#D98BOC: „Nur 30 bis 40 Minuten, das reicht auf fremden Plätzen eben nicht“

Der Tabellennachbar aus Bochum schaut am Sonntag vorbei. Seit mittlerweile neun Jahren spielen die einstmals Unabsteigbaren nun schon in der 2. Bundesliga. Ein hoch gehandelter Aufstiegsanwärter waren sie in diesem Zeitraum eher selten. Passend zum Maus-Maskottchen verkörpert der langjährige Bundesligist inzwischen so etwas wie die graue Maus im Unterhaus. In den letzten Monaten kamen Johannes Wurtz, der langzeitverletzte Selim Gündüz und Coach Dimitrios Grammozis aus Bochum ans Böllenfalltor. Insbesondere der Trainer wird wissen, wie er sein neues Team auf seinen alten Arbeitgeber einzustellen hat.

In 98 Worten

Puh, war das ein zäher Kick am Samstag in Magdeburg. Anfänglich passiv ins Spiel gegangen, wurde mit zunehmender Spieldauer klar, dass die Lilien nur eins wollten: Einen Punkt! Dass es am Ende gar drei wurden, war nicht absehbar. Selten war der Begriff „Lucky Punch“ passender. Hernach waren trotz des mauen Auftritts alle happy: Fußball ist eben ein Ergebnissport. Mit jetzt 36 Zählern sollte nach hinten kaum noch etwas anbrennen. Folglich lässt sich gegen Bochum am Böllenfalltor ganz unbeschwert aufspielen. Fehlen werden die Innenverteidiger Marcel Franke (verletzt) und Mathias Wittek (gesperrt). Zurückkehren werden Yannick Stark und hoffentlich Marvin Mehlem.


Der Kontrahent hat das Wort

Tom ist der Autor des Buchs „111 Gründe, den VfL Bochum zu lieben“. Ein Format, das mir nicht ganz unbekannt ist. 😉 Zudem bloggt er über seinen Verein unter Commando Bochum.

Tom, würdest Du in der aktuellen Situation einen weiteren Grund für Dein Buch finden?
Das wäre zur Zeit tatsächlich etwas schwierig. Aber nachdem wir am Sonntag in letzter Minute noch 3:2 gegen Fürth gewonnen haben, könnte ein neuer Grund eventuell heißen: Weil wir auch dramatisch siegen können, wenn Herbert Grönemeyer zuvor singt. Er hat ja vor der Partie nach langer Zeit wieder „Bochum“ im Stadion zum Besten gegeben. Als er das vor über zehn Jahren getan hatte, stand es am Ende 0:6 für Werder. Da war das gedrehte Spiel gegen Fürth natürlich deutlich besser.

Abgesehen von der Partie gegen Fürth gab es in der Rückrunde nur wenig Erfolgserlebnisse zu bejubeln. Tabellarisch legte der VfL den Rückwärtsgang ein. Liegt das hauptsächlich an den phasenweise bis zu zehn Verletzten?
Die Verletztenmisere kam erst voll zu uns, als die Mannschaft bereits in der Krise war. An ihr liegt es also eher nicht. Aber selbstverständlich hat sie die Handlungsfähigkeit von Robin Dutt in einer ohnehin schon schwierigen Phase eingeschränkt.

Wird sich die Lage personell vor der Partie in Darmstadt ein wenig entspannen?
Nicht wirklich. Aber entscheidend ist in meinen Augen ohnehin immer die Galligkeit des Teams und nicht die Formation oder Aufstellung.

Wie hast Du das Team in den letzten Spielen gesehen, insbesondere im Heimspiel gegen Fürth?
Gegen Fürth haben wir das Glück endlich mal erzwungen. Nicht zuletzt dank Lukas Hinterseer, der seine Qualitäten im Abschluss wieder gezeigt hat. Er steht jetzt schon bei 17 Saisontoren und sieben Vorlagen. Das ist stark. Ansonsten spielt die Mannschaft einfach zu wenig konstant und zumeist eher schwach. Immerhin deutet sie ihr Potenzial, das zweifelsohne vorhanden ist, manchmal an.

Auswärts fährt das Team von Robin Dutt genauso maue Ergebnisse ein, wie die Lilien, sie haben dabei sogar einmal weniger gewonnen. Woran liegt es Deines Erachtens, dass das Team in der Fremde nicht so recht zu überzeugen weiß?
Auswärts brauchst du die richtige Einstellung, eine aggressive Spielweise und ein schnelles Umschaltspiel. All das zeigt der VfL aber nur über 30 bis 40 Minuten. Auf fremden Plätzen reicht das eben nicht.

