Strich drunter: Die Lilien-Saison 2018/19

Bevor die Lilien in der kommenden Woche wieder ihren Trainingsbetrieb aufnehmen, gilt es noch den überfälligen Blick zurück auf die vergangene Saison 2018/19 zu werfen. Was war das wieder für ein Ritt für den SVD? Immerhin keiner auf der Rasierklinge wie noch vor einem Jahr. Aber so richtig entspannt verlief die Spielzeit erst gegen Ende. Zuvor war der SVD der Abstiegszone verdächtig nahegekommen. Aber dann setzte die Erkenntnis ein, dass neue Besen tatsächlich gut kehren können. Daneben hieß es Abschied nehmen von einigen Fixpunkten beim SVD. Vorhang auf für einen kurzen Rundumschlag mit allerlei Saisonstatistiken am Ende des Beitrags.

Wie schon in der Vorsaison kamen die Lilien gut aus den Startlöchern. Nach fünf Saisonspielen (inkl. Pokalsieg in Magdeburg) standen vier Siege, allesamt ohne Gegentor. Der Unbeaten Run der vorangegangenen Rückrunde, er schien sich nahtlos fortzusetzen! Doch beim 1:1 gegen Sandhausen (Merke: Wenn nichts geht, geht immer noch ein Kempe-Standard!) schwante einem schon, dass die Saison kein Selbstläufer werden würde. Zumindest nicht für diese Lilientruppe. Dem 1:4 in Dresden folgten drei weitere Niederlagen und wäre es im Frühherbst zu keinem „Sieben Punkte“-Zwischenspurt gekommen, die 98er hätten sich unterm Weihnachtsbaum die rote Laterne mit großer Wahrscheinlichkeit aus der Nähe ansehen dürfen. Außer zwei späten Remis gegen Ingolstadt und Aue kam ab Mitte November nichts Zählbares mehr bei rum. Und die deftige Packung (2:6) in Ostwestfalen, verabschiedete die Liliengemeinde sorgenvoll in die Winterpause.

Ei, ei, ei: Aytac ist weg
Als wir Fans beim Heimspiel gegen Ingolstadt Abschied von unserer geliebten Gegengerade nahmen, da war uns gar nicht klar, dass wir gleich auch Aytac Sulu ein „Mach’s gut“ hätten zurufen können. Der Leader nahm Anfang Januar kurz vor dem Trainingslager völlig überraschend seinen Hut: Raus ganz ohne den verdienten Applaus! Sein Ziel lautete Samsunspor. 3. türkische Liga! Klare Maßgabe: Wiederaufstieg. Ein Ziel, das letztlich nicht aufging. So blieb als letztes Spiel des Langzeitkapitäns die Klatsche in Paderborn, bei der nicht nur er sich indisponiert präsentierte. Die Hoffnung bleibt, dass ihm im Sommer die Gelegenheit gegeben wird, sich von seinen Fans und seinem Stadion gebührend zu verabschieden.

Schuster geht, Wehlmann übernimmt, Grammozis kommt
Keine zwei Monate nach Sulus Abgang folgte der dritte große Abschied der Saison: Dirk Schusters Zeit war abgelaufen. Als der SVD nach reichlich zähen Spielen nur noch vier Punkte über der Abstiegszone rangierte, zog der Verein die von vielen Fans herbeigesehnte Reißleine. Carsten Wehlmann übernahm die Sportliche Leitung, lotste Nachwuchscoach Dimitrios Grammozis vom VfL Bochum ans Bölle und ein Teil der SVD-Fans ging in den sozialen Medien steil. Tenor: Der Klub habe doch nicht alle Tassen im Schrank! Nun, „Trainerexperiment“ Grammozis lieferte und er benötigte dabei nur einen Bruchteil des Spielglücks, das Dirk Schuster in der Vorsaison im Schlussspurt hold war.


