Spieltag 14: SVD vs. 1. FC Köln

Die-Lilien-vs.-Der-Effzehjpg„Wir haben keine Gegner mehr, der 1. FC Köln muss her.“ Im Frühjahr 1978 haute so manch Lilien-Fan diese starke Parole raus. Der SVD schickte sich damals an in die Bundesliga einzuziehen. Der Effzeh aus Köln war genau dort das Maß aller Dinge. Am Freitagabend treten die beiden Klubs – deren Fans dereinst eine Freundschaft pflegten – zum dritten Bundesliga-Duell am Bölle an.

So sieht’s aus:
Wir haben keine Gegner mehr“, lässt sich aus Lilien-Sicht derzeit nun wirklich nicht behaupten. Gegen Wolfsburg, Stuttgart, Hamburg und Ingolstadt sprang lediglich ein mageres Pünktchen heraus. Das war so nicht eingeplant. Der letzte Sieg datiert von Mitte Oktober in Augsburg, der letzte Heimsieg liegt gar schon über zwei Monate zurück. Besonders ernüchternd war die absolut verdiente Niederlage am vergangenen Sonntag in Ingolstadt. Erstmals nahmen die Lilien in dieser Saison nach einer Führung überhaupt nichts Zählbares mit. Und dann ließen sie sich von den bis dato wenig treffsicheren Schanzern gleich drei Tore einschenken. Das beste war demzufolge, dass die meisten Teams im Tabellenkeller ebenfalls nicht punkteten. Will man sich darauf am Bölle nicht länger verlassen, muss gegen Köln endlich wieder ein Dreier her.

Der 1. FC spielt eine ordentliche Rolle im Oberhaus. Genauso wie schon in der vergangenen Saison, als der damalige Aufsteiger nie in Abstiegsnöten steckte. Sichtlich gut tut den Rheinländern das sportlich verantwortliche Duo Peter Stöger (Trainer) und Jörg Schmadtke (Manager). Beide sind ruhige Vertreter ihrer Zunft und damit wohltuende Gegenpole zum ansonsten gerne mal hektischen Umfeld des Vereins. Auswärts sind die Rheinländer in dieser Saison eine kleine Wundertüte. In Frankfurt kamen sie mit 2:6 unter die Räder. Bei Hertha gab es ebenfalls nichts zu holen. Dahingegen siegten sie auf Schalke 3:0 und in Leverkusen mit 2:1. Vorne drückt den Tabellenneunten aktuell mächtig der Schuh. Inklusive der Pokal-Niederlage in Bremen gab es in den letzten sechs Partien fünfmal rein gar nichts zu bejubeln.

Alte Bekannte
In erster Linie natürlich Mergim Mavraj! „Eine gute Vorstellung, mal wieder in Darmstadt zu spielen“, sagte mir der 29-jährige Innenverteidiger des Effzeh am Ende der vergangenen Saison in einem Interview (Link). Doch dazu wird es aller Voraussicht nach nicht kommen. Nach einer schweren Knieverletzung kämpft sich der ehemalige 98er gerade erst wieder zurück ins Team. Die Partie am Freitagabend dürfte also noch zu früh kommen. In Darmstadt schaffte er 2006 den Sprung von den Junioren in die Regionalliga-Elf. Seine erste komplette Spielzeit mündete ein Jahr später im enttäuschenden Abstieg. Daraufhin verließ der damals von den Fans zum Spieler der Saison gekürte Youngster die Lilien nach Bochum. Für den Ruhrpott-Klub, Fürth und Köln hat er in der Zwischenzeit 185 Erst- und Zweitligapartien bestritten. Für Albanien kamen 23 Länderspiele hinzu. An seine Zeit bei den Lilien denkt er heute noch sehr gerne zurück. Wie sagte er mir für mein Lilien-Buch (Link)? „Darmstadt war der erste Karriereschritt für mich, und der erste Schritt ist immer der bedeutendste. Der bleibt immer in Erinnerung, so wie die erste Freundin. So gesehen ist Darmstadt meine erste Freundin.“

Ein alter Bekannter mit Abstrichen ist Köln-Angreifer Simon Zoller. Er spielte zwar nie für die Lilien, dafür aber schon gegen sie. Zuletzt Anfang Mai, als er mit Kaiserslautern am Bölle 3:2 verlor. Für die Pfälzer eine vorentscheidende Niederlage im Aufstiegsrennen, während der Dreier den Lilien Rückenwind verlieh. Ein ähnlicher Spielausgang wäre am Freitagabend aus 98er-Sicht Gold wert.

