#AUED98: „Die Erwartungshaltung stieg, wie der Räucherkerzenqualm im Advent“

Am Sonntag treffen die Lilien auf die Veilchen. Was sich nach Frühling anhört, dürfte sich höchstwahrscheinlich in einem winterlichen Erzgebirge abspielen. Tabellarisch kommt es dabei zu einem Nachbarschaftsduell zweier punktgleicher Teams. Beide rangieren mit jeweils 18 Punkten auf den Rängen 12 und 13. Schon im vergangenen Dezember war die Ausgangslage am 17. Spieltag ähnlich. Aue lag mit 19 Punkten auf Position 15, Darmstadt mit 18 Punkten auf Platz 16. Damals gab es für die Lilien rein gar nichts zu holen und Torsten Frings musste gehen. Ein Schicksal, das Dirk Schuster erspart bleiben wird. Dennoch wäre es einmal wieder an der Zeit, auswärts zu punkten.

In 98 Worten

Schlechter hätte der Auftakt gegen Ingolstadt nicht sein können. Nach nur 20 Sekunden zeigte der Schiedsrichter auf den Punkt und die Lilien hechelten einem Rückstand hinterher. Etwas, das ihnen so gar nicht schmeckt. Sie waren fortan spielbestimmend, aber weder die Offensivaktionen im Allgemeinen, noch die Standards im Besonderen fielen geistreich aus. So führte erst eine Schwalbe von Fabi Holland den hochverdienten Ausgleich per Elfer herbei. Nun geht es in die Fremde. Der kicker beschrieb die letzten Auswärtsauftritte treffend mit der „bloßen Hoffnung (…) möglichst lange kein Gegentor zu bekommen und vorne irgendwie zu treffen.“ Ergo: Mehr Mut bitte!


Der Kontrahent hat das Wort

Es ist schon zur guten Tradition geworden, vor einem Spiel gegen Aue, Jens auf den Plan zu rufen. Der Fan der Veilchen weiß erneut, wie es aktuell um seinen Klub steht.

Jens, was war denn am letzten Wochenende los? Der 5:0-Erfolg in Fürth lässt aufhorchen!
Glück Auf! Damit hatte wohl keiner gerechnet. Ein völlig verdienter Sieg, auch in dieser Höhe. Es hat (fast) alles geklappt, vor allem in Hälfte zwei. Dabei war das erst unser zweiter Auswärtssieg in dieser Saison und Fürth war daheim noch ungeschlagen. Zudem haben wir seit einer gefühlten Ewigkeit mal wieder nach einer Standardsituation getroffen. Sogar dreimal, um genau zu sein. Den Elfmeter gar nicht mitgerechnet. Das hatte etwas von Befreiungsschlag. Zudem konnte sich Florian Krüger in seinem dritten Spiel endlich in die Torschützenliste eintragen, der zuletzt bereits zweimal aufgelegt hatte. Nach dem Führungstreffer wird sich gleichwohl jeder an unsere letzten beiden Partien erinnert haben. Sowohl gegen Bochum als auch gegen Regensburg haben wir mit 1:0 geführt, und am Ende Punkte liegen lassen. Gut, dass es diesmal anders kam.

Die Stimmung vor dem Duell gegen die Lilien dürfte rund um den Klub entsprechend positiv sein. Wie hast Du aber den Verlauf der bisherigen Saison erlebt?
Die Stimmung nach einem 5:0-Auswärtssieg ist natürlich gut. Trotzdem hatte man aus den letzten vier Partien davor nur einen Punkt geholt. Die Unruhe war wieder merklich gestiegen. Dabei befindet man sich eigentlich im Soll. Der Abstand zu den Abstiegsrängen ist für diese Phase der Saison recht komfortabel. Hätte man vor der Saison gesagt, man steht nach 16 Spieltagen mit 18 Punkten auf Platz 12 und hat zudem sieben Punkte Abstand auf Rang 16, niemand hätte etwas dagegen gehabt. Seltsamerweise ist die Erwartungshaltung bei einigen Fans im Laufe der Hinrunde gestiegen, wie der Räucherkerzenqualm im Advent.

