Es ist angerichtet. Im letzten Spiel der Saison haben es die Lilien tatsächlich selbst in der Hand. Der Klassenerhalt ist zum Greifen nahe. Maßgeblich dafür sind der seit Ende Februar währende unbeaten run, der kurios eingefahrene 3:0-Erfolg in Regensburg und eine Konkurrenz die Federn ließ. Nun gilt es gegen Aue „högschde Disziplin“ an den Tag zu legen, denn: Noch ist die Messe nicht gelesen!
So sieht’s aus:
War ’ne geile Auswärtsfahrt nach Regensburg: Die Sonne schien, der Gegner ballerte den Pfosten des Liliengehäuses nahezu schrottreif (aber die Kugel eben auch nicht ins Netz) und die Lilien legten eine unverschämte Effizienz an den Tag. Es klingt schon fast pervers, bei einem 3:0 von einem schmeichelhaften Sieg zu sprechen, aber das war er. Der Jahn agierte laufstark, ging giftig zu Werke und erspielte sich ein deutliches Chancenplus. Doch die abschlussstärkere Mannschaft kam nun mal aus Darmstadt.
Nun kann der SVD am Sonntag gegen Aue den Klassenerhalt – nach einer überaus anstrengenden Saison – auf den letzten Metern eintüten. Dirk Schuster tat allerdings gut daran, schon während der PK in Regensburg auf die Bremse zu treten. Noch sei nichts erreicht und damit hat er natürlich vollkommen recht. Denn wie beknackt wäre das denn, wenn die Lilien monatelang in der Abstiegszone festkleben, am vorletzten Spieltag – nach zehn ungeschlagenen Partien – auf Platz 14 klettern, nur um dann wieder den Rückwärtsgang einzulegen? Never!
Die Hoffnung und Erwartung lautet deshalb, dass die Jungs am Sonntag wissen, dass es gilt bis zum Abpfiff durchzuziehen und keinen Deut nachzulassen. Ein Punkt wäre die Rettung und das ist eine durchaus trügerische Ausgangssituation. Denn da kann Braunschweig noch so von der Rolle, Fürth noch so geschockt und Aue noch so formschwach sein, am letzten Spieltag einer Saison sind schon die verrücktesten Ergebnisse zustande gekommen. Und wenn jemand weiß, wie Klassenerhalt geht, dann ist es der Gast. Im letzten Jahr rettete sich Aue mit einem starken Schlussspurt und die Sachsen werden alles daran setzen, nicht als Absteiger vom Bölle abzureisen.
Für die Lilien wird es wichtig sein, nicht in Rückstand zu geraten. Gegen Union und den Jahn profitierte Dirk Schusters Team von Führungen, die sie dann auch noch ausbauten. Schoss der Kontrahent hingegen das erste Tor, dann konnten die Blau-Weißen eine Partie schon lange nicht mehr drehen. Deshalb: 90 Minuten fokussiert und leidenschaftlich zu Werke gehen, bevor man gaaaaaanz tief durchatmen kann.
Die alte, so liebgewonnene Gegengerade hätte auch gar nichts anderes verdient. Schließlich sind ihre Tage gezählt, die Bagger stehen bereit und ein Happyend im letzten Punktspiel tut not. Die Fanszene hat eine fulminante Choreo angekündigt, um der in die Jahre gekommenen Heimat so vieler Lilienfans einen würdigen Abschied zu bereiten. Die Mannschaft trägt hoffentlich ihren Anteil dazu bei.
Der Kontrahent hat das Wort:
Wie schon vor der Hinrundenbegegnung, unterhalte ich mich auch zum Saisonausklang wieder mit Jens über die aktuelle Situation bei Erzgebirge Aue.
Jens, wie war am Sonntag die Stimmung im Erzgebirgsstadion nach dem 0:0 gegen Dresden?
Erst einmal ein herzliches Glück Auf aus dem Erzgebirge, schön dass ich wieder dabei sein darf.
Im ersten Moment war die Enttäuschung natürlich groß, dass wir im Derby keinen Dreier einfahren konnten. Gerade in den Schlussminuten haben sich für uns die Chancen gehäuft. Was das betrifft, habe ich uns etwas besser gesehen als die Mannschaft aus der Landeshauptstadt. Die Elbestädter können mit dem Punkt wahrscheinlich besser leben als wir. Sie sollten daher deutlich zufriedener sein.
