Weiter geht’s und zur Abwechslung mal wieder an einem Samstag. Das gab es für den SVD bislang erst an vier Spieltagen. Zu Gast ist der Mitauf- und absteiger der letzten Jahre aus Ingolstadt. Während die Schanzer schlecht in die Saison starteten, fanden sie im Herbst in die Spur, verpassten allerdings den Sprung nach ganz vorne. Die Lilien nahmen bekanntermaßen den entgegengesetzten Weg und müssen weiter Punkte für den Klassenerhalt sammeln.
So sieht’s aus:
Besser als vor Wochenfrist. Zwar stehen die Lilien nach wie vor auf Rang 17, der Rückstand auf den Relegationsplatz verringerte sich aber dank des 2:0-Erfolgs bei Dynamo Dresden auf drei Punkte. Endlich schafften es die Jungs von Dirk Schuster eine frühe Drangphase des Gegners schadlos zu überstehen, endlich gingen sie einmal in Führung und endlich schafften sie es auch noch rechtzeitig nachzulegen. So gelang letztlich ein tatsächlich ungefährdeter Erfolg gegen in der zweiten Halbzeit harmlose Sachsen.
Dabei pfiff die Verteidigung am Freitagabend nahezu auf dem letzten Loch. Auf der Ersatzbank fand sich aufgrund von Sperren und Verletzungen kein einziger gelernter Defensivspezialist wieder. Als dann auch noch nach einer Stunde Romain Brégerie angeschlagen vom Feld ging, ersetzte ihn Jan Rosenthal. Ein für Schuster-Verhältnisse fast schon unerhörter Wechsel. Weil Yannick Stark aber vor der Abwehr abräumte und Dresden nichts mit seinem Übergewicht im Mittelfeld anzufangen wusste, fuhr der SVD einen Sieg ein. Einen Sieg, der aufgrund der geschlossen punktenden Konkurrenz im Tabellenkeller aber kein Befreiungsschlag war, sondern bitter notwendig.
Angesichts der Gesamtsituation wäre es zudem bitter notwendig, wenn die Mannschaft am Samstag nachlegt. Dann geht es gegen die Schanzer, die sich in den letzten Spielzeiten immer als unangenehmer Gegner erwiesen. In der letzten Saison leitete die 0:1-Niederlage am Böllenfalltor schon im November den Anfang vom Ende ein. Das 2:3 in der Rückrunde las sich auf dem Papier zwar knapp, tatsächlich führte der FCI die Partie aber hochüberlegen. Aktuell läuft es bei den Schanzern jedoch nicht wirklich rund. Gegen Bochum ging am Montag wenig und so richtig schlau wird man aus den zuletzt gezeigten Leistungen des Klubs von Ex-Lilie Stefan Leitl nicht. Das geht den Fans der Schanzer ganz ähnlich, die am Montag merklich ihren Unmut über das Gezeigte äußerten. Mal schauen, ob der SVD die Unruhe beim Gegner nutzen kann, oder ob er sich mal wieder als Aufbaugegner für eigentlich mit sich selbst beschäftigte Kontrahenten erweist. Nach dem Auftritt von Dresden ist man geneigt, die Lilien auf dem richtigen Weg zu sehen. Wollen wir hoffen, dass der Eindruck nicht trügt!
Der Kontrahent hat das Wort:
Wie schon in der Hinrunde beantwortet Martin zum anstehenden Duell gegen den FCI meine Antworten. Er wirkt bei den Schanzern an einer Kurvenzeitung mit und twittert unter @aina_93.
Gude Martin, in der Hinrunde habt ihr das Feld von hinten aufgerollt, doch nach der Winterpause gerät der FCI-Motor wieder ins Stottern. Beim 0:1 gegen Bochum gab es für das Team sogar Gegenwind von den Tribünen. Was ist da gerade los?
Als man in der Winterpause völlig ohne Grund anfing vom Aufstieg zu sprechen, hat man natürlich Erwartungen im Umfeld geschürt, die eindrucksvoll verfehlt wurden. Hauptgrund für die aktuelle Stimmungslage ist aber weniger, dass sonderlich große Aufstiegsträume zu platzen drohen, sondern vielmehr die Woche für Woche erschreckend schwachen und unkreativen Auftritte, gepaart mit einer immer größer werdenden Distanz zwischen Mannschaft und Fans. Gerade nach der zweiten Niederlage gegen Regensburg und der jüngsten Offensivflaute wurden regelmäßig große Reden geschwungen, die sich allesamt als leere Worthülsen herausgestellt haben. Dass sich dieser Frust – gerade auch über das selbstverschuldete schlechte Verhältnis zu den eigenen Anhängern – nach dem nächsten blutleeren Aufritt entladen würde, war abzusehen. Es bleibt zu hoffen, dass dadurch auch der Letzte kapiert hat, dass auf und neben dem Platz gerade einiges falsch läuft.
