#d98s04: „Das Spiel der Lilien passt gegen Schalke sehr gut“

Die-Lilien-vs.-Die-KnappenMit Schalke 04 gibt ein weiteres Schwergewicht der Bundesliga sein Stelldichein am Böllenfalltor. Der Klub besitzt ein Übermaß an herausragenden jungen Spielern und ist bestrebt sich wieder für das internationale Geschäft zu qualifizieren. Doch überzeugend verläuft die aktuelle Saison – trotz Rang sechs – nicht. Die 1:3-Niederlage gegen Werder am Sonntag offenbarte das ganze Dilemma in einer Partie: erst hui, dann pfui. 8 Siegen stehen bereits 7 Niederlagen gegenüber. Hinter den enteilten Bayern und Dortmundern liefert sich S04 mit den restlichen Anwärtern auf die Europapokalplätze einen zähen Kampf um die Top6. Über die aktuelle Situation der Knappen spreche ich mit Torsten, der den feinen Blog koenigsblog.net mit Leben füllt. Doch zunächst steige ich in gewohnter Manier in den Vorbericht ein.

So sieht’s aus:
Der Dreier zum Rückrundenauftakt in Hannover war für den SVD genauso erfreulich wie bitter notwendig. Wenn in der zweiten Tabellenhälfte außer dem besiegten Kontrahenten jedes andere Team punktet (und zumeist auch noch dreifach), dann hat der Sieg nicht Luft verschafft, er war Pflicht. Dennoch bleibt festzuhalten, dass der 2:1-Erfolg in Hannover in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert war:

  • Der Sieg erfolgte bei einem Konkurrenten im Abstiegskampf, der mit einem neuen (und namhaften) Trainer sofort eine Trendwende herbeiführen wollte.
  • Zum zweiten Mal nach dem 2:1-Sieg gegen Bremen gelang es den Lilien, eine Partie zu drehen. Wie damals war es Sandro Wagner, der mit einem Doppelpack das Spiel zugunsten des SVD beeinflusste.
  • Beide Tore fielen aus dem Spiel heraus. Das lässt darauf hoffen, dass sich die 98er künftig nicht nur auf Standards verlassen müssen, um auswärts zu punkten. Lediglich beim 1:1 auf Schalke gelang bislang in der Ferne ein Punktgewinn ohne Standard-Beteiligung.

Nice to know ist zudem, dass der SVD mit 21 Punkten schon nach 18 Spieltagen so viele Punkte gesammelt hat, wie die SpVgg. Greuther Fürth am Ende der Spielzeit 2012/13. Bis zum 34. Spieltag müssen allerdings noch fleißig Punkte gesammelt werden, um nicht das gleiche Schicksal wie der fränkische Underdog zu erleiden. Allen voran müssen die Lilien zuhause besser punkten. Platz 16 in der Heimtabelle ist steigerungsfähig. Die spartanische Gästekabine hat jedenfalls acht der neun bisherigen Kontrahenten nicht davon abgehalten am Bölle zu punkten. Ob sich dies gegen die Knappen aus Gelsenkirchen ändert? Bei den vermeintlich schwächeren Teams der Liga hielt sich das Team von André Breitenreiter (mit Ausnahme der Niederlage in Augsburg) bislang jedenfalls schadlos.

Wir & Die & Die Bundesliga:
Schalke und Böllenfalltor, da denkt man in erster Linie an den DFB-Pokal. 2001 „mogelte“ sich der S04 dank Ebbe Sand in der Verlängerung ins Viertelfinale. 2013 behielt der Erstligist in Runde 2 mit 3:1 souverän die Oberhand beim damaligen Drittligisten. In der Bundesliga gastierte Schalke erst einmal am Bölle, da der Kultklub in Darmstadts zweiter Erstligaspielzeit 1981/82 in der 2. Bundesliga spielte. Am 21. Oktober 1978 kamen die Gelsenkirchener am 10. Spieltag zum damaligen Schlusslicht nach Darmstadt. Die Lilien spielten wie so häufig in jener Bundesliga-Premierensaison besser als der Kontrahent, doch die Punkte nahmen die zuvor in 17 Auswärtsspielen sieglosen Schalker mit. Klaus Fischer und kurz vor Schluss der junge Herbert Demange trafen für die Gäste, Lilien-Urgestein Willi Wagner für die 98er. Der kicker schrieb anschließend:

„Das Ergebnis stellt den Spielverlauf auf den Kopf. Darmstadt war die bestimmende Mannschaft, beherrschte Gegner und Ball und zeigte ein ausgesprochen gutes, niveaureiches Spiel. (…) Zwei Möglichkeiten hatte die Mannschaft [Schalke], beide wurden eiskalt verwertet. (…) Nach der Pause geriet die Deckung der diesmal weißbedreßten „Königsblauen“ aus den Fugen. Sie veranstalteten eine Schwimmstunde. 80 Minuten des Spiels gehörten Darmstadt, das vor allem nach der Pause ein Powerplay aufzog. (…) Aber was nutzen alles Spiel- und Laufvermögen, wenn keine Tore herausspringen, wenn auch die klarsten Chancen ungenutzt bleiben? Und Chancen hatte man herausgespielt, um zwei oder drei Partien zu gewinnen. (…) Tore entscheiden, sonst nichts. Kaltschnäuzig die herausgespielten Chancen zu verwerten, daran hapert es bei den ‚Lilien‘.“

Ach ja, an diesem Wochenende vor fünf Jahren …
… befand sich Viertligist Darmstadt 98 nach wie vor in der Winterpause.

