Während in Österreich und Deutschland bereits die Meisterklubs feststehen, fiebern die schwedischen Fußballfans gerade mal dem Saisonauftakt am Wochenende entgegen. Zehn Fakten über eine hierzulande wenig beachtete Liga.
1. Abwechslungsreiche Meisterschaft
In Schwedens Titelrennen ist Leben drin. Das belegen sechs verschiedene Meisterteams in den vergangenen zehn Jahren. Lediglich Malmö FF sticht in diesem Zeitraum mit drei Titeln (2004, 2010, 2013) etwas heraus.
2. Topteams
Zu den am meisten gehandelten Titelanwärtern zählen in diesem Jahr die beiden Spitzenteams des letzten Jahres. Die Trainer der Allsvenskan-Klubs räumen Titelverteidiger Malmö die größten Chancen ein, die 16er Liga als Meister abzuschließen. Im Erfolgsfall wäre es die erste Titelverteidigung seit 2003, als dies Djurgården Stockholm gelang. In Vizemeister AIK Solna sehen die Coaches allerdings einen ernsthaften Konkurrenten für den amtierenden Meister, der das Projekt Titelverteidigung ohne Meistertrainer Rikard Norling angehen muss. Der 42-jährige Schwede schloss sich überraschend Brann Bergen an. Der norwegische Klub beendete die vergangene Spielzeit lediglich auf Rang acht und scheint nun ambitioniertere Ziele zu verfolgen. Malmö ersetzte Norling passenderweise durch einen Norweger. Der 60-jährige Åge Hareide führte bereits Klubs in Dänemark, Norwegen und Schweden zu Meisterehren. Zudem betreute er zwischen 2003 und 2008 das norwegische Nationalteam. Im vergangenen Jahr war er ohne Engagement.
3. Bedingt wettbewerbsfähig
International bewegt der schwedische Vereinsfußball wenig. Platz 24 in der UEFA-Fünfjahreswertung unterstreicht dies. Die Hochphase der schwedischen Vereinsfußballs liegt lange zurück und kulminierte 1982 und 1987 in den beiden UEFA-Pokal-Siegen der IFK Göteborg. Auch bei der Champions-League-Premiere 1992/93 war der Göteborger Klub mit von der Partie. Die Schweden spielten sich – im Gegensatz zum Deutschen Meister VfB Stuttgart – bis in die Vorschlussrunde, in der in zwei Vierergruppen die beiden Finalisten ermittelt wurden. In Gruppe B lag am Ende lediglich der AC Milan vor der IFK. Ein Ergebnis, von dem schwedische Vereine heute nur noch träumen können. In der aktuellen Europapokalsaison scheiterte der Meister von 2012 – IF Elfsborg Borås – unglücklich in der 3. Qualiphase zur Champions League an Celtic Glasgow. In der Europa-League-Gruppenphase, die sie als einziges schwedisches Team erreichten, enttäuschten sie jedoch völlig. Mit lediglich vier Punkten hatten sie das deutliche Nachsehen gegenüber Red Bull Salzburg (18 Punkte) und dem dänischen Vertreter Esbjerg fB (12 Punkte).
4. Nationalspieler
Schwedens Nationalspieler sind in der Regel im Ausland anzutreffen. Von den arrivierten Spielern stand zuletzt lediglich Anders Svensson in der Heimat bei IF Elfsborg Borås unter Vertrag. Der 148-fache Auswahlspieler gab jedoch im Dezember seinen Rücktritt aus der Nationalelf bekannt. In den ersten beiden Testspielen dieses Jahres – die außerhalb der offiziellen Spieltermine im Januar stattfanden – nominierte Schwedens Nationalcoach Erik Hamrén ausschließlich junge Kicker, die überwiegend in der Allsvenskan spielen. Die größte Gruppe stellte dabei Malmö FF. Beim letzten Testspiel gegen die Türkei, in der alle Leistungsträger wieder zur Verfügung standen, rutschte nur noch der 19-jährige Emil Krafth von Helsingborgs IF in den Kader. Die meisten der 71 schwedischen Legionäre sind in Dänemark (12), den Niederlanden (11), England (7) und der Türkei (7) anzutreffen (siehe gesonderten Beitrag zu den Legionären in Europas Topligen –> Klick).
5. Große Namen
Angesichts der im Ausland engagierten Nationalspieler fehlen die ganz großen Namen in der schwedischen Liga. Neben dem bereits erwähnten Oldie Svensson ist mit dem Ex-Bremer Markus Rosenberg ein zumindest hierzulande bekannter Name in die Allsvenskan zurückgekehrt. Namhafte Ausländer, die schon außerhalb Skandinaviens auf sich aufmerksam gemacht haben, sucht man vergebens. Auf der Trainerbank von Aufsteiger Falkenberg FF findet sich mit Stürmer-Legende Henrik Larsson immerhin ein Name mit Strahlkraft. Und so werden es die jungen Spieler sein, die im Laufe der Saison auf sich aufmerksam machen und dann den Sprung ins Ausland wagen. Magnus Eriksson (23) hatte den Schritt bereits 2012 vollzogen, als er zu KAA Gent in die belgische 1. Liga wechselte. Ein halbes Jahr und lediglich vier Einsätze später kehrte er nach Schweden zu Malmö FF zurück. Dort wusste er zu überzeugen, wurde inzwischen in Schwedens Nationalelf berufen und gilt als heißester Anwärter auf die Torschützenkrone in der Allsvenskan.