Beim Blick auf die Tabelle kam bei vielen aber etwas Erleichterung auf. Standen wir zur Halbzeit noch auf einem Abstiegsplatz, konnten wir den Spieltag letztendlich auf Platz 15 beenden. Somit haben wir am letzten Spieltag alles in der eigenen Hand.
Vor fünf Wochen gewann Aue mit 2:1 gegen St. Pauli und hatte damit 16 Punkte aus acht Partien geholt. Das bedeutete zwischenzeitlich Rang 8. Hattest Du da insgeheim schon an den Klassenerhalt geglaubt?
Ich glaube seit Spieltag 1 an den Klassenerhalt. Aber als wir nach Spieltag 29 auf Platz 8 standen, meinte ich, dass die Tabelle absolut trügerisch sei. Ein, zwei verlorene Spiele und du stündest wieder unten drin. Genau so ist es dann auch gekommen.
Zuletzt kam aus vier Begegnungen nur der Punkt aus der Partie gegen Dresden dazu. Wie hatte sich die Mannschaft in diesen Spielen präsentiert und was führte zu den Resultaten?
Nach der Niederlage gegen Bielefeld hoffte ich auf einen Dämpfer zur richtigen Zeit, einen Warnschuss. Gegen Duisburg gab es aber zuhause gleich die nächste Niederlage. In beiden Spielen war man nicht so souverän wie den vorangegangenen Partien. Somit war man in Bochum mit der dritten Niederlage infolge wieder mittendrin im Abstiegskampf. Vielleicht war sich der eine oder andere schon zu sicher. Vielleicht kommen wir mit Mittelfeldplätzen nicht zurecht, vielleicht brauchen wir Abstiegskampf. Gegen die Truppe aus Dresden stand die Abwehr wieder fester und das macht Mut für das Saisonfinale.
Am Sonntag fehlen mit Fabian Kalig und Dennis Kempe zwei Stammspieler im Defensivverbund. Ein Manko?
Ehrlich gesagt habe ich beide in den letzten Spielen nicht so stark gesehen wie zuvor. In der Abwehr sind wir eigentlich gut besetzt und haben genügend Alternativen, sodass ich mir hier keine Sorgen mache.
Vorne ist Pascal Köpke immer für ein Tor gut und ich erinnere mich nur ungern an das Hinspiel, als die Lilien-Defensive Cebio Soukou überhaupt nicht in den Griff bekam. Wem traust Du aktuell zu, im Offensivspiel den Unterschied zu machen?
Wer die Tore macht ist mir eigentlich egal, von mir aus auch wieder Martin Männel. Dimitrij Nazarov ist immer für einen Geniestreich gut, auch Ridge Munsy hat schon gezeigt was er kann. Köpke ist an einem guten Tag schwer in den Griff zu bekommen, da muss aber viel zusammenpassen. Er hat in den letzten Spielen nicht zu 100 Prozent überzeugt. Vielleicht macht ja Christian Tiffert endlich sein erstes Tor für uns.
Am Sonntag könnte Aue trotz einer Niederlage in der Liga bleiben, andererseits könnte aber sogar ein Punkt den direkten Abstieg bedeuten. Was glaubst Du, mit welcher Marschroute wird die Mannschaft am Sonntag ins Spiel gehen?
Da wir einen Sieg brauchen, um sicher die Liga zu halten, werden wir auch so spielen. Alles andere macht in meinen Augen keinen Sinn. Die Mannschaft wird vermutlich nicht abwarten und von Beginn an Gas geben.
Ganz generell zum Schluss: Worin unterscheidet sich der diesjährige Abstiegskampf für dich im Vergleich zur letzten Saison?
Seit Wochen ist es megaeng. Selbst Kaiserslautern war drauf und dran den Anschluss herzustellen. Sieben Spieltage vor Schluss befanden sich faktisch noch 15 Mannschaften im Abstiegskampf. Selbst am Sonntag können noch sechs Mannschaften absteigen. Darmstadt, zwischenzeitlich ebenfalls fast abgeschlagen, steht nun über uns. Brutale zweite Liga.
Besten Dank, Jens.
Viele Grüße aus dem Schacht!
Auf die Ohren: Der Lilien-Podcast
Kai, Mike, Christian und ich waren allesamt beim 3:0-Erfolg in Regensburg und entsprechend gelöst war die Stimmung. Dennoch wollten wir – bei aller Zuversicht – dem Braten noch nicht so recht trauen. Daneben verschwendeten wir einen kurzen Gedanken an die unsere Gegengerade, die gegen Aue – eine eventuelle Relegation ausgenommen – ihren Abschied geben wird: KLICK