9. Spieltag (#fcid98): „Viele fragen sich, wie man mit diesem Kader so weit unten stehen kann.“

Die letzte Partie vor der nächsten Länderspielpause führt Darmstadt 98 nach Ingolstadt. Der Mitabsteiger steckt bislang im Tabellenkeller fest und hat bereits den ersten Trainerwechsel hinter sich. Mit Stefan Leitl sitzt eine ehemalige Lilie auf der Bank der Schanzer. Zudem tragen mit Romain Brégerie und Antonio Colak zwei Ex-98er jetzt das FCI-Trikot. Vor drei Jahren gab es ein 2:2 im Audi-Sportpark. Ein Ergebnis mit dem sich erneut leben ließe.

So sieht’s aus:

Warum einfach, wenn’s auch schwierig geht?! So könnte das Fazit der drei Spiele in der Englischen Woche ausfallen. Gegen Bielefeld lag der SVD 0:1 und 1:2 zurück, gewann letztlich aber 4:3. In Heidenheim verkraftete das Team erneut zwei Rückstände, um am Ende beim 2:2 einen Punkt mitzunehmen. Und gegen Dresden? Das gleiche Bild! 0:1 und 1:3 hieß es für die Gäste aus Sachsen, ehe die 98er in einem finalen Kraftakt noch auf 3:3 stellten.

Schön, wenn die Moral stimmt. Noch schöner wäre es, wenn das Team die unerklärlich einfachen Gegentore abstellen könnte. Zehn Gegentore in vier Spielen gab es schon lange nicht mehr zu bestaunen. Zumindest außerhalb der Bundesliga. So gefährlich die Spieler von Torsten Frings selbst nach Standards sind, so regelmäßig klingelt es aktuell hinten, wenn der Gegner selbst zum Eckball oder Freistoß antritt. Auch aus Flanken resultieren irritierend oft Gegentreffer.

Positiv wiederum, dass die Lilien vorne immer wieder nachlegen können. Neun verschiedene Spieler haben sich mittlerweile in der Torjägerliste eingetragen. Fünf von ihnen mehrfach. Das macht die 98er für den Gegner schwer ausrechenbar. Zudem blieben sie gegen Dresden immer geduldig und suchten nicht den wilden Schlag in den Sechszehner. Der SVD versucht weiterhin spielerische Lösungen zu finden.

Personell sollte in Ingolstadt Angreifer Felix Platte nach überstandener Gehirnerschütterung wieder mitwirken können. Ansonsten sammelten gegen Dresden mit Markus Steinhöfer, Julian von Haacke und Jamie Maclaren drei Spieler Einsatzminuten, die sonst im zweiten Glied stehen. Ein Beleg für die Tiefe im Kader, wenngleich Steinhöfer nach vorne immer wieder fehlerhaft agierte und somit Sandro Sirigu nicht gewinnbringend ersetzte. Für das Spiel in Ingolstadt bleibt es spannend, wer in die erste Elf rotiert. Zu Bundesliga-Zeiten gab es bei den Audi-Städtern rein gar nichts zu holen. Mit einem (Teil)Erfolg am Freitagabend blieben die Lilien auf Tuchfühlung zur Tabellenspitze und damit aussichtsreich positioniert,  bevor es im Oktober gegen sämtliche Teams geht, die derzeit vor den 98ern liegen.

Von dieser Tabellenregion sind die Schanzer überraschend weit entfernt. Neun Punkte beträgt der Rückstand auf Rang 3. Wie ist die Stimmung beim ambitionierten FCI? Martin weiß mehr:


Der Kontrahent hat das Wort:

Martin ist Anhänger der Schanzer und engagiert sich in der Fanszene bei einer Kurvenzeitung. Bei Twitter ist er unter @aina_93 zu finden.

Martin, im Mai waren wir in der Rasenfunk-Schlusskonferenz zur vergangenen Bundesligasaison gefragt. Wir sagten beide, dass der Abstieg für unsere Klubs kein Beinbruch wäre, und dass das Umfeld dies genauso sehe. Wie diskutiert die Fanszene in Ingolstadt den überraschend schwachen Saisonstart? Herrscht doch ein wenig Unruhe?
Was die Trainerentlassung von Walpurgis betraf, so bestand weitgehend Einigkeit, denn es war relativ offensichtlich, dass das angedachte Spielsystem nicht funktionieren würde. Zudem war der Graben zwischen Mannschaft und Trainer zu groß. Anders sieht es hinsichtlich der Entwicklung in der Englischen Woche aus: mit einem fulminanten 4:0-Sieg in Hamburg, einem 2:2 zuhause gegen Aufsteiger Duisburg und einer Niederlage in Bochum weiß keiner so genau, wohin die Reise nun geht. Gerade aber aufgrund der Art und Weise der Niederlage im Ruhrpott schrillen bei einigen die Alarmglocken. Und auch wenn man den Aufstieg nicht oder zumindest nicht öffentlich anstrebt, fragen sich schon viele, wie man mit diesem Kader derzeit so weit unten stehen kann.

