Insider im Gespräch über … Andreas Müller (#16)

Gettyimages_Andreas MüllerUnd nur kurz nach der Bekanntgabe der Verpflichtung von Fabian Nürnberger, legte der SV Darmstadt 98 gleich nach. Andreas Müller schließt sich für die nächsten drei Jahre dem SVD an. Der Mittelfeldspieler kommt vom 1. FC Magdeburg ans Böllenfalltor. Der 22-Jährige trug das FCM-Trikot zunächst in 69 Drittligapartien und in der vergangenen Zweitligaspielzeit 19-mal, bevor ihn ein Syndesmosebandriss im Februar stoppte. Bis dahin war der Hoffenheim und Walldorf ausgebildete Youngster Stammkraft bei den spielstarken Magdeburgern. Ich befrage Alex vom Podcast „Nur der FCM“ zu Andreas Müller.

Alex, nach Alexander Brunst kommt nun mit Andreas Müller der nächste Spieler mit FCM-Vergangenheit nach Darmstadt. Alle Lilienfans haben den jüngsten Auftritt der Magdeburger am Böllenfalltor noch sehr gut vor Augen. Müller war aufgrund seiner Verletzung nicht am Start. Ist er ähnlich lauf- und spielstark wie das Team, das in Darmstadt einen wirklich beeindruckenden Auftritt hinlegte?
Ja, definitiv. Er war unter Christian Titz bis zu seiner Verletzung absolut gesetzt und vollkommen unumstritten. Titz setzt ja bekanntermaßen auf genau diese Spielertypen, die enorm passsicher und absolut abgezockt sind. Müller agierte von Beginn an, trotz seines jungen Alters und seiner geringeren Körpergröße (1,73m), sehr kaltschnäutzig auf der Sechserposition oder im zentralen Mittelfeld. Das hat mich immer beeindruckt. Insofern kriegt ihr da einen Spieler, der agiert, als würde er schon zehn Jahre im Profifußball dabei sein. Ich bin sehr gespannt, wie er sich bei euch weiterentwickelt.

Du hast es schon gesagt, trotz seines jungen Alters war er bei euch Leistungsträger. Er scheint also auch in der 2. Bundesliga keine großen Anpassungsschwierigkeiten gehabt zu haben. Otmar Schork, Geschäftsführer Sport beim FCM, sprach sogar von einer Bilderbuchkarriere.
Ich kann mich wirklich an keine Anpassungsschwierigkeiten erinnern. Das einzige Manko das er hat, ist seine Körpergröße. Manche Gegner haben dies beantwortetet, indem sie ihm größere Zielspieler entgegengestellt haben. Da tut er sich naturgemäß schwer. Aber ansonsten hat er – wenn er fit war – immer gespielt und sich relativ schnell in der 2. Liga zurechtgefunden. 
Müller kam ja von Astoria Walldorf zu uns und war in Hoffenheim ausgebildet worden. Damit ist er so eine typische Verpflichtung, wie wir sie in den letzten Jahren häufiger mal hatten. Wie aktuell Daniel Elfadli. Er kommt irgendwo aus der Versenkung. Keiner weiß, wo der FCM den gefunden hat und dann funktioniert er sofort. Ich kann mir sehr gut vorstellen und traue ihm zu, wenn Müller seine Chance in der Bundesliga bekommt und ein, zwei Spiele machen kann, dann ist er drin. Die zweite Liga konnte er jedenfalls ganz easy. Der nächste Schritt in Richtung Bundesliga überrascht mich deshalb überhaupt nicht.

Carsten Wehlmann, der Sportliche Leiter der 98er, sagte nach der Verpflichtung, Müller bringe noch weiteres Entwicklungspotenzial mit. Dennoch ist er eben kein Greenhorn mehr. Was ist Dir an ihm noch aufgefallen?
Er ist ein cleverer Spieler, nicht zuletzt aufgrund seines Größennachteils. Er ist eher keiner, der dumme Fouls begeht, sondern jemand, der clever Fouls zieht. Er ist überhaupt nicht auf den Kopf gefallen, hat einen tollen Blick auf das Spiel. Was die Handlungsschnelligkeit angeht, so dürfte er sich auf dem neuen Niveau sicher noch anpassen müssen. Um es aber auf ein Wort zu bringen: für mich ist er von seinen Anlagen her ein Mittelfeldstratege.

