#BOCD98: „Ein Platz im oberen Tabellendrittel sollte möglich sein“

Als die 98er Anfang Februar in Bochum spielten, war das Elend förmlich mit Händen zu greifen. Gegen verunsicherte Gastgeber schafften es spielerisch limitierte Lilien tatsächlich, binnen weniger Minuten die vermeintlich erlösende Führung komplett herzuschenken. Am Ende des Spieltags stand der SVD auf einem Abstiegsplatz: Krisenmodus statt Befreiungsschlag! Die Ausgangslage vor dem erneuten Aufeinandertreffen am Montagabend ist deutlich entspannter. Beide Teams rangieren im breiten Tabellenmittelfeld.

In 98 Worten

12 Partien: 5 Siege, 2 Remis, 5 Niederlagen, 17 Tore, 17 Gegentore. Eine vollkommen ausgeglichene Bilanz also, die die Lilien da vorweisen können. Das 3:1 gegen den 1. FC Magdeburg hat den Vorsprung auf den Tabellenkeller auf beruhigende acht Zähler anwachsen lassen. Die Partie war umkämpft, aber letztlich agierte der SVD über weite Strecken abgezockter, während den Gästen die belastende Situation am Tabellenende zunehmend anzumerken war. Sieben Punkte aus den letzten drei Begegnungen legen nahe, dass Dirk Schuster in der Länderspielpause die Köpfe der Spieler freibekommen hat. Nach Bochum fahren sie völlig unbeschwert, nur Fabian Holland fehlt gesperrt.


Der Kontrahent hat das Wort

Philipp schreibt seit einiger Zeit für das Online-Fußballmagazin Westline über den VfL. Auch auf Twitter informiert der Journalist über aktuelle Entwicklungen bei den ehedem Unabsteigbaren.

Philipp, der VfL verspielte in dieser Saison bereits mehrfach Führungen in der Nachspielzeit, zuletzt gegen Regensburg und Fürth. Alles reine Kopfsache?
Jein. Wir dürfen Ursache und Wirkung nicht verwechseln. Warum der VfL so oft seine Führungen verspielt, hat vor allem handwerkliche Gründe: Stellungsfehler, unnötige Ballverluste oder ungeschickte Zweikampfführung. Worauf die zurückzuführen sind, ist schwierig zu erörtern, mangelnde Spritzigkeit oder fehlende Konzentration könnten Ansatzpunkte sein. Die Folge daraus ist, dass die Mannschaft diese Negativ-Erlebnisse natürlich im Kopf hat. Von Pech würde ich definitiv nicht sprechen. Wenn die Bayern mal wieder ein Tor in der Nachspielzeit erzielen, ist das auch kein Dusel, sondern eine Form der Qualität.

Im Prinzip ist die Elf von Robin Dutt bis zur 90 Minute ein Spitzenteam. Hat sie tatsächlich auch das Zeug dazu? Oder ist Bochum doch eher zu schwach für oben, aber zu stark für unten, da die Siege bislang nur gegen Teams eingefahren werden konnten, die auf Platz 14 oder schlechter platziert sind?
Als Reporter neigt man schnell dazu, Saisonprognosen abzugeben, obwohl es die zweite Liga eigentlich verbietet. Wer eine kleine Serie startet, kann ganz schnell einen großen Tabellensprung schaffen, umgekehrt gilt natürlich dasselbe. Das Potenzial beim VfL ist definitiv vorhanden, der Kader ist so aufgestellt, dass ein Platz im oberen Tabellendrittel möglich sein sollte.

Wenn wir uns an die vergangene Saison erinnern, dann ging es in Bochum äußerst turbulent zu. Es bedurfte mehrerer Trainer und eines entlassenen Sportvorstandes, bis Robin Dutt den Klub schließlich überzeugend aus dem Tabellenkeller zog. Was machte er anders und hättest Du ihm den Turnaround zugetraut?
Vom Trainertypus war und ist er genau der Richtige. Der VfL brauchte in dieser Phase einen souveränen und erfahrenen Übungsleiter, der in der Lage war, einen guten Draht zur Mannschaft aufzubauen. Das ist Robin Dutt gelungen. Wobei er für den Umschwung ja nicht allein verantwortlich war. Hätte es auf dem Posten des Sportvorstandes keine Veränderung gegeben, wäre es unruhig geblieben – und Dutt hätte wahrscheinlich nicht so erfolgreich arbeiten können.

Welche Rolle spielte und spielt Heiko Butscher als Co-Trainer?
Eine sehr entscheidende. Er kannte den Verein, die Mannschaft und den neuen Trainer, war sofort ein ganz wichtiges Bindeglied. Beim 2:1 gegen Darmstadt trug er ja als Interimstrainer die Verantwortung. Interessant ist, dass Butscher quasi schon an diesem Tag die Stammformation für den Rest der Saison entwickelt hat. Mit seiner Mischung aus Ernsthaftigkeit, Ehrgeiz und Lockerheit ist er zu einem unverzichtbaren Bestandteil des Trainerteams geworden.

