Der erste neue Feldspieler steht auf der Gehaltsliste des SV Darmstadt 98. Aus Freiburg stößt der 24-jährige Innenverteidiger Immanuel Höhn zu den Lilien. Besser als Sven Metzger könnte wohl niemand den Neuzugang bewerten. Als bekennender Freiburg-Fan moderiert er den FüchsleTalk bei meinsportradio.de. In der abgelaufenen Bundesliga-Saison berichtete er für Jungle World über den SVD.
Sven, Immanuel Höhn also. Er ging in Freiburg aus dem eigenen Nachwuchs hervor und spielte seither rund 80-mal in der 1. und 2. Liga. Ein typischer Absolvent eurer starken Akademie?
Immanuel Höhn ist tatsächlich ein typisches Beispiel für die Arbeit der Fußballschule und deren Verzahnung mit der U23 und den Profis in Freiburg. Er kam erst im Alter von 16 Jahren in den Nachwuchs des SCF, spielte dort in der A-Jugend, mit der er den DFB-Pokal gewann. Anschließend rückte er in die U23, für die er bereits mit 18 sein Debüt gab und war dort ein Jahr Stammspieler. Dann empfahl er sich für den Profikader, an dessen Training er ausnahmslos teilnahm. Als sein ehemaliger Jugendtrainer Christian Streich die Profis übernahm, bekam er schließlich im Januar 2012 seinen ersten Lizenzspielervertrag.
Unvergessen ist bis heute allen in Freiburg ein 0:0 gegen Bayern München im Februar 2012, als der damalige Tabellenletzte mit Baumann, Schmid, Höhn und Sorg vier Spieler der hinteren Reihe aus der eigenen Fußballschule in der Startelf hatte. Und Immanuel Höhn hat damals in seinem erst dritten Bundesligaspiel eine vorzügliche Leistung gebracht.
Dennoch durfte sich Höhn in all den Jahren nicht als Leistungsträger bezeichnen, oder? Immerhin hat Freiburg ihn jetzt ziehen lassen und außer Lautern und den Lilien schien keiner ernsthaft um ihn gebuhlt zu haben.
Es drang zumindest nichts nach draußen, wer noch an ihm Interesse hatte. Aber das hat in Freiburg bekanntermaßen nichts zu heißen. Er stand tatsächlich im Kader immer zwischen den Plätzen elf und 18, hatte auch mal eine Phase wo er beim SC keine Berücksichtigung fand, zu den Amateuren musste. Letzte Saison war eine Ausleihe im Winter zum VfR Aalen eigentlich so gut wie fix, als Verletzungen seiner Kollegen ihn zurück in den Zweitliga-Kader brachten. Und jedes Mal wenn er sich wieder in die Startelf zurück gekämpft oder gearbeitet hatte, spielte er, als sei es das Normalste der Welt und er niemals weg gewesen. Dies alles zurückhaltend, klaglos, bescheiden, komplett auf den Fußball und das Team fokussiert. Attribute, die man in Darmstadt sicherlich zu schätzen weiß.
Bei den Lilien mussten die Innenverteidiger in den letzten Spielzeiten den langen Ball spielen und weniger Wert auf den gepflegten Spielaufbau legen. Wie steht es um die Qualitäten in der Spieleröffnung bei Höhn?
Erst einmal wissen wir nicht, wie hoch und weit die Bälle bei Norbert Meier fliegen werden. 😉 Andererseits wurden die Innenverteidiger im Spielaufbau letzte Saison ja nur selten benötigt, weil der Ball meist vom Torhüter auf den Zielspieler Sandro Wagner geschlagen wurde. Also hoch und weit wird Immanuel Höhn lernen müssen, denn das hat mit der in Freiburg vermittelten Fußballidee wenig zu tun. Aber da er über ein gutes Passspiel verfügt, bin ich guter Dinge, dass er auch den weiten Schlag bald als dauerhafte Waffe in seinem Repertoire haben wird.
Na wunderbar. Ein weiteres Merkmal ist bei den 98ern die Torgefährlichkeit der Innenverteidiger bei Standards. Ist Höhn hierfür ein Kandidat?
Vier Tore in 76 Spielen bei den Profis des SCF zeigen, dass auch kommende Saison eher auf die Kopfbälle von Sulu als auf die von Höhn zu hoffen sein wird.
Vorausgesetzt Aytac Sulu und Slobodan Rajkovic bleiben am Bölle. Wäre Höhn in Deinen Augen ein ernsthafter Herausforderer?
Ein ernsthafter Herausforderer auf jeden Fall. Ob er allerdings an ihnen vorbeikommen würde, da habe ich meine Zweifel, da die beiden in der letzten Saison doch ein starkes Duo bildeten.
Kann er auch auf anderen Positionen spielen. Also etwa auf der Sechs oder als Außenverteidiger?
Die Lilien bekommen einen klassischen Innenverteidiger, der auch beim SC schon einmal Außenverteidiger gespielt hat, den ich dort aber nur im absoluten Ausnahmefall sehen würde. Auf der Sechs war der SC die letzten Jahre immer so besetzt, dass sich die Frage nie stellte, und wenn kam ein anderer Innenverteidiger nach vorne und Immanuel Höhn rutschte dafür von der Bank auf dessen Position.
Welche Stärken und Defizite machst Du noch bei ihm aus?
Er hat ein gutes Auge, spielt einen guten Pass, antizipiert Situationen schnell, hat aber auf der anderen Seite einen Mangel an körperlicher Robustheit bei Zweikämpfen und wirkt in manchen Situationen etwas hüftsteif.
Passt er von seinem Charakter zu den Lilien?
Er ist ein sehr zurückhaltender, aber äußerst freundlicher, offener Typ, der laut Christian Streich jeden Tag mit Bock zum Kicken ins Training kommt und sich immer komplett reinhaut. Insofern passt er bestens ans Böllenfalltor.
Sven, besten Dank für Deine tollen Ausführungen.
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