Spieltag 16: SVD vs. Hertha BSC

Die-Lilien-vs-die-HerthaNach fünf Spieltagen tritt der SV Darmstadt 98 endlich mal wieder an einem Samstagnachmittag an. So viel zum Thema „Pro Samstag 15:30“. Am letzten Heimspieltag der Vorrunde empfangen die Lilien die Hertha aus Berlin. Beide Teams gehen vollkommen unbelastet in die Partie.

So sieht`s aus:
Blendend! Mit dem Derby-Sieg in Frankfurt hat das Team von Dirk Schuster allen Lilien-Fans ein formidables Geschenk unter den Weihnachtsbaum gelegt. Die Anhängerschaft der 98er fühlt sich gerade im positiven Sinne wie im falschen Film. Bewegte man sich in den letzten Jahrzehnten immer mal wieder mit der Amateurelf der Eintracht auf Augenhöhe, so überflügelt der SVD momentan sogar die große SGE! Der Sieg in Frankfurt war für die Lilien in mehrfacher Hinsicht ein Big Point:

  1. Moralisch, weil er eben gegen die Eintracht war.
  2. Mental, weil die 98er die Serie der sieglosen Spiele gestoppt haben.
  3. Tabellarisch, weil sich die Lilien nicht von der Abstiegszone haben aufsaugen lassen.

Dass sich das Team vom Bölle jetzt zufrieden zurücklehnt, steht nicht zu erwarten. Nicht bei einem Trainer wie Dirk Schuster. Nicht bei einem Leader wie Aytac Sulu. Die Elf wird sich vielmehr bestätigt fühlen nicht nachzulassen. Erst recht nicht beim letzten Auftritt vor eigenem Publikum in diesem so spektakulären Aufstiegsjahr.

Zu Gast ist die Hertha, die in dieser Saison ähnlich überrascht wie der SVD. In den letzten Jahren schwebten die Berliner nahezu immer in Abstiegsgefahr. Die aktuelle Spielzeit erinnert hingegen an die herausragende Saison 2008/09, in der sie Lucien Favre auf Platz 4 führte. Aktuell liegen sie auf ebenjenem Rang. Die Chancen stehen gut, dass die Hertha Weihnachten unter den Top-6 feiert. Klub-Urgestein Pal Dardai weiß offensichtlich, wie er die Mannschaft führen muss. Das Team ohne große Stars tritt als kompaktes Ensemble auf. Dabei fungiert Neuzugang Vladimir Darida als Schwungrad im Mittelfeld, Ex-Bayer Mitchell Weiser belebt die Außenbahn und Salomon Kalou scheint in seiner zweiten Saison endlich angekommen zu sein. Ähnlich wie bei den Lilien fällt das starke Defensivverhalten der Berliner auf. Erst 18 Gegentreffer belegen dies. Auswärts hielten sich die Hauptstädter bislang bei den schlechter platzierten Teams schadlos. In Augsburg, Ingolstadt, Frankfurt und Hannover holten sie zehn Punkte. Die Lilien sind gewarnt.

Alte Bekannte:
Dirk Schuster scheint die Hertha wirklich zu mögen. Zumindest bediente er sich schon mehrmals beim Hauptstadtklub. Zunächst vor einem Jahr, als er Fabian Holland auf Leihbasis ans Bölle lotste. Im Sommer 2015 verpflichtete er den Außenverteidiger dann fest. Seitdem stießen Peter Niemeyer und Sandro Wagner hinzu, die noch im Juli beim ersten Hertha-Mannschaftsfoto der Saison Seit an Seit in die Kamera blickten. Die beiden waren in Berlin klassische Auslaufmodelle und damit für Schusters Lilien zu finanzieren. Anderswo hätte man nach den Verpflichtungen der beiden bestenfalls eine Augenbraue nach oben gezogen. In Darmstadt schlugen sie voll ein. Beide haben das „System Schuster“ rasch adaptiert. Das heißt sie spielen körperlich robust, sind laufstark und präsentieren sich als Teamplayer. Ausgerechnet Niemeyer – ehedem Kapitän bei den Berlinern – holte sich gegen Frankfurt die 5. Gelbe und fehlt nun gegen seinen Ex-Klub.

