2022/23: Abschlusstabellen vs. kicker-Ranglisten in Liga 1 & 2

Bundesliga_Abschlusstabelle - kicker-Rangliste_2022-23Es ist wieder soweit. Ich habe die Endplatzierungen in den beiden Bundesligen mit den Benotungen der Teams im kicker verglichen. Das Fußballmagazin vergibt Spieltag für Spieltag Noten an die eingesetzten Spieler, die länger als 30 Minuten auf dem Feld standen. Aus all diesen Noten ergibt sich über 34 Spieltage hinweg ein Durchschnittswert für jedes Team der 1. und 2. Liga, der wiederum eine ganz eigene Rangliste ergibt. Krösus in der Bundesliga ist in der Abschlusstabelle wie auch in der kicker-Rangliste Bayern München. Auch die beiden Absteiger Schalke und Hertha sind beim kicker die notenschlechtesten Teams. Dennoch gibt es vereinzelt deutlich abweichende Tabellenstände. Genauso in der 2. Bundesliga. So fänden beispielsweise die Relegationsduelle zwischen dem 16. der Bundesliga und dem 3. der 2. Bundesliga laut kicker-Benotungen nicht zwischen dem VfB Stuttgart und dem Hamburger SV statt, sondern zwischen dem FC Augsburg und Fortuna Düsseldorf.

Es heißt ja immer, die Tabelle lügt nicht. Zumal nach 34 Spieltagen, die in Summe den Einfluss des Spielglücks minimieren sollten. Nun ergibt die Notengebung des kicker aber eine zweite Rangliste, die die Leistungen der einzelnen Spieler zusammenfasst und so eine Gesamtnote für jeden Klub zutage fördert. Die einzelnen Leistungen werden hierbei subjektiv bewertet und somit vielleicht etwas losgelöster vom nackten Spielergebnis. Man könnte also meinen, dass diese Rangliste ein Abbild davon geben könnte, welches Team spielerisch oder kämpferisch zu überzeugen wusste.

Vergleicht man nun also die wahre Abschlusstabelle mit der Rangliste des kicker, so sind in beiden die wesentlichen Entscheidungen die gleichen. Bayern ist Meister, die Klubs, die sich für das internationale Geschäft qualifiziert haben, unterscheiden sich nur marginal und die beiden Absteiger sind ebenfalls identisch. Besonders deutliche Abweichungen ergeben sich nicht nur durch unterschiedliche Platzierungen in den beiden Tabellen, sondern umso mehr, wenn man den von mir erdachten Diskrepanzwert einkalkuliert. Denn ein Klub wie Hoffenheim ist beim kicker als 10. zwar nur zwei Plätze besser als in der Abschlusstabelle. Mit Borussia Mönchengladbach hat das zehntplatzierte Team der Abschlusstabelle aber sieben Punkte (43) mehr auf dem Konto als Hoffenheim in der Realität (36). Wenn man so will, dann hat Hoffenheim zwei Siege und ein Unentschieden zu wenig geholt. Noch gravierender ist der Diskrepanzwert bei den rheinischen Rivalen und Tabellennachbarn Mönchengladbach und Köln. Während Gladbach acht Punkte zu gut abschnitt (und eigentlich 14. hätte werden können/sollen/dürfen), hätte Köln acht Punkte zu wenig gesammelt und hätte am internationalen Wettbewerb geschnuppert.

Die krassesten Diskrepanzen entfallen aber auf Stuttgart und Wolfsburg. Der VfB hätte für die Redakteure des kicker nie im Abstiegskampf stecken dürfen, sondern als Tabellenelfter eine geruhsame Saison verleben können. Neun Punkte haben sie demzufolge irgendwo liegenlassen. Wolfsburg hat dahingegen enorm überperformt. Die kicker-Notengebung sieht die Niedersachsen auf Rang 13. Als faktischer Tabellenachter (mit 49 Punkten) haben sie somit im Vergleich zum tatsächlichen 13. (Werder Bremen mit 36 Punkten) sage und schreibe 13 Punkte (also vier Siege und ein Unentschieden) zu viel „ergaunert“. Alles in allem gingen die kicker-Noten jedoch einigermaßen konform mit der wirklichen Abschlusstabelle.

Bundesliga_Abschlusstabelle - kicker-Rangliste_2022-23

In der 2. Bundesliga sind die beiden direkten Aufsteiger Darmstadt und Heidenheim auch für den kicker die notenbesten Teams der Spielzeit 2022/23. Die Lilien stellen dabei zum zweiten Mal nacheinander das notenstärkste Team der Zweitligasaison. Ansonsten gibt es schon deutlich mehr zweistellige Diskrepanzwerte als noch in der Bundesliga. Am krassesten trifft es wie in allen vorangegangenen Spielzeiten den HSV. Wie immer bewerten die kicker-Redakteure die Hamburger deutlich schlechter als es der tatsächliche Tabellenplatz hergibt. Die Notengebung gleicht in diesem speziellen Fall fast schon einer imaginären Voodoo-Puppe, als die das Sportmagazin den HSV missbraucht. Gemäß der Benotung sind die Spieler des HSV und des Absteigers aus Regensburg das elft- bzw. zwölftbeste Team der zurückliegenden Saison. Ein ziemlich fragwürdiges Urteil. Im Gegensatz zu den in der Abschlusstabelle elfplatzierten Magdeburgern hatte der HSV 23 (!) Punkte mehr gesammelt. Das bedeutet, der HSV hätte knapp acht (!!) Siege zu viel gesammelt, als es seine Leistungen hergegeben hätten.

Auch die Stadtrivalen aus St. Pauli (Diskrepanzwert 12) und aus Nürnberg (Diskrepanzwert 11) gingen für den kicker deutlich zu gut aus der Saison. Das Fachmagazin aus Nürnberg sah das Team aus ihrer Stadt sogar auf dem letzten Platz. Sich unter Wert verkauft hat sich dahingegen die Fortuna aus Düsseldorf, die acht Punkte hinter dem HSV auf Rang vier landete, für den kicker aber auf Rang drei gehörte. Auch Karlsruhe (Diskrepanzwert 12), Kiel (Diskrepanzwert 9), Magdeburg (Diskrepanzwert 12) und der Jahn aus Regensburg (Diskrepanzwert 10) haben sich für ihre gezeigten Leistungen offenbar zu wenig belohnt. Regensburg hätte laut Notengebung jedenfalls den direkten Abstieg einigermaßen souverän vermeiden können.

2. Bundesliga_Abschlusstabelle - kicker-Rangliste_2022-23

 

 

Wie schon in den vergangenen Jahren, so bleibt der Vergleich der Abschlusstabellen mit den Ranglisten des kicker aber letztlich allen voran eines: eine kuriose, interessante und vielleicht auch nicht ganz ernst zu nehmende Spielerei.


Hier sind die Auswertungen der vergangenen Spielzeiten:

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