Steht auch Stefan Leitl in der Kritik der Fans und wie würdest Du sein Standing bei den Klubverantwortlichen einschätzen?
Er hat den FCI nach seinem Amtsantritt relativ zügig in ruhiges Fahrwasser gebracht und gegen die Aufstiegskandidaten Siege eingefahren. Es ist aber auch nicht zu übersehen, dass man sich seither kaum weiterentwickelt hat und mit alten Problemen kämpft. Man kann ihm sicherlich nicht die alleinige Schuld für den Verlauf der letzten Wochen zuschieben, aber mir persönlich fehlt ein echter Plan wie man Tore erzielen möchte. Daher wird er von manchen Seiten bereits angezählt. So sehr ich mir wünschen würde, dass er diese Krise übersteht, so muss er verstehen, dass er sich nicht ewig auf dem Status des Publikumslieblings ausruhen kann, ohne wieder einen Schritt auf die Fans zuzugehen. Die Verantwortlichen stehen aktuell noch demonstrativ hinter ihm, ich will mir aber nicht ausmalen, wie das nach ein oder zwei weiteren Pleiten aussehen könnte.
Am Samstag fallen mit Almog Cohen, Dario Lezcano, Alfredo Morales und Stefan Kutschke vier große Namen aus. Das dürfte in der aktuellen Situation nicht sonderlich hilfreich sein, oder?
Das ist in der Tat ein echtes Brett, weil alle vier auf dem Papier Führungsspieler sind bzw. sein wollen. Fakt ist aber auch, dass alle weit hinter ihrem Anspruch zurück geblieben sind und so eine erzwungene radikale Umstellung vielleicht sogar positiv sein könnte.
Du traust den Schanzern am Samstag also eine Trotzreaktion zu, oder könnte die Mannschaft doch zu sehr mit sich selbst beschäftigt sein?
Ich habe bereits in den letzten drei Wochen jeweils eine Trotzreaktion erwartet und tue das auch dieses Mal. Vielleicht hat es eine befreiende Wirkung, dass man das Thema Aufstieg nun endlich begraben kann. Dazu könnte uns entgegen kommen, dass auch die Lilien unter enormen Zugzwang stehen und die Räume dadurch hoffentlich größer als in den letzten Wochen sind. Das alles hilft aber nur dann etwas, wenn die Jungs endlich 110% geben und die notwendige Leidenschaft zeigen.
Mit welcher Ausrichtung dürfte Leitl sein Team am Samstag ins Rennen schicken und wem dürften dabei Schlüsselrollen zukommen?
Im Sturm könnte Moritz Hartmann von Beginn an auflaufen, der ja nicht die schlechtesten Erinnerungen an die Lilien hat. Ansonsten hoffe ich auf eine Rückkehr von Eigengewächs Maximilian Thalhammer im Mittelfeld, der seine Sache bei den bisherigen Einsätzen recht ordentlich erledigt hat, aber gegen Bochum überraschend nicht im Kader stand. Sowohl der defensiven Stabilität als auch der offensiven Standardgefahr würde außerdem ein Einsatz von Hauke Wahl in der Innenverteidigung nicht schaden.
Spielerisch wird man mit den ohnehin bereits recht wirkungslosen Halbfeld-Flanken wohl gegen die kopfballstarke SVD-Innenverteidigung nicht sonderlich weit kommen. Somit liegt wieder einmal der Druck auf den Kreativspielern Sonny Kittel und Thomas Pledl.
Martin, besten Dank für die Einblicke, die Du geben konntest.
Auf die Ohren: Der Lilien-Podcast
Kai, Daniel, Christian, Mike und ich durften nach langer Durststrecke mal wieder einen Sieg besprechen und waren tatsächlich angenehm überrascht vom Auftritt in Dresden. Zum Schluss lief die Aufnahme zwar ein wenig aus dem Ruder, aber ein wenig Zuversicht ist wieder an Bord: KLICK.