Wir & Die & Die Bundesliga:
Die Hertha und das Böllenfalltor, da werden die Lilien-Fans fast schon nostalgisch. Zwar trafen sich beide bislang erst einmal zu einem Bundesliga-Duell am Bölle, doch just diesem Spiel fieberte ganz Darmstadt entgegen. Am 12. August 1978 kam die „alte Dame“ als erstes Gästeteam zu einer Bundesliga-Partie nach Darmstadt. Nach 90 Minuten stand es vor 25.000 Zuschauern 0:0. Der SVD war damit zufrieden, wenngleich er mehr vom Spiel hatte und den vorjährigen Tabellendritten durchaus hätte schlagen können. Der kicker sah gefällige 98er:

„Darmstadt begann überraschend selbstbewusst, spritzig, respektlos offensiv. Der kleine Kurt Eigl [Anm.: wurde vom kicker in die Elf des Tages gewählt] zog im Mittelfeld geschickt die Fäden, glänzte mit langen Pässen, war überall zu finden. Libero Bechtold dirigierte die Abwehr und schickte seine beiden Außenverteidiger Kleppinger und Frey oft mit langen Bällen auf die Reise.“

Doch an der souveränen Defensive im ansonsten „nervösen“ Berliner Team biss sich der Aufsteiger die Zähne aus. Die Sportschau wertete den Spielausgang als verlorenen Punkt für den SVD. Dies ist in der legendären ZDF-Doku „Unser schönstes Jahr“ zu vernehmen, als das Team der 98er geschlossen die Zusammenfassung vor dem TV-Bildschirm verfolgt. Der Sportschau-Sprecher bilanziert:

„Für ein Heimspiel und gegen diesen Gegner ist das sicherlich für die Darmstädter ein klarer Punktverlust. Die Hertha kann das als einen glücklichen Punktgewinn verbuchen.“

Lilien-Coach Lothar Buchmann mochte bezüglich des „Punktverlusts“ nicht so ganz zustimmen und schüttelte verständnislos seinen Kopf.
Als Einwechselspieler zum Einsatz kam bei der Bundesliga-Premiere der 98er übrigens Martin Bremer. Der Mittelfeldspieler lief wenige Monate vorher noch für den B-Ligisten TSV Nieder-Ramstadt auf und fand sich gegen die Hertha plötzlich auf allerhöchster Ebene wieder. Ein heute vollkommen undenkbares Szenario.

Ach ja, heute an diesem Wochenende vor fünf Jahren:
Weilte der SVD als zweitplatzierte Mannschaft schon in der Winterpause der Regionalliga Süd.

Und die Junglilien?
Behielten am Samstag bei der U19 von Eintracht Frankfurt ebenfalls mit 1:0 die Oberhand. Der Erfolg sorgte dafür, dass das Punktekonto von sechs auf neun Punkte anwuchs. Erstmals haben die Junglilien damit nach 13 Spieltagen ein Team in der Junioren-Bundesliga hinter sich gelassen. Die rote Laterne gehört nun dem Nachwuchs des KSC. Siegtorschütze in Frankfurt war Luki Matondo. Er kam vor der Saison von Kickers Offenbach ans Bölle und sorgte somit dafür, dass auch der dritte Traditionsverein aus der Region beim Südhessen-Derby irgendwie seine Füße im Spiel hatte. Zum Abschluss der Hinrunde liegen die SVD-Jungs auf Platz 13. Das rettende Ufer ist vier Punkte entfernt, angesichts des miserablen Torverhältnisses müssen die Junglilien aber de facto fünf Punkte gut machen.

An der schlechten Torbilanz nicht ganz schuldlos ist der Gegner vom kommenden Wochenende. Am ersten Spieltag hatte der Nachwuchs der TSG Hoffenheim den Lilien beim 8:0 die Ohren langgezogen. Die zuhause noch verlustpunktfreien Kraichgauer liegen in der Tabelle ungefährdet auf Platz 2 und haben Klassenprimus 1860 München bislang als einziges Team besiegt. Da die Lilien bei 1860 einen Sensationspunkt einfuhren, treffen am Samstag die einzigen Vereine aufeinander, die nicht gegen die Münchner verloren haben. Dennoch wäre alles andere als eine Niederlage für die Junglilien eine faustdicke Überraschung zum Rückrundenauftakt der Bundesliga Süd/Südwest.

2 Gedanken zu “Spieltag 16: SVD vs. Hertha BSC

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  2. Am kommenden Freitag (11.12.) findet zum ersten Mal ein Weihnachtsmarkt des SV Darmstadt 98 statt. In der Zeit von 16 bis 21 Uhr werden rund um den Bereich des Fanshops am Merck-Stadion am Böllenfalltor eine Vielzahl an Weihnachtsleckereien wie Glühwein, gebrannte Mandeln oder Weihnachtsplätzchen angeboten. Highlight am Freitagabend werden die Live-Auftritte der Bands aus dem Umfeld der Lilien sein. Die Woog Riots werden den musikalischen Abend eröffnen. Anschließend werden die Heiner und die Cavebeats auftreten, während Frank Bülow den Abschluss bildet. Die Künstler spielen von ca. 17.45 bis 20 Uhr.
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