Es hätte nun wahrlich nicht viel gefehlt und die Lilien hätten in dieser Saison erstmals eine Liga höher gespielt als der Bundesliga-Dino HSV. Doch dann versenkte der Chilene Marcelo Diaz in der Relegation einen sagenhaften Freistoß in die Karlsruher Maschen und die Rothosen hatten ihren Kopf noch einmal aus der Schlinge gezogen. Am Samstag heißt es somit zum fünften Mal in der Bundesliga Darmstadt 98 gegen den Hamburger SV
So sieht’s aus:
Dirk Schuster und sein Team erleben in diesen Tagen wahrlich Ungewohntes. Nach dem 0:1 gegen den VfL Wolfsburg mussten sich die Lilien beim 0:2 in Stuttgart zum zweiten Mal infolge geschlagen geben. Letztmals hatten sie im November 2013 zwei Ligaspiele nacheinander verloren. War schon die Niederlage gegen Wolfsburg ärgerlich, so war die sonntägliche Pleite in Stuttgart vollkommen überflüssig. Der VfB behielt die drei Punkte am Wasen, weil er ausnahmsweise mal keinen naiven Hurra-Fußball zeigte und eine abgerutschte Flanke den Weg ins Tor fand. Noch viel mehr aber, weil es die Lilien nicht verstanden, eine Fülle von guten Chancen in Tore umzumünzen. Alleine Marcel Heller feuerte viermal erfolglos auf den VfB-Kasten. Am Ende stand das Fazit, dass die Lilien zwar „ein geiles Auswärtsspiel gemacht“ hatten (Dirk Schuster) und „Darmstadt auch Offensive“ kann (kicker); nur halt leider ohne Ertrag.
In dieser Hinsicht können sich die Lilien und der HSV die Hand reichen. Auch die Hamburger haderten nach dem Spiel gegen Hannover 96 mit ihrer unzureichenden Chancenverwertung. Ein Elfmeter brachte die Niedersachsen gegen den hoch überlegenen HSV nach einer Stunde zurück ins Spiel und nur wenig später kippte die Partie zuungunsten der Hanseaten. Vor dem Aufeinandertreffen am Samstagabend trennt den HSV (10. mit 14 Punkten) und die Lilien (13. mit 13 Punkten) nur ein Punkt. Wer das Duell verliert, muss den Blick nach unten richten. Insofern wollen beide tunlichst punkten. Der HSV fuhr bislang das Gros seiner Siege auswärts ein und kann am Bölle womöglich wieder auf Aaron Hunt zählen, der immer für Gefahrenmomente gut ist. Die Lilien wollen im vierten Fluchtlicht-Heimspiel der Saison den dritten Sieg erringen. Einzig gegen den 1. FSV Mainz 05 setzte es eine Pleite, als der SVD die erste halbe Stunde verschlief. Gegen den HSV soll sich diese Nachlässigkeit nicht wiederholen.
Alte Bekannte:
Man kann schon fast von einer Familienzusammenführung sprechen. Bruno Labbadia ist bis heute am Bölle eine Legende. Als Spieler wie Trainer startete er seine Laufbahn beim SVD. Als Bundesligatrainer hat er mit Eddy Sözer einen verlässlichen Sidekick an der Seitenlinie, der selbst in Darmstadt als Juniorentrainer begann. Ivo Ilicevic komplettiert das südhessische Trio bei den Norddeutschen. Labbadia zog den damaligen Jungspund von den Junioren der 98er zum ersten Team hoch, wo er fortan in der 3. Liga auf dem Flügel wirbelte. 2006 verließ er die Lilien nach Bochum, startete eine Bundesligakarriere und wurde zum kroatischen Nationalspieler.
Die jüngste personelle Überschneidung beider Klubs ist Slobodan Rajkovic. Der 26-jährige Serbe wechselte Ende September nach Darmstadt, nachdem er beim HSV nicht mehr gewollt war. Noch wartet der gestandene Profi und Innenverteidiger auf sein Bundesligadebüt für die Lilien.
Wir & Die & Die Bundesliga:
Wie im Sommer in den Sozialen Medien betont wurde, holte der HSV stets die Meisterschaft, sobald die Lilien die Bundesliga enterten. Sowohl 1979 als auch 1982 hielten die Hamburger die Schale in die Höhe, während die Lilien postwendend abstiegen. Dabei schlug sich der SVD in beiden Duellen am Bölle mehr als achtbar und konnte auf einen bestens aufgelegten Goalgetter Peter Cestonaro zählen. Am 24. März 1979 traf er zur 1:0-Führung, die jedoch Unglücksrabe Jürgen Kalb mit einem Eigentor und Jimmy Hartwig in eine 1:2-Niederlage umbogen. Dabei hatten die Lilien das Spitzenteam lange Zeit voll im Griff, wie der kicker schrieb: „Das war im ersten Durchgang wieder der beste Tabellenletzte, den es je gab.“
Am 8. Mai 1982 kamen die Hamburger erneut ans Bölle und wurden auf dem Weg zur Meisterschaft ein wenig ausgebremst. Das 2:2 ließ in Darmstadt zugleich die Hoffnungen auf den Klassenerhalt am Leben. Cestonaro glänzte als Doppeltorschütze. Beide Male verwertete er eine Vorlage des jungen Oliver Posniak, der seinerseits Nationalspieler Manfred Kaltz laut Darmstädter Echo „einen unangenehmen Nachmittag“ bereitete. Der kicker erkannte: „Die Darmstädter boten vor allem im zweiten Durchgang eine imponierende Leistung und dem hohen Favoriten durchaus Paroli.“
Ach ja, an diesem Wochenende vor fünf Jahren …
… behielten die Lilien mit 1:0 bei der Zweitvertretung des FSV Frankfurt die Oberhand. Den FSV II betreute seinerzeit Ramon Berndroth, der heute im Nachwuchsleistungszentrum der Lilien die sportliche Ausrichtung bestimmt. Yannick Stark blieb es vorbehalten in der 18. Minute den Siegtreffer zu erzielen. Wie das Endergebnis nahelegt, war das Spiel vor 814 Zuschauern eine enge Kiste. Doch die Lilien hielten der Schlussoffensive der Heimelf Stand und setzten sich auf Platz 5 der Regionalliga Süd fest.
Und die Junglilien?
Sendeten am Samstag ein Lebenszeichen aus. 1:1 hieß es am Ende in der U19-Junioren-Bundesliga gegen den Karlsruher SC. Dabei liefen die Junglilien einem frühen Rückstand hinterher und konnten erst kurz vor Schluss den Ausgleich erzielen. Mal wieder musste ein Elfmeter herhalten, um einen Torerfolg zu bejubeln. Zaki Ech-Chad behielt die Nerven und sicherte den Punktgewinn, da der etatmäßige Schütze Jan Finger fehlte. Vier Punkte haben die Junglilien nun auf ihrem Konto. Damit sind sie nach wie vor Letzter, allerdings ist das rettende Ufer noch in Sichtweite. Am Wochenende steht eine denkbar schwere Auswärtsaufgabe bevor. Es geht nach München zum Nachwuchs der Sechzger, die die Liga mit der makellosen Bilanz von neun Siegen aus neun Spielen anführen. Da kann das Rezept nur massive Defensive lauten, wollen die Junglilien nicht erneut gegen ein Spitzenteam unter die Räder kommen.
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