Tjoah. 33 Punkte stehen bei den Lilien auf der Habenseite. Bei noch sechs Saisonspielen beträgt der Vorsprung auf den Relegationsplatz plötzlich nur noch sechs Punkte. Der könnte am kommenden Wochenende sogar auf drei Pünktchen zusammenschmelzen, sofern Sandhausen gewinnt und der SVD im direkten Duell beim 1. FC Magdeburg verliert, der auf eben jenem Relegationsplatz liegt. Damit das in Sachsen-Anhalt nicht passiert, muss das Team von Dimitrios Grammozis engagierter und wesentlich konzentrierter auftreten als am vergangenen Wochenende in Fürth. Der Klassenerhalt ist noch lange nicht in trockenen Tüchern und ich will mich nicht schon wieder aus der Komfortzone verabschieden, in der ich mich nach dem jüngsten Zwischenhoch gerade erst gewähnt hatte!
In 98 Worten
What the fuck?! Die Partie in Fürth war ein Rückschritt. Bei einem unter der Woche geforderten Kontrahenten und Tabellennachbarn ließen die Lilien so einiges vermissen: die entscheidenden Prozente Galligkeit und Gier sowie die Präzision und das Timing im Offensivspiel. Anstatt die Kleeblätter vehement unter Druck zu setzen und (hinterher)laufen zu lassen, plätscherte die Begegnung solange dahin, bis die 98er durch einen (unberechtigten) Elfmeter in Rückstand gerieten. Danach schlug das Pendel in die falsche Richtung aus. Ein ärgerlicher Auftritt! Beim wichtigen Spiel in Magdeburg fehlen Yannick Stark gesperrt und Marcel Franke (nach Oberschenkel-OP) verletzt. Marvin Mehlems‘ Einsatz ist fraglich. 😦
Der Kontrahent hat das Wort
Kerstin kommt aus Magdeburg und unterstützt natürlich die Größten der Welt, wie die FCM-Fans nicht müde werden zu betonen. Kerstin geht seit fünf Jahren zum einstigen Europapokalsieger, ist inzwischen Dauerkarteninhaberin und Vereinsmitglied. Dabei engagiert sie sich in der AG Vereinskultur, und versucht unter anderem gerade ein Mitgliederfest auf die Beine zu stellen. Daneben ist sie Mitglied im Fanclub „Sektion Twitter“. Im Stadion steht Kerstin auf der Nordtribüne, wo die aktive Fanszene rund um „Block U“ zuhause ist. Das heißt: 90 Minuten Support gehören für sie definitiv dazu.
Kerstin, wir Lilienfans wissen nur zu gut, wie es sich anfühlt, beim HSV in der Nachspielzeit ein Spiel zu drehen. Und obendrein waren von euch noch 6.000 FCM-Fans im Stadion. Ich kann mir vorstellen, dass der Glaube an den Klassenerhalt derzeit größer ist denn je?
Es waren, glaube ich, sogar mehr als 7.000 FCM-Fans im Volksparkstadion. An einem Montag. Unglaublich. Dieser Sieg – ein Gefühl für die Ewigkeit. Und, um eine Phrase zu bemühen, der Glaube stirbt eh zuletzt. Natürlich sind wir in allererster Linie Clubfans und nicht Zweite-Liga-Fans, aber für den Verein und die Mannschaft wäre es schon großartig, wenn wir die Klasse halten und nicht absteigen im Mai.
Der Sieg beendete eine Serie von fünf Spielen ohne Dreier. Der Erfolg in Hamburg war erst der fünfte Saisonsieg überhaupt. Um den Coup zu vergolden, muss jetzt ein Dreier gegen Darmstadt her, oder?
Absolut. Das tut mir auch Leid für Euch, aber wir wollen am Samstag schon als „HSV-Besieger-Besieger“ (Grüße an der Stelle an @haufic17 vom „Nur der FCM“-Podcast“) vom Feld gehen. Und da sich die #MagdeburgerJungs vor allem gegen die Teams über uns in der Tabelle gut anstellen – Tabellenletzte lagen uns in den vergangenen Wochen nicht so – bin ich recht zuversichtlich.
Was glaubst Du, wie wird das Team am Samstag in die Partie gehen: Feuer frei, oder eher um Kontrolle bemüht? Und auf welche Spieler wird es dabei besonders ankommen?
