Spieltag 21 (#tsgd98): „Wir wissen wie das ist, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht.“

screenhunter_58-feb-14-21-34Was war das für ein unverhofftes Spektakel am vergangenen Wochenende! Die Lilien riefen gegen Dortmund eine bärenstarke Leistung ab. Plötzlich war da Tempo drin und Leidenschaft pur. Schön zu sehen, wenn ein Plan aufgeht. Nun wartet mit Hoffenheim das nächste Spitzenteam. Die Kraichgauer haben in der Bundesliga bislang noch nicht gegen den SVD gewonnen und werden nach der Niederlage in Wolfsburg eine Reaktion zeigen wollen. Welches Spiel TSG-Fan Marco erwartet, lest ihr weiter unten.

So sieht’s aus:

Fast schon euphorisiert. Die Leistung der Lilien gegen Borussia Dortmund begeisterte. Endlich, endlich einmal spielte der SVD wie aus einem Guss. Hinten dicht und nach vorne rollte fast schon Angriff auf Angriff (15 Torschüsse; in Worten: fünfzehn!). Wer die bislang überwiegend verzagten und limitierten Angriffsbemühungen miterleben musste, dem ging gegen den BVB das Herz auf. Mutig, entschlossen, flink. So will man das sehen.

Genau genommen ist es unfair, einzelne Spieler aus der geschlossenen Mannschaftsleistung herauszuheben. Dennoch kommt man um einige Personalien nicht herum. Jan Rosenthal spielte nach mehreren gebrauchten Spielen wie aufgedreht. Der Mann hinter der Sturmspitze war Schlusspunkt zahlreicher Angriffe, blieb aber im Abschluss glücklos. Die Sechserposition interpretierte Hamit Altintop mit so viel wohltuender Ruhe und Übersicht, wie man es am Böllenfalltor bestenfalls von Gästespielern gewohnt war. Hinzu kamen Altintops Lauf- und Einsatzbereitschaft, mit der er einige Gefahrensituationen im Keim erstickte. Ein positiver Schachzug war zudem, Peter Niemeyer in der Innenverteidigung auflaufen zu lassen. Hier konnte er sich auf das Verteidigen konzentrieren, wodurch seine Defizite im Spielaufbau nicht (mehr) ins Gewicht fielen.

Klar bleibt allerdings auch: Die Top-Leistung gilt es zu bestätigen. Noch hängt der SVD im Keller fest. Gegen Hoffenheim wird es um keinen Deut einfacher. Vor Jahresfrist holten die Lilien gegen überaus verunsicherte Kraichgauer drei souveräne Punkte. Heuer ist die TSG ein Anwärter auf die Champions League.  Julian Nagelsmann hat das Potential seines Teams auf den Rasen gebracht und sein Team im Sommer klug ergänzt. Ein Fixpunkt ist mit Sandro Wagner der Tor- und Klassenerhaltsgarant der vergangenen Lilien-Spielzeit. Der SVD wird gut beraten sein, ohne den gesperrten Aytac Sulu kompakt zu verteidigen.

Nicht mehr mit nach Hoffenheim fährt Roman Bezjak. Der Slowene kehrte unter der Woche auf Leihbasis zurück zu HNK Riejka. Der teuereste Neuzugang der Klubgeschichte spielte zuletzt überhaupt keine Rolle mehr. Damit sind vier von elf Feldspielern schon wieder weg, die Holger Fach und Norbert Meier ans Bölle lotsten.


Die aktuelle Prise Lilien-Podcast

In der dieswöchigen Folge unseres Lilien-Podcasts waren wir fünf immer noch ganz baff über die tolle Leistung der Lilien. Mike ist froh, dass wir kein Tasmania mehr sind und Daniel erkennt wieder Licht im Tabellenkeller: KLICK


Der Kontrahent hat das Wort:

Marco bezeichnet sich in seinem Twitter-Profil (@ripanti) als „Guter Geist der TSG Hoffenheim“ und erklärt den Hörern von meinsportradio.de regelmäßig die Lage im Klub.

Marco, erinnern wir uns ein Jahr zurück. Die Lilien siegten souverän gegen sich abmühende Hoffenheimer. Mit der Leistung wäre die TSG im weiteren Saisonverlauf sicher abgestiegen. Lässt sich der Turnaround und der diesjährige Höhenflug allein auf Julian Nagelsmann zurückführen?
Ja, nach dem Spiel hatte ich den Abstieg eigentlich schon fest eingeplant. Von Leistung konnte da ja nicht mehr die Rede sein. Es ist unglaublich (auch heute noch!) wie Julian Nagelsmann den Spielern neues Leben eingehaucht hat. Es ist auch deutlich zu spüren, dass hier ein Trainer diverse Spiel-Systeme in kürzester Zeit der Mannschaft nahebringen konnte.

