Spieltag 28 (#fcid98): „Entscheidend ist nicht wie, sondern dass wir gewinnen“

Der FC Ingolstadt schickt sich an, den Abstiegskampf ordentlich aufzumischen. Ein Sieg gegen die Lilien und die Schanzer rücken Mainz und Augsburg auf die Pelle. Vorausgesetzt natürlich, die beiden verlieren. Damit könnten sich die Wege der Schanzer und der 98er trennen, die noch vor zwei Jahren gemeinsam in die Bundesliga einzogen und 2016 überraschend souverän die Eliteklasse hielten. FCI-Fan Maximilian berichtet mir, was da in Ingolstadt gerade vor sich geht.

So sieht’s aus:

Wer (wie ich) gehofft oder gar erwartet hatte, dass am Mittwochabend eine verunsicherte Bayer-Elf in Darmstadt aufläuft, der sah sich getäuscht. Der drohende Abstiegskampf ließ die Gäste reichlich kalt. Sie traten auf wie eine Spitzenelf, gleichwohl ohne die große Dominanz auszustrahlen. Sie beschränkten sich darauf, das Spiel zu kontrollieren, was gegen offensiv erneut harmlose Lilien nicht allzu schwer war. Zudem blitzte immer wieder auf, worin die Unterschiede zwischen den Spielern eines diesjährigen Champions-League-Teilnehmers und denen eines abgeschlagenen Schlusslicht liegen: Handlungsschnelligkeit, Ballbehandlung, Technik, Athletik, Übersicht, Schnelligkeit. Überall waren die Bayer-Spieler überlegen.

Und dennoch ließen die Lilien nichts unversucht. Sie spulten überragende 121 Kilometer ab, sie suchten die Zweikämpfe, am Ende reichte aber schlicht und ergreifend die Qualität nicht. Und wenn sie dann – wie so oft – einem Rückstand hinterherlaufen, dann ist die Messe so gut wie gelesen. Nach dem 2:0 durch Kevin Volland ließen die Lilien noch zweimal kurz Torgefahr aufblitzen. Auf der anderen Seite war es Michael Esser zu verdanken, dass Bayer nicht auf 3:0 stellte. Im Grunde genommen verliefen die letzten 30 Minuten reichlich unspektakulär. Bayer musste nicht mehr tun, die Lilien konnten nicht mehr tun.

In der Verfassung bleibt dem SVD zu wünschen, in Ingolstadt nicht in Rückstand zu geraten. Mit ein wenig Glück fällt vielleicht sogar noch eine Führung runter. Aber: Bei der aktuellen Verfassung der Schanzer, die im Abstiegskampf gerade ordentlich Lunte riechen, fehlt da ein wenig der Glaube.


Der Kontrahent hat das Wort:

Maximilian bloggt unter schwarzrot-blog über die Schanzer und hat das Buch „111 Gründe, den FC Ingolstadt 04 zu lieben“ geschrieben.

Maximilian, der FCI ist nach den Siegen gegen Mainz und Augsburg wieder richtig dick im Geschäft. Wie groß ist der Glaube an den Klassenerhalt unter den Fans, vielleicht sogar an den direkten?
Vor dem Mainz-Spiel war allen klar, gegen Mainz muss ein Sieg her, sonst war´s das mit dem Ziel Klassenerhalt. Egal ob direkt oder nach der Relegation. Jetzt nach den beiden Siegen ist man sehr optimistisch. Allerdings müssen wir zuerst das Spiel gegen euch gewinnen, um auf einen Punkt an den 16. heranzukommen. Gelingt das am Sonntag, ist tatsächlich wieder alles möglich und das Team geht mit viel Schwung und Selbstvertrauen die letzten Aufgaben in der Saison an. Und wenn wir die sieben Punkte Rückstand jetzt tatsächlich aufholen, glaube ich, dann wird sich das Team die Butter nicht mehr vom Brot nehmen lassen und am Ende drin bleiben.

Und jetzt kommen die Lilien, die auswärts noch rein gar nichts gerissen haben. Wie ist Dein Gefühl vor dem Match?
Ich habe ähnlich wie gegen Mainz ein sehr mulmiges Gefühl. Was wahrscheinlich auch von der Wichtigkeit der Partie für uns herrührt. Ich glaube persönlich an einen Sieg, aber es wird ein richtiges hartes Stück Arbeit gegen euch. Eure Leistungen waren zuletzt gut, nur eben die Tore wollten nicht fallen. Ich glaube es wird ein ziemliches Kampfspiel und wir gewinnen das Spiel irgendwie. Entscheidend ist nicht wie, sondern dass wir gewinnen.

