Und so zogen sie in die Bundesliga ein

Der SC Paderborn steht kurz vor dem Aufstieg in die 1. Bundesliga. Schon das ist eine faustdicke Überraschung, denn diesen Coup hätte dem Verein aus Ostwestfalen mit dem Mini-Spieleretat (6 Millionen Euro) und dem kleinen Stadion (15.000 Plätze) niemand ernsthaft zugetraut. Ein Sieg am Sonntag über den VfR Aalen und die Paderborner würden sich als 53. Verein in den Annalen der Bundesliga verewigen. Wie erging es den anderen Novizen in der jüngeren Bundesligahistorie?

Seit 1990 haben es 13 Klubs erstmals in die Bundesliga geschafft. Vier Vereine aus der ehemaligen DDR, aber auch neun aus den alten Bundesländern. Mit acht Vereinen stürmte Gros der Novizen in den 1990er Jahren in die Erstklassigkeit. In den Nuller-Jahren kamen lediglich drei weitere hinzu. Zuletzt wurden der FC Augsburg und die Spielvereinigung Greuther Fürth erstmals ganz oben vorstellig.

Die Bilanz der Newcomer: Fahrstuhlklubs, Eintagsfliegen und …
Die Bilanz der Bundesliganovizen fällt äußerst unterschiedlich aus. Einige wenige etablierten sich auf anhieb, zwei nahmen mehrmals den Fahrstuhl nach unten und wieder nach oben. Manche verabschiedeten sich hingegen nach spätestens drei bis vier Jahren bis auf weiteres aus der Bundesliga. Natürlich sind auch Eintagsfliegen unter den Premierenaufsteigern zu finden. Etwa der VfB Leipzig, der SSV Ulm 1846 oder zuletzt die bereits erwähnte Spielvereinigung Greuther Fürth.

Zum Vergrößern Tabelle bitte anklicken (Quelle: kickschuh.wordpress.com)

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… Etablierte
Drei der fünf aktuellen Bundesligisten, die allesamt nach 1990 erstmals aufstiegen, dürfen heute als etabliert gelten. Der VfL Wolfsburg spekuliert aufgrund des starken finanziellen Engagements des Volkswagen-Konzerns auf vordere Tabellenplätze. Die TSG 1899 Hoffenheim ist dank ihres Mäzens Dietmar Hopp ebenfalls in der Lage ambitionierter aufzutreten. Der FSV Mainz 05 zählt nach einem zwischenzeitlichen Abstieg mittlerweile als zuverlässiger Anwärter auf einen einstelligen Tabellenplatz. Einigermaßen etabliert hat sich der SC Freiburg. Seit seiner ersten Bundesligasaison 1993 kommen die Breisgauer auf nunmehr 15 Bundesligaspielzeiten. Drei Ab- und Wiederaufstiege sowie der zurückliegende Abstiegskampf zeigen aber, dass sich der klassische Ausbildungsverein jederzeit schwer tun wird, eine gute Rolle in der 1. Liga zu spielen. Bei absehbaren Aufsteigern wie dem schlagkräftigen RB Leipzig, dürfte dies nicht leichter werden. Welche Rolle dem FC Augsburg zugedacht sein wird, bleibt abzuwarten. Im Sommer starten die Schwaben immerhin schon in ihre vierte Bundesligasaison.

Paderborn: die klassische Eintagsfliege?
Was die finanziellen und infrastrukturellen Voraussetzungen anbetrifft, so müsste der SC Paderborn im Falle eines Aufstiegs wohl eher mit Greuther Fürth verglichen werden, als mit Augsburg oder Hoffenheim. Und Fürth trat bekanntlich umgehend den Gang in die Zweitklassigkeit an, wenngleich sie nun neben Paderborn wieder ans Tor zum Oberhaus klopfen. Vielleicht könnte Paderborn aber auch zu einem zweiten Mainz werden. Die Rheinhessen konnten sich immerhin drei Jahre in der 1. Liga halten, bevor es zwischenzeitlich eine Etage tiefer ging. Nach dem Wiederaufstieg wurde aus dem einstmals kleinen Verein dank kluger Vereins- und Transferpolitik ein mittlerweile finanziell gesunder und konkurrenzfähiger Erstligist mit einem neuen Stadion, das zudem überschaubare Kosten verursacht.

Lange weg vom Fenster: die Comeback-Klubs zeigen …
Interessant ist auch ein Blick auf die Vereine, die nach langen Jahren der Bundesligaabstinenz – mitsamt einem zwischenzeitlichen Absturz ins Amateurlager – wieder in die 1. Liga einzogen. Angesichts dieser Historie dürfen auch sie gewissermaßen als Bundesligafrischlinge zählen. Denn sie verfügen zwar in der Regel über zahlreiche Fans, aber zumeist nicht über ein Stadion, das mit den anderen Erstligisten konkurrieren kann (oftmals fehlende oder zu wenige Logen sowie geringe Kapazität) und erst recht nicht über einen Kader, der sich aus gestandenen Bundesligaspielern zusammensetzt (im Gegensatz zu Fahrstuhlklubs). Um dieses Manko auszugleichen, fehlt oft genug das nötige Kleingeld.

Comeback-Klubs: 1991 - 2013 (Tabelle: M. Kneifl)

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… wenig Klebe-Potential
Es fällt auf, dass das Phänomen solcher Comeback-Klubs zuletzt häufiger zutage trat. Gab es in den gesamten 1990er Jahren nur drei von ihnen, so sind seit 2006 fünf zum Teil jahrzehntelange Abstinenzler wieder zurückgekehrt. Statistisch betrachtet ist bei diesen Klubs allerdings das Potential in der Bundesliga kleben zu bleiben nicht allzu groß. Ja, die Aussicht auf einen dauerhafteren Erstligaaufenthalt ist bei ihnen sogar geringer, als bei den reinen Newcomern. Ein Problem fehlender Großsponsoren und Mäzene? Sowohl Alemannia Aachen, als auch der FC St. Pauli und Fortuna Düsseldorf stiegen sofort wieder ab. Ein Schicksal, das auch der aktuell letztplatzierten Eintracht aus Braunschweig droht. Der Karlsruher SC konnte sich immerhin eine zweite Spielzeit halten, bevor er wieder den Gang in die Zweitklassigkeit antreten musste und danach sogar zwischenzeitlich erneut in die 3. Liga purzelte. Die Comeback-Klubs der 1990er Jahre aus Duisburg und Bielefeld mutierten über Jahre zu reinen Fahrstuhlklubs. So schafften es lediglich der TSV 1860 München (zwischen 1994 und 2004) und seit 2002 Hannover 96 sich über längere Zeit ohne Abstieg in der Bundesliga zu halten. Ein Ziel, das für die Paderborner im Falle eines Aufstiegs utopisch wäre. SC-Geldgeber Wilfried Finke bezeichnete es folgerichtig als Höhepunkt, wenn „sein“ Verein bei einem Bundesligaeinzug den Klassenerhalt schaffen könnte.

2 Gedanken zu “Und so zogen sie in die Bundesliga ein

  1. Fehler in der Tabelle: Dresden befindet sich momentan (noch) in der 2. Bundesliga.

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