#KSVD98: „Unser System ist komplett auf ein offensives, aggressives Spiel ausgelegt.“

Puh. Nach dem 1:4 in Dresden, gab es gegen Bielefeld den nächsten Nackenschlag für den SVD. Doch Verschnaufen ist nicht angesagt, am Freitagabend steht die nächste Partie an. Man darf gespannt sein, wie Dirk Schuster sein Team bis dahin wieder in die Spur bringen wird. Am Ende einer Englischen Woche wäre in Kiel – nach der spielerisch mauen Leistung von Dienstag – ein Punktgewinn schon als Erfolg zu werten. Wenn man den Jungs von 1912fm glauben mag, dann werden zwei fundamental verschiedene Spielsysteme aufeinandertreffen.

In 98 Worten

Wenn es bis in die 90. Minute 1:0 steht, keine vier Minuten später aber 1:2, dann schaut man ziemlich dämlich aus der Wäsche. Der Trend zeigt nach unten, die Laune vieler Fans auch. Dass Spieler und Trainer am Dienstag eine starke Leistung gesehen haben wollten, macht stutzig. Klar, das Team führte und verlor letztlich unglücklich. Bielefeld gewann aber deutlich mehr Zweikämpfe, wirkte variabler und spielte den Siegtreffer fein heraus. Den Lilien fehlte es hingegen an Esprit. Dass der Keeper fast doppelt so viele Pässe spielt wie beide Sechser zusammen, und mehr als die Außenverteidiger, zeugt von spielerischer Armut.


Der Kontrahent hat das Wort:

Seit bald 100 Folgen mischt 1912fm (KLICK) in der Fußballpodcast-Szene mit. Dahinter verbergen sich mit Pike und Marc zwei langjährige Fans der Störche aus Kiel:

Jungs, habt ihr die überragende letzte Saison, die für euch in der Bundesliga-Relegation endete, schon verarbeitet?
Der Fußball ist ein schnelllebiges Geschäft, da hat man keine Zeit sich mit dem Schnee von gestern zu beschäftigen. 😉
Nee, also ich erwische mich immer wieder dabei, dass ich beim kommenden Gegner, an das Spiel der letzten Saison denke. Wie jetzt z.B. vor wenigen Tagen: „Okay, Dienstag gegen Union Berlin … boah war das letzte Saison geil.“ Man wurde als Fan von Holstein Kiel wirklich verwöhnt und gefühlt wurde einiges wieder gut gemacht.

Fast jeder hat erwartet, dass Kiel nun ordentlich Federn lassen muss. Doch weder der Abgang von Toptorjäger Marvin Ducksch, noch von Spielgestalter Dominick Drexler, noch von Abwehrchef Rafael Czichos, noch von Coach Markus Anfang als Vater des Erfolgs, haben euch aus der Spur gebracht. Das mutet fast noch sensationeller an, als die Leistungen der letzten Saison, oder?
Für mich ist das viel zu früh, um schon so “euphorisiert” zu sein. Klar, das Spiel gegen den HSV war etwas ganz Besonderes, aber ich glaube das Spiel muss man auch etwas ausklammern. Wenn man sich die anderen Spiele anschaut, merkt man relativ schnell, dass wir zwar wieder ganz gut mitspielen können, es aber noch einige Zeit dauert bis alles sitzt. Gegen Regensburg hätten wir eigentlich verlieren müssen, Fürth hat unsere individuellen Fehler ausgenutzt und so weiter. Also wir sind zufrieden mit der Saison bisher, aber es kann genauso schnell noch nach unten wie nach oben gehen.

Mit dem 3:0 beim HSV habt ihr am ersten Spieltag gleich mal ein Ausrufezeichen gesetzt. Gegen Bochum hat das Team im letzten Heimspiel zwei Rückstände aufgeholt, gegen Magdeburg das Spiel sogar gedreht. Was zeichnet das Team aus und wer zeichnet sich bislang als Leistungsträger ab?
Die Mannschaft ist sehr schnell zu einer Einheit geworden, das ist schon auffällig. Es wird wieder für jeden gekämpft und sich reingeworfen. Das ist erstens nicht selbstverständlich für eine fast komplett neue Mannschaft und zweitens ist es aktuell noch ein Vorteil gegenüber Teams, die noch in dieser Findungsphase sind. Nicht zu ersetzen sind dabei für mich aktuell Alexander Mühling und David Kinsombi. Beide sind ja schon letztes Jahr dabei gewesen. Sie gehen trotz ihres jungen Alters vorneweg und leiten die neuen und jungen Spieler an. In der Offensive ist ganz klar Jae-Sung Lee der Spieler, der die meiste Aufmerksamkeit bekommt. Meistens auch zurecht.