Was zeichnet die TSG in dieser Saison aus?
Spielkultur, Struktur und Flexibilität. Das ist ein Haufen wilder Jungs die von einem noch wilderen Jungen an der Seitenlinie zum Erfolg getrieben werden. Der unbedingte Siegeswille ist in jedem Spiel erkennbar.

In der vergangenen Spielzeit stürmten mal Kevin Kuranyi, mal Eduardo Vargas und dann gab es auch noch Kevin Volland. In dieser Saison ist Sandro Wagner der Chef im Sturm. Was funktioniert unter ihm, was bei den anderen nicht geklappt hat?
Auch ich war einer der Kritiker beim Transfer von Sandro Wagner zu Hoffenheim. Selten habe ich mich zuvor in einem Spieler so getäuscht. Er ist allem Anschein nach genau der Typ der uns vorne gefehlt hat und auch vom Typ Mensch die ideale Ergänzung zum Rest der Mannschaft. In Kombination mit Kramaric und Uth haben wir mit eine der stärksten Angriffsreihen in der Bundesliga.

Am vergangenen Sonntag verlor Hoffenheim das zweite Auswärtsspiel infolge, nachdem es zuvor überhaupt keine Niederlage gegeben hatte. Was lief in Wolfsburg schief?
Das Spiel hätte eigentlich in Halbzeit 1 für uns entschieden sein sein müssen. In Halbzeit 2 haben wir komplett den Faden verloren und Wolfsburg hat den Sieg mehr gewollt als wir. Ich bin sicher wir haben unsere Lehren aus dem Spiel gezogen.

Wird die TSG am Samstag eine Trotzreaktion zeigen, wie vor zwei Wochen beim 4:0 gegen Mainz. Oder erwartest Du die Lilien als zähen Knochen?
Wir wissen selbst wie das ist, wenn man mit dem Rücken zur Wand steht. Der Sieg der Lilien gegen Dortmund ist sicher ein weiterer Motivationsschub für das Team von Frings. Ganz gleich in welcher Situation, die Lilien sind immer ein schwerer Gegner. Mit den Neuverpflichtungen kam auch noch eine Menge Qualität in die Elf. Eine Reaktion müssen wir zeigen, wenn wir weiter oben dranbleiben wollen. Leicht wird das mit Sicherheit nicht. Ich rechne aber mit einem nachträglichen Geburtstagsgeschenk der Mannschaft für mich 😉

Am Saisonende gehen Niklas Süle und Sebastian Rudy zu den Bayern. Hypothek oder verkraftbar?
Das ist mittlerweile Alltag im Fußball. Spieler gehen, Spieler kommen. Sicher ist man immer ein wenig traurig, wenn Stützen einer Mannschaft das Team verlassen, aber ich bin sicher, dass wir passenden Ersatz finden werden. Beiden Spielern wünsche ich viel Glück in München.

Abschließende Frage: Wie fühlt man sich als Hoffenheim-Anhänger, wenn RB derzeit den ganzen Unmut der aktiven Fanszenen auf sich zieht?
🙂 Es macht es ein wenig leichter, aber wir können auch alle sicher sein, dass sich auch beim Thema RB Leipzig die Gemüter wieder beruhigen. Spätestens wenn sie mal die Champions League gewonnen haben 😉

Besten Dank, Marco.
Danke auch …


An diesem Wochenende vor vier Jahren:

Feierten die Lilien ihren ersten Dreier im Kalenderjahr 2013. Im Hessenderby gegen den SV Wehen Wiesbaden erzielte Elton da Costa den Treffer des Tages. Bei den Gästen trugen die späteren Lilien Milan Ivana und Dominik Stroh-Engel das Doppel-W auf der Brust. Dirk Schuster baute mit dem Sieg seine Punktausbeute als neuer Lilientrainer aus. Nach drei Spielen lautete seine Bilanz fünf Punkte und 1:0 Tore. Mit dem Erfolg verließ der SVD endlich wieder das Tabellenende der 3. Liga. Wenn das mal kein gutes Omen für das Hoffenheim-Spiel ist?!

Die Lilien-Aufstellung vom 1:0-Sieg gegen den SV Wehen Wiesbaden:
Zimmermann (C) – Hickl, Sulu, Gorka, Stegmayer – Zielinsky, Latza, Da Costa (1) (Hesse), Behrens, Zimmerman (Islamoglu) – Borg (Steegmann)
Zuschauer: 3.800