#D98KOE: „Ich möchte nur Wiedergutmachung für diese Schmach“

Schneller als im Sommer 2017 gedacht, kommt der ruhmreiche 1. FC Köln wieder ans Bölle. In den jüngsten Bundesligaduellen gab es für den SVD wenig zu holen. Ein Remis zuhause, ansonsten offenbarte sich dreimal nahezu schon ein Klassenunterschied. Der Wiederaufstiegsexpress der Rheinländer geriet im Oktober ins Stocken, kam allerdings beim 8:1 gegen Dresden wieder so richtig auf Touren. Allen voran Simon Terodde ist on fire und hat nach dreizehn Spieltagen nur ein Tor weniger erzielt (16) als die gesamte Kapelle der Lilien.

In 98 Worten

Mit der Phase vor der Länderspielpause durfte der SVD zufrieden sein. Sieben Punkte aus vier Partien festigten die Position im Tabellenmittelfeld. Beim 0:1 in Bochum genügte eine Einzelleistung von Tom Weilandt, um das Spiel für den VfL zu entscheiden. Die Niederlage war jedoch nicht unverdient, da Bochum etwas mehr investierte. Im Defensivverhalten agierten die 98er überwiegend aufmerksam und kompakt, boten aber nach vorne nur Stückwerk. Geht der Gegner in Führung, kommt oft genug einfach nichts mehr bei rum. Gegen Köln fehlt Tobi Kempe gesperrt, dahingegen kehrt Fabi Holland zurück. Selim Gündüz ist mit Kreuzbandriss erstmal keine Alternative mehr.


Der Kontrahent hat das Wort

Thomas mischt beim Online-Fanzine effzeh.com mit und kam im Sommer in einer 11Freunde-Geschichte über seinen Verein zu Wort. Stichwort „Lost Generation“.

Thomas, vor einem Jahr gewann der Effzeh in der Europa League gegen Arsenal mit 1:0. Nun geht’s in Liga 2 ans Bölle. Was löst diese Tatsache in Dir aus?
Stark, direkt mit der bittersten Erkenntnis einzusteigen. (lacht) Es ist natürlich weiterhin verstörend und bitter anzusehen, was der Verein aus der besten Ausgangslage seiner Geschichte gemacht hat. Wir hatten Geld, Euphorie, Europapokal – und herausgekommen ist die schlechteste Saison der FC-Historie. Das ist immer noch eine klaffende Wunde und für mich auch einer der Hauptgründe, weshalb ich diese Zweitliga-Saison bis jetzt recht emotionslos verfolge. Ich möchte nur Wiedergutmachung für diese Schmach, mehr erwarte ich nicht.

Verstärkt dieser Absturz Deinen Eindruck zur „Lost Generation“ der Kölner Fanszene zu zählen, die noch keine großen Erfolge des Vereins erlebt hat, sondern vielmehr Abstiege sammelt?
Ja, irgendwie schon. Ich habe irgendwann einmal geschrieben: Der FC lässt keine Chance aus, eine Chance auszulassen. Das hatte ich mit dem Europapokal-Einzug ad acta gelegt. Im Nachhinein ziemlich naiv, wie ich gestehen muss. Der Verein hat sich offensichtlich nur eine noch größere Chance gesucht, die er verballern kann. Ich bin aber ehrlich: Diese sechs Spiele in der Europa League haben mir so viel gegeben, dass der Abstieg viel weniger schmerzt. Das Gefühl, in die 2. Bundesliga zu müssen, kenne ich ja. Diese grenzenlose Euphorie im Europapokal, die war mir gänzlich unbekannt. Ich habe es in meinem Artikel dazu auch wie folgt beschrieben: „Ein wenig ist es wie die letzten Szenen in „Football Factory“: War es all das denn wert? Verdammt, natürlich war es das wert!“ (Anm. d. Red.: Zum besagten Beitrag geht’s hier)

Kommen wir zum Hier und Jetzt: Im Oktober hatte Dein Verein einen Durchhänger in der Liga und musste den HSV an sich vorbeiziehen lassen. Werden Stadt-Anzeiger, Express und BILD schon unruhig?
Natürlich wird es unruhig, wenn als selbst- und fremdernannter absoluter Aufstiegsfavorit eine solche Durststrecke kommt. Es sind aber beileibe nicht (nur?) die Medien, die in einer solchen Situation Morgenluft wittern. Auch unter den Fans gab es spätestens nach der Niederlage in Hamburg, die mit einer grandiosen Nicht-Leistung eingefahren wurde, heftige Diskussionen um Markus Anfang, sein System und die gesamte Lage des Vereins.

Und wie zufrieden bist Du persönlich mit dem, was der Klub und Anfang bislang anbieten?
Diese Saison ist ein zweischneidiges Schwert, um ehrlich zu sein. Tabellarisch sieht es ganz ordentlich aus – von den Leistungen her ist deutlich Luft nach oben. Der FC ist noch auf der Suche nach der Balance: Mal klappt, wie gegen Paderborn oder am Millerntor, die Offensive, aber der Abwehrverbund wackelt immens. Mal stehen wir defensiv sortierter, kommen aber vorne nicht mit genügend Durchschlagskraft an. Angesichts der individuellen Klasse dürfte eigentlich mehr zu erwarten sein, der Kader ist aber weiterhin nicht sonderlich ausgeglichen gestaltet.