Wir & Die & Die Bundesliga:
Februar 1979: Als Tabellenneunter kommt der Effzeh ans Bölle. Nach einem 1:0 auf schneebedecktem Boden befördert der amtierende Meister die Lilien ans Tabellenende. Doch der Sieg war äußerst schmeichelhaft. Der kicker von damals liest sich wie folgt: „Das alte Lied, speziell vor eigenem Publikum: Darmstadt aggressiver, schneller und besser, die Chancen jedoch – diesmal im günstigen Verhältnis von 6:2 – blieben ungenutzt.“ Da passte es ins Bild, dass der einzige Treffer aus einem Torwartfehler von Lilien-Keeper Dieter Rudolf resultierte. Der kicker weiter: „Kein Darmstädter fiel im übrigen ab. Gerade deshalb schmerzt diese Niederlage. (…) Nach dem 0:1 warf 98 alles nach vorne. In einem Powerplay im wahrsten Sinne des Wortes wurde das Eckballverhältnis in den letzten zehn Minuten von 4:3 auf 11:3 für Darmstadt heraufgeschraubt. Aber ein Lattenschuß von Eigl und erneut eine Glanztat von Schumacher gegen Weiß retteten den Meister. Selbst Hennes Weisweiler meinte nach den 90 Minuten: Eine unverdiente Niederlage der Darmstädter.“

April 1982: Köln fährt am 29. Spieltag als Dritter nach Darmstadt und hat noch Chancen auf den Meistertitel. Die Lilien rangieren auf dem letzten Tabellenplatz. Heraus kommt eine 2:4-Niederlage für die Blau-Weißen. Alles überragender Mann des Spiels und des gesamten Spieltags war für den kicker Jung-Nationalspieler Pierre Littbarski, der ein Tor selbst erzielte und die drei anderen vorbereitete. Das Fachmagazin urteilte: „Das einzig positive für Darmstadt an diesem Nachmittag: Nach der Niederlage wurde die Mannschaft mit Applaus verabschiedet. Zu recht. Sie hatte alles gegeben. Die Gäste waren alles in allem eine Nummer zu groß. Spielerisch ebenso wie in der Klasse der Akteure.“

Ach ja, an diesem Wochenende vor fünf Jahren
… gewannen die Lilien in der Regionalliga Süd gegen Sonnenhof Großaspach mit 1:0. Die Gäste trainierte ein gewisser Alexander Zorniger, der sich nach dem Spiel äußerst zerknirscht zeigte: „Ich denke nicht die bessere, sondern die deutlich bessere Mannschaft hat verloren.“ Lilien-Coach Kosta Runjaic konnte das herzlich egal sein, weshalb er locker konterte: „Wir haben gewonnen und damit alles richtig gemacht.“ Die Lilien hatten zum Jahresabschluss ihre Serie auf neun ungeschlagene Spiele ausgedehnt. Viel ergreifender als diese Tatsache war allerdings der letzte Auftritt von Matías Esteban Cenci im Lilien-Trikot. Der Stürmer hatte sich von den 98ern im Sommer 2010 davon überzeugen lassen, vor seinem Karriereende noch eine halbe Saison in Darmstadt dranzuhängen. Eine ebenso unerwartete wie erfreuliche Rückkehr des Publikumslieblings. Und wie sollte es anders sein? Ausgerechnet ihm blieb es vorbehalten, in seinem letzten Spiel das entscheidende Tor durch Oliver Heil aufzulegen. Nach 62 Minuten verließ er unter dem großen Applaus der Fans zum letzten Mal den Platz. Diese Fans waren es auch, die ihn kurz vor Weihnachten 2010 emotional in der Lilien-Schänke verabschiedeten. Danach kehrte die bislang einzige Nummer „98“ in der SVD-Historie nach Argentinien zurück.

Und die Junglilien?
Zeigen weiterhin Biss. Mit sechs Punkten zieren sie zwar weiterhin das Tabellenende der Bundesliga Süd/Südwest. Doch dem sensationellen Punktgewinn bei Ligaprimus 1860 München folgte am vergangenen Samstag ein 2:2 gegen den U19-Nachwuchs der Bayern. Dabei glichen die Darmstädter zweimal einen Rückstand aus. Die Ergebnisse stimmten zuletzt. Nach teilweise frustrierend hohen Niederlagen sind die Junglilien in den letzten drei Spielen ohne Niederlage geblieben. Nun kommt am Sonntag der Nachwuchs des SC Freiburg nach Südhessen. Die feine Kaderschmiede des Zweitligisten spielt in dieser Saison ungewohnt erfolglos. Seit Einführung der Junioren-Bundesliga im Jahr 2003 beendeten die Breisgauer die Saison nur zweimal außerhalb der Top5. Aktuell liegen sie nach elf Spieltagen auf Platz 11. Nur vier Punkte trennen sie von den 98ern auf Platz 14. Ungeachtet der jüngsten Niederlage beim Tabellenführer 1860 München, kam der SC-Nachwuchs auswärts bislang besser zurecht. Die Zuschauer dürfen sich auf ein enges Spiel freuen.

 

 

 

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