2013/14: Schalke unverschämt gut, Hoffenheim unter Wert, HSV glücklicher 16.

So manch Bundesliga-Fußballer wird jeden Montag einen interessierten Blick in den Innenteil des kicker werfen. Schließlich benotet das Fachmagazin allwöchentlich die gezeigte Leistung der eingesetzten Spieler. Über die gesamte Saison hinweg gibt die Benotung der Einzelspieler eine Ahnung, wie die Bundesligaklubs in der vergangenen Spielzeit drauf waren. Welcher hat überzeugt? Welcher enttäuscht? Und wie korrespondiert die kicker-Bewertung mit dem tatsächlich erreichten Tabellenplatz?

Die Spielerbenotung ergibt auf die Teams übertragen eine Vierteilung der Liga: Ein enteiltes Spitzenduo, ein dicht gedrängtes vorderes Mittelfeld, ein sechs Vereine starkes hinteres Mittelfeld und zwei abgeschlagene Teams.

Der Klassenprimus und ein hartnäckiger Verfolger
Wenig verwunderlich sieht der kicker in seiner Saisonabrechnung den tatsächlichen Klassenprimus  vorne. Die Bayern kommen auf einen Notenschnitt von 3,05. Die Differenz zum Zweitplatzierten Borussia Dortmund beträgt gerade einmal 0,08 Notenpunkte und fällt damit geringer aus, als es die tatsächlichen 19 Punkte Differenz vermuten lassen. Die unglaubliche Dominanz der Bayern schlug sich auch im saisonübergreifenden Vergleich überraschend wenig nieder. Sowohl die beiden Meisterteams aus Dortmund (2011: 2,96 und 2012: 2,97), als auch die Triple-Bayern (2,91) des vergangenen Jahres erreichten einen besseren Notenschnitt.

Acht Teams in einer eigenen Liga
Das Verfolgerfeld im kicker ist mit sämtlichen Europapokalanwärtern ebenso breit wie dicht gedrängt und erstreckt sich von Borussia Mönchengladbach (3,36) bis Hertha BSC (3,52). Die acht Teams, die auch in der tatsächlichen Endabrechnung in dieser Tabellenregion vorzufinden sind, trennen lediglich 0,16 Notenpunkte. In der Liga liegen jedoch satte 23 Punkte zwischen dem Dritt- und Elftplatzierten. Dies könnte den Schluss nahe legen, dass bei der gezeigten Leistung kein allzu großer Unterschied zwischen dem letztlichen Champions-League-Teilnehmer FC Schalke 04 und dem lange Zeit guten Aufsteiger Hertha BSC lag. Die Effizienz und vielleicht auch die Erfahrung waren dann wohl eher auf Seiten der letztlich im Abschlussranking besser platzierten Teams.

Die Abstiegskandidaten und zwei Vereine unter ferner liefen
Hinter dem oberen Mittelfeld klafft laut dem kicker eine deutliche Lücke. Und tatsächlich fanden sich alle Vereine ab Hannover 96 – zumindest phasenweise – im Abstiegskampf wieder. Zwischen Hannover 96 auf Platz elf mit einem Schnitt von 3,68 und Werder Bremen auf dem eigentlichen Relegationsplatz 16 mit 3,81 rangiert mit dem 1. FC Nürnberg sogar ein Absteiger. Die Franken müssten gemäß der gezeigten Leistung also gar nicht den Gang in die Zweitklassigkeit antreten. Ganz unten grüßen die Braunschweiger und der Hamburger SV, deren Leistungen im Ligavergleich enttäuschten. Für den HSV kein ungewohntes Bild. Das Fachmagazin sah ihn bereits in den vorangegangenen drei Spielzeiten auf den Plätzen 17, 16 und 16.

Gegenüberstellung der kicker-Benotung und der Bundesliga-Abschlusstabelle 2013/14 (Quelle: kickschuh.wordpress.com)

Zum Vergrößern Tabelle anklicken (Quelle: kickschuh.wordpress.com)

Schalke kommt zu gut weg, Hoffenheim und Gladbach belohnen sich nicht
Vergleicht man die kicker-Tabelle mit der tatsächlichen Abschlusstabelle, dann gibt es überwiegend Übereinstimmungen und nur wenige grobe Abweichungen. Vier Teams landen auf den exakt gleichen Positionen, neun Klubs rangieren in beiden Tabellen in unmittelbarer Nachbarschaft. Die größten Ausreiser stellen der FC Schalke 04, Borussia Mönchengladbach, 1899 Hoffenheim, Werder Bremen und der 1. FC Nürnberg dar. Noch deutlicher wird die Diskrepanz zwischen der kicker-Bewertung und dem tatsächlich erreichten Platz, wenn man Punktdifferenz abliest, die zwischen der tatsächlich errungenen Punktzahl liegt und der des Teams, das im Bundesligaranking auf dem eigenen kicker-Rang abschloss. Demnach hat Schalke als der kicker-Neunte unglaubliche 20 Punkte zu viel gesammelt. Schließlich hat der Bundesliganeunte Hoffenheim gerade einmal 44 Punkte auf dem Konto, während die Knappen auf satte 64 kommen. Hoffenheim wiederum hat 11 Punkte weniger als Mönchengladbach, die den sechsten Platz einnehmen, der doch laut kicker eigentlich den Kraichgauern zugestanden hätte. Mönchengladbach selbst hätte gemäß kicker Platz 3 einnehmen müssen, den letztlich die neun Punkte stärkeren Gelsenkirchener belegen.

Auswirkungen auf internationale Plätze und die Abstiegsfrage
Demzufolge dürften die Königsblauen nach der kicker-Notengebung im kommenden Jahr überhaupt nicht europäisch unterwegs sein. Gladbach würde in der Champions League auflaufen, während Hoffenheim Gladbachs Europa-League-Platz einnähme. Mainz und Augsburg hätten in beiden Tabellen die Plätze getauscht, mit dem Ergebnis, dass die Schwaben international planen könnten, während die Rheinhessen zu Hause bleiben müssten. Die Bremer dürfen sich wie die Schalker glücklich schätzen, dass das kicker-Urteil nicht maßgeblich für den Saisonausgang ist. Demnach hätten sie in die Relegation gemusst, während sich die Nürnberger gerettet hätten, auf Kosten des HSV.

Mit ein wenig Pathos könnte man beim Vergleich der beiden Tabellen also sagen, die Wahrheit liegt vielleicht doch nicht immer auf dem Platz. In den allermeisten Fällen allerdings schon und so bleibt der Vergleich der beiden Tabellen eine nette Spielerei. Der HSV darf sich jedenfalls glücklich schätzen, sich in die Relegation gerettet zu haben. Bei einem positivem Ausgang hätten sie in der kommenden Saison die Gelegenheit die kicker-Auguren endlich einmal wieder mit ihrer Leistung zu überzeugen.