Insider im Gespräch über … Aleksandar Vukotic (#20)

Vukotic-21-1024x683Der Nächste bitte. Mit der Verpflichtung von Aleksandar Vukotic basteln die 98er weiter kräftig an der Vervollständigung ihres Zweitligakaders. Der bald 29-jährige Innenverteidiger spielte in der letzten Saison beim SV Wehen Wiesbaden. Nun folgte der Serbe dem Ruf des neuen Lilien-Sportdirektors Paul Fernie, der bereits vor einem Jahr Vukotics Vertrag beim SVWW ausgehandelt hatte. Vor seiner Spielzeit in Wiesbaden hatte der Defensivspezialist Profierfahrungen in Bosnien-Herzegowina und Belgien gesammelt. Um etwas mehr über den Zwei-Meter-Hünen zu erfahren, befrage ich die Journalistin und SVWW-Expertin Sonja. (Bildquelle: sv98.de)

Gude Sonja, nach Phillip Tietz vor drei Jahren, kommt mit Aleksandar Vukotic nun wieder ein Spieler vom SV Wehen Wiesbaden zu den Lilien. Jetzt sind die Vorzeichen allerdings gänzlich andere, denn im Frühjahr wechselte bereits Sportdirektor Paul Fernie die Seiten. Wie unbeliebt macht sich Fernie gerade beim Anhang des SV Wehen Wiesbaden?
Er macht sich auf jeden Fall unbeliebt, wobei dafür ja auch schon sein Abgang mitten in der entscheidenden Phase im Zweitliga-Abstiegskampf gesorgt hat. Man hat das Gefühl, dass die Vereinsbosse da auch richtig sauer waren, wobei sie sich mit öffentlichen Statements sehr zurückgehalten haben. Dass Fernie jetzt Klauseln bei Spielern ausnutzt, die er vor einem Jahr selbst in Verträge reingeschrieben hat, ist natürlich absolut keine feine Art.

Als Wehen den Wechsel über Social Media bekanntgab, waren darunter erste Kommentare des Bedauerns zu lesen. Wie sehr schmerzt der Abgang des Defensivspezialisten?
Vukotic war auf jeden Fall ein Charakterkopf in der vergangenen Saison. Nicht, dass er immer überragend gespielt hätte, aber alleine seine Präsenz und seine Ausstrahlung haben dem Team gutgetan. In der 3. Liga hätte er dem SVWW sicher gut zu Gesicht gestanden und wäre noch mehr eine Säule in der Abwehr gewesen. Hinzu kommt, dass mit Marcus Mathisen ein weiterer Stammspieler aus der Defensive Abwanderungsgedanken geäußert hat.

Vukotic spielte letztlich nur eine Saison beim SVWW. Eine lange Anlaufzeit benötigte er aber offenbar nicht. Er wurde als kopfballstärkster Defensivspieler der 2. Bundesliga bezeichnet und als Leistungsträger. War er – trotz Abstieg – das Upgrade, das Wehen als Aufsteiger in der Defensive benötigte?
In der Defensive waren mit ihm und Marcus Mathisen zwei Neuzugänge quasi durchgehend gesetzt. Wobei Vukotic keinen idealen Saisonstart hatte (im Gegensatz zum Verein an sich), sich dann aber reingespielt hat. In der Hinrunde war das ja auch von der Anzahl der Gegentore sehr ordentlich. Zum Ende der Saison hatte im Team eigentlich niemand mehr das Niveau der Hinrunde und vor allem nicht das nötige Zweitliga-Niveau, da nehme ich auch Vukotic nicht aus.

Tut man ihm denn Unrecht, wenn man Vukotic auf seine Defensivqualitäten reduziert?
Jein. Natürlich ist er vor allem die Abwehrkante, die hinten keinen Zweikampf scheut. Seine Spieleröffnung ist sicherlich noch ausbaufähig. Aber es ist auch nicht überraschend, dass er bei Ecken im gegnerischen Strafraum eine absolute Waffe ist, alleine schon dank seiner Größe. Und: In Wiesbaden kam er ja quasi nie von der Bank, weil er Stammspieler war. Aber sollte er auf der Bank sitzen, kannst du ihn natürlich bei jedem Spielstand bringen – als Absicherung bei Führung und als zusätzlichen Leuchtturm im Sturm für einen Schlussspurt.

