Eine Viertelstunde vor Schluss hätte man im Lilien-Fanblock in Aue nicht mehr allzuviel auf einen Punktgewinn gegeben. Doch der SVD überraschte sich, den Gegner und die mitgereisten Fans mit einem Blitz-Comeback. Die beiden Tore zum 2:2 in nur drei Minuten hatten etwas Befreiendes. Darauf lässt sich aufbauen! Aus der Vorrunde nehmen die 98er 19 Punkte mit in die zweite Saisonhälfte. Der Vorsprung auf die Kellerkinder blieb fürs Erste gleich, ist aber noch lange kein Ruhekissen. Deshalb lautet der Wunsch, in Paderborn zum Jahresausklang etwas mitzunehmen.
In 98 Worten
Da nimmt Dirk Schuster in Aue beim Stand von 0:2 Marcel Heller vom Feld und keine 180 Sekunden später fällt der Ausgleich. Ein Spielverlauf mit Symbolcharakter. Roadrunner Heller will derzeit einfach kein belebendes Element sein. Deshalb war es konsequent, ihn auszutauschen. Dass die Umstellung auf ein 4-4-2 binnen drei Minuten fruchtete, mag glücklich sein. Aber man möchte dem Coach zurufen: Bitte häufiger so konsequent an den ins Auge stechenden (Offensiv)Stellschrauben drehen! Gerne gleich gegen die Angriffs-Feuerwerker aus Paderborn. Ansonsten bleibt die Eindimensionalität in der Offensive viel zu leicht ausrechenbar und bringt keine Entlastung für einen sicherlich geforderten Abwehrverbund.
Der Kontrahent hat das Wort
Wie schon vor dem 1. Spieltag befrage ich auch heute wieder Stephan. Er bloggt seit 2013 unter schwarzundblau über seinen Klub. Zudem begleitet er zusammen mit vier Kumpels den Werdegang des SCP allwöchentlich im PaderCast.
Stephan, der SCP hat in der Hinrunde reichlich spektakuläre und torreiche Spiele abgeliefert. Welches war Deine Highlight-Partie und warum?
Das beste Spiel habe ich in Köln gesehen. Nicht oft gewinnst du auswärts gegen den Top-Favoriten für den Aufstieg und noch seltener geschieht dies mit einem 5:3.
Vor dem 1. Spiel im August hast Du davon gesprochen, dass Du Dir wenig Sorgen um den Klassenerhalt machst und sehr optimistisch für die kommende Spielzeit bist. Wie bewertest Du die erste Halbserie?
Mit 25 Punkten nach 17 Spielen sehe ich mich völlig bestätigt in meiner Prognose. Paderborn präsentiert sich mit attraktivem Fußball und hat aktuell nichts mit dem Abstieg zu tun, einziger Kritikpunkt: Die vielen Gegentore.
Das kann ich nachvollziehen. Der SC schießt zwar im Schnitt zwei Tore im Spiel, fängt aber auch nahezu zwei Kisten pro Partie. Worauf führst Du es zurück, dass das Abwehrverhalten auf dem Papier nicht so richtig sattelfest wirkt? Fehlende Ballance, individuelle Schwächen oder etwas anderes?
Das Hauptproblem könnte durchaus die offensive Ausrichtung sein. Gepaart mit unnötigen Fehlern und ein wenig Pech kommen dann natürlich mehr Gegentore zusammen als nötig. Schaut man sich allerdings unsere Innenverteidigung an, haben wir genug Potential im Kader, um das noch in den Griff zu bekommen. Christian Strohdiek und Uwe Hünemeier sind super erfahren und Sebastian Schonlau entwickelt sich sehr gut. In der Rückrunde erwarte ich deswegen deutlich weniger Gegentore als in der Hinrunde.
Ihr habt zweimal 4:4 gespielt, einmal 3:3 und dreimal 2:2, zumeist zuhause, zumeist fielen Tore in der Nachspielzeit und ihr habt zumeist geführt. Bei „normalem“ Spielverlauf stünde der SCP unangefochten auf Rang 3, nahezu gleichauf mit Köln und dem HSV. Ärgerlich?
Das ist definitiv ärgerlich. Zwar freut man sich immer über torreiche Spiele, aber wenn es dir immer wieder passiert, dass du vollkommen unnötig Spiele aus der Hand gibst, trauerst du schon dem einen oder anderen Punkt hinterher. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass diese Ergebnisse die Leistungsfähigkeit des Teams widerspiegeln und wir eben nicht auf Platz 3 stehen, sondern im oberen Mittelfeld der Tabelle.
Die notenbesten SCP-Profis sind laut kicker eindeutig Goalgetter Philipp Klement und Keeper Leopold Zingerle. Ragen sie auch für dich aus einem kompakten Team heraus?
An den Noten ist gut zu erkennen, dass es nicht an unserem Torwart liegt, dass wir so viele Gegentore kassieren. Leopold Zingerle ist ein starker Rückhalt und hat uns den einen oder anderen Punkt festgehalten. Die Bewertung von Philipp Klement lässt bestenfalls erahnen, wie gut und wichtig er für das Team ist. Ich habe ehrlich gesagt schon lange (vielleicht noch nie) solch einen Spieler beim SCP gesehen. Technisch und taktisch ist er kein Zweitliga-Spieler. Er ist zu Höherem berufen.
