WM-Spieltag 24: Das Spiel der Torjäger

Das Spiel um Platz 3 zählt nicht gerade zu den beliebtesten Übungen für Spieler die gerade den Einzug ins WM-Finale verpasst haben. Daran ließ Arjen Robben vor wenigen Tagen nach dem verlorenen Halbfinale gegen Argentinien keinen Zweifel. Und dennoch hält das Spiel um Platz 3 oft genug eine Attraktion des Turniers bereit: den besten Torjäger!

Bei den bisherigen 19 WM-Endrunden gab es laut aktueller FIFA-Homepage 25 Torschützenkönige zu feiern. 1962 in Chile erzielten sechs Spieler vier Tore, die zur Torjägerkrone ausreichten, 1994 gab es mit Hristo Stoichkov und Oleg Salenko (je sechs Treffer) zwei beste Goalgetter. Doch während nur acht der 25 Spieler das Finale bestritten, waren zwölf am Spiel um Platz 3 beteiligt. Zehn der Torjäger standen letztlich in den Reihen des drittplatzierten Teams, zwei zählten zur viertbesten Auswahl des Turniers. Zum Vergleich: Der Weltmeister stellte bislang lediglich 5-mal den treffsichersten Schützen, der Vizeweltmeister 3-mal, plus Brasiliens Ademir 1950 als es kein Endspiel gab.

Die zwei ungewöhnlichen WM-Torjäger
Dass die erfolgreichsten Teams des Turniers auch die besten Torschützen stellen liegt auf der Hand. Schließlich absolvieren diese Mannschaften mindestens zwei Partien mehr als der Rest des Teilnehmerfeldes. Sieht man einmal von der 1962er WM ab, bei der unter den sechs treffsichersten Schützen auch zwei Viertelfinalisten waren, dann gab es bislang erst zwei Stürmer, die den Goldenen Schuh des besten Torjägers errangen, ohne dass sie zu den letzten vier Teams des Turniers gehörten. Zum einen Gary Lineker, der mit seinen Engländern 1986 im Viertelfinale an Argentinien scheiterte. Zum anderen der Russe Oleg Salenko. Sein Husarenstück wird ihm so schnell keiner nachmachen. 1994 schied er mit seiner Nationalelf bereits nach der Vorrunde aus, düpierte allerdings Kamerun im letzten Gruppenspiel mit fünf Torerfolgen. Dieser Sahnetag verhalf ihm zu insgesamt sechs Turniertoren, die im weiteren Verlauf des Turniers nur noch Halbfinalist Hristo Stoichkov (Bulgarien) egalisieren konnte.

Gastgeber stellen selten den WM-Torschützenkönig
Die Goalgetter der Gastgeber landen im Übrigen in der Torschützenliste kaum ganz vorne. Nur 5-mal war dies einem Spieler bei seinem Heimturnier vergönnt. Zuletzt Miroslav Klose 2006. Am eindrucksvollsten nutzte der Argentinier Mario Kempes den Heimvorteil. Er schoss den Gastgeber im Finale gegen die Niederländer mit zwei Toren zum Titel und überholte damit in der Torschützenliste Rob Rensenbrink, der ausgerechnet für den unterlegenen Finalgegner auf dem Platz stand.

Tabelle: Kickschuh-Blog

Tabelle: Kickschuh-Blog

Drittplatzierte häufiger Überraschungsteams mit herausragendem Torjäger
Warum nun ausgerechnet die drittplatzierten Teams die weitaus meisten Torschützenkönige stellen, lässt sich nicht so einfach sagen. Es läge nahe anzunehmen, dass Spiele um den 3. Platz ohne strenge taktische Disziplin und volle Konzentration angegangen werden, in denen also einfach drauflos gespielt wird. Im Finale hingegen, wo jeder bis in die Haarspitzen motiviert ist, würde ein Torerfolg nur mit deutlich größerem Aufwand möglich sein. Doch Pustekuchen. 4 von 5 WM-Torschützenkönigen trafen im Finale, während nur 7 von 10 im Spiel um Platz 3 einnetzten. In den Endspielen fiel bislang gar nur ein Tor weniger als in den Spielen um Platz 3 (67 zu 68, wobei es 1930 kein Spiel um Platz 3 gab). Sicher, es gab Turniere, in denen sicherten sich Stürmer im Spiel um Platz 3 den Torjägertitel, wie Brasiliens Leonidas 1938, Italiens Salvatore Schillachi 1990 mit einem Elfmeter vier Minuten vor Spielende oder Kroatiens Davor Suker 1998. Häufig war es allerdings so, dass das drittplatzierte Team die Überraschung des Turniers war, mit einem herausragenden Goalgetter, der bereits vor dem letzten WM-Spiel seine Trefferquote beisammen hatte: Just Fontaine 1958 mit Frankreich, Eusebio 1966 mit Portugal, Gregorz Lato 1974 mit Polen, die bereits erwähnten Stoichkov 1994 und Suker 1998 sowie, ja, Miroslav Klose 2006 mit Deutschland.

Morgen entscheidet es sich, ob Rodriguez in Linekers Fußstapfen tritt
Bei der heutigen Partie um die goldene Ananas wird im Übrigen kein Spieler mehr ernsthaft in das Rennen um den Goldenen Schuh eingreifen. Neymar fehlt verletzt und Robin van Persie sowie Arjen Robben müssten den Brasilianern schon je drei Tore einschenken und mindestens noch ein Tor auflegen. Bessere Aussichten haben da schon die Endspielteilnehmer Thomas Müller und Lionel Messi, die mit einem bzw. zwei Treffern plus einer Vorlage James Rodriguez noch verdrängen können. Doch eigentlich hätte es der kolumbianische Shootingstar verdient in die Fußstapfen eines Gary Lineker zu treten und als Viertelfinalist der beste Torjäger zu sein. Er traf schließlich in jeder Begegnung mindestens einmal und hatte letztlich zwei Spiele weniger zur Verfügung als Müller oder Messi.

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