Wo in seinem Spiel hat dich Vukotiv noch überzeugt, sprich: Was sind seine Stärken?
Er hat es selbst im Vorstellungsinterview bei den Lilien gesagt: Seine Stärke ist die Mentalität. Man merkt ihm tatsächlich immer seinen absoluten Siegeswillen an – bis hin dazu, dass er nach dem Abstieg weinend auf dem Rasen lag.


Hier geht es zum von Sonja erwähnten Antrittsinterview mit Aleksandar Vukotic: LINK


Vukotic hatte lange in Belgien gespielt, bevor er zum SVWW kam. Mit 28 Jahren ist er ein gestandener Profi. Du hast es schon ein wenig angedeutet, aber kannst Du etwas dazu sagen, welches Standing er auf dem Platz und in der Kabine hatte?
Da habe ich tatsächlich keinen so tiefen Einblick, aber als Stammspieler mit der von dir angesprochenen Erfahrung und mit seinem Alter sollte sein Wort in der Kabine schon Gewicht gehabt haben. Außerdem will man sich mit einem grimmigen Zwei-Meter-Mann ja auch nicht anlegen, egal ob auf oder neben dem Platz. 🙂

Du hattest schon seine ausbaufähige Spieleröffnung erwähnt. In welchen Spielsituationen hat er dich darüber hinaus nicht so überzeugt?
Für mein Empfinden hat er nicht in jeder Zweikampf-Situation geglänzt und wirkte manchmal zu ungestüm. So hat er beispielsweise direkt im ersten Spiel Gelb-Rot gesehen und war dann auch erst mal für ein paar Spiele raus, weil andere die Nase vorn hatten. Aber es spricht für ihn, dass er sich wieder ins Team gespielt hat. Allerdings hat er im Laufe der Saison dann direkt mehrere Elfmeter verursacht.


Interviews zu den bisherigen Verpflichtungen des SV Darmstadt 98 im Sommer 2024
Kai Klefisch (defensiver Mittelfeldspieler vom SC Paderborn 07)
Sergio López (Außenverteidiger und Schienenspieler vom FC Basel)
Karol Niemczycki (Torwart von Fortuna Düsseldorf)
Paul Will (defensiver Mittelfeldspieler von Dynamo Dresden)
Luca Marseiler (offensiver Mittelfeldspieler von Viktoria Köln)
Fynn Lakenmacher (Angreifer von 1860 München)

Der SVD nimmt mit Christoph Klarer, Christoph Zimmermann, Matej Maglica und Clemens Riedel vier Innenverteidiger mit in die 2. Liga. Ich gehe davon aus, dass Lieberknecht gerne weiter mit einer Dreierkette spielen will. Glaubst Du, Vukotic hat Stammplatzpotenzial?
Also Potenzial sehe ich bei ihm durchaus. Allerdings glaube ich auch, dass die von dir Genannten erst mal die Nase vorne haben werden, da sie die Bundesliga-Verteidiger und Platzhirsche im Verein sind. Aber Tietz ist ja damals auch nach wechselhafter Zeit beim SVWW in Darmstadt recht schnell durchgestartet, also warum nicht auch Vukotic?

Letzte Frage: Verbindest Du eine Anekdote mit Vukotic?
Der SVWW musste nach dem letzten Saisonspiel gegen St. Pauli noch rund eine halbe Stunde warten, bevor man wusste, ob es zur Relegation reichen würde, weil das Spiel von Hansa Rostock lange unterbrochen war. Wir Journalist*innen standen in der Mixed Zone, wo auf einem TV-Bildschirm die Partie in Rostock zu sehen war. Als dort für die letzten Minuten noch mal angepfiffen wurde, haben wir es uns gemeinsam mit einigen Spielern angeschaut. Darunter war auch Vukotic, der fast durchgehend auf den Fernseher eingeredet hat. Sekunden vor Abpfiff hatte er dann genug und brüllte einfach nur noch „Finish the game!“ in Richtung des Schiedsrichters in Rostock.

Ein emotionaler Charakter also und in der Situation völlig nachvollziehbar. Herzlichen Dank, Sonja, für die Einblicke, die Du zu Aleksandar Vukotic geben konntest.

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