Woran machst Du das fest?
Es fehlt weiterhin ein körperlich robuster, kopfballstarker und vielleicht sogar dynamischer Sechser. Gerade für das System, das Markus Anfang spielen lässt, ist das aus meiner Sicht unerlässlich, um die Absicherung hinter der offensiven Viererreihe zu garantieren. Dazu sind wir auf den offensiven Außenbahnen seit Jahren grotesk schwach besetzt – derzeit ist der verletzungsanfällige Marcel Risse der einzig gelernte Flügelstürmer im Kader, da Christian Clemens, der bis dato stark aufgetrumpft hatte, wieder einmal verletzt ist. So fehlt es uns an der entsprechenden Dynamik auf den Außen, um massive Deckungsverbände aufbrechen zu können. Im Sommer wollte man eigentlich zwingend einen Linksaußen holen, um den Abgang von Leonardo Bittencourt zu kompensieren, entschied sich dann aber für Dominick Drexler. Danach war laut eigenen Aussagen das Budget erschöpft – jetzt suchen wir offensichtlich im Winter erneut. Die Wege der Herrn sind unergründlich …

Zumindest Simon Terodde schießt alles in Grund und Boden. Warum fühlt er sich in der 2. Liga wie ein Fisch im Wasser?
Es kommen aus meiner Sicht mehrere Sachen zusammen: Zum einen kann Terodde seine Strafraum-Qualitäten in der 2. Bundesliga besser ausspielen. Er hat mehr Zeit, mehr Raum, die Gegenspieler und Torhüter sind schwächer und er kommt zu mehr Abschlüssen. Zum anderen stürmt Terodde im Gegensatz zur Bundesliga jetzt für eine Spitzenmannschaft der Spielklasse, so dass er insgesamt öfter in Szene gesetzt werden kann. Denn: Ein Angreifer, der sich im Alleingang Chancen erarbeitet, ist Simon nicht – das sagt auch er selbst immer wieder. Darüber hinaus hat er mittlerweile das entsprechende Selbstbewusstsein. Er weiß, dass er in dieser Liga ein überragender
Stürmer ist – und er weiß, dass er in dieser Saison auch DER überragende Knipser ist.

Jetzt kam auch noch Anthony Modeste zurück. Braucht man ihn in Liga 2 überhaupt oder ist er schon ein Neuzugang für die Erstligarückkehr?
Ob wir ihn zwingend jetzt bräuchten, wage ich angesichts der Treffsicherheit von Simon Terodde zu bezweifeln. Aber: Was passiert, wenn er sich verletzt? Cordoba zeigte zwar aufsteigende Form, aber ist er ein Aufstiegstorjäger? Wage ich genauso zu bezweifeln wie bei Guirassy oder Zoller. Daher war es für diese Saison nicht unclever, Anthony an Bord zu holen, wenngleich das natürlich ein Signal Richtung Bundesliga ist. Und überhaupt: Wenn Modeste auf dem Markt ist und der FC es sich leisten kann, dann wäre er schön blöd, das nicht zu tun.

In vielen Spielberichten wird Louis Schaub immer wieder positiv erwähnt. Welche Rolle kommt ihm in Köln zu?
Schaub ist so etwas wie das Schwungrad der FC-Offensive. Über ihn laufen die Angriffe, er inszeniert viel, geht in die direkten Duelle und versucht stets die anderen in Szene zu setzen. Nachdem er zwischenzeitlich mehr über außen kam, war er gegen Dresden wieder im Zentrum zur Stelle, was dem FC-Spiel bekanntlich sehr gut getan hat. Da ist uns mit dem Jungen tatsächlich ein sehr guter Schnapp gelungen.

Von wem bist Du (noch) überzeugt, sprich: Auf wen sollten die Fans am Samstag am Bölle besonders achten?
Über Terodde und Schaub haben wir bereits gesprochen. Wenn Drexler einen guten Tag hat, dann ist er mit seinen Einzelaktionen sehr nett anzuschauen, auch wenn mir seine Theatralik bisher mächtig auf den Keks geht. Ansonsten bleiben halt die großen Namen: Timo Horn ist der beste Torwart der 2. Bundesliga, Jonas Hector eine Augenweide für Fußballvernarrte.

