Deutsches Duell in der Serie A?

Derzeit spielen zwei aktuelle deutsche Nationalspieler in der italienischen Serie A. Zwei? Ja, zwei! Der eine ist mit Miroslav Klose weithin bekannt, bei dem anderen handelt es sich um den Kapitän der deutschen U20-Nationalelf, Shkodran Mustafi. Sollte der junge Abwehrspezialist seine Verletzung vom vergangenen Wochenende rechtzeitig auskurieren, stünde einem Kräftemessen mit Klose am Samstag wenig entgegen. Denn dann empfängt Mustafis Sampdoria Genua Kloses Lazio aus Rom.

Mustafi ist zwar gerade mal 20 Jahre jung, dennoch hat er bereits einen wahrlich langen Anlauf hinter sich, bevor er sich seine ersten Sporen im Profifußball verdienen durfte. Dabei begann alles zunächst rasant. Als amtierender U17-Europameister wechselte der gebürtige Bad Hersfelder 2009 vom Hamburger SV zum Everton FC nach England. Wie es für Klubs aus der Premier League durchaus üblich ist, sollte er schon bald seine erste Chance im Profiteam erhalten. Bereits Ende 2009 debütierte er während des UEFA-Cup-Spiels bei BATE Baryssau in den letzten 15 Minuten für die Toffees. In der Premier League zählte der damals noch 17-jährige immerhin dreimal zum Aufgebot des blauen Klubs aus Liverpool. Zu einem Einsatz reichte es jedoch nicht. Und dieses Muster sollte sich fortsetzen. Mustafi stand in den folgenden anderthalb Jahren diverse Male im Kader, ohne jedoch eingewechselt zu werden. Stattdessen durfte er sich in der Reserverunde austoben, in der er über 30-mal für Everton auflief.

Mustafi versucht einen Neuanfang in Genua
Zu wenig für Mustafi, der im Januar 2012 beim damaligen italienischen Zweitligisten Sampdoria Genua anheuerte. Doch auch hier konnte er sich zunächst nicht durchsetzen und so musste er bis zum letzten Spieltag warten, ehe ihm ein 90-Minuten-Einsatz bei der 1:3-Niederlage in Varese vergönnt war. Bei den nachfolgenden Play-off-Spielen zum letztlich erfolgreichen Serie-A-Aufstieg war er freilich wieder außen vor. Ungeachtet dessen blieb er in den deutschen Juniorennationalteams eine feste Größe und so äußerte er im Sommer 2012 gegenüber dem Hessischen Rundfunk seine Zuversicht in dieser Saison seine Einsatzzeiten in der Serie A zu erhalten. Schließlich setze Sampdoria auf ihn, denn nicht umsonst hätten sie ihn mit einem langfristigen Vertrag bis 2016 ausgestattet. Zudem liege ihm die italienische Spielweise, da in ihr mehr Wert auf das spielerische Lösen von Herausforderungen gelegt werde. Ganz so, wie er es als deutscher Juniorennationalspieler gelernt habe. Der englische Fußball sei hingegen „immer noch viel Kick-and-Rush“.

Beharrlichkeit zahlte sich zuletzt aus
Und tatsächlich rückte der junge Deutsche, dessen Eltern aus Albanien stammen, in dieser Saison näher an die erste Elf heran. Schmorte er zunächst noch während der ersten elf Spieltage auf der Bank, stand er im zwölften Spiel gegen den US Palermo urplötzlich in der Startelf. Doch anders als zu erwarten war, kam er nicht in der Innenverteidung zum Zug, sondern auf der ungewohnten Position des rechten Außenverteidigers! Trainer Ciro Ferrara war gezwungen etwas zu riskieren, war Sampdoria nach elf Punkten aus den ersten fünf Partien doch stark eingebrochen. Sechs Niederlagen in Folge spülten Mustafi in die Stammformation, doch auch die Begegnung in Palermo ging verloren. Dennoch hielt Ferrara an Mustafi fest und die beiden nächsten Spiele wurden gewonnen. Unter anderem das prestigeträchtige Derby gegen den FC Genua, der mit Alexander Merkel einen anderen jungen deutschen Spieler in seinen Reihen hat. Dieser kam im Derby allerdings nicht zum Zug. In Florenz erkämpfte Sampdoria den siebten Punkt im dritten Spiel, Mustafi sah jedoch in der Schlussminute glatt rot, da er gar zu forsch einstieg.

Ungünstige Vorzeichen vor dem Inter-Spiel
Trotz der folgenden Ein-Spiel-Sperre verlor Mustafi seinen Stammplatz nicht. Am vergangenen Wochenende lief er erneut von Anfang an auf und dieses Mal auf der angestammten Innenverteidigerposition. Nach 68 Minuten schied der 20-jährige allerdings verletzungsbedingt aus. Dieser Sachverhalt gefährdet seinen Einsatz gegen Lazio, doch Mustafi zeigte sich auf Facebook zumindest verhalten optimistisch „mal gucken, wie die Physios mit mir arbeiten“. Dass Sampdoria-Coach Ferrara, der zuletzt auf Mustafi gesetzt hatte, am Montag entlassen wurde, dürfte ebenfalls keine allzu gute Nachricht für den U20-Nationalspieler sein, zu dessen Mannschaftskollegen übrigens Roberto Soriano zählt, ein in Darmstadt geborener italienischer U21-Nationalspieler.

Torgarant Klose unverzichtbar
Man darf also gespannt sein, ob Mustafis Name am Samstag auf der Anzeigentafel im Stadion Luigi Ferraris erscheint. Mit Sicherheit wird dort Miroslav Kloses Name aufflackern. Der deutsche Nationalstürmer, dem noch ein Tor fehlt, um mit Gerd Müller in der ewigen Torjägerliste der Nationalelf gleichzuziehen, gilt als Lazios Erfolgsgarant. Nach den 16 Toren in seiner Premierensaison 2011/12 hat er auch in dieser Saison wettbewerbsübergreifend schon wieder elf Treffer erzielt. Er netzt somit durchschnittlich in jedem zweiten Spiel ein, was eine bessere Quote darstellt als bei seinen früheren Stationen in Kaiserslautern, Bremen und München. Der 34-jährige Stürmer ist also gerade dabei sich wieder einmal neu zu erfinden. War er zum Schluss bei Bayern nur mehr Edeljoker, so startete er in der gemeinhin als defensivstark geltenden Serie A eindrucksvoll durch. In der Torjägerliste rangiert er derzeit auf Rang 3, er war an nahezu jedem zweiten Treffer der Römer beteiligt und ohne Kloses Tore hätte Lazio acht Punkte weniger auf dem Konto. Sie würden demzufolge nicht von Platz 3, sondern von Rang 7 grüßen. Vor allem gegen die großen Vereine agiert der erfahrenste deutsche Nationalspieler besonders treffsicher. So überwand er die Schlussleute von Milan, dem Stadtrivalen AS und Inter. Letzteres am vergangenen Samstag zum spielentscheidenden 1:0-Sieg.

Sollte Mustafi am Samstag ab 15 Uhr tatsächlich auf dem Platz stehen, dann sind die Rollen in dem deutschen Duell klar verteilt. Auf der einen Seite Kloses Lazio, das alles daran setzen wird, siegreich aus dem Duell gegen Sampdoria hervorzugehen, um Platz 3 zu festigen, der zur Champions-League-Qualifikation berechtigt. Auf der anderen Seite Mustafis Sampdoria, das den minimalen Sicherheitsabstand von drei Punkten zur Abstiegszone vergrößern oder zumindest wahren will.