In unserem Hoch & Weit-Podcast sprachen wir mit allerhand Gästen (FuFa, Block 1898, Gegengerade 1898, Team Stadionführung, Fanradio, Am Ende steht immer die Null) über die zurückliegende Saison und erreichten dabei Rasenfunk-Dimensionen: KLICK


Ein anderes Team: Schuster vs. Grammozis
Herrschte im Sommer 2018 hauptsächlich Erleichterung, so hat man im Sommer 2019 ein besseres Gefühl rund um den Klub. Das Team spielte unter ihrem neuen Chefcoach ansehnlicheren Fußball, verbesserte sich defensiv und lief deutlich seltener einem Rückstand hinterher. Unter Grammozis halbierte sich die Anzahl der Gegentreffer, während sich die Punktzahl verdoppelte. Gegen Spitzenteams setzte es reihenweise Siege (zwölf Punkte gegen Kiel, den HSV, Köln und Union), auch auswärts. Weitere meßbare Auffälligkeiten im Vergleich zu den Partien unter Schuster: Die Blau-Weißen spielten unter Grammozis im Schnitt 19 Pässe mehr pro Spiel (394 zu 413), die Passquote verbesserte sich von 71,7 Prozent auf 75,6 Prozent, die Zweikampfquote von 49,5 auf 51,7 Prozent. Dafür nahm der Ballbesitz ab (51,5 Prozent zu 48,4 Prozent), was darauf zurückzuführen ist, dass die Lilien unter Schuster in Rückstand liegend aktiver agieren mussten. Man darf jedenfalls gespannt sein, wie Grammozis das Team weiterentwickeln wird … und ob er weiterhin so fleißig Punkte sammelt.

Neue Transferpolitik
Mit Marcel Franke und allen voran Daniel Heuer Fernandes stehen zwei Leistungsträger nicht mehr zur Verfügung. Mit Sandro Sirigu hat ein ewiger Aufstiegsheld das Bölle verlassen. Marvin Mehlem und Serdar Dursun werden mit anderen Klubs in Verbindung gebracht. Die bislang feststehenden Neuzugänge lassen erkennen, dass die Lilien in der Personalpolitik eine andere Linie einschlagen. Weg von Leihen oder Verpflichtungen erfahrener Spieler hin zu jüngeren Kickern. Nicht von ungefähr verweist der SVD in seinen Statements regelmäßig darauf, dass es sich bei den Neuen um noch entwicklungsfähige Spieler handele. Lag das Durchschnittalter der sieben Neuverplichtungen im letzten Sommer bei über 26 Jahren, so liegt es bei den sechs bislang bekanntgegebenen bei unter 24 Jahren.


Zu den Insider-Interviews mit Journalisten und Bloggern über alle bislang feststehenden Neuzugänge geht es hier. Die Reihe wird beständig aktuell gehalten. Zu Fabian Schnellhardt hole ich am Wochenende beim #tkschland in Bremen Informationen ein 🙂 : KLICK


Statistiken, Statistiken, Statistiken

Lieblings- vs. Angstgegner (zum Vergrößern die Schaubilder anklicken)

 

 

Tabellenentwicklung

 

 

Punktausbeute

 

 

Tore vs. Gegentore

 

 

Abstand auf Aufstiegs- und Abstiegszone

 

 

Einsatzzeiten und Plus-Minus-Bilanz der Spieler

Anmerkungen: Dursun stand bei sämtlichen Toren auf dem Feld. Heller bei allen Gegentoren. Marvin Mehlem und Immanuel Höhn haben für ihre relativ hohen Einsatzzeiten eine sehr gute Plus-Minus-Bilanz. Umso mehr, als sie beide bei den hohen Niederlagen gegen Paderborn (2:6) und Ingolstadt (0:3) über die volle Spielzeit auf dem Platz standen und somit alleine in diesen Partien jeweils -7 Punkte (= Tordifferenz) anhäuften. Auch Felix Platte hat bei lediglich 146 Einsatzminuten eine starke Bilanz. Mit ihm schoss der SVD im Schnitt alle 21 Minuten ein Tor.

 

Erfolgreichste Torkooperationen

 

Anteil einzelner Spieler an Punktgewinnen

Anmerkungen: Die zwölf Tore, die bei Niederlagen erzielt wurden und das Eigentor von Magdeburg beim 3:1-Erfolg flossen nicht in die Tabelle ein.