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Gibt es für dich Punkte, in denen er sich – neben der Handlungsschnelligkeit auf dem neuen Level – noch wird steigern dürfen?
Klar, die gibt es immer. Mein Mitstreiter Thomas und ich waren uns im Podcast einig, dass er seine besten Spiele eigentlich eher auf der Acht als auf der Sechs gemacht hat. Wenn man ihm eine etwas offensivere Rolle gibt, dann ist er unseres Erachtens noch stärker. Was er verbessern könnte, ist das Thema Torabschluss, wenngleich er für uns auch einige schöne Tore aus der zweiten Reihe hat. Einen feinen Fuß hat er also schon.
Ansonsten ist er für das zentrale Mittelfeld – je nachdem, wo man ihn einsetzen will – schon sehr, sehr weit. Passsicher, kaltschnäutzig, gutes Auge, Ruhe am Ball. Für sein Alter ist er ein ganz gutes Gesamtpaket. Du siehst also, bei Andi Müller überwiegen bei mir bei Weitem die positiven Attribute.

Müller verlässt den FCM ablösefrei, was den Klub sicherlich schmerzen dürfte. War es frühzeitig klar, dass es zu keiner Vertragsverlängerung kommen wird und wie wurde das in der Fanszene aufgefasst?
Er hat von vorne herein keinen Hehl daraus gemacht hat, dass er sich beim FCM entwickeln will, um dann weiterzugehen. Man munkelte schon relativ früh, dass Müller das Angebot zur Vertragsverlängerung des FCM wahrscheinlich nicht annehmen würde. Ich persönlich fand dies relativ angenehm, denn er hatte klar gesagt, er trägt seinen Teil zum Mannschaftserfolg bei und dann strebt er den nächsten Schritt an. Ich habe deshalb auch keine negativen Stimmen vernommen, weil früh absehbar war, wie sich die Dinge entwickeln würden.
Seine Verabschiedung am letzten Spieltag im Stadion war okay, aber von beiden Seiten – nach meinem Eindruck – nicht übermäßig emotional. Er weiß, was er am FCM hatte und er weiß auch jetzt, worauf er sich freuen darf. Alles gut also.

Du bist mit Deinem Podcast durchaus nah dran am Verein. Bist Du auch einmal mit Müller ins Gespräch gekommen? Und falls nein, wie wirst Du ihn in Erinnerung behalten?
Ich habe mit Andi Müller nie persönlich sprechen können. Es gibt aber ein Interview mit ihm im MDR-Podcast „Neues vom Krügelplatz“ [Anm. der Red.: Folge 29 aus der Saison 2020/21]. Da erzählt er sehr ausführlich über seinen Weg und seine fußballerische Laufbahn und auch viel Privates. Da machte er einen sehr bodenständigen Eindruck. Er hat zunächst in einem ganz normalen Job gearbeitet, als es drohte mit dem Profifußball nichts zu werden. Er weiß also auch, wie es ist zu arbeiten, und nicht nur die gepamperte Welt des Jungprofis zu erleben.
Ich werde ihn als ganz, ganz feinen Fußballer in Erinnerung behalten, der uns wirklich viel Freude bereitet hat und seinen Anteil daran hatte, wie sich der 1. FC Magdeburg in den letzten drei Jahren entwickelt hat. Insofern hat er seinen Platz beim FCM. Ich bin aber ehrlich. Er dürfte kein Spieler sein, über den man in zehn Jahren beim Bier sagt, erinnerst Du dich noch an damals mit Andi Müller. Er hat schlicht und ergreifend sehr gute Leistungen gezeigt und konnte sich hervorragend entwickeln. Ich wünsche ihm bei euch alles Gute. Ich drücke ihm sehr die Daumen, dass er es auf dem Niveau packt. Ich glaube, ihr werdet viel Freude mit ihm haben, wenn er denn spielen darf.

Besten Dank, Alex.


Insider-Interviews zu den bisherigen Verpflichtungen
Fabian Nürnberger (Mittelfeld, vom 1. FC Nürnberg)