen Klassenerhalt und tritt mit lediglich 30 Punkten die Rückkehr in die Zweitklassigkeit an. Da half auch der potente Vereinseigner aus Malaysia nicht, der den Verein ordentlich umgestaltet hatte. Neues Logo, neue Vereinsfarben und neue Spieler erwiesen sich als ebenso wenig zielführend, wie die Rochade auf dem Trainerstuhl. In der zweiten Saisonhälfte durfte sich Man United-Legende Ole Gunnar Solskjaer an der Seitenlinie versuchen, ohne Erfolg. Die Waliser begleitet der Fulham FC nach unten, den der Schicksalsschlag in seinem 13. Erstligajahr ereilte. Auch „Feuerwehrmann“ Felix Magath blieb Zählbares verwehrt. So steigt ein Klub ab, der vor vier Jahren noch im Endspiel der Europa League stand und dort dem FC Sevilla erst in der Verlängerung mit 2:1 unterlag. Im Halbfinale hatten die Londoner damals den Hamburger SV ausgebremst und die Hanseaten somit um das Finale im eigenen Stadion gebracht.

Das altehrwürdige Craven Cottage erlebt nächstes Jahr nur noch Zweitligafußball (Bildquelle: M. Kneifl)
Spanien
Noch bis vor wenigen Wochen war Betis Sevilla erfolgreich im Europapokal unterwegs. Die Andalusier zogen bis ins Achtelfinale der Europa League ein und schieden unglücklich aus … im Elfmeterschießen … gegen den Stadtrivalen FC Sevilla … den späteren Gewinner des Wettbewerbs. In der spanischen Liga gab es für Betis hingegen nichts zu bestellen. Mit lediglich 25 Punkten lag das abgeschlagene Schlusslicht am Ende 15 Punkte vom rettenden Ufer entfernt. Somit muss der Klub zum fünften Mal in den letzten 25 Jahren in die 2. Liga.
Griechenland
Aris Saloniki zählt zweifelsohne zu den namhaften Klubs Griechenlands. Der Nordgriechen heimsten 1928 die erste nationale Meisterschaft ein. Bis 1946 sollten zwei weitere folgen, womit Aris zu einem von nur sechs griechischen Klubs zählt, die jemals Meister wurden. Bis 1997 waren sie über Jahrzehnte hinweg fester Bestandteil der griechischen 1. Liga. Dann ereilte sie ein erster Abstieg, den sie ebenso wie den zweiten 2005 umgehend reparieren konnten. In den letzten Spielzeiten nahmen sie mehrmals am Europapokal teil, wobei sie einmal den Weg der Bayern und einmal den von Bayer Leverkusen kreuzten. Nun steht also die nüchterne Erkenntnis, erneut den Abstieg in Kauf nehmen zu müssen. Immerhin befinden sie sich in guter Gesellschaft, spielt mit AEK Athen doch ein weiterer Meisterklub in Liga. 2 AEK hatte sich allerdings zwischenzeitlich in die Drittklassigkeit verabschiedet und kämpft sich nun wieder nach oben.
Schottland
Unfassbares trug sich in dieser Saison in Edinburgh zu. Sowohl Hearts of Midlothian, als auch Hibernian Edinburgh (beide viermalige Meister) stiegen ab und sorgen dafür, dass erstmals in der 125-jährigen Ligageschichte Schottlands kein Klub aus Edinburgh in der 1. Liga spielt. Dabei brachen den Hearts die Verfehlungen der vergangenen Jahre das Genick. Aufgrund „finanzieller Unregelmäßigkeiten“ mussten sie mit der Hypothek von 15 Minuspunkten in die abgelaufene Saison starten. Letztlich zu viel, um ernsthaft den Anschluss an die Nichtabstiegszone zu schaffen. Der Abstieg der Hibs war hingegen an Fahrlässigkeit nicht zu überbieten. Zunächst nahmen sie die meisten Punkte mit in die Abstiegsrunde, nur um in den Duellen gegen die fünf direkten Konkurrenten lediglich einen einzigen Punkt zu holen. Selbst die abgeschlagenen Hearts siegten bei den Hibs. So mussten die Hibs als Vorletzter in die Relegationsspiele gegen den Zweitligavertreter Hamilton Academical. Darin brachten sie es fertig, einen 2:0-Hinspielsieg in Hamilton zu Hause zu verspielen. Der 0:2-Gegentreffer fiel dabei in der Nachspielzeit. Und so kam, was kommen musste: Aus im Elfmeterschießen!
Aufgrund dieses Sachverhalts spielen in der kommenden Saison die Hibs, die Hearts und die Glasgow Rangers in der 2. Liga, der Championship. Die Rangers haben sich nach ihrer zwangsweisen Verbannung in die Viertklassigkeit wieder nach oben gearbeitet und sorgen zusammen mit den prominenten Klubs aus Edinburgh für eine wahrlich namhafte 2. Liga. Sport 1 würde vermutlich tönen: „Die beste 2. Liga aller Zeiten.“
Russland
Das unvermittelte Zudrehen von finanziellen Zuwendungen trug maßgeblich zum raschen Niedergang von Anschi Machatschkala bei. Der Klub aus Dagestan hatte in den vergangenen Jahren verpflichtet, was Rang und Namen hatte. Neben der halben russischen Nationalelf auch Roberto Carlos und Samuel Eto’o. Mit ihnen galt es nationale und internationale Erfolge zu erringen. In der Europa League schafften es die Russen 2013 und in diesem Jahr immerhin bis ins Achtelfinale. Doch ebenso unvermittelt wie radikal zog sich der oligarchische Macher Suleiman Kerimov im vergangenen Sommer zurück. Zum einen war der Kalipreis weltweit eingebrochen, der einen Großteil seines Vermögens ausmachte, zum anderen soll er bei Wladimir Putin in Ungnade gefallen sein. Wie auch immer, nach seinem Rückzug verließ ein Großteil der Stars den Klub, was dazu führte, dass Anschi den enormen personellen Aderlass in der heimischen Liga nicht kompensieren konnte. In der nächsten Saison gibt es keine internationalen Gastspiele mehr, die triste Realität heißt dann zweite russische Liga.
Ukraine
In dieser könnte irgendwann auch Tawrija Simferopol auftauchen. Der Krim-Klub – 1992 immerhin erster ukrainischer Meister – drängt nach der russischen de-facto-Annexion der Halbinsel in den russischen Fußball. Die aktuelle Saison spielte der Verein freilich noch in der ukrainischen 1. Liga. Am Ende rangierte Tawrija auf Platz 15 und damit einem Abstiegsplatz. Die Zukunft von Tawrija, die tatsächlich mehrheitlich Ukrainer in ihrem Kader haben, bleibt fürs Erste unklar. Einem Verbandswechsel kann nicht ohne den Segen der internationalen Fußballverbände erfolgen. (siehe separaten Beitrag –> Klick)