Eine englische Woche zum Vergessen war das. Ein Salto Nullo mit zehn Gegentoren in nur drei Partien hinterließ in der Fanszene reichlich Fragezeichen. Einen derartigen Leistungsabfall kennen alle schließlich aus der letzten Spielzeit. Damals war er nachhaltig und genau deshalb gilt es nun schleunigst wieder in die Spur zu kommen. Maßgabe: Sorgenfreie Spielzeit! Der (Blut)Druck steigt jedenfalls vernehmbar. Auch der HSV kommt alles andere als sorgenfrei ans Bölle. Der Klub tut sich noch schwer, die 2. Bundesliga anzunehmen und die richtige Balance zu finden. 0:8 Tore in den Heimspielen gegen Kiel und Regensburg sowie kein Treffer in den letzten drei Partien belegen das. Es könnte am Freitagabend ein reichlich verkrampftes Duell werden.
In 98 Worten
Stach gegen Bielefeld noch die spielerische Ideenlosigkeit ins Auge, so erlitt in Kiel die Defensive der Lilien Schiffbruch. Dabei war die Abwehr der Garant für den gelungenen Saisonauftakt. Davon konnte in der englischen Woche allerdings keine Rede mehr sein. Einfache Gegentore en masse! Zudem wirkte das Team gegen nur zehn Kieler so, als dürfe man bloß nicht ins Risiko gehen. Bei einem 2:3! Und auf der rechten Abwehrseite erwies sich derweil der dritte Kandidat als nicht sattelfest. Vermutlich wird Dirk Schuster vor dem HSV-Spiel darauf bedacht gewesen sein, seinem Team die verloren gegangene „Liebe am Verteidigen“ zu vermitteln.
Der Kontrahent hat das Wort
Christian schreibt für die Sportredaktion von Spiegel Online. In seiner Freizeit schlägt sein Herz nicht nur für Topspinvorhand und Rückhandslice, sondern auch für den Hamburger Sportverein.
Christian, wie fühlt sich nach einem Viertel der Saison die 2. Bundesliga an? Dieses merkwürdige Biotop, das ihr ja bislang nur vom Hörensagen kanntet.
Das unpopuläre Geständnis vorneweg: Mir gefallen die frühen Anstoßzeiten ja irgendwie – und auch den Montagabend finde ich als Fußballtermin eigentlich ganz praktisch. Ein Riesenunterschied ist, dass man sehr viel weniger von den anderen Kreaturen im Biotop mitbekommt, wenn man sich nicht gezielt darum kümmert. Heißt, ich lerne viele Teams erst kennen, sobald sie gegen Hamburg spielen. Und im Normalfall reicht mir das auch.
Was war für dich eigentlich schlimmer? Der erste Bundesligaabstieg oder die Heim-Klatschen gegen Kiel (0:3) und Regensburg (0:5)?
Mit dem Bundesligaabstieg hatte ich sehr früh meinen Frieden gemacht. Es ist ja nicht so, dass sich das nicht irgendwie in den vergangenen Jahren angedeutet hätte. Das Kiel-Spiel war das einzige HSV-Spiel, dass ich in dieser Saison nicht gesehen habe – übrigens, weil ich an dem Wochenende Freunde in Darmstadt besucht habe. (Grohe, Pfungstädter, 37 Grad – what’s not to like?! Aber das ist eine komplett andere Geschichte.) Regensburg war schlimm. Punkt. Gar nicht mal in erster Linie, weil das sportlich sooo unterirdisch war, der HSV hätte an dem Tag ja auch problemlos noch das sechste oder siebte Tor fangen können. Nein, vielmehr, weil es exakt das bestätigt hat, was ich vor der Saison befürchtet habe: Dass dieser Klub überhaupt keine Erfahrung damit hat, nach vier Siegen in Folge dann eben auch noch lüstern auf den fünften zu gucken. Was du aber dringend musst, wenn das Saisonziel nicht mehr Platz 15 ist, sondern Platz 2. Stattdessen mal wieder komplett abgeschenkt.
Bei Spiegel Online habt ihr letztes Jahr die Bundesliga-Experten eingeführt. Blogger & Podcaster bewerten dabei vor jedem Spieltag die aktuelle Situation bei ihren Klubs anhand von drei Schlagwörtern. Deklinieren wir sie doch kurz für den HSV durch. Wie ist aktuell die Stimmung im Verein und in der Fanszene?
Ich hab schon das Gefühl, dass die ersten nervös werden. Jeder sieht: Köln marschiert da vorne sehr souverän weg – und den anderen direkten Aufstiegsplatz muss nicht unbedingt der HSV belegen. Ein zweites Jahr zweite Liga wäre aber mit einer weiteren Abnehmkur verbunden. Das ist kein Klub, der aufsteigen will, sondern einer, der darauf angewiesen ist. Sicher keine Top-Voraussetzungen für gutes Klima.
Wie ist die Form des Teams?
Das 0:5 gegen Regensburg wirkt nach. Trainer Christian Titz hat nach dem Derby formuliert, die „Leichtigkeit im Offensivspiel“ sei dadurch ein wenig abhanden gekommen. In Fürth und gegen St. Pauli hat die Balance auch tatsächlich nicht so richtig gepasst. Fußball ist leider nicht nur Absichern. Verunsicherung galore.
Und wie ist die Gefühlslage?