Wie Domenico Tedesco und Hannes Drews zuvor, kommt euer aktueller Coach Daniel Meyer aus dem Nachwuchsbereich, in seinem Fall vom 1. FC Köln. Lässt sich ein Vergleich ziehen, wie diese drei Coaches Fußball spielen lassen? Wo liegen die Unterschiede?
Die drei Trainer starteten mit unterschiedlichen Voraussetzungen in Aue. Tedesco übernahm das Team vor dem 24. Spieltag in der Saison 2016/17. Damals lagen wir mit 19 Punkten auf Platz 18. Kurz zuvor warf unser Aufstiegstrainer Pavel Dotchev hin. Die Aufgabe von Tedesco war schlichtweg den Abstieg zu verhindern. Die Mannschaft zu verstärken oder in irgendwelchen Bereichen entscheidend zu verbessern, ist zu dem Zeitpunkt der Saison fast unmöglich. Da kannst du maximal Impulse setzen, du musst mit dem vorhandenen Material arbeiten. Tedesco baute die Abwehr um, setzte auf eine Dreier- bzw. Fünfer-Abwehrkette. Und dann kam auch das Glück zurück, die Mannschaft hatte wieder Mut und erzwang den einen oder anderen Punkt. In den elf Spielen unter Tedesco erreichte man 20 Punkte und damit einen mehr, als in den 23 Spielen davor. Mit einem solchen Schnitt landet man über die Saison betrachtet locker auf Platz vier, das hatte sich dann wohl bis nach Gelsenkirchen herumgesprochen.

Und dann kam Hannes Drews, nach dem Drei-Spiele-Intermezzo von Thomas Letsch.
Das stimmt. Er musste mit einer bereits zusammengestellten Mannschaft arbeiten. Das hat er weitestgehend ganz ordentlich gemacht. Das System hat er von Tedesco übernommen, beide haben sich wohl auch mehrfach ausgetauscht. So stand man am 29. Spieltag mit 39 Punkten auf Platz acht. Die Messen waren gelesen, da passiert nix mehr. Das dachte sich wohl auch die Mannschaft und fuhr bereits geistig in den wohlverdienten Malle-Urlaub. Dumm nur, dass die Saison noch nicht vorbei war. So holte man in den letzten Spielen noch einen ganzen Zähler und fand sich plötzlich auf dem Relegationsplatz wieder. Ausgang bekannt. Diese Phase ging wohl nicht ganz spurlos an Drews vorbei, der nach dem Klassenerhalt hinwarf.

Und seither steht Daniel Meyer an der Seitenlinie …
… und konnte sich seine Mannschaft zusammenstellen. Unter ihm ist man in der Formation noch etwas flexibler geworden. Zudem setzt er sein Augenmerk deutlicher als seine Vorgänger auf spielerische Aspekte, will die Mannschaft in diesem Bereich verbessern. Das Team kommt nicht mehr ausschließlich über den Kampf, wie es viele Jahre der Fall war. Seine Grundformation sollte er mit dem 3-5-2 gefunden haben.

Kommen wir zu den Spielern: Vor der Saison wechselte Pascal Testroet ausgerechnet von Dynamo Dresden zu euch. Sportlich ist er aber zweifelsohne eine Verstärkung, oder?
Natürlich ist es nicht ganz unproblematisch, wenn ein Spieler vom Erzrivalen zu uns wechselt. Im Falle von Testroet gab es von Auer Seite aber nahezu keine kritischen Stimmen. Hier hat jeder mitbekommen, welche Qualität er besitzt. Unser großes Glück war, dass er von Uwe Neuhaus quasi aussortiert wurde. Testroet wollte in Liga 2 spielen und in der Region bleiben, es hat also alles gepasst. Er hat jetzt in 15 Ligaspielen für uns sechs Tore erzielt, und er scheint der Mannschaft mit seiner positiven Art gut zu tun.

Zuletzt war Routinier Christian Tiffert mit einer Verletzung länger außen vor. Gegen Fürth kam er spät in die Partie. Glaubst Du, dass er zukünftig wieder eine tragende Rolle spielen wird oder darf?
Christian Tiffert kann mit seiner Erfahrung das Team und ein Spiel lenken. Er kann in den entscheidenden Momenten das Spiel schneller oder auch langsamer machen. Der Trainer kennt seinen Qualitäten und wird ihn wieder einsetzen. Tiffert kommt aber nun in ein Alter, in dem es vermutlich nicht mehr in jedem Spiel für 90 Minuten reichen wird. Trotzdem ist er ein wichtiger und wertvoller Teil der Mannschaft.

