Nach der Hinrundenbegegnung, da war die Welt noch in Ordnung. Die Lilien sprangen nach dem 4:3-Sieg am Bölle auf Rang 2. Seitdem holte der SVD sagenhaft schlechte neun Pünktchen, Arminia Bielefeld 21! Die Vorzeichen sind klar, die Lilien müssen schleunigst den Abstiegskampf annehmen, während die Arminen sportlich sorgenfrei in die Zukunft blicken.
So sieht’s aus:
Besorgniserregend! Da spielte sich die Partie in Bochum schon auf einem absolut bescheidenem Niveau ab, und dann schafften es die 98er auch noch eine 1:0-Führung wegzuschmeißen. Gegen den VfL Bochum! Der zuvor vier Niederlagen am Stück kassiert hatte! Der bis zum Ausgleich über 300 Minuten ohne Torerfolg geblieben war! Der trotz Hochstätter- und Rasijewski-Entlassung überhaupt nicht den Eindruck erweckte, als ob er sich irgendwelcher Fesseln entledigt hätte! Und dann köpft Fabian Holland nur drei Minuten nach dem Ausgleich ein selten schönes Eigentor. Man darf vermuten, dass er den Ball vor dem gegnerischen Tor an die Eckfahne befördert hätte, doch ausgerechnet im eigenen Strafraum zeigt er die Killerqualitäten eines Robert Lewandowski. Man fasst es alles nicht.
Wie die Mannschaft jetzt wieder in die Spur kommen soll, bleibt fraglich. Der erhoffte Dirk-Schuster-Effekt droht nach einem kurzen Aufflackern in St. Pauli schon zu verpuffen. Gegen Duisburg auf der Zielgeraden verloren und nun das Auftreten in Bochum. Was irritiert, ist die spielerische Armut. Die Lilien legten es darauf an, hinten nichts anbrennen zu lassen. So far, so good. Auf die gegnerische Abwehr übte die Elf jedoch bestenfalls Druck in homöopathischen Dosen aus. Nochmal: Der SVD spielte gegen Bochum! Bei einer verunsicherten Elf, die aber durch die Lilien nicht weiter verunsichert wurde. Wenn man derart mutlos antritt und verliert, dann kann man auch gleich die Chance beim Schopf packen und den Gegner fordern, ihn beschäftigen, ihn nicht zur Ruhe kommen lassen. Ich habe mir einmal den „Spaß“ erlaubt, zwischen der 50. Minute und dem Ausgleichstreffer in der 66. Minute die Passkombinationen der Lilien zu zählen. Drei oder mehr Passstafetten am Stück schafften sie in 17 Minuten lächerliche fünfmal. FÜNF-MAL! Stückwerk pur!
Ein Ausweis dessen, dass sich die Spieler nicht sonderlich viel zutrauten. Zumindest sobald es darum ging, sich konstruktiv am Spiel zu beteiligen. Der bislang so überzeugende Joevin Jones blieb blass, der ebenfalls Hoffnung machende Dong-Won Ji fiel nicht arg viel mehr auf. Tobi Kempe schaffte es immer wieder, sich zu spät vom Ball zu trennen (wie vor dem 1:2) und Felix Platte war leider überhaupt kein Faktor. Die Defensive stand lange solide, aber irgendwann auch nicht mehr. Etwa beim hilflosen Rumgestochere vor dem Ausgleich. Was noch mehr irritierte, war das ausbleibende Aufbäumen. Und wären nicht Daniel Heuer-Fernandes‘ regelmäßige Glanztaten, dann hätten die Lilien in St. Pauli nicht gewonnen, gegen Duisburg schon früher zurückgelegen und gegen Bochum höher verloren. Die Quittung für die Misere ist das Abrutschen auf einen direkten Abstiegsplatz. Nach kümmerlichen zwölf Punkten aus den letzten 16 Partien ein nur allzu logisches Zwischenfazit.
Kurz und gut: Der Glaube an einen erfolgreichen Abstiegskampf geht aktuell ein wenig flöten. Doch im Fußball ist es ja das Schöne, dass das Team seine Fans in der kommenden Woche vom Gegenteil überzeugen kann. Ja, eine überzeugende Reaktion, das wäre mal was. Es geht auf die Alm nach Bielefeld, einem fast schon magischen Ort, der an gute alte Relegationszeiten erinnert. Wie es in und um die Arminia derzeit aussieht, das weiß Jan-Hendrik.
Der Kontrahent hat das Wort:
Jan-Hendrik bloggt über die Arminia und schreibt auch für Westline über den DSC. Auf Twitter ist er ebenfalls präsent.
Jan-Hendrik, 31 Punkte aus 22 Spielen. Die Saison verläuft aus DSC-Sicht mehr als ordentlich. Der Blick ans Tabellenende dürfte kein Thema mehr sein, oder?