Das, was ich am letzten Freitag mit einem Auge bei der Arbeit vom Darmstadt-Spiel in Kiel gesehen habe, fand ich jetzt auch nicht sonderlich überzeugend. Insofern: Kampfansage! Ihr kriegt schön auf den Sack, Ihr Penner! (Hey, Demut und Bescheidenheit, dafür liebt die Republik die HSV-Fans doch.)
So kenne ich dich. 🙂 Die ersten Zeitungen sehen Coach Christian Titz bereits vor einem Schicksalsspiel am Bölle. Was glaubst Du, mit welcher Marschroute dürfte er sein Team am Freitagabend ins Spiel schicken?
Quatsch. Selbst wenn das schiefgeht, darf Titz noch ’ne Weile machen. Titz scheint mir auch nicht der Typ zu sein, der nach drei Spielen ohne Torerfolg jetzt alles umschmeißt. Pollersbeck als zusätzlicher Aufbauspieler bei Ballbesitz, dazu seine zwei, drei offensiven Varianten. Der ist davon überzeugt, dass das was er macht, richtig ist. Genau so muss das auch.
Letzte Frage: Bruno Labbadia spielte und trainierte nicht nur den HSV, sondern auch die Lilien. Sein Image ist unter vielen Bundesligafans nicht gerade positiv. Wie spricht man in der HSV-Fanszene über ihn?
Ach, über Bruno Labbadia kursieren in Hamburg so viele seltsame Anekdoten, vieles davon auch Fan-Mythen, die irgendwo abends am Tresen erfunden und vielfältigt wurden. Nur das: Glaube, er ist kein schlechter Trainer. Zumindest kurzfristig.
Christian, besten Dank.
Auf die Ohren
Zwischen Zuversicht pur und hochgradiger Irritation lagen gerade einmal vier Wochen. Waren wir nach dem 1:0 gegen Heidenheim noch sicher, dass in dieser Saison bei den Lilien ein grundsolider Fußball gespielt wird, so stellten Kai, Christian, Mike und ich nach null Punkten und 4:10 Toren in der englischen Woche doch so einiges infrage: KLICK.
Jung & …
Die U19 liegt in der Hessenliga nach dem 4:1-Erfolg über den JFV Viktoria Fulda weiterhin auf Platz 2. In den kommenden Wochen pausiert der Ligabetrieb und es stehen zahlreiche Testspiele an, bevor es am 28. Oktober zum souveränen Tabellenführer nach Offenbach geht. Die U17 holte in ihrer Hessenliga am Sonntag ebenfalls drei Zähler. Gegen die TSG Wieseck stand am Ende ein klarer 6:2-Erfolg. Am gestrigen Mittwoch verpasste es die Elf aber, sich durch einen Sieg beim Vorletzten aus Walldorf weiter von den restlichen Teams abzusetzen. Nach einem 3:3 führt die U17 ihre Spielklasse nun mit vier Punkten Vorsprung an. Nach einem Testspiel am kommenden Wochenende geht es am 14. Oktober zum Nachwuchs von Wehen Wiesbaden, der mit seiner U16 in der U17-Hessenliga antritt. Die U15 der Lilien hatte am letzten Septemberwochenende in der Regionalliga Süd kein Spiel. Sie nutzte die Gelegenheit bei den Würzburger Kickers zu testen und verbuchte dabei eine 0:1-Niederlage. In der Liga geht es für die Fünftplatzierten Junglilien am Samstag zum Karlsruher SC, und damit zum Tabellensiebten.
… verliehen
Silas Zehnders Hoffnungen ruhten bei Viktoria Aschaffenburg bislang auf dem Verbandspokal des Bayerischen Fußballverbandes. Kam der Youngster in der Regionalliga Bayern erst auf einen Kurzeinsatz, so zählte er im Pokal zum Stammpersonal. Nicht so gestern: Den Viertelfinalerfolg beim SV Seligenporten erlebte er über die volle Spielzeit nur als Ersatzspieler. Seine Chancen, bei den Unterfranken Spielpraxis zu sammeln, werden zukünftig also nicht größer werden. Angreifer Jamie Maclaren kuriert derweil seine Rückenverletzung aus und steht den Hibs aus Edinburgh bis auf Weiteres nicht zur Verfügung. Sein Team besiegte am Samstag St. Mirren 1:0 und liegt auf Rang 3 der Premiership. Julian von Haacke macht sich derweil beim SV Meppen unentbehrlich. Beim überzeugenden 4:2 gegen Eintracht Braunschweig spielte er erneut durch und trug dazu bei, die rote Laterne in der 3. Liga an die Niedersachsen abzutreten. Der kicker konstatierte: „Van Haacke schlug gefährliche Standards.“ Romuald Lacazette hat bei 1860 München den nächsten Schritt hin zum Pflichtspiel-Comeback in der 3. Liga gemacht. Bei dem 1:1 gegen die Würzburger Kickers saß er erstmals nach seiner Ausleihe wieder auf der Bank, kam allerdings nicht zum Einsatz. Am Samstag dürfte er erneut im Kader stehen, wenn sein Team zu von Haacke nach Meppen muss. Wer im Übrigen Bilder von ihm und Ex-Lilie Aaron Berzel beim Wiesn-Besuch in Lederhose bewundern mag, dem sei ein Besuch der Sechzger-Homepage anempfohlen. Patrick Banggaard war für AE Pafos zum Nichtstun verurteilt. Die nächste Partie in der 1. Liga Zyperns steht erst wieder am Wochenende vor der Tür.