Die Saison der Schanzer begann genau genommen erst mit dem Hinspiel. In den zehn Spielen zuvor hattet ihr erst zwei Pünktchen gesammelt. Die Bilanz eines Absteigers. Dann kam vor dem Spiel am Böllenfalltor Maik Walpurgis und der erste Sieg, den euer Keeper in den Schlussminuten festhielt. Unter dem neuen Coach ist die FCI-Bilanz nahezu ausgeglichen. Wie groß ist für dich der Anteil von Walpurgis wirklich?
Der Anteil ist tatsächlich groß. Unter Markus Kauczinski hatte das Team kein Konzept an der Hand. Zwar versprach der Trainer auf dem Hasenhüttl-Pressing-Fußball aufzubauen, doch eine wirkliche Weiterentwicklung sah man nicht. Eher entwickelte die Mannschaft sich zurück. Wir lieferten teilweise solche kampflosen Spiele ab, dass ich mir sicher war, bleibt dieser Trainer, geht es mit fliegenden Fahnen wieder ins Unterhaus. Ich erinnere mich da ein 0:2 gegen Frankfurt zuhause oder das furchtbare Derby gegen den FCA (0:2). Mit Walpurgis kam ein Coach, der unglaublich ruhig agiert und die Gegner sehr gut analysiert. Er harmoniert auch mit Co-Trainer Henke hervorragend. Unter ihm fand die Mannschaft wieder zu alter Stärke. Aggressives Pressing, die Räume verdichten, auf die zweiten Bälle gehen und Standardstärke. Des Weiteren verhalf er Spielern wie Hadergjonaj zu einem Stammplatz und Cohen blühte zusehends auf, weil er ihm das Vertrauen schenkte. Ich persönlich war anfangs nicht davon überzeugt, einen Drittliga-Coach zu holen. Doch die Verpflichtung von Walpurgis, könnte uns am Ende die Erstklassigkeit retten.

Was macht derzeit die Stärke des FCI aus und wer ragt aus dem Kollektiv heraus?
Das sind für mich aktuell zwei Spieler. Sonny Kittel, der mal bei eurem Rivalen spielte, und eindeutig Almog Cohen. Sonny Kittel war sehr lange verletzt und kam nun immer wieder zum Zug und zeigte was er drauf hat. Technisch versiert, sucht aktiv den Abschluss, gute Spielübersicht, viel Tempo und enormer Wille. Er hat das Offensivspiel belebt und seine guten Auftritte mit seinem ersten Bundesliga-Tor gegen Augsburg gekrönt. Cohen ist als wahrhaftige Kampfsau der Mann im Mittelfeld. Als wäre das nicht genug, kann er auch Tore schießen. Mit insgesamt sechs Toren hat er sich jetzt an die Spitze unseres Teams geschoben. Er steckt mit seiner Leidenschaft das Team an und geht voran.
Beide Spieler sind allerdings nicht alles. Gegen Mainz war maßgeblich das Momentum auf unserer Seite, als Haderjonaj dieses verrückte und schöne Tor „flankte.“ Gegen den FCA stimmte nicht nur die kämpferische Leistung, sondern auch über weite Phasen das Offensivspiel. Drei Tore gab´s zuletzt in der Hinrunde beim 3:3 gegen den BVB.  Wichtig ist es jetzt, darauf aufzubauen und offensiv ein bisschen unberechenbarer zu werden. Die Standardstärke ist enorm wichtig für uns und zeichnet uns auch aus. Allerdings muss das Team aus dem Spiel heraus gefährlicher werden. Ich bin mir aber sicher, dass Trainer Walpurgis hier schon ansetzt und versucht das noch während der Spielzeit zu verbessern.

Was habt ihr eigentlich mit Ex-Lilie Romain Bregerie gemacht? Bis Weihnachten absolvierte er nur zwei Partien. Seither stand er in jedem Spiel über 90 Minuten auf dem Platz und erzielte drei immens wichtige Tore, die jeweils Punkte brachten.
Bregerie hat maßgeblich von Walpurgis profitiert. Ich persönlich finde, das Bregerie damals schon ein Königstransfer war, allerdings kam er nicht an Matip und Hübner vorbei. Er hat sich immer untergeordnet, obwohl er nicht spielte und hat hart gearbeitet. Belohnt wurde er jetzt mit zahlreichen Einsätzen und auch Toren. Ich freue mich total, dass er jetzt so erfolgreich bei uns ist und hoffe, dass da noch mehr unwiderstehliche Kopfballtreffer folgen. Auch er ist ein wichtiges Puzzlestück beim aktuellen Lauf der Schanzer.

Die Lilien und die Schanzer legten die letzten drei Jahre nahezu Seite an Seite zurück. Wie hast Du den Saisonverlauf des SVD erlebt?
Ich persönlich finde die Lilien wahnsinnig sympathisch und bin gerne in Hessens „Fußballhölle“ gefahren. Allerdings merkt man in diesem Jahr den Abgang von Sandro Wagner immens. Und auch die Entscheidung Meier als Trainer zu holen, war wohl ein Griff ins Klo. Darmstadt fällt aktuell einer kleinen Fußball-Weisheit zum Opfer: Gut spielen, mithalten und keine Punkte holen. So jemand steigt meistens ab. Das ist einerseits sehr schade für die Liga. Allerdings reicht es sportlich dieses Jahr nicht, um die Klasse zu halten. Was allerdings tatsächlich große Klasse ist, dass das Team nie aufgibt. Auch wenn die Lage total aussichtslos ist, geht es am Sonntag nach Ingolstadt und wird sich die Lunge aus dem Hals rennen und kämpfen. Trotz allem hat man das Gefühl, eure Truppe agiert nach wie vor als Einheit. Und das imponiert mir sehr. Denn nicht von allen Tabellenletzten konnte man in den letzten Jahren diesen Eindruck gewinnen. Und es gab auch Überraschungen ich sag nur das 2:1 gegen Dortmund.

Maximilian, vielen Dank für Deine Antworten. Ich bin gespannt, ob sich unsere Teams auch im nächsten Jahr wieder sehen.

2 Gedanken zu “Spieltag 28 (#fcid98): „Entscheidend ist nicht wie, sondern dass wir gewinnen“

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