#63 – Weil Peter Cestonaro häufiger traf als Karl-Heinz Rummenigge

Cover_111-Gründe_#63-Peter-CestonaroDer 63. Grund meiner „111 Gründe, den SV Darmstadt 98 zu lieben“ befasst sich mit dem am Böllenfalltor unvergessenen Torjäger Peter Cestonaro. Kein anderer Spieler hat für die Lilien mehr Tore in der 1. Bundesliga erzielt als er. Das passt also, so kurz bevor die Lilien am Samstag nach 33 Jahren in die Bundesliga zurückkehren:

Cestonaro. Ein Name, der aufhorchen lässt. Erst recht, wenn ein so unerwarteter Vorname wie Peter dazukommt. Zu verdanken hat Peter Cestonaro seinen Nachnamen seinem italienischen Urgroßvater, den es im 19. Jahrhundert nach Mittelhessen verschlug. Peter Cestonaro hat sich tief in die DNA des SV 98 eingegraben. In 203 Partien trug der Vollblutstürmer das blau-weiße Trikot mit der Lilie. In fast jedem zweiten Spiel sollte er treffen. Mit 97 Toren wird er noch heute an Position 3 der ewigen Torjägerliste der Lilien geführt. Seine Treffsicherheit fiel in die bis dato erfolgreichste Ära der 98er. In der Zweitligasaison 1977/78 steuerte er 27 Treffer zum Bundesligaaufstieg bei. Im Oberhaus hatte er dann mit Verletzungen zu kämpfen. Fünf Tore in 23 Partien ließen Luft nach oben. Es war für Cestonaro deshalb nach dem zweiten Bundesligaaufstieg 1981 an der Zeit, auch in der höchsten Spielklasse seine Torgefährlichkeit unter Beweis zu stellen. Gleich im ersten Spiel sicherte sein 1:1-Ausgleichstreffer auf der Bielefelder Alm den ersten Punktgewinn. Die Hinrunde verlief für den Lilienstürmer mit fünf Toren noch etwas zäh. Nach der Winterpause sollte es aber für den damals 27-jährige kein Halten mehr geben.

Er traf bei den Bayern, er traf gegen Kölns Nationaltorwart Toni Schumacher, er traf auch gegen die damalige deutsche Nummer 2, Braunschweigs Bernd Franke. Er überwand Lauterns Schlussmann und langjährigen schwedischen Nationalkeeper Ronnie Hellström und er ließ Gladbachs Wolfgang Kleff keine Chance. All diese Treffer brachten allerdings keine Punkte und zeigten die ganze Misere der Lilien, die viel zu oft hinten ein bis zwei Tore mehr kassierten, als Cestonaro und sein Sturmkollege Bodo Mattern vorne erzielten. Doch es sollte auch Spiele geben, in denen er den 98ern die Punkte im Alleingang sicherte. Etwa beim 3:2-Sieg gegen den MSV Duisburg, zu dem er einen Doppelpack beisteuerte. Unvergessen seine drei Treffer beim 4:4 bei Werder Bremen. Legendär seine zwei Tore, die dem Abstiegskandidaten vier Spieltage vor Saisonende zu einem Punktgewinn gegen den späteren Meister Hamburger SV verhalfen. In der Endabrechnung brachte es Cestonaro auf stolze 16 Saisontreffer. In der Torjägerliste rangierte er damit an Position 7. Für den Angreifer eines Absteigers eine tolle Quote. Noch erstaunlicher wird die Leistung des Hessen, wenn man sieht, wer alles hinter ihm landete. Mit Klaus Fischer (7 Tore), Pierre Littbarski (15 Tore) und Karl-Heinz Rummenigge (14 Tore) hatte er drei Spieler überflügelt, die wenig später zur Weltmeisterschaft nach Spanien fuhren und erst im Endspiel an Italien scheiterten.

Letztlich brachte es der kopfballstarke Angreifer in der Bundesliga auf 56 Partien für den SVD, in denen er 21 Tore schoss. Genauso viele wie Kalle Del’Haye, der dafür allerdings 184 Partien benötigte. Jener Del’Haye dessen Karriere 1980 durch einen fatalen Wechsel von Borussia Mönchengladbach zum FC Bayern jäh ausgebremst wurde.

Cestonaro blieb seinen 98ern nach dem zweiten Bundesligaabstieg treu. Doch die Stimmung im Klub und im Team war schon in Liga 1 nicht mehr die beste gewesen. Der Auftakt in Liga 2 geriet sportlich unbefriedigend, was noch mehr Zwistigkeiten heraufbeschwor. Lilientrainer Manfred Krafft griff zum Jahresende 1982 hart durch und sortierte einige Spieler aus, unter denen sich – zum Entsetzen vieler Fans – Peter Cestonaro befand. Er fand in Hessen Kassel einen dankbaren Abnehmer, mit denen er in den darauffolgenden Jahren mehrmals vergeblich an das Tor zur 1. Liga klopfte. Auch dort machte er seinem Ruf als Goalgetter alle Ehre. Insgesamt 111 Tore erzielte er für Darmstadt und Kassel in der 2. Bundesliga. Damit zählt er noch heute zu den Top Ten der Zweitligatorjäger.

Nach seiner Fußballerlaufbahn wechselte er ins Trainerfach und kreuzte dabei den Weg seiner Lilien. 2007/08 in der Oberliga Hessen als Trainer von Eintracht Wetzlar sowie im September 2013 als Trainer des aufstrebenden TSV Steinbach im Hessenpokal. Im Pokalspiel gaben sich die damals in der 3. Liga spielenden 98er keine Blöße und siegten mit 3:0. Das letzte Tor der 98er erzielte ein Stürmer, der am Saisonende eine Trefferanzahl aufwies, die an beste Cestonaro-Zeiten erinnerte. Dominik Stroh-Engel traf 27-mal und trug maßgeblich zum Zweitligaaufstieg bei.

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