Na das ist mal eine Überraschung. Der SV Darmstadt 98 hat mit Fraser Hornby einen Spieler aus dem Hut gezaubert, den definitiv keiner auf dem Zettel hatte. Schlicht und ergreifend, weil ihn niemand kannte. Der 23-Jährige Schotte kommt vom französischen Erstligisten Stade Reims ans Bölle, spielte zuletzt aber auf Leihbasis bei KV Oostende in Belgien. Aufgrund diverser Verletzungen bestritt er letzte Saison lediglich 21 Partien, in denen der Mittelstürmer immerhin 19-mal in der Startelf stand und auf zehn Torbeteiligungen kam. Mit 1,95 Meter verfügt der ehemalige Juniorennationalspieler über ein Gardemaß. Man darf also gespannt sein, ob Hornby am Bölle eine phänomenale Saison gelingt, wie Luca Pfeiffer, oder ein eher überschaubares Gastspiel, wie jüngst bei Magnus Warming. Beide waren ebenfalls größtenteils unbekannte Angreifer. Aber das ist eben die Politik der Lilien. Spieler zu leihen, oder zu holen (oder holen zu können), die noch keine allzugroßen Schlagzeilen produziert haben. Hornbys Vertrag läuft bis 2027. Ich befragte John zu Hornby. John betreibt einen Podcast, in dem er sich mit schottischen Fußballern befasst, die im Ausland spielen. Eine kurze deutsche Zusammenfassung seiner Aussagen ist am Ende des Interviews zu finden.

Zusammenfassung:

• John meint, Fraser Hornby sei ein physischer Mittelstürmer, der sich im Sturm „den Arsch aufreißt“.
• Auch wenn sich Hornbys Statistiken nicht so prall lesen, so kamen seine Tore im letzten Jahr zurück, als er für Oostende Stammspieler war.
• Hornby sei übrigens Schottlands U21-Rekordtorschütze. In den letzten Jahren hätten ihn aber einige Verletzungen und eine Covid-Erkrankung geplagt.
• Trotz seiners Körperbaus sei Hornby beweglich und keineswegs langsam. Physisch und geistig sei er während des gesamten Spiels präsent. So könne er seine Mitspieler ins Spiel bringen, wenn er als alleiniger Stürmer eingesetzt würde. Als solcher setze er auch die Verteidiger unter Druck.
• Sprungkraft und Kopfballstärke würden Hornby auszeichnen. In Schottlands U21 und zuletzt auch in Oostende habe er viele Zweikämpfe bestreiten müssen.
• Lange Bälle festmachen und dann seine Mitspieler ins Spiel bringen, das wären Hornbys Stärken, zusätzlich zu seinem Abschluss.
• In seiner Jugend habe Hornby für Everton und Schottland im Mittelfeld gespielt, aber auch dort schon viele Tore erzielt. So wurde er ab der U18 als Angreifer aufgeboten.
• Wenn er in Form sei, dann zeige Hornby seine Torjäger-Qualitäten. Wie im letzten Jahr, als er in 19 Einsätzen für Oostende acht Tore erzielte. Bei einem Team, das laut John in Belgien Kanonenfutter war und abstieg!
• Um seine Fitness zu erlangen, brauche Hornby eine konstante Serie von Spielen, dann käme der Rest von alleine. Der letzte Pass zum Mitspieler könne – kritisch betrachtet – noch besser werden.
• Reims habe den Trainer gewechselt und Arsenal-Talent Balogun ausgeliehen. Hornby war dort laut John vermutlich aufgrund des veränderten Spielstils überflüssig.
• Gefragt nach einem Vergleich mit dem Halbschotten Jamie Maclaren meint John, dieser sei ein ganz anderer Stürmertyp, mit mehr Tempo. Hornby könne für John aber besser als 9er spielen als Maclaren.

Ergänzung (06.07., 09:09 Uhr): Inzwischen habe ich mich mit einem weiteren Insider ausgetauscht. Hier war die Meinung, dass Fraser Hornby auf jeden Fall Mittelstürmer spielen kann, er aber eher als 10er zu verstehen sei. Wir werden es sehen und auf welcher Position auch immer, hoffentlich zum Vorteil der Lilien.