Morgen Abend steigt der Auftakt zur Gruppenphase in der Champions-League-Saison 2013/2014. Die Bundesliga ist mit Bayern München, Borussia Dortmund, Bayer Leverkusen und Schalke 04 namhaft vertreten. Zudem beriefen ausländische Klubs zehn deutsche Fußballer in ihre Champions-League-Kader. So manch Fan der Münchner Löwen, der Schalker oder auch der TuS aus Koblenz wird dabei über einen Namen stolpern, den er in diesem erlauchten Kreis vermutlich nicht vermutet hätte: Marvin Pourié!
Der 22-jährige Stürmer steht im Aufgebot des dänischen Top-Klubs FC Kopenhagen und hat schon eine durchaus bewegte Fußballerkarriere hinter sich. Als 15-jähriger wechselte der im münsterländischen Werne geborene Pourié im Sommer 2006 in die Nachwuchsakademie des Liverpool FC. Zweieinhalb Jahre durchlief er die dortigen Juniorenteams und agierte parallel im U18-Nationalteam des DFB. Eine viel versprechende Karriere schien sich anzubahnen. Erst recht als ihn just zu seinem 18. Geburtstag Schalke 04 verpflichtete, allerdings mit der Absicht ihn umgehend beim Zweitligisten TSV 1860 München reifen zu lassen. Dort kam er aber überhaupt nicht zurecht und brachte es in zwölf Monaten auf gerade einmal vier Zweitligaeinsätze. Einzig in Erinnerung aus dieser Zeit bleibt seine lautstarke Auseinandersetzung mit dem damaligen Mitspieler Torben Hoffmann. Sein dem Training beiwohnender Vater forderte den Youngster daraufhin auf, den Trainingsplatz zu verlassen, was der auch tat, sich fortan bei den Löwen allerdings auf dem Abstellgleis befand. Ein Wechsel zur TuS nach Koblenz brachte ihm in der Rückrunde 2009/10 immerhin 14 Zweitligaeinsätze ein. Doch auch in Koblenz zählte man nicht weiter auf seine Dienste und er kehrte zu Schalke 04 zurück, wo er ja immer noch einen Vertrag bis 2013 besaß.
Deutsche Sackgasse – Dänischer Ausweg
Doch bei Schalke schwang gerade Trainer Felix Magath das Zepter und senkte noch in der Vorbereitung den Daumen für Pourié. Während der kompletten Saison 2010/2011 fand sich der antrittsschnelle und schussstarke Stürmer in der Zweitvertretung wieder. 22 Einsätze in der viertklassigen Regionalliga West ermöglichten ihm immerhin regelmäßige Spielpraxis. Dennoch stand er im Sommer 2011 mit gerade einmal 20 Jahren mittendrin in der Sackgasse des deutschen Fußballs. Nirgendwo hatte er in den vorangegangenen zweieinhalb Jahren bleibenden Eindruck hinterlassen, es sei denn durch seinen emotionalen Charakter, der ihm schnell als Aroganz ausgelegt wurde. Der Stempel war also gesetzt: Überheblicher Jungprofi, der sich nicht unterordnen, geschweige denn durchsetzen kann. Doch dann tat sich ein Ausweg auf, der ihn in die dänische Region Midtylland führte.
Top-Torjäger in Silkeborg
Pourié heuerte bei Silkeborg Idrætsforening an, einem dänischen Erstligisten aus der 40.000 Einwohner zählenden Stadt Silkeborg. Und dort sollte es ihm gelingen seiner Karriere einen Kick zu geben. Nach einer gewissen Anlaufzeit spielte er sich in der zweiten Saisonhälfte in den Vordergrund und beendete seine Premierensaison mit neun Treffern auf Platz zwei der teaminternen Torjägerliste. Die zweite Saison sollte noch besser laufen. 28-mal spielte er von Beginn an und avancierte mit 14 Toren zum viertbesten Torschützen der dänischen Liga. Phasenweise führte er sein Team gar als Spielführer auf den Platz. Ja, er zierte sogar die FIFA13-Poster Dänemarks, des PC-Fußballspiels schlechthin. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass Silkeborg abstieg. Da der FC Kopenhagen mit Andreas Cornelius den dänischen Torschützenkönig an die englische Premier League verlor, geriet Pourié in den Fokus des dänischen Meisters und im Juli vermeldeten beide Seiten Vollzug. Pourié war also angekommen bei Dänemarks Top-Klub, der bereits als Fixstarter der Champions-League-Gruppenphase fest stand.