Zuhause punktet Aue zuverlässig. Beim letzten Duell vor fast genau einem Jahr sahen die Lilien ziemlich alt aus. Wie ist Deine Erwartungshaltung vor dem Spiel am Sonntag?
Leider haben wir bis jetzt zuhause nicht so viele Punkte eingefahren wie erhofft. Erst drei von sieben Heimspielen konnten gewonnen werden, auch das Torverhältnis von 8:8 Toren zeugt nicht gerade von der einstigen Heimstärke. Hier müssen wir deutlich besser werden. Zudem kommen schlechte bis desaströse Auftritte wie gegen Sandhausen. So etwas darf sich nicht wiederholen. Problematisch kann zudem werden, dass mit Darmstadt nun ein vielleicht etwas schwächerer Gegner kommt. Das liegt uns erfahrungsgemäß nicht. Gerade nach so einem Spiel wie gegen Fürth, birgt das viele Gefahren. Aber nach dem deutlichen Auswärtserfolg in Franken ist die Erwartungshaltung entsprechend groß. Gegen ein Ergebnis wie im letzten Aufeinandertreffen im Schacht, hätte ich nichts einzuwenden. Damals hätten wir sogar deutlich höher gewinnen können.

Das stimmt. Wie lässt Meyer sein Team eigentlich zuhause agieren?
Wir werden uns sicherlich nicht hinten reinstellen, sondern versuchen mutig nach vorn zu spielen (dafür dürften eigentlich schon fünf Euro fürs Phrasenschwein fällig sein). Taktisch wird sich im Gegensatz zum Fürth-Spiel nicht viel ändern. Eigentlich müssen wir versuchen das Spiel selbst zu machen, dummerweise ist uns genau das gegen Sandhausen auf die Füße gefallen. Wir dürfen also gespannt sein, was Meyer dem Team mit auf den Weg gibt.

Das letzte Aufeinandertreffen unserer Klubs produzierte mächtig Schlagzeilen. Nach einem Spiel mit einigen fragwürdigen Schiedsrichterentscheidungen schoss sich euer Präsident auf die Unparteiischen ein. Hatte sich der Unmut mit der erfolgreichen Relegation erübrigt, oder kommt er jetzt vor der Partie gegen Darmstadt wieder hoch?
Der Unmut war natürlich groß. Das Abschneiden in der Relegation hat jedoch dazu beigetragen, die Wogen langsam zu glätteten. Das Spiel, bzw. die Schiedsrichterentscheidungen werden hier und da natürlich noch diskutiert, erst recht vor diesem Duell.

Jens, vielen Dank für Deine Einblicke rund um Deinen Klub.


Auf die Ohren

Kai, Mike und ich unterhielten uns am Montagabend darüber, ob der Punkt gegen den Tabellenletzten Ingolstadt nun zu wenig oder doch zufriedenstellend war. Grundsätzlich fragen wir uns aber schon, warum das Team so spielt, wie es spielt. Zum Anfang schwelgten wir dann lieber noch ein wenig in Erinnerungen an die nunmehr dem Abriss geweihte Gegengerade: KLICK


Jung & …

Zum Rückrundenauftakt gewann die U19 gegen Rot-Weiss Frankfurt auf den letzten Drücker mit 2:1. Damit rangiert sie in der nun beginnenden Winterpause auf Position vier der Hessenliga und sieben Punkte hinter Spitzenreiter Offenbacher Kickers. Die U17 beschloss ihr Fußballjahr gegen Erlensee und behielt mit 3:2 die Oberhand. Bis zur zweiten Halbserie führen sie die Hessenliga mit sieben Punkten an. Die U15 weilt in der Regionalliga Süd schon länger in der Winterpause und liegt auf Rang fünf.

… verliehen

Julian von Haacke ist beim SV Meppen überraschend ins Hintertreffen geraten. Beim überzeugenden 3:0 gegen Fortuna Köln stand er in der Vorwoche noch nicht einmal im Kader. Den 2:1-Sieg in Jena erlebte er am Freitagabend nur in den letzten Spielminuten auf dem Feld. Immerhin fiel dann aber der entscheidende Siegtreffer. Romuald Lacazette war beim 0:0 seiner Löwen bei Fortuna Köln zwar im Aufgebot, kam jedoch nicht zum Zug. Silas Zehnder ist mit seinen Aschaffenburgern in der Regionalliga Bayern bereits in der Winterpause. Die Unterfranken schlagen sich als Aufsteiger wacker und rangieren mit fünf Punkten Vorsprung vor der Relegationszone auf Position 10.

Patrick Banggaard gewann mit AE Pafos in Zyperns 1. Liga mit 1:0 gegen AEK Larnaka. Pafos hat sich damit ein wenig von den Abstiegsplätzen entfernt. Der Däne verteidigte wie gewohnt über 90 Minuten. Jamie Maclaren erlebte den lange ersehnten sechsten Saisonsieg seiner Hibs von der Ersatzbank aus. Den 1:0-Erfolg bei Hamilton Academical stellte Sturmpartner Oli Shaw sicher. Der 20-Jährige hatte Maclaren (nur drei Minuten Einsatzzeit in den letzten drei Partien) zuletzt auf die Bank verdrängt  und traf nun zum zweiten Mal infolge.