Endspurt. Die Winterpause winkt. Die Lilien haben sich in der ersten Halbserie mehr als wacker geschlagen und dürfen am Sonntag zum Hinrunden-Ausklang nach Mönchengladbach. Die DFL scheint offenbar Gefallen daran zu finden, die 98er und ihre Fans spätsonntags durch die Republik zu jagen. Nach den Partien in Dortmund, Ingolstadt und Frankfurt beschließen die Lilien zum vierten Mal einen Spieltag in der Fremde. Dieses Mal geben sie zusammen mit den Gladbachern zugleich den Rausschmeißer für das gesamte Kalenderjahr.
So sieht’s aus:
Die Borussen scheinen auf dem letzten Loch zu pfeifen. Gebeutelt von massivem Verletzungspech und ungewohnter Dreifachbelastung mit Bundesliga, DFB-Pokal und Champions League sehnt wohl kaum ein Erstligist die Winterpause so sehr herbei wie der Klub vom Niederrhein. Nach schwachem Auftakt mit fünf Niederlagen infolge, starteten die Fohlen unter ihrem neuen Trainer André Schubert eine neue Serie und blieben in zehn Bundesligapartien nacheinander ungeschlagen. Zuletzt setzte es drei Niederlagen gegen Manchester City (2:4), in Leverkusen (0:5) und gegen Werder Bremen (3:4). Die Defensive ist derzeit also momentan der wunde Punkt der spielstarken Truppe.
Normalerweise ist der SVD in der Lage Top-Teams in deren eigenem Stadion die Stirn zu bieten. In Leverkusen (1:0), Dortmund (2:2) und vorgestern im DFB-Pokal bei Bayern München (0:1) ließ das massive blau-weiße Defensiv-Bollwerk die Attacken der namhaften Konkurrenz regelmäßig ins Leere laufen. Sofern vorne dann ein eigener Standard zum Torerfolg führt, ist ein Punkt so gut wie sicher. Dass die 0:4-Schlappe vor Wochenfrist gegen Hertha keine Spuren hinterlassen hat, zeigte die engagierte Leistung in München. Wenngleich auch dort wieder nicht zu übersehen war, dass nach vorne herzlich wenig Gefahr aus dem Spiel heraus entsteht. Mario Vrancic zeigte bei seinen vergleichsweise langen Einsätzen gegen Berlin und in München, dass er am Ball herausragt. Er allein wird aber auch in der Rückrunde nicht ausreichen, um dem Spiel von Dirk Schusters Team mehr Variabilität zu verordnen. Der SVD wird also versuchen, sich im Wintertransferfenster offensiv zu verstärken. Davor steht jedoch die Aufgabe in Gladbach, von wo am liebsten ein Punkt oder sogar noch mehr zurück ans Böllenfalltor geholt werden soll.
Alte Bekannte:
Eine ganze Reihe von Borussen-Kickern wird keine guten Erinnerungen an die Lilien haben. Am 4. August 2013 schied der Bundesligist beim damaligen Drittligisten überraschend im DFB-Pokal aus. Bei brütend heißen Temperaturen setzte sich der Underdog gegen pomadige Gladbacher im Elfmeterschießen durch. Mit von der Partie waren seinerzeit Julian Korb, Granit Xhaka, Raffael, Branimir Hrgota und Havard Nordveidt.
Noch länger als seine Teamkameraden kennt der derzeit verletzte André Hahn den SVD. In der Saison 2011/12 spielte der schnelle Außenspieler in Liga 3 zweimal gegen die Lilien Remis … mit den am Bölle nicht übermäßig geschätzten Offenbachern. In der darauffolgenden Spielzeit verpasste er die 1:0-Niederlage in Darmstadt verletzungsbedingt, bevor ihn in der Winterpause der Ruf aus Augsburg ereilte.
Wir & Die & Die Bundesliga
Wie in dieser Saison, so trafen die 98er auch in ihren zwei bisherigen Bundesligaspielzeiten am Ende der Halbserien auf die Gladbacher. 1979 und 1982 ging es jedoch nicht am Ende der Hinrunde, sondern im Saisonendspurt an die niederländische Grenze.
