Champions League, die 21ste

Ab heute Abend gibt sich die europäische Fußballelite wieder die Ehre. Seit ihrem Start 1992 hat sich die Champions League in einen ebenso lukrativen wie stilprägenden Wettbewerb verwandelt. Vornehmlich spanische, italienische und englische Klubs haben der Königsklasse Europas in den ersten 20 Jahren ihren Stempel aufgedrückt. Zuletzt der FC Barcelona, der seit 2006 drei Mal gewann und weitere drei Mal bis ins Halbfinale vorstieß. Kurz bevor nun die 21. Saison in die heiße (Gruppen)Phase startet, hier ein kleiner Rundflug durch die Historie und den bevorstehenden Wettbewerb.

Die Teilnehmer der ersten Stunde
Die Endspielpaarung der Premierensaison werden vermutlich viele Fans kennen: Olympique Marseille traf auf den AC Milan und gewann mit 1:0. Jedem Anhänger des VfB Stuttgart wird auch die schicksalshafte Begegnung der ersten Qualifikationsrunde zwischen dem VfB und Leeds United im Gedächtnis sein, als die Schwaben im Rückspiel mehr als die damals erlaubten drei Ausländer einsetzten und im notwendig gewordenen Entscheidungsspiel ausschieden. Die Bundesliga erwischte also einen denkbar schlechten Start in den neuen Wettbewerb, der nach den ersten beiden K.o.-Runden erstmals in der Europapokalhistorie eine Gruppenphase beinhaltete. Nicht viel besser erging es in der Premierensaison den Meistern aus Spanien und England. Der FC Barcelona und Leeds United zogen in der zweiten Qualifikationsrunde gegen ZSKA Moskau und die Glasgow Rangers den Kürzeren. Die acht Teams, die in zwei Gruppen die Endspielteilnehmer ermittelten lauteten letztlich: Olympique Marseille, Glasgow Rangers, FC Brügge, ZSKA Moskau, AC Milan, IFK Göteborg, FC Porto und der PSV Eindhoven.

Die Gewinner
20 Saisons, 13 verschiedene Sieger aus sieben Ländern, denen allerdings noch keine Titelverteidigung gelang – so lautet die nüchterne Auswertung der Siegerliste. England und Italien stellten bisher drei verschiedene Sieger (Manchester United, Liverpool FC, Chelsea FC sowie Juventus Turin, AC Milan und Inter Mailand), Deutschland und Spanien verfügen über zwei Siegervereine (Bayern München und Borussia Dortmund sowie Real Madrid und FC Barcelona). Frankreich (Marseille), die Niederlande (Ajax Amsterdam) und Portugal (FC Porto) brachten schließlich eine Mannschaft ins Ziel. Die Rekordsieger mit jeweils drei Erfolgen lauten Real, Milan und Barca. Sage und schreibe 15-mal kamen die Sieger aus den starken Ligen Spaniens, Italiens und Englands. Der letzte Gewinner, der nicht aus diesen Ländern kam, war der FC Porto 2004.

Die Stammgäste
Nur drei Mal verpasste Manchester United bisher die Gruppenphase der Champions League. Seit 1996/97 sind die Red Devils der Dauerbrenner der europäischen Königsklasse. Kaum weniger präsent waren Barca, Real und Porto mit je 16 Teilnahmen sowie Bayern und Milan mit 15 Gastspielen in der Gruppenphase.

Die Abgestürtzten
In der „Ewigen Tabelle“ der Champions League rangieren auf den Plätzen 28 und 31 – und damit noch vor Werder Bremen auf Platz 32 – zwei Clubs, die sich bis auf Weiteres nicht mehr mit den stärksten Vereinen Europas messen werden. Hintergrund: Beide spielen nicht einmal mehr in ihren Ländern erstklassig. Mit dem AS Monaco stieg der Champions League-Finalist von 2004 vor einem Jahr in die französische Ligue 2 ab. Auch wenn sich die Monegassen derzeit anschicken diesen Betriebsunfall zu reparieren, die Champions League ist fürs Erste außer Reichweite. Noch viel mehr gilt dies für die Glasgow Rangers. In der Premierensaison verpassten die Schotten die Endspielteilnahme nur um einen Punkt. Seit diesem Sommer tingeln sie in der vierten schottischen Liga über die Dörfer. Der finanziell ausgepowerte Verein wird auf Jahre hinaus nicht mehr international mitmischen.

Die Fehlenden
Drei ehemalige Sieger fehlen in diesem Jahr: Inter Mailand (2010, 11 Teilnahmen), der Liverpool FC (2005, 8 Teilnahmen) und Olympique Marseille (1993, 8 Teilnahmen). Sie gehörten gleichwohl nie zum Dauerinventar der Champions League. Liverpool fiel zuletzt aus den „Big Four“ in England und wurde durch Manchester City abgelöst. Olympique Marseille liegt in einer der abwechslungsreichsten Meisterschaften Europas auf Augenhöhe mit fünf bis sechs anderen Teams. Inter Mailand sollte hingegen über ausreichend Substanz verfügen, um demnächst wieder zuverlässig mitzumischen.
Mit Olympique Lyon und dem PSV Eindhoven fehlen zwei Vereine, die im letzten Jahrzehnt neunmal, bzw. dreimal in die K.o.-Runde einzogen. Ein sympathischer Evergreen der 1990er Jahre durchlebt seit längerem eine Durststrecke in der Champions League: Rosenborg Trondheim. Zwischenzeitlich der Klub mit den meisten aufeinanderfolgenden Teilnahmen in der Gruppenphase (achtmal bei insgesamt 11 Gastspielen in der Gruppenphase), sind die Norweger seit 2007/08 nicht mehr dabei.