Ich erwarte, dass das Gefühl nach dem Sieg über den HSV auf den Rasen getragen wird und dann Attacke nach vorn gespielt wird. Nicht überheblich und nicht selbstzufrieden, aber mit dem Schwung und dem Selbstbewusstsein, dass wir an guten Tagen auch in der 2. Liga jede Mannschaft schlagen können. Und dabei kommt es auf genau die Spieler an, die auf dem Platz stehen –auch wenn das jetzt platt klingt. Aber der FCM lebt durch seine Kampf- und Teamstärke. Und dass sich jeder reinhängt und unbedingt gewinnen will. Ich könnte mir vorstellen, dass mehr oder weniger die gleiche Formation aufgestellt wird wie am Montag in Hamburg. Eventuell ändert sich etwas an der Torwartposition.
Dort stand in der Rückrunde in der Regel der zuletzt angeschlagene Georgier Giorgi Loria. Er kam in der Winterpause und kassierte in neun Partien nur sechs Tore. Wo hat der Verein ihn denn plötzlich hergezaubert?
Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass die Scouting-Abteilung um Maik Franz einen tollen Job macht und akribisch nicht nur den deutschen Spielermarkt sondiert.
Im Winter kam auch Jan Kirchhoff. Ein Transfer, der aufhorchen ließ. Inzwischen ist er sogar Kapitän. Merkt man, dass da einer spielt, der im Grunde genommen zu gut für diese Liga ist?
Was heißt „zu gut für diese Liga“? Er wollte nach seiner langen Verletzung wieder spielen und der FCM hat ihm ein Angebot gemacht, das er glücklicherweise angenommen hat. Er bringt eine Sicherheit ins Spiel, die schon beeindruckend ist, und hat sich in kürzester Zeit zu einem Führungsspieler entwickelt, der hohes Vertrauen beim Trainerteam, aber vor allem auch bei seinen Mitspielern genießt und das ist Gold wert. Grundsätzlich muss aber jeder Spieler die Magdeburg-DNA verinnerlichen und wissen, dass er nur so gut ist wie das Team. Und das hat auch in den vergangenen Jahren bei einigen Neuzugängen hervorragend geklappt, z.B. bei Dennis Erdmann, Philip Türpitz und Marius Bülter, die aus der Stammelf nicht mehr wegzudenken sind.
In den letzten Spielzeiten haben die Zweitligaaufsteiger immer ganz gut mitgemischt. Der FCM stieg zudem überaus souverän auf. War die Erwartungshaltung in Deinem Umfeld nicht auch eine andere, als permanent im Tabellenkeller zu stehen?
Ich bemühe auch an dieser Stelle gern noch einmal eine Phrase: Keiner hat gesagt, dass es einfach wird. Niemand hat in der 2. Liga auf uns gewartet und ja, wir haben beileibe ausreichend Lehrgeld gezahlt. Es gab bittere Entscheidungen, Siege, die in den letzten Minuten vergeben wurden, und ein Team, das sich erst einmal zurechtfinden musste. Ich weiß, dass der berühmte „Magdeburger Größenwahn“ auch Fans sagen ließ, dass wir durchmarschieren und in zwei, drei Jahren Champions League spielen. Aber das war für die Menschen in meinem Umfeld nur mit Augenzwinkern zu verstehen. Für uns war klar, Klassenerhalt ist das Ziel. Nicht mehr und nicht weniger, und das ist anstrengend genug.
Im November musste Jens Härtel seinen Hut nehmen. Wie bitter war die Entlassung des Aufstiegstrainers für die Fanszene, oder war kein Platz für Sentimentalitäten?
Für mich persönlich war das eine ganz schwere Situation. Jens Härtel war der erste Trainer, den ich so richtig mitbekommen und erlebt habe. Er hat innerhalb von drei Jahren zwei Aufstiege geschafft, hat das Team von der Regionalliga in die 2. Bundesliga geführt. Das konnte doch nicht einfach so weggewischt werden. Das wurde es auch nicht, das kann ich mit ein paar Monaten Abstand sagen, aber die Vereinsspitze hatte in den Tagen danach sehr viel zu erklären und ich war froh, dass das alles in der Länderspielpause im November 2018 passiert ist und sich die Gemüter etwas beruhigen konnten. Und nun ist Michael Oenning da und er macht einen tollen Job in einer sehr herausfordernden Situation.
Was war die größte Veränderung, die Michael Oenning herbeigeführt hat?
Ich bin keine Trainings- und Taktikexpertin. Ich weiß nicht genau, was die Jungs auf dem Übungsplatz machen, aber ich sehe, dass eine neue Spielfreude Einzug gehalten hat und dass wir gerade in diesem Jahr herausragende Halbzeiten und sogar komplette Spiele gesehen haben. Nicht umsonst gab es unter Oenning bereits vier Siege. Spieler, die in der Hinrunde noch ihre Form aus der 3. Liga suchten, sind unter ihm quasi aufgeblüht, ich denke da z.B. an Türpitz und Laprevotte. Die Abwehr ist ein Bollwerk und mit dem hoffentlich wieder gesunden Christian Beck, aber auch mit Felix Lohkemper und Marius Bülter, geht nach vorn viel und zwar auch variabel viel.
