Spieler aus 65 Nationen tummeln sich derzeit in der Bundesliga. Unter ihnen lassen bisher vor allem die japanischen Kicker durch ihre Leistungen aufhorchen. Insgesamt neun Japaner schnüren momentan ihre Kickschuhe in Deutschlands Eliteklasse. So viele wie nie zuvor. Doppelt so viele Spieler „entsenden“ die Topnationen Brasilien und Österreich.
251 der 507 Bundesligaspieler könnten nicht für die deutsche Fußballnationalmannschaft auflaufen und gelten somit als Ausländer. Das entspricht einem Prozentsatz von 49,5 Prozent. Unter den europäischen Ligen bedeutet dies laut www.transfermarkt.de den siebthöchsten Prozentsatz. Von den großen Ligen rangieren die englische (64,4 Prozent), die portugiesische (56,5) und die italienische (51,9) noch vor der Bundesliga. (Anm. d. Red.: Eine Studie über die Legionäre in Europas Topligen (Stand: März 2014) gibt es hier: klick)
Die gefragten Nationen
Nach wie vor ungebrochen ist in der Bundesliga die Nachfrage nach brasilianischen Vertretern der Fußballzunft. 18 Spieler stammen aus dem Land des Rekordweltmeisters. Gleichauf liegen überraschenderweise Spieler der aktuellen Nr. 49 der FIFA-Weltrangliste: Österreich. Die Schweiz entsendet 13 Spieler, gefolgt von zwölf Tschechen, je zehn Kroaten und Niederländern sowie neun Japanern, Serben und Dänen. Acht Griechen komplettieren zusammen mit acht Türken die Top Ten der Ausländer in der Bundesliga. Knapp verfehlt haben diese die Spanier und Polen mit je sieben Spielern.

Die häufigsten Herkunftsländer der Bundesligalegionäre 2012/13 im Vergleich zu 2002/03 (abnehmende Spieleranzahl rötlich unterlegt, steigende Spieleranzahl grünlich unterlegt – Quellen: http://www.transfermarkt.de (2012/13), http://www.fussballdaten.de (2002/03) – Stand: 29.09.2012)
Weniger Spieler aus Osteuropa und Afrika
Vergleichen wir diese Zahlen mit der Saison 2002/03, dann haben sich in einigen Fällen die Präferenzen der Bundesliga-Manager verschoben. Österreicher (8 auf 18 Spieler), Schweizer (7 auf 13), Türken (3 auf 8) und allen voran Japaner (1 auf 9) sind gefragter denn je. Wenngleich man sagen muss, dass es sich bei den Türken überwiegend um in Deutschland geborene Spieler handelt, die allesamt nicht aus dem Ausland transferiert werden mussten. Auf dem absteigenden Ast befinden sich die großen afrikanischen Fußballnationen Ghana, Kamerun und Nigeria (15 auf 7), Polen (18 auf 7), Ungarn (8 auf 4), Bosnien-Herzegowina (10 auf 3), Argentinien (7 auf 1) und Bulgarien (6 auf 0). Selbst wenn sie immer noch zahlreich vertreten sind, so haben auch Brasilien (27 auf 18), Kroatien (21 auf 10) und Tschechien (20 auf 12) deutlich Federn lassen müssen. Dies dürfte daran liegen, dass Spieler aus immer mehr Ländern in die Bundesliga drängen. So steht mit Sandro Wieser seit Januar 2012 erstmals ein Liechtensteiner im Kader eines Bundesligisten (1899 Hoffenheim), selbst wenn er erst einen Bundesligaeinsatz vorzuweisen hat.
Die Zahl der Spanier blieb mit sieben (2012) zu fünf (2002) zwar relativ konstant. Dennoch ist die aktuelle Entwicklung nicht mit 2002 zu vergleichen. Vor zehn Jahren verpflichtete mit Sportdirektor Ricardo Moar ein in Deutschland aufgewachsener Spanier drei mehr oder weniger erfolglose Landsleute für seinen Klub Hannover 96. Der Bochumer Thomas Christiansen war eigentlich mehr Däne als Spanier und Cristian Fiel in Deutschland geboren. Blicken wir also etwas intensiver auf die drei Nationen, die sich mittlerweile deutlich gesteigerter Beliebtheit in der Bundesliga erfreuen:
Felix Austria
Bei den Transfers der österreichischen Spieler lassen sich drei Merkmale herauslesen. Einmal sind da natürlich die Spieler, die sich bereits als Profis ihre ersten Sporen in der österreichischen Liga verdient hatten, wie Julian Baumgartlinger (FSV Mainz 05), Zlatko Junuzovic, Sebastian Prödl (beide Werder Bremen) und Christian Fuchs (Schalke 04). Dann sind da die alten „Schlachtrösser“ wie Andreas Ivanschitz (28, FSV Mainz 05), Paul Scharner (32, HSV), Martin Stranzl (32, Borussia Mönchengladbach) und Emanuel Pogatetz (29, VfL Wolfsburg), die allesamt von europäischen Spitzenligen in die Bundesliga (zurück)wechselten. Und dann gibt es da noch eine ganze Reihe von Youngstern, die zumeist schon als Jugendliche zu deutschen Vereinen kamen und dort ihre fußballerische Ausbildung vollendeten. Zu ihnen zählen David Alaba (20, Bayern München), Raphael Holzhauser (19, VfB Stuttgart), Kevin Stöger (19, VfB Stuttgart), Samuel Radlinger (19, Hannover 96) und Richard Strebinger (19, Werder Bremen). Das zeigt, dass sich im österreichischen Fußball einiges tut und der Nachwuchs aus dem Wintersportland mittlerweile so gut ist, dass selbst die Leistungszentren deutscher Spitzenvereine sie anwerben. Nicht ohne Grund kamen Mitte September beim Länderspiel zwischen Österreich und Deutschland hüben wie drüben gleich viele Bundesliga-Legionäre zum Einsatz, nämlich neun.