An der Einkaufspolitik gibt es nichts zu meckern. Nach den reinen Torbeteiligungen stechen Babacar Gueye sowie die jungen Sebastian Vasiliadis und Bernard Tekpetey heraus. Aber auch Klaus Gjasula und Youngster Mohamed Dräger sind Stammkräfte. Wen von ihnen feiert ihr im Podcast am meisten ab und wieso?
Mich persönlich hat Sebastian Vasiliadis am meisten beeindruckt. Als er verpflichtet wurde, habe ich dies eher mit einem Schulterzucken zur Kenntnis genommen und rechnete nicht damit, dass er es zeitnah in die Startelf schaffen kann. Ich sollte mich täuschen. Spätestens als er am 11. Spieltag gegen Sandhausen alle drei Treffer für den Sport-Club vorbereitete und drei Spieltage später sogar zwei Tore in Heidenheim selbst erzielte, war jedem klar, dass wir mit ihm einen super Spieler verpflichtet haben.
Coach Steffen Baumgart arbeitet derweil weiterhin an seiner beeindruckenden Quote beim SCP. Wenn ich richtig gezählt habe, dann steht er nach 75 Spielen bei 47 Siegen und nur zehn Niederlagen. Mit welcher Taktik wird er seine Truppe zum Jahresabschluss ins Spiel schicken?
Ich denke, dass wir auch gegen euch offensiv agieren. Im Unterschied zum ersten Spieltag werden wir deutlich selbstsicherer auftreten, damit wir zuhause weiter ungeschlagen bleiben.
Das Hinrundenspiel haben die Lilien 1:0 gewonnen. Ein völlig untypisches Ergebnis für den SCP. Wie geht’s am Sonntag aus?
Der SCP gewinnt mit 2:0.
Dann setze ich auf ein zähes 1:1. Herzlichen Dank, Stephan.
Auf die Ohren
Am Montagabend waren wir mit voller Kapelle am Start. Da wir das Aue-Spiel im Stadion, am Fanradio und am TV verfolgt hatten, konnten wir verschiedene Sichtweisen kundtun. Und irgendwann diskutierten wir, ob das Team so spielt, wie es spielt, weil Schuster sie am Spielen hindert, oder weil sie es nicht besser können. Hört rein: KLICK.
Jung & …
Das Fazit über das bisherige Abschneiden der ältesten Jahrgänge im Nachwuchsleistungszentrum dürfte unterschiedlich ausfallen. Die U19 hinkt in der Hessenliga ihren Ansprüchen hinterher. Mit sieben Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Kickers Offenbach ist der Aufstieg in die Bundesliga wohl kein allzu realistisches Vorhaben mehr. Selbst der Nachwuchs von Wehen Wiesbaden und Hessen Kassel liegt noch vor den Junglilien. Oft standen am Ende gegen die Konkurrenten relativ knappe Siege und auch im Hessenpokal setzte der OFC-Nachwuchs bereist das Stoppschild. Dahingegen stürmt die U17 in ihrer Hessenliga vorneweg. Mit sieben Punkten Vorsprung nimmt sie fest den Bundesligaaufstieg ins Visier, müsste sich im Falle einer Meisterschaft allerdings noch in einer Relegation gegen den Meister der Regionalliga Südwest durchsetzen. Dort liefern sich Elversberg und Kaiserslautern ein Duell. Zwölf Siege, zwei Punkteteilungen und nur eine Niederlage bei einem Torverhältnis von 56:21 sprechen für die Dominanz der U17 der Lilien. Auch im Hessenpokal ist sie noch im Rennen. Die U15 spielt in der höchstmöglichen Regionalliga Süd und liegt auf einem guten fünften Platz. Nach anfänglich guten und zwischenzeitlich enttäuschenden Resultaten, fand das Team zum Schluss wieder in die Spur und ließ unter anderem mit einem 1:0-Erfolg gegen Hoffenheim aufhorchen. Die Jungs sind in einer Liga mit ihren Altersgenossen aus Frankfurt, Stuttgart, Hoffenheim und Freiburg also absolut im Soll.
… verliehen
Fünf Spieler hat der SVD aktuell verliehen. Julian von Haacke (SV Meppen) und Romuald Lacazette (1860 München) sind in die 3. Liga gegangen. Von Haacke war lange Zeit unumstrittener Stammspieler auf der Sechserposition. Spielte aber ausgerechnet in den letzten drei Begegnungen, aus denen sechs Punkte resultierten, nur einmal in den Schlussminuten. Lacazette wechselte er spät zu seinem ursprünglichen Klub, kam aber nur sporadisch zum Zug, zählte zuletzt aber zumeist zum Kader.
Patrick Banggaard ist auf Zypern beim AE Pafos nicht aus der Mannschaft wegzudenken. Der Innenverteidiger fiel lediglich im letzten Spiel aus, verpasste aber ansonsten keine Minute bei dem Klub, der knapp oberhalb der Abstiegsränge rangiert. Jamie Maclaren spielte bei den Hibs in der obersten schottischen Spielkasse eine durchwachsene Saison. Zwischenzeitlich in der Startelf stehend, dann verletzt, kam der Angreifer in den letzten Partien überhaupt nicht mehr zum Zug. Davor durfte er immerhin wieder für die australische Nationalmannschaft auflaufen.
Youngster Silas Zehnder hat bei Viertligist Viktoria Aschaffenburg keinen leichten Stand. Lange kam er lediglich im Bayernpokal zum Einsatz, zählte zwischenzeitlich sogar nicht einmal zum Spieltagskader. Zuletzt sammelte er aber – auch aufgrund einer Verletztenmisere seines Klubs – vermehrt Einsatzzeiten und zählte auch zur Startelf.
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