Mit Alemannia Aachen meldete in der vergangenen Woche ein Drittligist Insolvenz an. Damit wird aller Voraussicht nach ein weiterer Klub die lange Liste renommierter Vereine fortsetzen, die aufgrund erdrückender Schulden die Klasse nicht halten können. Mit dem VfL Osnabrück und dem MSV Duisburg stecken offensichtlich noch zwei weitere „Traditionsvereine“ in der finanziellen Klemme. Anlass genug zu prüfen, was es mit Lizenzentzügen und Insolvenzen denn so auf sich hat und wo einstmals gefallene Klubs heute eigentlich stehen.
Meldet ein Verein die Insolvenz an, wie zuletzt die Alemannia, steigt er mit größter Wahrscheinlichkeit ab, so es ihm nicht gelingt den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten und so ganz nebenbei auch noch die Schuldenlast zu tilgen. Dies geschieht freilich nur äußerst selten. Eine der wenigen positiven Ausnahmen ist der SV Darmstadt 98, der nach 15 nervenaufreibenden Monaten im Sommer 2009 den Antrag auf Insolvenz beim ortsansässigen Amtsgericht zurückziehen konnte. Im Falle der Lilien mussten Steuern und Sozialbeiträge nachgezahlt werden, der Spielbetrieb ließ sich jedoch – davon unbenommen – über die 15 Monate hinweg aus eigener Kraft finanzieren. Parallel dazu konnten die Schulden durch ein Benefizspiel gegen den FC Bayern München, das Engagement mehrer regionaler Unternehmen sowie zahlreiche Benefizaktionen der Fans abgetragen werden. Kann ein Insolvenzantrag allerdings nicht zurückgezogen werden, sondern wird ihm nach der Prüfung durch den gerichtlich bestellten Verwalter tatsächlich stattgegeben, steigt der Verein in jedem Fall ab. Denn dann ist es sprichwörtlich amtlich: Der Verein kann seinen finanziellen Pflichten nicht mehr nachkommen und erst recht keinen aufwändigen Spielbetrieb bestreiten.
Ein Lizenzentzug geht nicht mit einer finanziellen Pleite einher. Er wird durch die Deutsche Fußball-Liga (1. und 2. Bundesliga) oder den Deutschen Fußball-Bund ausgesprochen, sobald ein Verein sich nicht an die offiziellen Vorgaben hält. Etwa, indem er falsche Zahlen vorlegt, um das Lizenzverfahren erfolgreich zu bestreiten. Die Klubs müssen aber auch infrastrukturelle, rechtliche, personell-administrative, medientechnische und sportliche Kriterien erfüllen. Sollte im nachhinein herauskommen, dass beim Lizenzierungsverfahren falsche Angaben gemacht wurden, so kommen die überführten Vereine üblicherweise zunächst mit Punktabzügen davon. Kann nach Prüfung aller Fakten keine Lizenz erteilt werden, ist der Zwangsabstieg die ebenso logische wie ultimative Konsequenz.
Einmal strafversetzt und dann?
In der 50-jährigen Bundesligageschichte tat sich die Berliner Hertha als erster Verein unrühmlich hervor. Bereits 1965 musste die alte Dame den unfreiwilligen Gang in die Zweitklassigkeit antreten, da ihr der DFB die Lizenz entzog. Handgeldzahlungen an Spieler waren damals einfach noch nicht gestattet. Mittlerweile spielen wirtschaftliche Aspekte eine noch viel bedeutendere Rolle als in den 1960er Jahren. So ist es nicht verwunderlich, dass neben Lizenzentzügen auch Insolvenzen eine immer wichtigere Rolle in der Abstiegsfrage spielen. In der folgenden Tabelle sind die Schicksale von Klubs aufgeführt, die allesamt noch im Frühjahr des Jahres 2000 oder danach in der 2. Bundesliga spielten. Seither ereilte sie mindestens einmal ein Lizenzentzug oder eine Insolvenz. Den SSV Ulm 1846, den SSV Reutlingen 05 und den SV Waldhof Mannheim traf dieses Schicksal gar zweimal. Eine Tatsache die belegt, dass eine zwangsweise Rückversetzung keinesfalls heilende Wirkung haben muss. Doch es kommt sogar noch dicker, alle der aufgeführten Vereine spielen heute bestenfalls viertklassig. Gerade im Falle solcher Schwergewichte wie Rot-Weiss Essen, Fortuna Köln oder eben Waldhof ein ernüchternder Sachstand. Fürwahr ein wenig verheißungsvolles Szenario für die Alemannia aus Aachen.

Eine bitterer Werdegang: Zwangsabstiege und ihre Folgen für Vereine, die zwischen 2000 und heute mindestens einmal in der 2. Bundesliga gespielt haben
Ein Phönix und ein untergegangener Verein
Lediglich ein einziger Verein kam wie Phönix aus der Asche zurück: Hessen Kassel! Der langjährige Zweitligist (letztmals 1990) ging im Winter 1997 Konkurs, was zur Folge hatte, dass sich der damalige Drittligist unter neuem Namen in der 8. Liga wiederfand. Neun Jahre und fünf Aufstiege später kehrten die Nordhessen in die drittklassige Regionalliga zurück. Mittlerweile kickt der KSV in der vierten Liga. Auch dieser Abstieg war einer höheren Gewalt geschuldet: der Einführung der eingleisigen 3. Liga im Jahre 2008. Sie führte dazu, dass eine Hälfte aller Drittligisten – wie Kassel – in der vierten Liga weiterspielen musste. Immerhin, würden die Fans von Union Solingen sagen. Der Verein, der immer noch auf Rang 24 der ewigen Zweitligatabelle steht, ist nach einer Neugründung 1990 und einer Insolvenz in diesem Jahr überhaupt nicht mehr im Vereinsregister vertreten.
Da fehle leider ein paar Daten: RWE wurde auserdem zweimal die Lizenz entzogen…..
UND was noch viel positiver ist: RWE ist nach „erfolgreichem“ Insolvenzverfahren Schuldenfrei!!!!
NUR DER RWE!
Die beiden Lizenzentzüge sind mir bewusst, lagen allerdings in den 1990ern und wurden deshalb nicht berücksichtigt. Die eine Insolvenz muss also – im wahrsten Sinn des Wortes – reichen 😉