Wie ist die folglich derzeit Stimmung im Umfeld? Und wie wird die Arbeit von Robin Dutt bewertet?
Die Stimmung ist immer noch ruhig, aber schon enttäuscht. Von übersteigertem Frust oder gar Wut kann also keine Rede sein. Robin Dutt wird nach wie vor zumeist positiv gesehen.  Er schaltet bei den zuletzt negativen Ergebnissen vieleicht ein bisschen zu wenig in den Kampfmodus, er agiert aber weiterhin souverän.

Im Februar kam Dimitrios Grammozis von der U19 des VfL ans Bölle. Kannst Du Dir ein Urteil über seine Arbeit beim VfL erlauben und wie wurde sein Wechsel in der Fanszene diskutiert?
Man war jedenfalls nicht froh, ihn zu verlieren. Er war bei uns ein guter Jugendtrainer, der uns schon fehlt. Der Wechsel auf den Trainerstuhl eines Zweitligisten war aber ein logischer Sprung. Und wenn ich das richtig beurteile, dann zeigt sein Engagement bei den Lilien schon einen positiven Effekt.

Wie lautet Dein Tipp fürs Wochenende?
Oje, das ist schwierig, weil zuletzt beide gewonnen haben. Dann setze ich doch ganz einfach auf ein Unentschieden.

Besten Dank, Tom.


Auf die Ohren

Kai, Mike, Christian und Daniel besprachen am Montag ohne mich den zurückliegenden Spieltag und waren gar nicht mal einer Meinung. Daneben beschäftigten sie sich noch etwas mit unterklassigem Fußball ehemaliger Erzrivalen. Hört rein: KLICK


Jung & …

Vor der Osterpause erzielten die höchstklassigen Jugendteams des SVD überwiegend positive Resultate. Die U19 bleibt sich dabei treu. Auf die Niederlage in der vorvergangenen Woche folgte am letzten Samstag in der Hessenliga ein 5:1-Sieg gegen Horas. Für die drittplatzierten Lilien geht es nach dem spielfreien Wochenende als nächstes zur JFV Viktoria Fulda. Die U17 gab sich gegen die TSG Wieseck keine Blöße. Das Spitzenteam der Hessenliga siegte bei den Gießenern mit 6:0. Weil Verfolger Kickers Offenbach am Mittwoch sein Nachholspiel verlor, feierte die U17 bereits fünf Spieltage vor Schluss die Meisterschaft. Gleichbedeutend mit dem Bundesligaaufstieg ist dies aber noch nicht. Dafür muss noch der Meister der Regionalliga Südwest in einer Relegation besiegt werden. Hier hat aktuell Elversberg die besten Karten, gefolgt von Kaiserslautern. Die U15 reiste am Sonntag in der Regionalliga Süd nach Sandhausen und unterlag erstaunlicherweise mit 0:3. Trotzdem rangiert die Mannschaft weiterhin hinter Hoffenheim, dem VfB Stuttgart und Eintracht Frankfurt an Position 4.

… verliehen

Weder Romuald Lacazette (1860 München) noch Julian von Haacke (SV Meppen) kamen am vergangenen Wochenende in der 3. Liga zum Zug. Von Haacke setzt ein Bänderriss länger außer Gefecht als zunächst angenommen, während Lacazette seit geraumer Zeit keine Rolle mehr im Kader der Löwen spielt. Orrin McKinze Gaines II durfte zuletzt im Halbfinale des Sachsenpokals gegen Budissa Bautzen (2:0) in den Schlussminuten mitwirken. In der Drittligapartie gegen Unterhaching blieb ihm eine Einwechslung verwehrt.

In der Regionalliga Bayern blieb Silas Zehnder (Viktoria Aschaffenburg) in der englischen Woche zunächst gegen Bayern II ohne Kadernominierung. Beim eminent wichtigen 3:2-Erfolg in Illertissen half er dann allerdings nach seiner Hereinnahme zur Pause mit, das Spiel zu drehen. In Zypern setzt sich derweil Patrick Banggaard (AE Pafos) mit seinem Klub immer weiter von der Abstiegszone ab. Der Last-Minute-Sieg bei Alki Oroklinis war in dieser Hinsicht Gold wert. Der Däne verteidigte dabei wie gewohnt über die volle Spielzeit.