#D98FCI: „Die Bilanz der bisherigen Saison ist ein einziger Horrorfilm“

Am vergangenen Wochenende gab es bei Union die dritte Niederlage infolge. Die Leistung war dabei überaus enttäuschend. Das heißt, der Blick der Lilien geht spätestens jetzt wieder nach unten. Zu Platz 11 klafft schon eine Lücke und der SVD kann heilfroh sein, dass die Teams hinter ihnen überaus sparsam punkten. Zu ihnen zählen die Schanzer, die am Samstag der nächste Gegner sind und den Bock endlich umstoßen wollen. Nur 8 Punkte aus 15 Spielen sind für den Mitaufsteiger in die, und Mitabsteiger aus der Bundesliga definitiv zu wenig. Nun soll es Jens Keller richten. Die Lilien müssen derweil auf den gesperrten Aytac Sulu verzichten. Wie immer gilt: Hinten muss die Null stehen, sonst wird’s mit dem Punkten mächtig schwer.

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Am Samstag ist es also soweit: Die Gegengerade, unser Fanhügel, gibt ihre Abschiedsvorstellung. Endgültig! Definitiv! Ein für alle Mal! Vor dann 6.807 Tagen stand ich erstmals auf ihr. Wie zum Ausklang ging es auch damals gegen einen bayerischen Gegner. An einem frühlingshaften Aprilnachmittag gastierte in der Regionalliga der FC Augsburg. Die Lilien mühten sich ab, sie rannten, sie grätschten und … verloren mit 0:3. Mich amüsierte als zugezogener Student der Anfeuerungsruf der Heiner, die ihre Elf mit „Liiliee! Liiliee! Liiliee!“ nach vorne schrien. Doch später übernahm ich ihn wie selbstverständlich, denn ich hatte meine fußballerische Heimat beim SVD gefunden und die Gegengerade war zu meinem Wohnzimmer geworden. Dort ließ ich mich vollregnen wie gegen Bremen, ich holte mir diverse Sonnenbrände wie gegen Hoffenheim, ich ließ mich einschneien wie gegen Regensburg, ich erlebte immer wieder farbenfrohe Sonnenuntergänge über der Haupttribüne wie unlängst gegen Bielefeld. Ein Dach vermisste ich nie. Und was waren das für denkwürdige Spiele, die ich auf ihr erlebte? Einen realen Abstieg wie gegen Regensburg, einen vermeintlichen Abstieg wie gegen die Stuttgarter Kickers, niederschmetternde Niederlagen wie gegen Großbardorf, dramatische Niederlagen wie gegen Hessen „Slawomir Chalaskiewicz“ Kassel, dramatische Siege wie gegen Hessen „Enrico Gaede“ Kassel, herbeigesehnte Aufstiege wie gegen Memmingen, unerwartete Aufstiege wie gegen St. Pauli, Pokaldramen wie gegen Schalke, geile Elfmeterschießen wie gegen Mönchengladbach, perfekte Bundesligasiege wie gegen Dortmund und erlösende Klassenerhalte wie gegen Aue. Und nun? Nun heißt es am Bölle kurzzeitig eine neue Heimat zu finden. Doch zur nächsten Saison ruft hoffentlich wieder die Gegengerade. Dann in neuem Gewand und mit einem neuen Stehplatz. Davor heißt es Abschied nehmen. Liebe alte Gegengerade: You’ve been good to me!


Der Kontrahent hat das Wort

Martin ist Anhänger des FCI und mischt mit zwei weiteren Fans beim im Sommer gegründeten Podcast „Schanzer Zeitspiel“ (KLICK) mit. Bei Twitter ist er unter @grantler zu finden.

Martin, am Donnerstag letzter Woche hattet ihr noch in eurem Podcast gerätselt, warum Jens Keller, als erklärter Favorit der Vereinsspitze, immer noch nicht installiert wurde. Nun ist er da. Zufrieden?
Ja, definitiv. Angesichts der anderen Namen, die im Raum standen (wie etwa Tomas Oral), bin ich relativ positiv gestimmt, dass er eine sehr gute Wahl ist. Zumal der Trainerposten beim FCI in unserer aktuellen Situation nicht gerade ein Job ist, den man ohne zu zögern annehmen würde.