Apropos Lee: Seine Verpflichtung nach der WM ließ aufhorchen. Wisst ihr, wie der Coup zustande kam?
Es war wohl so, dass Lee sich entschieden hat den Schritt nach Europa zu wagen und er gerne nach Deutschland wollte. Als Holstein davon Wind bekam, ist unser Sportdirektor direkt nach Südkorea und hat Lee überzeugt. Lee überzeugte das Konzept von Tim Walter. Zudem, dass Holstein ein sehr familiärer Verein ist, bei dem man erstmal in Ruhe “ankommen” und arbeiten kann. Dass Lee eigentlich eine Nummer zu groß für Holstein Kiel ist, ist jedem bewusst. Aber genau deswegen haben wir ihn ja geholt. 😉

Wenn man die bisherigen Spielberichte im kicker liest, dann fallen bezüglich der Spielweise Begriffe wie flexibel, unbekümmert und attraktiv. Wo macht ihr unter Neu-Coach Tim Walter im Vergleich zu Markus Anfang die größten Unterschiede im Spiel der KSV aus?
Der größte Unterschied ist dieses extreme Risiko, das Walter eingeht. Unsere Sechser spielen extrem offensiv. Selbst einer unser Innenverteidiger geht im Spielaufbau manchmal bis zum Sechzehner mit. Aktuell sind wir damit noch relativ anfällig hinten. Es wird aber von Spiel zu Spiel besser. Das System von Tim Walter ist komplett auf ein offensives, aggressives Spiel ausgelegt.

Mit welchem Matchplan rechnet ihr für das Duell gegen die Lilien am Freitagabend?
Volle Offensive. Versuchen das Spiel selber zu machen und vor allem versuchen, Fehler abzustellen. Ich bin selber gespannt, denn aktuell ist jedes Spiel ein Lernprozess für die Mannschaft.

Besten Dank, Jungs.


Auf die Ohren:

Es war wohl ganz gut, dass wir am Dienstag nach der Partie gegen Bielefeld keine Aufnahme gemacht haben, sie hätte wohl reichlich Frust enthalten. Sämtliche bisherige Folgen gibt es hier: KLICK


Jung & …

Am kommenden Samstag empfängt die in der Hessenliga zweitplatzierte U19 den JFV Viktoria Fulda, der mit neun Punkten solides Mittelmaß darstellt. Da Tabellenführer Offenbach zum schweren Auswärtsduell nach Wehen muss, sollten die U19 tunlichst siegen. Die U17 empfängt am Sonntag als Tabellenführer ihrer Hessenliga im NLZ die Altersgenossen der TSG Wieseck aus Gießen. Die U15 pausiert am kommenden Wochenende in der Regionalliga Süd und nutzt die Zeit zu einem Testspiel bei den Würzburger Kickers.

… verliehen

Julian von Haacke gastierte mit dem SV Meppen am Dienstagabend bei den Würzburger Kickers und ihm widerfuhr das gleiche Schicksal wie den Lilien. Die Emsländer führten mit 1:0, nur um in der Nachspielzeit den 1:2-Gegentreffer zu kassieren. Der Mittelfeldspieler stand dabei über die gesamte Spielzeit auf dem Platz. Weiterhin keinen Kaderplatz ergattern konnte sich Romuald Lacazette bei 1860 München. Er fehlte beim 1:1 seiner Löwen in Unterhaching. Jamie Maclarens Hibs aus Edinburgh waren im Viertelfinale des schottischen Ligapokals gefordert. Gegen den FC Aberdeen fehlte der Australier allerdings erneut aufgrund einer Rückenverletzung. Sein Team schied im Elfmeterschießen aus.

Die Klubs von Silas Zehnder (Viktoria Aschaffenburg) und Patrick Banggaard (AE Pafos) waren unter der Woche nicht gefordert.