Japan-Connection
Die Japaner haben in dieser Spielzeit bereits eine starke Visitenkarte abgegeben. Nach fünf Spieltagen vereinten Takashi Inui (Eintracht Frankfurt), Hiroshi Kiyotake (1. FC Nürnberg), Takashi Usami (1899 Hoffenheim), Shinji Okazaki, Gotoku Sakai (beide VfB Stuttgart), Atsuto Uchida (FC Schalke 04), Hajime Hosogai (Bayer Leverkusen) und Hiroki Sakai (Hannover 96) 27 Spiele, sechs Tore und neun Torvorlagen auf sich. Insbesondere Inui, Kiyotake und Usami stechen hervor, während ausgerechnet der Kapitän der japanischen Nationalelf, Wolfsburgs Makoto Hasebe, derzeit nur auf der Tribüne Platz findet.
Wegbereiter der neuen japanischen Welle in Deutschland war zweifelsohne Shinji Kagawa, der 2010 als erst zehnter Japaner überhaupt die Bundesliga enterte. Mit seiner flinken Spielweise begeisterte und überzeugte er gleichermaßen. An den drei Dortmunder Titeln (2 x Meister, 1 x Pokal) der letzten beiden Jahre wirkte er wettbewerbsübergreifend mit 24 Toren und 16 Torvorlagen maßgeblich mit. Zudem spülte er der Borussia 16 Millionen Euro in die Kassen, gegenüber gerade einmal 350.000 Euro, die für ihn investiert werden mussten. Auch wenn die aktuellen Bundesliga-Japaner noch nicht an seine Leistungen heranreichen, so sind sie doch überwiegend jung, technisch gut ausgebildet und trotz ihres Größennachteils relativ robust im Zweikampf. Zudem sind sie – ähnlich wie die Österreicher – für vergleichsweise kleines Geld zu verpflichten.
Die guten Kontakte des deutschen Spielervermittlers Thomas Groth zum japanischen Markt tun ihr Übriges, um den Weg nach Europa primär über Deutschland zu führen. Sechs der neun japanischen Bundesliga-Kicker werden von ihm beraten, ebenso wie die ehemaligen Legionäre Kagawa, Shinji Ono, Junichi Inamoto und Naohiro Takahara. Eben jener stand bei seiner Verpflichtung durch den Hamburger SV vor zehn Jahren noch im Verdacht zu Marketingzwecken verpflichtet worden zu sein. Dieser Hintergedanke dürfte nach dem sportlichen Kracher Kagawa mittlerweile weniger stark ausgeprägt sein.
Spanische Premiumklasse
Wie um das von Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen angedachte Konzept der Ausbildung spanischer Jugendlicher in deutschen Unternehmen vorwegzunehmen, heuerten diesen Sommer fünf spanische Talente in der Bundesliga an. Mit Javi Martinez (22, Bayern München), Alvaro Dominguez (23, Borussia Mönchengladbach), Daniel Carjaval (20, Bayer Leverkusen), Joselu (22, 1899 Hoffenheim) und Ezequiel Calvente (21, SC Freiburg) kamen ausnahmslos aufstrebende Iberer von spanischen Erst- und Zweiligisten nach Deutschland. Ein absolutes Novum! Die Spanier bürgen für Qualität und die gibt es nicht zum Nulltarif. Insgesamt 58 Millionen Euro ließen sich die neuen Arbeitgeber die fünf Transfers kosten. Sie dürfen hierfür technisch wie taktisch hochentwickelte Spieler erwarten, die ihr Team weiterbringen. Die Transfers zeigen zugleich, dass die Bundesliga in finanzieller wie sportlicher Hinsicht mittlerweile mit Spanien mithalten kann – Real und Barca freilich ausgenommen. Von Schalkes spanischer Phalanx ist noch Sergio Escudero (23) übrig geblieben. Raul und Jose Manuel Jurado zog es nach Katar und zu Spartak Moskau. Mit Juanan (25) komplettiert ein Innenverteidiger durch seinen Aufstieg mit der Düsseldorfer Fortuna die spanische Fraktion.
Deutsche Doppelpassinhaber
28 Bundesliga-Ausländer besitzen übrigens auch den deutschen Pass. Vor allem Türken und US-Amerikaner tun sich in dieser Hinsicht mit sechs, bzw. fünf Spielern hervor. Unter den Doppelstaatsbürgern fallen einige „Exoten“ auf, die in den vergangenen Jahren für die ausländische Nationalelf votierten. Unter ihnen Heinrich Schmidtgal und Mergim Mavraj (beide SpVgg. Greuther Fürth), die für Kasachstan bzw. Albanien auflaufen oder Stephan Schröck (1899 Hoffenheim), der für das Heimatland seiner philippinischen Mutter spielt. Eric Maxim Choupo-Moting (FSV Mainz 05) und Joel Matip (Schalke 04) optierten für Kamerun und brachten es so 2010 mit 21, bzw. 19 Jahren schon zu Weltmeisterschaftsehren.