Was wurde aus Deiner Sicht Kellers Vorgängern Stefan Leitl und Alexander Nouri zum Verhängnis?
Letztendlich sind beide an den Ergebnissen gescheitert, auch wenn Leitl dazu deutlich länger Zeit hatte. Wie stark man beide für die missliche Lage aktuell verantwortlich machen kann, ist schwer zu sagen. Leitl hat sicherlich bei der Zusammenstellung des Kaders maßgeblich mitgewirkt und den selbst eingeläuteten Umbruch nicht wirklich ins Rollen gebracht. Nouri kam schließlich in einer unglücklichen Situation. Er hat es schlichtweg nicht geschafft, ein Erfolgserlebnis zu erreichen.

Ihr seid nicht zuletzt wegen der namhaften Transfers mit ganz anderen Zielen in die Saison gestartet. Fühlten sich die 15 Spiele bislang für dich an wie ein einziger falscher Film?
Eigentlich läuft der Film der letzten Rückrunde einfach mit veränderten Darstellern weiter. Man hatte lange den Eindruck, dass lediglich die Einstellung und Identifikation fehlen, aber gerade die letzten Spiele zeigen, dass offensiv und besonders defensiv auch einfach Qualität fehlt. Dass die Bilanz der bisherigen Saison aber derart schlecht aussieht, ist in der Tat ein einziger Horrorfilm.

Was läuft im Angriffs- und Abwehrverhalten konkret schief?
Wir kassieren schlichtweg zu einfache Gegentore und vergeben offensiv zu viele Möglichkeiten. Gerade bei den Abwehrspielern kommt es mir zeitweise so vor, als fehle es an der Konzentration über 90 Minuten und mentaler Schnelligkeit. Anders sind die bereits acht verursachten Elfmeter nicht zu erklären.

Schlagzeilen machte das Zerwürfnis zwischen dem langjährigen FCI-Kapitän Marvin Matip und den Fans. Was war der Auslöser und wie ist das Verhältnis aktuell?
Auslöser war das Auswärtsspiel in Sandhausen, in dem Matip – trotz 4:0-Niederlage – nicht zum ersten mal einen Dialog zwischen Spielern und an einem Freitagabend mitgereisten Fans unterbunden hat. Dabei ist auch der Satz „das sind nur Asoziale“ gefallen. Logischerweise in der aktuellen sportlichen Situation, und auch angesichts seiner persönlichen Leistung in dieser Saison, war das alles andere als förderlich. Manche haben ihm seine Entschuldigung abgekauft, andere versuchen sich auf die Unterstützung der übrigen Mannschaft zu konzentrieren.

Thomas Linke ist wieder da. Der langjährige Sportdirektor ist nach rund anderthalb Jahren zurück, allerdings macht er in Matthias Sammer-Manier einen auf externer Berater. Was hat man sich darunter vorzustellen und bewertest Du sein neuerliches Mitwirken positiv?
Wie sich diese neue Rolle tatsächlich darstellt, werden wir voraussichtlich erst in den nächsten Wochen – speziell in der Transferphase – sehen. Vermutlich wird er noch weniger im öffentlichen Fokus stehen, als er das bei seinem letzten Engagement tat. Ich persönlich bin gespalten: Er steht für eine erfolgreiche Zeit beim FCI und hat einige gute Transfers gelandet. Andererseits braucht es gerade in der jetzigen Situation Personen, die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen.

In eurer letzten Folge habt ihr darüber gesprochen, dass der Trainerwechsel potenziellen Leistungsträgern wie Sonny Kittel und Dario Lezcano gut tun dürfte. Sie hatten unter Nouri kein großes Standing und dürften nun zeigen wollen, was sie können. Hat das gegen den HSV schon geklappt?
Zumindest Kittel stand unter dem Interimscoach erstmals seit vier Spielen wieder in der Startelf – konnte aber nicht wirklich überzeugen. Ansonsten sollte man die Aufstellung gegen den HSV nicht unbedingt als Maßstab nehmen. Dort haben vier Spieler aus der U21 und U19 ihr Zweitliga-Debüt gefeiert. Ich gehe nicht davon aus, dass Keller ähnlich stark auf die Jugend setzen wird – dafür hat er einen zu hohen Druck direkt Ergebnisse zu liefern.