Was Walpurgis anbetrifft, so wirkt es für Außenstehende dennoch tragisch, dass er mit seiner guten Bundesliga-Bilanz nach nur drei Spieltagen in Liga 2 geschasst wurde. Zudem hatten ihm die Arbeitsverweigerungen von Florent Hadergjonaj sowie Marcel Tisserand die Arbeit sicher nicht erleichtert.
Walpurgis hat sicherlich letzte Saison keine schlechte Arbeit geleistet. Man darf aber auch nicht vergessen, dass er sein Ziel in der Bundesliga nicht erreicht hat und in der zweiten Liga keine Alternative zu seiner missglückten Spielidee bieten konnte. Gerade nach der peinlichen Vorstellung gegen Regensburg hat ihm keiner hinterhergetrauert. Sicher, das Theater um manche Spieler hat zum Ende der Transferperiode nicht für die nötige Ruhe im Umfeld gesorgt. Letztlich muss man hoffen, dass sich die beiden von Dir genannten Spieler nicht mehr in Ingolstadt blicken lassen.

Jetzt ist mit Stefan Leitl ein Trainer aus dem eigenen Unterbau gefunden worden. Vor der Zeit bei Euch, spielte er bei den Lilien und war hier Kapitän. Sein Name hat am Bölle immer noch einen guten Klang. Wie schätzt Du ihn als Trainernovizen in Liga 2 nach den ersten Spielen ein und welchen Spielstil präferiert er?
Persönlich freue ich mich sehr für Stefan, dass er diese Chance und das Vertrauen erhält. Ich wünsche mir sehr, dass er nicht verbrannt wird. Er hat in den letzten Jahren ordentliche Arbeit in der U23/U21 geleistet, aber natürlich ist dieser Schritt auch mit Risiko behaftet. Er ist nach der missglückten 3er-Kette unter Walpurgis zum 4-3-3 aus Hasenhüttl-Zeiten mit höherem Pressing zurückgekehrt, wobei Kittel und Pledl keine klassische Außenstürmer-Rolle einnehmen. Diese Umstellung hat sich zwar positiv ausgewirkt, ist aber dennoch noch nicht von übermäßigem Erfolg gekrönt. Sieben Punkte aus fünf Spielen sind längst noch kein Grund zur Euphorie. Grundsätzlich bin ich aber überzeugt, dass er das Potenzial aus dieser Mannschaft kitzeln und seinen Status als Identifikationsfigur im Verein weiter ausbauen kann.

Mit Antonio Colak wechselte zu Saisonbeginn etwas überraschend eine Ex-Lilie zu Euch. Für die Bundesliga waren seine Qualitäten überschaubar. Wie schlägt er sich bei Euch?
Colak wurde geholt, als noch alles auf ein Zwei-Stürmer-System ausgerichtet war. Er wäre wohl hinter Lezcano und Kutschke Stürmer Nummer drei gewesen. In der Vorbereitung hat er einige ordentliche Ansätze gezeigt, in den Kurzeinsätzen zu Saisonbeginn dann allerdings wenige Argumente für die erste Elf geliefert. Seit seiner bösen Platzwunde in der letzten Aktion gegen Aue stand er nicht mehr im Kader, könnte aber gegen seinen Ex-Verein durchaus eine Option sein – gerade weil auch Kutschke als Joker bisher keine Gefahr ausstrahlen konnte.

Mit Almog Cohen, Dario Lezcano und Sonny Kittel konntet ihr wertvolle Spieler halten. Prominente Neuzugänge sind der von Dir erwähnte Stefan Kutschke und Christian Träsch. Wie bewertest Du den Kader? Wer ragt heraus und wo tun sich Baustellen auf?
Auf dem Papier ist die Offensive meiner Meinung nach die stärkste der Liga. Wie aber schon erwähnt, wurde der Kader für ein 3-5-2-System zusammengestellt, sodass häufig prominente Namen auf der Bank zu finden sind. Positiv ist sicher der endlich verletzungsfreie Sonny Kittel sowie der unter Leitl – zurecht – gesetzte Thomas Pledl hervorzuheben. Als Baustelle muss man leider die Innenverteidigung nennen, die in vielen Situationen unglücklich oder schlicht zu langsam agiert.

Wie schätzt Du aus der Ferne den Kader der Lilien ein?
Eine meiner Meinung nach gut besetzte Truppe mit vielen bekannten Namen aus der Bundesliga bzw. den erfolgreichen letzten Jahren. Gerade Neuzugänge wie Kempe, Sobiech und Großkreutz verstärken den Kader immens und somit kommt der aktuell vierte Platz nicht von ungefähr. Es wird in der diesjährigen zweiten Liga vor allem auf Konstanz ankommen und die ist den Lilien wohl am ehesten zuzutrauen.

Abschließende Frage: Welches Spiel erwartest Du für Freitagabend?
Die zweite Hälfte der vergangenen Sonntagsspiele hätte für die beiden Mannschaften nicht unterschiedlicher laufen können. Der FCI steht mal wieder vor heimischen Publikum unter Zugzwang und muss langsam mal den ersten Heimsieg einfahren. Das wird bei der Qualität des Gegners ein riskantes Unterfangen und könnte erneut in einem frühen Rückstand resultieren. Der FCI ist in dieser Saison für keine Prognose zu gebrauchen, daher gebe ich besser keinen Tipp ab. Aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt 😉

Martin, herzlichen Dank für Deine Antworten.


Auf die Ohren: Der Lilien-Podcast

Kai, Christian, Mike und ich hatten allerhand aufzuarbeiten. Den Last-Minute-Wahnsinn gegen Dresden, das schmeichelhafte Remis in Heidenheim und welch komische Zeitgenossen es doch ab und an auch auf unsere Gegengerade verschlägt. Was die Tipps für das Spiel in Ingolstadt anbetrifft, so waren wir überwiegend auf Unentschieden gepolt: KLICK


Gleiche Liga, gleicher Spieltag: Saison 2014/15

Quelle: kicker

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