Wenn man bedenkt, wo wir vor einem Jahr standen, dann läuft die Spielzeit wirklich gut. Ein einstelliger Tabellenplatz zum Saisonende wäre toll. Aber die zweite Liga ist in dieser Saison sehr ausgeglichen, eine Ergebniskrise, und Du bist unten drin. Arminia ist dafür bekannt, sich nie so richtig platzieren zu wollen. Daher haben ein paar Fantasten bei uns die Tabellenspitze im Blick, in den Hinterköpfen der meisten bleibt das Tabellenende, so lange, bis der Klassenerhalt durch ist.
In der Hinrundenbegegnung behielten die Lilien mit 4:3 die Oberhand. Beim SVD ging es ab dem Spiel bergab. Die Arminia hat weiter fleißig gepunktet, allerdings von den letzten acht Heimpartien nur eines gewinnen können. Warum läuft es zuhause nicht so rund?
Arminias Spielweise ist wohl auswärts besser umsetzbar und damit auch erfolgreicher. In den letzten Heimspielen hatten die Blauen auch eine Menge Pech bei der Chancenverwertung. Eigentlich fehlt wenig, um die Ergebnisse auf der Alm rund zu kriegen. Ich denke, der Knoten platzt. Demnächst. 😉
Euer Torverhältnis unterscheidet sich mit 34:32 Toren nicht sonderlich von unserem. Lässt sich daraus schlussfolgern, dass ihr in der Defensive nicht immer sattelfest seid, ihr aber vorne immer nachlegen könnt?
Mit Blick auf die ganze Saison muss man das wohl so sagen. Das Hinspiel am Bölle war da tolles Anschauungsmaterial. In der Defensive ist gerne mal der eine oder andere Klops dabei. Das hat sich insgesamt gebessert, obwohl gegen Union Berlin schon wieder eine Ping-Pong-Einlage zum Gegentor geführt hat. Arminia hat ein bisschen gebraucht, um sich defensiv einzuspielen. Vorne sind wir immer für ein Tor gut, wenn es sein muss, auch in der Nachspielzeit. Ich habe zwar eben noch so über die Chancenverwertung gejault, dabei ist Arminia beim Toreschießen alles in allem recht effektiv.
Dem sportlichen Erfolg stand die Beinahe-Insolvenz zum Jahresende entgegen. Nur ein breites „Bündnis Ostwestfalen“ aus Gläubigern, Sponsoren und Banken machte es möglich, dieses Szenario abzuwenden. Zudem muss das Stadion verkauft werden. Ist damit der Klotz am Bein weg, der die Arminia finanziell regelmäßig ins Schlingern brachte und wie geht es weiter?
Der Klotz war nicht direkt das Stadion, sondern die hohe Verschuldung, die unter anderem ein Tribünenbau verursacht hat – lange, schlimme Geschichte. Aber der Verschuldungsklotz ist wirklich weg! Dass sich die ostwestfälische Wirtschaft, die Banken und auch öffentliche Träger zusammenschließen und absprechen, um den DSC wieder auf die Füße zu stellen, ist der Wahnsinn. Da müssen wir alle in Arminias Dunstkreis dankbar und, wie die Vereinsführung sagte, auch demütig sein. Arminia hat jetzt die große Chance, sich ohne Schuldenlast selbständig weiter zu entwickeln. Und ich hoffe, dass sie das ordentlich machen und besser als in der Vergangenheit. Wie geht es weiter – hoffentlich positiv! Da ist die Vereinsführung jetzt besonders in der Pflicht.
Am Samstag seid ihr klarer Favorit. Welche Marschroute dürfte Jeff Saibene ausgeben?
Nee, Nee, Nee, gegen die Lilien waren wir schon mal klarer Favorit und das ist derbe schiefgegangen. Am Samstag wird es ein Spiel auf Augenhöhe. Natürlich wollen wir das Spiel gewinnen und die Heimbilanz aufpolieren. Der SVD wird bei seiner Tabellensituation nicht abwartend spielen können. Arminias Marschroute wird sein: Ruhig, aufmerksam, hinten konzentriert, vorne zuschlagen. Ob das alles klappt, sehen wir dann.
Ich sehe im Moment nicht, dass die Lilien plötzlich das Heft in die Hand nehmen, lasse mich aber gerne eines Besseren belehren. Dir auf jeden Fall besten Dank, Jan-Hendrik.
Gerne und Dank zurück! Alles Gute für die Lilien. Ich drücke die Daumen für den Klassenerhalt! Haut rein! (Ab Sonntag)
Auf die Ohren: Der Lilien-Podcast
Am Montag waren wir zunächst einmal ein wenig auf Krawall gebürstet … okay, vielleicht waren es auch nur Mike und ich. Aber auch Kai und Christian waren reichlich erstaunt, ob des Auftritts der Lilien in Bochum. Kein Wunder, dass wir für den Spielausgang in Bielefeld mehr Wünsche äußerten, als Tipps: KLICK