Bei uns Lilienfans ruft der Trainerwechsel zu Jens Keller Erinnerungen an 2016 hervor. Damals gab es den Walpurgis-Effekt. Mit ihm als neuem Trainer habt ihr gleich mal am Bölle gewonnen. Danach lief es bei euch besser, bei uns noch schlechter. Was erwartest Du von dem Spiel und welches Potenzial soll Keller am besten freilegen?
Es wird das nächste schwierige und richtungsweisende Spiel für uns. Natürlich hoffe ich, dass der Trainereffekt dieses Mal besser greift als bei Nouri. Insbesondere wieder ohne Gegentor und mit defensiver Stabilität statt einfacher Gegentore würden da definitiv weiterhelfen. Zudem hoffe ich, dass die Jungs, die gegen den HSV überraschend spielen durften unter Keller weitere Chancen erhalten werden, insbesondere weil dieser Mut eine echte Aufbruchsstimmung bei den Fans erzeugt hat.

Das Spiel am Samstag ist das allerletzte Spiel mit der alten Gegengerade am Bölle. Du kennst sie bereits aus eigenem Erleben. Hat sie bleibenden Eindruck hinterlassen?
Definitiv. Nicht vollständig überdachte Stadien haben meines Erachtens einen besonderen Charme und ich verbinde gerade mit dem Gästeblock am Bölle sehr schöne Auswärtsfahrten. Die Gegengerade steht für mich ein Stück weit sinnbildlich für den Verein, die Fans und die Mannschaft von Darmstadt 98, wie ich sie in den letzten Jahren kennenlernen durfte.

Martin, besten Dank für das Teilen Deiner Ansichten.


Auf die Ohren

Am Montagabend waren Kai, Christian und Mike für uns im Podcast am Start und waren gleich auf Betriebstemperatur. Sie gingen doch sehr mit der dargebotenen Leistung bei Union ins Gericht und konnten sich so überhaupt keinen Reim auf das Gezeigte machen: KLICK


Jung & …

Rückschlag in der Hessenliga für die U19. Nach dem Remis bei Spitzenreiter Kickers Offenbach verlor der älteste Nachwuchsjahrgang bei Wehen Wiesbaden mit 1:3 und liegt nunmehr sieben Punkte hinter der Tabellenspitze auf Platz 3. Die U17 kam beim FSV Frankfurt zu einem 4:0-Erfolg und grüßt weiterhin von der Tabellenspitze in der Hessenliga. Vor dem letzten Pflichtspiel in 2018 liegen sie sieben Punkte vor den Verfolgern in Front. Die U15 weilt derweil nach einer zufriedenstellenden Halbserie in der Regionalliga Süd bereits in der Winterpause.

… verliehen

Jamie Maclarens Hibs stehen nach wie vor neben ihren Schuhen. Bei Kilmarnock holte sich der Klub aus Edinburgh am Wochenende ein 0:3 ab. Der australische Angreifer startete und beendete die Partie auf der Bank. Am Mittwoch folgte gegen St. Mirren die nächste Chance, die zwei sieglosen Monate endlich zu beenden. Doch selbst gegen den Vorletzten taten sich die Hibs im heimischen Stadion schwer und erzielten lediglich ein mühevolles 2:2. Maclaren wurde dabei in den Schlussminuten eingewechselt. Romuald Lacazette verfolgte den 2:0-Erfolg seiner Sechzger gegen Zwickau von der Bank aus. Ebenfalls keinen Einsatz konnte völlig überraschend Julian von Haacke verzeichnen. Der Mittelfeldspieler war bislang beim SV Meppen eine feste Größe, fehlte jedoch beim ebenso klaren wie wichtigen 3:0-Erfolg über Fortuna Köln komplett im Kader. Und dass, obwohl er nicht verletzt war, wie der Pressesprecher der Emsländer bestätigte. Gründe für die Nichtberücksichtigung nannte er jedoch nicht. So darf von Haacke nach dem ersten Dreier nach zwei Monaten als Verlierer des Spiels gelten.

Patrick Banggaard trat auf Zypern mit AE Pafos bei Doxa Katokopia an und verlor nach zwischenzeitlicher 2:1-Führung mit 2:3. Der Däne verteidigte wie gewohnt über die volle Spielzeit. Silas Zehnder kam in der Regionalliga Bayern für Viktoria Aschaffenburg gegen Schweinfurt wieder über 90 Minuten zum Zug. Dabei konnte sich die Viktoria gegen das Spitzenteam auf den letzten Drücker noch mit einem Punkt belohnen.