Auswärts fühlt sich das Team bislang viel wohler, zumindest habt ihr auswärts – trotz einem Spiel weniger – mehr Punkte geholt. Worauf führst Du das zurück?
Auswärts steht der Gegner nur mit acht statt zehn Spielern im eigenen Strafraum. (lacht) Nee, im Ernst: Die Bürde des Favoriten ist vor den eigenen Fans natürlich um einiges größer, so dass der FC permanent gezwungen ist, das Spiel zu machen. Das war in den letzten Jahren aber selten die Voraussetzung für das Team, das damit (auch aufgrund des komisch besetzten Kaders) offensichtlich noch fremdelt und so für Konter sehr anfällig ist. Das ist auf fremdem Platz etwas einfacher: Der Gegner kommt etwas mehr beziehungsweise der FC wird nicht von den eigenen Fans massiv nach vorne gepeitscht. So kann das Team dann einen eher schmucklosen Arbeitssieg
wie in Sandhausen einfacher einfahren als zuhause gegen Heidenheim.

Beim letzten Aufeinandertreffen am Bölle gewann der Effzeh mit 6:1. Jetzt kommt ihr mit einem 8:1 im Rücken zu uns. Die Zeichen stehen auf klarer Sieg.
Diese elitäre Arroganz von uns Kölschen hättest du gern, wa? (lacht) Das letzte Gastspiel bei euch war ein echt komisches Spiel – wir haben alles getroffen, ihr seid zusammengebrochen. Aber euer Team hat mit dem damaligen gefühlt ja bis auf Aytac Sulu nichts mehr zu tun. Ich gehe davon aus, dass es eher in Richtung des vorletzten Duells am Bölle geht, als wir in einem grausamen Kick bei ekliger Kälte 0:0 spielten. Hoffentlich gelingt uns durch unsere individuelle Klasse ein Törchen – Modeste wird es nicht machen, aber Terodde schlägt wieder zu. Damit wäre ich außerordentlich zufrieden!

Ach, mit einem 0:0 bei ekliger Kälte könnte ich ganz gut leben. 😉 Thomas, besten Dank für Deine ausführlichen und ehrlichen Antworten.


Auf die Ohren

Wir nutzten das Montagsspiel beim VfL Bochum für eine Premiere in unserem kleinen Familienpodcast. Wir nahmen vor der Partie, in der Halbzeit und nach Schlusspfiff auf. Zum Pausentee schalteten wir noch Mike dazu, der nach Bochum gefahren war. Waren wir vor dem Spiel und auch noch während der Pause zuversichtlich, so waren wir in der Abschlussbesprechung genauso ermattet, wie das Flügelspiel der 98er: KLICK


Jung & …

Die U19 der Lilien besiegte zuletzt Bayern Alzenau in der Hessenliga mit 3:1. Im Hessenpokal setzte Kickers Offenbach das Stoppschild. Der Tabellenführer der Hessenliga gab den Junglilien mit 2:0 das Nachsehen. Vor der Ligapartie am Samstag gegen den TS Ober-Roden stehen die ältesten Jungs des SVD auf Position 3. Die U17 hat mit einem Remis gegen Kickers Offenbach die Tabellenführung in der Hessenliga behauptet. Im Hessenpokal bei der JFV Dietkirchen/Offheim stand am Ende ein klares 3:0. Im Ligabetrieb geht es am Sonntag zum Schlusslicht nach Gießen. Die U15 ließ nach zuvor enttäuschenden Resultaten in der Regionalliga Süd aufhorchen. Einem 1:1 beim SC Freiburg ließ sie gegen Tabellenführer Hoffenheim einen nicht erwarteten 1:0-Sieg folgen. Am Samstag beendet die U15 zeitgleich mit den großen Lilien ihr Fußballjahr 2018 gegen die Stuttgarter Kickers.

… verliehen

Bei den Hibs von Jamie Maclaren läuft es zur Zeit alles andere als gut. Sie verloren vor der Länderspielpause bei Aberdeen erneut mit 1:0. Der von den Lilien verliehene Australier spielte von Beginn an, wurde jedoch nach 78 arbeitsintensiven Minuten ausgewechselt. Anschließend fuhr der Angreifer zur australischen Nationalelf. Gegen Südkorea (1:1) wurde er in der 71. Minute ausgetauscht, gegen den Libanon kam er nicht zum Zug. Julian von Haacke wurde in der 3. Liga beim 2:3 seines SV Meppen gegen den Karlsruher SC ausgewechselt. Eine untypische Begebenheit, spielt der Sechser in der Regel doch durch. Romuald Lacazette bekam bei 1860 München gar keine Möglichkeit sich auszuzeichnen. Beim 1:1 gegen Halle saß er durchweg auf der Bank.

Patrick Banggaard verlor mit dem AE Pafos das Kellerduell in Zyperns Eliteklasse deutlich mit 3:0. Der Däne spielte durch und holte sich dabei seine zweite gelbe Karte ab. Silas Zehnder verbuchte zum Rückrundenauftakt der Regionalliga Bayern ein Erfolgserlebnis. Beim 2:2 seiner Viktoria aus Aschaffenburg gegen den TSV 1860 Rosenheim durfte er von Beginn an ran. Nach 77 Minuten war dann Schluss und er machte Platz für Jonas Fritsch, seines Zeichens Sohn des Lilien-Präsidenten Rüdiger Fritsch. Die 0:1-Heimniederlage gegen Memmingen erlebte der Youngster dann durchweg von der Bank aus.