6. Plastgräs
Sieben der 16 schwedischen Erstligisten spielen auf plastgräs. Richtig, dabei handelt es sich um Kunstrasen. Was für Fußballpuristen nur schwer zu ertragen ist, setzt sich in Skandinavien immer mehr durch. Auch finnische und norwegische Erstligisten spielen zunehmend auf diesem Untergrund. In Norwegen gar die Hälfte aller Erstligisten.
7. Schwedens Allianz-Arenen
Schweden kennt ebenfalls das Münchner Phänomen, dass sich ein Erst- und ein Zweitligist ein Stadion teilen. Genau genommen, gibt es das sogar zwei Mal. Djurgården Stockholm hat das charmante, aber nicht mehr zeitgemäße Olympiastadion von 1912 gegen die topmoderne Tele2Arena eingetauscht. Über 30.000 Zuschauer finden in der im vergangenen Sommer eröffneten Arena Platz, in der auch Zweitligist Hammarby IF seine Spiele austrägt. In Göteborg steht direkt neben dem altehrwürdigen Ullevi das 2009 eröffnete Gamla Ullevi mit über 18.000 Plätzen. Hier tragen sogar drei Teams ihre Heimspiele aus: Erstligist IFK, Zweitligist GAIS und Drittligist Örgryte.
8. Moderne Stadien
Neben der Tele2Arena und dem Gamla Ullevi verfügen noch vier weitere Erstligisten über moderne Spielstätten. In Solna, das im Umland von Stockholm liegt, steht die 54.000 Zuschauer fassende Friends Arena. Hier empfängt neben AIK Solna auch Schwedens Nationalmannschaft seine Gäste. Die 2012 eröffnete Arena dürfte auch hierzulande bekannt sein, spätestens seit Zlatan Ibrahimovic dort im Herbst 2012 mit seinem Überkopf-Seitfallzieher aus unmöglicher Distanz den 4:2-Endstand gegen England markierte. Meister Malmö FF spielt in der 2009 eröffneten Swedbank Arena, die für 24.000 Zuschauer ausgelegt ist. 2005 bezog IF Elfsborg Borås die neue Borås-Arena, die 18.000 Zuschauer aufnehmen kann. 12.000 Fans fasst die Guldfageln-Arena, in der Kalmar FF seit 2011 die gegnerischen Teams empfängt.
9. Kein Södertälje
Erstmals seit 2010 spielt kein Klub aus der mittelschwedischen Stadt Södertälje in der Allsvenskan. Dafür finden sich die beiden städtischen Vereine Assyriska FF und Syrianska FC in der zweitklassigen Superettan wieder. Beide Klubs haben ihre Wurzeln in der großen aramäischen Community, die sich im Zuge des Wirtschaftsbooms in den 1960er und 1970er Jahren in Södertälje niederließ. Beide spielten schon erstklassig, wenngleich nie zeitgleich. Syrianska stieg im vergangenen Jahr als abgeschlagener Letzter aus der Allsvenskan ab. Dass es zwei Einwandererklubs aus einer Stadt bis in die höchste Spielklasse schaffen, dürfte europaweit seinesgleichen suchen (siehe gesonderten Beitrag über die Rivalität der beiden Klubs –> Klick).
10. Spielabbrüche
Ein Thema, mit dem es der schwedische Fußball in den vergangenen Jahren häufiger bis in die deutschen Schlagzeilen geschafft hat, sind Spielabbrüche. 2011 mussten drei Erstligapartien wegen auf Spieler bzw. Linienrichter geworfener Feuerwerkskörper abgebrochen werden. Einmal wurde gar der Torwart von Helsingborg von einem Fan tätlich angegangen. 2013 kam es erneut zu einem Spielabbruch und im April letzten Jahres traten der Manager und der Vorstandsvorsitzende von Djurgården zurück, nachdem der Manager telefonisch bedroht worden war. In diesem Januar sorgte erneut ein Djurgården-Spiel für Schlagzeilen. Ein Testspiel gegen Union Berlin musste abgebrochen werden, nachdem wieder Feuerwerkskörper flogen. Bereits vor dem Spiel gab es Scharmützel, als schwedische Fans den Unionern ein Banner mit dem Logo des verhassten BFC Dynamo zeigten. Letztlich sorgten Chaoten von beiden Seiten für den Spielabbruch. Bleibt zu hoffen, dass die Allsvenskan in diesem Jahr ausschließlich sportlich aufhorchen lässt.