Alle Tifosi fiebern dem letzten Vorrunden-Spiel ihrer Elf am heutigen Abend entgegen. Dabei schwingt oftmals ein gewisses Unbehagen mit. Zum einen fürchten sie, dass Kroatien und Spanien 2:2 spielen, womit Italien selbst bei einem eigenen Sieg aufgrund der direkten Vergleiche ausgeschieden wäre. Zum anderen blicken sie argwöhnisch auf ihren eigenen Gegner: Irland. Eigentlich sollten die Iren nach den bisher gezeigten Leistungen die Squadra Azzurra vor keine großen Probleme stellen, doch da gibt es noch Giovanni Trapattoni auf der Bank der Iren und vor dem hat ganz Italien einen Heidenrespekt. Seine Landsleute trauen dem alten Trainerfuchs zu, den Iren eine Marschroute mit auf den Weg zu geben, die sein Heimatland straucheln lässt. Realistisch betrachtet ein überzogener Respekt. Trapattoni mag zwar über reichlich Erfahrung und Wissen verfügen, sein Team präsentierte sich allerdings bei diesem Turnier als zu blauäugig und ehrfurchtsvoll. Kein Wunder bei einem Aufgebot, das mehrere Spieler umfasst, die in ihren Vereinen keine Leistungsträger sind oder die sogar nur zweitklassig spielen.
So wie Sean St. Ledger, der sein Geld bei Leicester City verdient. Leicester zählt nicht gerade zu den Schwergewichten des englischen Fußballs und spielte letztmals 2004 in der Premier League. Die abgelaufene Saison beendeten sie nur auf Platz 9 in der zweiten englischen Liga. Für St. Ledger selbst, sind die „Foxes“ auf Vereinsebene bisher das höchste der Gefühle, denn er hat noch nie erstklassig gespielt. Er schaffte es also quasi zweiter Klasse zur EURO und präsentiert sich dort gerade als Stammkraft des irischen Teams. Dabei sorgte er für den bisher einzigen Lichtblick des irischen EURO-Abenteuers. Im Spiel gegen Kroatien waren gerade 19 Minuten gespielt, als er sich am zweiten Pfosten im Kopfballduell durchsetzen konnte und den Ball in die Maschen köpfte. Auf der Grünen Insel machte er sich so unsterblich, denn er reihte sich in die bislang äußerst überschaubare Liste der irischen Torschützen bei einer Europameisterschaft ein, die neben ihm aus Ray Houghton und Ronnie Whelan besteht. Das folgende Spiel gegen Spanien wird St. Ledger nicht gerne in Erinnerung behalten. Die spanische Angriffsabteilung führte ihn und seine Kollegen in der irischen Defensive reihenweise vor und entlarvte, dass das irische Team – ganz entgegen den beeindruckenden Fans – eben doch nur zweitklassig ist.
Sieben Teams nominieren elf Zweitligaspieler
Neben St. Ledger stehen mit Paul Green von Derby County, Paul McShane von Hull City und David Forde vom Millwall FC drei weitere Zweitligakicker im Kader von Trapattoni. Neben St. Ledger kam bisher nur Green zu Einsatzminuten. Mit Keith Fahey musste allerdings kurz vor Turnierstart ein fest eingeplanter Spieler verletzt passen, der in Birmingham ebenfalls nur zweitklassig unterwegs ist. Doch die Iren sind nicht allein. Auch Kroatien, Polen, Griechenland, Dänemark, England und sogar der heutige Gegner Italien greifen auf Zweitligaprofis zurück, so dass insgesamt zwölf Spieler zur EURO anreisten, die aus der vergangenen Saison keine Erstligaerfahrung mitbrachten. Einzige Ausnahme ist Danijel Subasic, der Ersatztorhüter der Kroaten, der in der Hinrunde beim kroatischen Erstligisten Dinamo Zagreb spielte, bevor er zum französischen Zweitligisten AS Monaco wechselte. Fünf der zwölf Zweitligistspieler sind Torleute, was darauf hindeutet, dass auf dieser Position die Auswahl für die Nationaltrainer nicht immer befriedigend ist. Immerhin fünf der sieben Zweitliga-Feldspieler standen bei der EURO bereits auf dem Feld.
Sogar Italiener nehmen einen Zweitligaakteur mit
Einer der beiden Feldspieler, die noch auf einen Einsatz im Turnier warten ist Angelo Ogbonna. Der dunkelhäutige Abwehrspieler des FC Turin schaffte etwas überraschend den Sprung in den EURO-Kader der Italiener, hatte er doch zum Zeitpunkt der Nominierung erst zwei Länderspiele vorzuweisen. Sicher kam ihm zupass, dass mit Domenico Criscito ein Fixpunkt der Defensive aufgrund seiner Verwicklungen in den Wettskandal aus dem Kader gestrichen wurde. Ogbonna muss in der Vorbereitung auf das Turnier Nationaltrainer Cesare Prandelli dennoch durch Leistung überzeugt haben, sonst hätte er Andrea Ranocchia von Inter Mailand nicht im Kampf um den letzten Platz in der Abwehr aus dem Aufgebot verdrängt. Im Gegensatz zu St. Ledger verfügt Ogbonna bereits über die Erfahrung von 22 Erstligaspielen bei seinem Heimatverein FC Turin. Diese Spiele liegen jedoch schon über drei Jahre zurück. Seither spielte der 24-jährige nur noch in der italienischen zweiten Liga, führte sein Team allerdings in der abgelaufenen Saison wieder zurück in die Serie A.
In der Tabelle ist dir ein kleiner Fehler unterlaufen
FC Turin in der Serie B ist natürlich aus Italien!
Aber sonst klasse Artikel! Weiter so!
Danke für das aufmerksame Lektorat 😉 Ich habe es ausgemerzt.
@kardinalmatzinger
Danijel Subasic spielte in der Hinrunde der Saison 2011/12 nicht bei Dinamo Zagreb sondern bei Hajduk Split.