Die Novizen
Auch das gibt es noch: neue Gesichter. Die Überraschungsmeister aus Frankreich (Montpellier HSC) und Dänemark (FC Nordsjaelland) schnuppern ebenso erstmals Champions-League-Luft wie der FC Malaga aus Spanien. Ihm genügte ein vierter Platz in der Primera Division, um über die Qualifikation den Einzug in die Gruppenphase perfekt zu machen. Nachdem ein Scheich aus Katar sein großzügiges Sponsoring zuletzt quasi über Nacht einstellte, käme eine neuerliche Qualifikation im nächsten Jahr jedoch einem kleinen Wunder gleich.

Die Landkarte
32 Teams kämpfen in der Gruppenphase 2012/13 um den Einzug in die K.o.-Runde. Mehr als die Hälfte kommt aus Spanien (Real, Barca, der FC Valencia und der FC Malaga), England (Man United, Man City, Arsenal London und Chelsea FC), Deutschland (FC Bayern, FC Schalke 04, Borussia Dortmund), Frankreich (Montpellier HSC, Lille OSC, Paris St. Germain) und Portugal (Sporting Braga, FC Porto, Benfica Lissabon). Je zwei Vertreter entsenden Russland (Zenit St. Petersburg und Spartak Moskau), die Ukraine (Dynamo Kiew, Schachtar Donezk) und auch Italien (AC Milan und Juventus Turin). Einzelkämpfer kommen aus den Niederlanden (Ajax Amsterdam), der Türkei (Galatasaray Istanbul), Griechenland (Olympiakos Piräus), Belgien (RSC Anderlecht), Schottland (Celtic Glasgow), Dänemark (Nordsjaelland), Kroatien (Dinamo Zagreb), Weißrussland (BATE Baryssau) und Rumänien (CFR Cluj).

Die Favoriten
Die heißen Kandidaten auf den Titel kommen mal wieder aus Spanien und England. Barca, Real und die beiden Klubs aus Manchester gelten bei den einschlägigen Wettanbietern als die Topfavoriten. Bayern, Paris St. Germain und Juve wird am ehesten zugetraut in die anglo-iberische Phalanx einzubrechen. Dies sehen jedenfalls bwin und Ladbrokes so. Am anderen Ende der Skala rangieren bei bwin Cluj, Baryssau und Nordsjaelland. Ladbrokes sieht in Nordsjaelland ebenfalls den größten Underdog. Nur wenig mehr wird beim englischen Wettanbieter Cluj und Celtic zugetraut.

Die Investitionen
Laut transfermarkt.de schüttet die UEFA in diesem Jahr 910 Millionen Euro an Antrittsgeldern und Prämien unter den Teilnehmern der Champions League aus. Der Gewinner könne so im Endeffekt bis zu 60 Millionen Euro einstreichen. Da liegt es nahe, dass der ein oder andere Verein für einen solch lukrativen Wettbewerb in finanzielle Vorleistung geht. Sei es, um möglichst erfolgreich abzuschneiden oder um eine erneute Qualifikation fürs nächste Jahr zu garantieren. Zusammen haben die 32 Mannschaften der Gruppenphase sage und schreibe 934 Millionen Euro in neue Spieler gesteckt. Auf der Gegenseite haben sie aus Spielerverkäufen „nur“ knapp 600 Millionen erlöst.
Vor allem Paris St. Germain (147 Millionen), der Chelsea FC (100 Millionen) und Zenit St. Petersburg (95 Millionen) waren im Kaufrausch. Gut gewirtschaftet haben hingegen der AC Milan (plus 45 Millionen), Benfica Lissabon (plus 47 Millionen) und der FC Porto (plus 69 Millionen), die vor allem von Spielerverkäufen nach Paris und St. Petersburg profitierten. Unter den Ländern mit mehreren Teilnehmern geht folglich Portugal mit einem satten Transferplus (plus 121 Millionen) aus dem Sommertransferfenster. Auch der Sparkurs von Milan bewirkt einen positiven Saldo der beiden italienischen Teilnehmer (plus 15 Millionen). Die Spanier wirtschaften in dieser Saison ebenfalls mit Augenmaß. Die vier Klubs bringen es auf ein Transferplus von knapp sechs Millionen. In England (167 Millionen), Russland (108 Millionen) und der Ukraine (33 Millionen) scheint hingegen genug Geld vorhanden zu sein, oder sie sehen einfach kein Problem in einem defizitären Haushalt. Frankreich und Deutschland rutschen nur aufgrund der immensen Ausgaben von Bayern München (Transferminus: 69 Millionen) und Paris St. Germain (minus 144 Millionen) in tiefrote Zahlen.
Auch wenn die Bayern gerne auf ihr Festgeld verweisen, in den meisten Fällen wünscht sich der geneigte Zuschauer schon heute die Einführung des für nächstes Jahr geplanten Financial Fair Play. Mit ihm möchte die UEFA verhindern, dass Vereine über ihre Verhältnisse leben und damit den Wettbewerb verzerren.

Transfers der Champions-League-Teilnehmer der Saison 2012-13 (Tabelle: M.Kneifl, Quelle: www.transfermarkt.de)

Transferausgaben und -einnahmen der Champions-League-Teilnehmer der Saison 2012-13 (Quelle: http://www.transfermarkt.de, Stand: 18.09.2012)