Welche Rolle spielt eigentlich Ex-Lilie Romain Brégerie noch im Kader des FCM?
Scheinbar keine große mehr. Er stand unter Härtel immer in der Startelf, war dann aber im Herbst längere Zeit verletzt. Das letzte Mal stand er beim Auswärtsspiel in St. Pauli auf dem Platz für uns und 2019 hat er noch nicht eine Minute gespielt. Gegen Heidenheim und den HSV stand er nicht einmal mehr im Kader.
Letzte Frage: Aufgrund des Stadionumbaus musste beim letzten Heimspiel ein Großteil der lautstarken Fanszene erstmals seine angestammten Plätze verlassen. Hat sich das irgendwie auf die Stimmung ausgewirkt?
Man hat gemerkt, dass der Findungsprozess noch andauert. Auch wenn das Vorsängerpodest natürlich mit auf die Südtribüne gezogen ist, müssen sich erst einmal alle mit dem Seitenwechsel arrangieren. Die Gästefans sind viel dichter dran und damit viel lauter zu hören – wenn sie denn etwas losmachen – und Fans in vorher vermeintlich ruhigeren Stadionbereichen müssen sich daran gewöhnen, dass sie jetzt mitmachen müssen. Das irritiert vielleicht den einen oder anderen. Aber ich denke, dass sich das bald findet. Und der Vorteil ist: Wenn der Umbau beendet ist, können sämtliche Heimblöcke im Stadion unsere Lieder. 😊
Lieben Dank, Kerstin.
Auf die Ohren
Erst verlieren wir in Fürth und dann muss auch noch unser Moderator Kai passen. Der Sonntag und der Montag waren uns nicht wohl gesonnen. Da war es gut, dass Christian dennoch überaus positiv in die Zukunft blickt, während uns Daniel von seinem Wochenendtrip auf die Insel und von fliegenden Kokosnüssen berichtet. Ach ja: Einen exklusiven O-Ton einer Ex-Lilie konnte Christian auch noch einfangen: Kettensäge galore! KLICK
Jung & …
Die U15 revanchierte sich beim SV Wehen Wiesbaden erfolgreich für die bittere Hinspielniederlage. Mit 5:0 behielten sie überzeugend die Oberhand und mischen in der Regionalliga Süd weiterhin toll mit. Hinter Hoffenheim, dem VfB und der Eintracht, aber noch vor dem SC Freiburg und dem Karlsruher SC rangiert das Team auf Platz 4. Am nächsten Sonntag geht’s zum SV Sandhausen, der tief im Abstiegskampf steckt.
Die souverän die Hessenliga anführende U17 empfing am Sonntag den Nachwuchs von Eintracht Frankfurt zum Prestigeduell. Am Ende eines ereignisreichen Duells lautete das Resultat 3:3. Am kommenden Sonntag geht’s zum Schlusslicht nach Wieseck.
Die U19 bleibt sich hingegen treu und reiht in ihrer Hessenliga in schöner Regelmäßigkeit Niederlage und Sieg aneinander. Am Sonntag ging sie beim 0:2 in Hornau mal wieder als Verlierer vom Platz. Nächsten Samstag im Heimspiel gegen Horaus folgt hoffentlich wieder ein Sieg, in einer Runde, in der das Team hinter seinen Erwartungen zurückbleibt.
… verliehen
Zu den in die 3. Liga ausgeliehenen Spielern gibt es weiterhin nicht viel Positives zu berichten. Julian von Haacke (SV Meppen) ist weiterhin verletzt, Orrin McKinze Gaines II fehlte ohne Angaben von Gründen im Kader des FSV Zwickau und Romuald Lacazette wird bei den Löwen wohl keinen Fuß mehr auf den Boden bekommen, er fehlt nun schon mehrere Wochen im Aufgebot von 1860 München.
In der Regionalliga Bayern verfolgte Silas Zehnder die bittere Heimspielniederlage von Viktoria Aschaffenburg gegen Pipinsried nur von der Reservebank aus. Patrick Banggaard ist hingegen beim AE Pafos in Zyperns Abstiegsrunde aus der Stammelf nicht wegzudenken. Am vergangenen Samstag spielte der Innenverteidiger gegen Ermis Aradippou wie gewohnt von Beginn an und wurde beim Stand von 4:0 ausgewechselt.