12. Mai 1979: Die Lilien fahren am 31. Spieltag als Tabellenletzter mit Interimstrainer Klaus Schlappner an den Bökelberg. Dort treffen sie auf eine Gladbacher Borussia, die zwar wenige Tage zuvor das Hinspiel im UEFA-Pokal-Finale in Belgrad bestritt, zugleich aber in der Liga in Abstiegsgefahr schwebt. Selbst nach dem 3:1-Sieg (Torschützen: Winnie Schäfer (2), Ewald Lienen sowie Manfred Drexler) gegen den SVD sind sie noch nicht aller Abstiegssorgen ledig. Das Spiel ist schnell erzählt: die Gladbacher agieren verunsichert und nur bedingt überzeugend, die Lilien spielen zwar engagiert, aber völlig harmlos. Der kicker berichtet anschließend:
Vom ersten Gastspiel Darmstadts am Bökelberg blieb kein großer Eindruck übrig, eher die Bestätigung als schwächste Auswärtsmannschaft der Saison. Ihr Trainer Klaus Schlappner nahm das mit bemerkenswerter Gelassenheit hin, erklärte sogar eine mäßige Leistung als „sehr gut“. (…) Waren es die Nerven, die den Borussen in ihrem Kampf um den Klassenerhalt einen Streich spielten? Oder hatten das UEFA-Cup-Endspiel in Belgrad und der Rückflug bis zum frühen Morgen so schwerwiegende Auswirkungen auf Verfassung und Einstellung des Gladbacher Aufgebots gehabt? Die Mannschaft bot nur wenig von der geschlossenen Leistung ihrer letzten Spiele. Weil auch Absteiger Darmstadt bis auf seinen nicht erlahmenden Kampfgeist selten mehr als den standesgemäßen Widerstand eines Tabellenletzten zeigte, nahm das niveaulose Spiel den erwarteten Verlauf. Einzelduelle entschieden für Borussia.“
29. Mai 1982: Am letzten Spieltag der Saison führen beide Kontrahenten Fernduelle. Gladbach kämpft gegen Kaiserslautern und Bremen um einen UEFA-Cup-Platz, Darmstadt gegen Leverkusen um den Relegationsrang 16. Letztlich gehen beide leer aus. Da nützt Gladbach auch das überzeugende 6:1 gegen überforderte Lilien nichts. Wie schon beim 1:7 drei Jahre zuvor gegen den VfB Stuttgart, verabschiedeten sich die 98er mit einer Packung aus der Bundesliga. Den Sieg für Gladbach schossen Wilfried Hannes (2), Uwe Rahn, Winnie Schäfer, Hans-Günter Bruns und Wolfram Wuttke heraus. Peter Cestonaros 16. Saisontreffer blieb lediglich Ergebniskosmetik. Aufgrund der gezeigten Leistung rief der kicker den Lilien wenig wehmütig hinterher:
„Bei den Gästen gab es keinerlei Aufbäumen, sie schienen sich mit dem Abschied schon abgefunden zu haben. In dieser Verfassung werden sie in der Bundesliga nicht vermisst werden.“
Ach ja, heute an diesem Wochenende vor fünf Jahren …
… befand sich der SVD schon in der Winterpause: Auf Platz 2 in der Regionalliga Süd.
Und die Junglilien?
Verabschiedeten sich mit einer 0:7-Klatsche gegen Hoffenheim in die Winterpause. Zum vierten Mal verlor die U19 mit sechs oder mehr Toren Unterschied. So rutschten die Jungs von Richard Hasa wieder ans Bundesliga-Tabellenende, das sie in der Vorwoche gerade erst verlassen hatten. In der Winterpause heißt es an den richtigen Stellschrauben zu drehen. Insbesondere der Sieg gegen die Eintracht sowie die Punktgewinne gegen 1860 und Bayern München zeigten, dass das Team kein Prügelknabe sein muss. Der erste Abstiegsplatz liegt nach wie vor nur vier Zähler entfernt. Die Jungs sollten sich ein Beispiel an den A-Junioren der Saison 1998/99 nehmen. Die lagen in der damals höchsten Spielklasse bis zum letzten Spieltag stets auf einem Abstiegsplatz und sprangen auf den allerletzten Drücker durch einen Sieg bei Greuther Fürth noch ans rettende Ufer.
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