FC Kopenhagen: Bei der großen Chance schon im Abseits?
Doch die bisherige Saison entpuppt sich für die erfolgsverwöhnten Hauptstädter als Rohrkrepierer. Die ersten drei Spiele gingen verloren, gefolgt von drei Unentschieden. Pourié stürmte dabei dreimal von Beginn an, konnte aber offensichtlich nicht restlos überzeugen, denn der FCK lotste Mitte August den nigerianischen Stürmer Fanendo Adi aus der slowakischen Liga zum Verein. Auf der Trainerbank musste der Belgier Ariël Jacobs seinen Hut nehmen und wurde durch den Norweger Ståle Solbakken ersetzt, der Kopenhagen zwischen 2006 und 2011 in sechs Spielzeiten zu fünf Meisterschaften geführt hatte. Seither sieht sich Pourié immer mehr im Abseits, denn sein nigerianischer Stürmerkontrahent trifft. Am Samstag gehörte er nicht einmal mehr zum Kader beim Spiel gegen Esbjerg fB, was er gleich lautstark in den dänischen Medien kritisierte. Er wisse nicht, warum er nicht zum Kader gehöre, der Trainer habe es ihm nicht erklärt. Dabei verfüge er über eine starke Form. Für den Moment sind das keine guten Voraussetzungen für den deutschen Stürmer. Stolbakken ist aus seiner letztlich erfolglosen Zeit als Kölner Trainer als ebenso sturköpfig bekannt, wie es Pourié sein kann. Da prallen zwei Egos aufeinander und der 21-jährige sitzt als Spieler nicht am längeren Hebel. Ob er also morgen Abend gegen Juventus Turin zum Einsatz kommt, oder im Verlauf der Vorrunde gegen Galatasaray Istanbul beziehungsweise Real Madrid, wird sich weisen.
Zehn deutsche Spieler bei ausländischen Champions-League-Klubs
Gegen die Königlichen aus Madrid würde er immerhin auf einen der zehn deutschen Spieler treffen, die inklusive ihm von ausländischen Klubs für die Gruppenphase gemeldet wurden. Nationalspieler Sami Khedira hat dabei ebenso gute Karten eine nennenswerte Rolle im Kader der Madrilenen zu spielen, wie Mesut Özil, Per Mertesacker und eigentlich auch der derzeit verletzte Lukas Podolski beim Arsenal FC. Auch André Schürrle wird bei Chelsea Einsatzzeiten bekommen. Eher weniger hingegen der deutsche Youngster Marvin Höner, der im Sommer von Bielefeld zu Ajax Amsterdam gewechselt war und trotz seiner Auftritte in Amsterdams zweitem Team für die Champions League nominiert wurde. Noch weniger wahrscheinlich ist, dass Gedion Zelalem (Jahrgang 1997!) in der Champions League auflaufen wird. Er wurde wie Serge Gnabry und Thomas Eisfeld – zwei weitere deutsche „Young Gunners“ – von Arsenal London nominiert, zog sich allerdings nach Meldeschluss eine langwierige Verletzung zu, die ihn rund zwei Monate außer Gefecht setzen soll. Bitter, denn der in Berlin geborene äthiopisch-stämmige Zelalem saß wie Gnabry bereits einige Male in der Premier League auf der Bank. Gnabry debütierte bereits im vergangenen Jahr als 17-jähriger für Arsenal in der europäischen Königsklasse.