Lukas Hinterseer sticht mit acht Toren als zuverlässiger Goalgetter aus dem Team natürlich heraus. Wen gilt es im Spiel des VfL noch zu beachten?
Einzelspieler hervorzuheben ist immer schwierig – aber nicht unmöglich. (lacht) Aus meiner Sicht sticht in dieser Saison vor allem Linksverteidiger Danilo Soares heraus, defensiv wie offensiv. Wenn er fehlt, macht sich das ganz deutlich bemerkbar. Auch Chung Yong Lee begeistert mich. Er ist erst nach dem Ende der Transferperiode zum VfL gestoßen, hat sich aber sofort einbringen können. Als Ballverteiler, als Techniker ist er brillant. Was mir aber noch viel imponiert ist die Tatsache, dass er sehr fleißig ist, viel nach hinten arbeitet und trotz seiner Zeit in der Premier League noch sehr ehrgeizig ist. Er ist nicht nach Bochum gekommen, um seine Karriere langsam ausklingen zu lassen – der hat noch richtig Bock darauf, Fußball zu spielen.
(Anm. d. Red.: Lee wird bei der Partie nicht zum Einsatz kommen, da ihn der südkoreanische Fußballverband für das Länderspiel in Australien abberufen hat: KLICK)

Wie lässt Robin Dutt für gewöhnlich sein Team zuhause in die Partie gehen?
Er verfolgt schon den Anspruch, einen offensiv attraktiven Fußball spielen zu lassen. Die Balance zwischen Abwehrarbeit und Angriff ist ihm aber mindestens genauso wichtig. Vermutlich wird es ein Geduldsspiel, wenn sich die Herangehensweise von Dirk Schuster in letzter Zeit nicht grundlegend verändert hat.

Das hat sie nicht wirklich. Besten Dank für Deine Antworten, Philipp.


Auf die Ohren

Kai, Christian, Mike und ich besprachen am vergangenen Montag das Pokalaus gegen die Hertha, den Sieg gegen Magdeburg und die Personalie Ruibao Hu. Immerhin hat der junge Mann aus dem Reich der Mitte die Lilien in die Schlagzeilen gebracht. Stichwort „Football Leaks“: KLICK


Jung & …

Eine empfindliche Klatsche fing sich die U19 am Sonntag. Auf eigenem Platz hieß es beim Schlusspfiff gegen Hessen Kassel 0:4. Durch die Niederlage rutschte der älteste Nachwuchsjahrgang in der Hessenliga auf Platz 5 ab. Gegen Bayern Alzenau heißt es am kommenden Wochenende keinen weiteren Boden auf die Tabellenspitze verlieren. Die U17 machte es da schon deutlich besser. Sie siegte im Spitzenspiel bei der SG Rosenhöhe Offenbach mit 6:0. Nun wartet am kommenden Sonntag im Heimspiel das nächste Gipfeltreffen, wenn die U17 von Kickers Offenbach den Tabellenführer der Hessenliga fordert. Die U15 unterlag am Samstag in der Regionalliga Süd gegen Eintracht Frankfurt auf der Zielgeraden knapp mit 2:3 und liegt mittlerweile auf Position 7. Am kommenden Samstag steht die Auswärtspartie beim SC Freiburg an, der einen Punkt hinter den Junglilien rangiert.

… verliehen

Romuald Lacazette lief am Wochenende erneut von Beginn an für 1860 München auf. Nach 65 Minuten war sein Arbeitstag – mal wieder gelbbelastet – beendet, der seinem Klub einen Zähler beim Drittliga-Spitzenteam Preußen Münster bescherte. Julian von Haacke spielte in der gleichen Liga wie gewohnt für den SV Meppen durch. Doch auch er konnte die 1:2-Niederlage nicht verhindern. Silas Zehnder kam in der Regionalliga Süd für die Viktoria aus Aschaffenburg nicht zum Einsatz. Er musste beim 1:1 gegen den TSV Buchbach ebenso auf der Bank verharren, wie die Ex-Lilien Daniele Toch und Zaki Ech-Chad. Am Samstag geht es für die Unterfranken nach Rosenheim, was Podcast-Kollege und Exillilie Christian schon in freudige Erregung versetzt. Grüße!

Patrick Banggaard agiert derweil beim AE Pafos weiterhin als Stammkraft. Erneut stand der dänische Innenverteidiger für den zyprischen Erstligisten über 90 Minuten auf dem Platz. Erstmals fing sich sein Klub kein Gegentor und trotzte Spitzenklub APOEL Nikosia einen Punkt ab. Jamie Maclaren durfte am Wochenende für Hibernian Edinburgh ebenfalls über die volle Spielzeit ran. Der Stürmer erarbeitete sich dabei mehrere Gelegenheiten, am Ende jubelte jedoch Gegner St. Johnstone, der in der Schlussminute eine Standardsituation zum 1:0 nutzte.