Und die Junglilien?
Bereiten sich als Bundesliga-Aufsteiger auf eine hoffentlich bessere Rückrunde vor.


Der Kontrahent hat das Wort

Torsten (42), bloggt unter koenigsblog.net

Torsten, grüßt nach der Heimniederlage gegen Werder bei S04 wieder das Murmeltier? Hinkt Schalke also wie im letzten Jahr seinen Ansprüchen hinterher?
Das sehe ich nicht so. Schalke hat in den letzten Jahren mehr und mehr Stars und etablierte Spieler abgegeben. Neuer, Raúl, Farfan, Draxler. Für sie kamen Talente wie Geis oder Höjbjerg. Zudem viele aus dem eigenen Nachwuchs. Diesen Spielern fehlt es noch an Erfahrung, an Konstanz. Als das Team nach der Hinrunde lediglich zwei Punkte hinter den Champions-League-Plätzen lag, war ich zufrieden. Der Kader ist mittlerweile so, dass die Königsblauen nicht mehr automatisch zu den Champions-League-Aspiranten zählen. Die Qualifikation kann klappen wenn Wolfsburg und Leverkusen schwächeln und es bei uns optimal läuft.

Was steckt hinter dem „Jugendstil“?
Schalke hatte zuletzt einige Spieler, die viel verdienten, aber das Geld nicht wert waren: Boateng, Barnetta, Santana, Sam. Sie waren nicht die Stützen, die sie hätten sein sollen. Diese Erfahrung hat wohl für den Cut gesorgt.

Die Jugend mag ein Grund für schwankende Resultate sein. Ist so eine Niederlage wie gegen Bremen aber nicht auch Kopfsache?
Gegen Bremen war zu sehen, dass die Mechanismen fehlen. Das Team ging schnell in Führung und hat weiter gut gespielt, alles war super. Dann hat es aber weder verstanden einen Treffer nachzulegen, noch war eine Idee zu erkennen, wie die Führung zu sichern ist. Nach dem überraschenden Ausgleich hat es die Mannschaft nicht geschafft, taktisch zu reagieren. Werder hat im Zentrum zunehmend Geis und Meyer aus dem Spiel genommen. Es kam nur noch zu wenigen Chancen. Daran erkennt man, dass die Mannschaft einfach noch nicht ausgereift ist.

Ist der Breitenreiter-Effekt bei acht Siegen und sieben Niederlagen aus 18 Partien bereits verpufft, oder hat es ihn gar nicht gegeben?
Fakt ist: Breitenreiter hat kurz vor Transferschluss Julian Draxler verloren. Auf ihn hatte er sein System ausgerichtet. Draxler agierte wie ein Spielmacher auf dem Flügel, der von dort aus die Angriffe initiierte. Und dann gibt ihn Schalke ab, ohne Ersatz zu haben. Klar, der Transfererlös war verlockend, denn es fehlen die Einnahmen aus der Champions League. Mich machte aber echt fassungslos, dass der Klub keinen in der Hinterhand hatte. Draxler war wochenlang bei Juve im Gespräch, dann kam Wolfsburg, da muss Horst Heldt einfach vorbereitet sein. Der späte Abgang von Draxler war ein Klotz zwischen die Beine des Trainers, der es aber mit seiner Art geschafft hat den Klub wieder zusammenzuführen. Er ist ein sympathischer Typ, der gut zum Verein passt. Die Leute nehmen ihm ab, was er sagt. Die ersten Spiele waren relativ erfolgreich, wobei Schalke der Spielplan entgegen kam. Am Anfang ging es gegen Teams, die man schlagen kann. Im November folgten Bayern, Dortmund, Leverkusen und Gladbach, die stärker einzuschätzen sind. Der Verlauf der Vorrunde war für mich deshalb nicht überraschend. Ich hatte Lust auf mehr und es hat definitiv mehr Spaß gemacht als letztes Jahr.

Wie erinnerst Du dich an das Hinspiel? Die Lilien entführten einen Punkt, erfuhren aber Kritik wegen ihrer destruktiven Spielweise und Zeitschindens.
Und so war es zu 100 Prozent. Es war schlimm anzusehen. Von Anfang an war zu spüren, dass es bei Darmstadt nur darum ging die Null zu halten, das 0:0 mitzunehmen. Das hatte mich daran erinnert, wie Cottbus hier 2008 aufgetreten ist. Ich hatte das Darmstadt-Spiel als eine Aufgabe für Königsblau betrachtet. Als einen Test, wie man gegen einen Gegner spielt, der keinen Raum bietet. Das hätte das Team lösen müssen, hat es aber nicht. Das war schon enttäuschend. Wenn eine Mannschaft wie Darmstadt mit so einem Stil so erfolgreich ist wie bisher, dann sagt das einiges über das Offensivspiel der anderen Teams, dann ist das im Grunde genommen kein gutes Zeichen für die Liga. Gleichwohl habe ich bei späteren Lilien-Partien schon eine Entwicklung feststellen können.

Was müssen die Lilien am Samstag machen, um S04 zu packen?
Ganz einfach: Ihr Spiel spielen. Das passt gegen S04 sehr gut. Defensiv keine Räume zulassen und dann schnell ab nach vorne. Meinetwegen mit Heller. Gegen ihn sieht Neustädter im Laufduell kein Land. Ich glaube, die Chancen stehen für die Lilien gar nicht schlecht.

Besten Dank Torsten, dass Du mir Schalke ein wenig näher gebracht hast.

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